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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 27.10.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-10-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-189210275
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-18921027
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-18921027
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1892
- Monat1892-10
- Tag1892-10-27
- Monat1892-10
- Jahr1892
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 27.10.1892
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MckiMnbmMM Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich GtMts-AnMtt für Hshiidsrf, Rödlih, Ktrnsdsrs, Wims, 5 t. Ezidien, Krinrichsirt, MacitMii u. Mülsen. Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. — ——- 42. Jahrgang. — — . Nr. 25 j. Donnerstag, den 27. Oktober 1892. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags» abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 28 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Nächsten sollen AttktLv U Freitag, den 28. dss. Mts vormittags tt Uhr 3 steinerne Wassertröge, 1 hölzerner Wasserhaltig und 1 Pumpe mit Kupferveuti! an Oct und Stelle meistbietend gegen sofortige Barzahlung versteigert werden. Kaufliebhaber wollen sich hierzu am Bürgermeisterteich einfinden. Lichtenstein, am 24. Oktober 1892. Der Rat zu Lichtenstein. Abteilung für Wassersachen. Götze, Stadtrat. Die Arbeit als die beste Freundin der Menschen Unsre Zeit ist in hervorragender Weise die Epoche der weltbewegenden Erfindungen und großen Entdeckungen. Die kommenden Geschlechter werden mit Bewunderung und Dankbarkeit auf das neun zehnte Jahrhundert zurückblicken, in welchem auf dem Gebiete der Naturwissenschaft, Astronomie, wie Me chanik, Landwirtschaft rc. herrliche Keime gesäet wor den sind, deren Früchte die Nachwelt ernten wird, indem sie durch tiefere Kenntnis der Naturkräfte und besseres Ausnützen derselben sich ein behaglicheres Da sein schafft. Es ist nicht zu leugnen, daß dieses Fortschreiten in materieller Richtung einen Stillstand in der ethischen Entwickelung der Menschheit zur Folge ge habt hat. Unsre Zeit ist unter der Hochflut der ma teriellen Errungenschaften an Idealen arm geworden; sie wurden, wie der Dichter singt, „durch Maß und Gewicht und den Klang des Geldes verdrängt". Unter den brutalen Kräften, welche heute die Kulturvölker beherrschen, ist keine mächtiger und keine internationaler als der Reichtum. Eine Welt von Menschen verehrt in ihm eine Macht, die sie über Millionen von Erdbewohnern erhebt und ihnen im sozialen Leben einen herrschenden Einfluß erobert. Der Reichtum und sein wie ein Schatten unzer trennbarer Gefährte, der Luxus, sind sogar ein er gänzender Teil der Zivilisation; denn an dem Tage, wo der Mensch seinen nackten Leib mit Stoffen be kleidete, fing er auch an, diese Stoffe zu verschönern. Begabt mit dem Talente des Schaffens und beseelt vom Drange des Fortschrittes suchte er von Jahr hundert zu Jahrhundert seine Kleider, Hausgeräte, Waffen rc. schöner zu gestalten. Diese Fähigkeit, das Werk seiner Hände zu veredeln, ist der Markstein, welcher den Menschen von der Tierwelt scheidet. Sie schuf den Luxus. Wollte man ihn verbannen, so würde man der Menschheit die Leidenschaft für das Schöne entreißen. Reichtum und Luxus haben im Leben der Menschen ein wohlverbrieftes Bürgerrecht. Sie dürfen aber nie und nimmer auf den Altar er hoben, zum Zweck des Daseins gewählt werden. Der Mensch muß Hoffnungen und Interessen haben, die über diese materielle Welt hinausreichen. Die Aufgabe seines Daseins ist: „Aus dem Rohen der Natur sich zum Sittlichen zu entwickeln". Die zweite brutale Kraft, welche unsre gar so materiell gewordene Zeit wie in einem dämonischen Bann gefangen hält, ist die „geistige Niedertracht". Sie charakterisiert sich als die Sklaverei der öffent lichen Meinung, unter deren Joch selbst erleuchtete Männer sich beugen und der sie, aus Scheu vor der Ungunst ihrer Mitwelt, die besseren Ueberzeugungen opfern. Daraus entstehen die Lüge und Phrase, welche heute wie zwei totbringende Sphinxe vor den Pforten unseres sozialen und politischen Lebens liegen. Dieser materiell gesinnten und materiell gewor denen Welt, deren Angelpunkte das Genußleben und die „geistige Niedertracht" sind, liegt die ethische Welt, das wahre Kulturleben, gegenüber. Sie hat, wie die Welt, auf der wir wohnen, zwei Pole; den einen kennzeichnet Humboldt mit den Worten: der Wert aber des Kulturmenschen liegt in der Veredelung seines Charakters. Der zweite Pol ist die Pflicht erfüllung. Der Charakter, der vollkommen durchgebildete Wille, der alle seine Gedanken, Entschließungen, Wünsche, den ganzen Menschen unter den Einfluß des sittlich Wahren und Guten stellt und durch kein äu ßeres Element, nicht durch Menschenfurcht, Liebe oder materiellen Schaden sich bewegen läßt, der Ueber- zsugung umreu zu werden, dieser Charakter wird in unsrer Zeit leider seltener. Wer die Geschichte der Menschheit durchforscht, wird entdecken, daß immer in den Epochen, wo der Materialismus herrschte und durch ihn ein Stillstand in der Kulturentwickelung eintrat, sich in moralischer Beziehung ein Rückschlag geoffenbart hat. In dem Zeitalter dagegen, wo die Völker dem Kultus des Schönen und Guten lebten, entstanden in ethischer Beziehung Charaktere. A M Das offene Bekenntnis der Wahrheit, das Ein stehen für bas Recht erfordert sittlichen Mut, erfor dert Charakter, den nur der ethisch gebildete Mensch besitzt. „Mit dem Strome schwimmt auch der tote Fisch." Alle Männer, die seit Jahrtausenden unter der Menschheit Ideen der Wahrheit und weltbe glückende Gedanken verbreiteten, haben ihr — Gol gatha gefunden. Sokrates mußte wegen seiner Lehre von der „Unsterblichkeit der Seele" den Giftbecher leeren; Christus starb für das erhabenste Gebot der Bruderliebe am Kreuz! Die Menschheit hat, seitdem sie die Erde bevölkert, nur den Wunsch und ein Ver langen, dem ihre Gedanken unablässig zugewandt sind, für das sie Opfer bringt und selbst Verbrechen ver übt, es heißt das — Glück. „Wo ist das Glück?" war der Schrei des ersten Menschen, der diese Welt beschritt, und: „Wo finde ich das Glück?" wird chie letzte Frage des letzten Menschen sein, der die Erde bewohnt. Jeder ersehnt das Glück und keiner hat cs noch genossen, wie er es geträumt. Das Altertum, das die Arbeit für eine Schande hielt, sucht das Glück im Freisein von jeder Mühe und Arbeit, und die spätere Zeit, wie auch Millionen Menschen, die heute leben, glauben, der Besitz von Reichtum, durch den jeder Wunsch der Sinne erfüllt werden kann, sei der Inbegriff des Glückes. Beide Ansichten sind Täusch ungen, denn der Müßiggang sowohl als auch der Genuß erzeugen die Qual der Langeweile und des Ueberdrusses. Das einzig dauernde Glück, was uns während unsres Daseins beschieden wird, liegt in de: Arbeit und im Bewußtsein, sie gut vollbracht zu haben. Die Arbeit ist die beste Freundin des Menschen. Sie tröstet ihn und erhebt ihn über alle Plagen des Le bens; sie befreit ihn von Versuchungen und hilft ihm die Schmerzen tragen; sie bereitet uns ein vollkom menes Genügen, und in der Zufriedenheit mit uns, daß wir unsere Pflicht erfüllt haben, liegt das — Glück; denn die Arbeit ist doch unsere erste Pflicht, wie auch der Müßiggang der größte Fluch des Da seins ist.s Charakter und Pflichterfüllung sind kein Talent, keine Gaben der Vorsehung, sie müssen durch einen langen Kampf gegen die Triebe und Leidenschaften in uns errungen werden. Sie sind die Frucht der Selbstbeherrschung und diese nur die Frucht der ernsten Arbeit. (Wieks Gew.-Ztg.) Tagesgeschichte. * — Lichtenstein, 26. Okt. Am Montag abend fuhren auf der Waldenburgerstraße in der Nähe der Schiefermühle zwei Fuhrwerke gegen einander. Durch den Anprall kam das Pferd des einen Wagens zum Fall und auch der Wagen kippte um. Außer dem Pferd, welches erhebliche Verletzungen davon trug, hatte auch ein Insasse mehrfachen Schaden erlitten. Der Führer war unverletzt. Ein Laternen pfahl wurde durch diesen Unfall mit umgefahren. * — Die diesjährigen Herbst-Kontrol- versamm langen des Beurlaubtenstandes finden im Landwehr-Bezirk Glauchau in nachstehender Weise statt und haben hierzu die Mannschaften der Reserve, sowie die zur Disposition ihres Truppenteils und die zur Disposition der Ersatz-Behörden Entlassenen in den unten bezeichneten Orten zu den festgesetzten Zeiten pünktlich zu erscheinen. I. Kontrolbezirk (Lichtenstein) auf dem neuen Schießanger zu Lichtenstein: am 12. Nov. vorm. 9 Uhr die Beur laubten der Reserve, und die zur Disposition Ent lassenen aus den Ortschaften des Amtsgerichtsbezirks Lichtenstein; am 12. Nov. nachmittags fls2 Uhr die Beurlaubten der Reserve und die zur Disposition Entlassenen der Städte Lichtenstein und Callnberg. III. Kontrolbezirk (Glauchau). Im Theaterlokal zu Glauchau: am 8. Nov. vorm. 9 Uhr die Beurlaubten der Reserve und die zur Disposition Entlassenen der Stadt Glauchau; am 8. Nov. nachm. 2 Uhr die Beurlaubten der Reserve und die zur Disposition Entlassenen ans den Ortschaften des Amtsgerichts bezirks Glauchau. Eine persönliche Beorderung zu den Kontrol-Versammlungen findet nicht statt und haben alle diejenigen Mannschaften, welche ohne ge- nügends, Entschuldigung fehlen, der für dieses Ver gehen ausgeworfenen Strafe gewärtig zu sein. Wer nach dem Verlesen eintrifft, verfällt der Bestrafung, als ob er bei der Kontrolversammlung gefehlt hätte. Etwaige Befreiungs-Gesuche, welche bis spätestens 5 Tage vor der Kontrolversammlung bei dem Haupt- Meldeamt des Königlichen Bezirkskommandos anzu bringen sind, finden nur auf Grund einer beigefügten behördlichen Bescheinigung Berücksichtigung. Die Mannschaften haben unter Anlegung der Ehrenzeichen in geeigneter Kleidung zu erscheinen und die Militär papiere mitzubringen. * — Mülsen St. Niclas, 25. Oktober. Heute wurde die am Sonnabend im 91. Lebensjahre verstorbene Witwe Lahr, die älteste Person unseres Ortes, zur Ruhe bestattet. * — InOelsnitz i. Erzgebirge wurde der 70 Jahre alte fürstliche Waldwärter Friedrich Härtel beim Fällen der Bäume von einem Baum getroffen und so schwer verletzt, daß er nach einigen Tagen in seiner Wohnung den Verletzungen erlag. — Vom evangelischen Bunde. Am 31. Oktober soll die Einweihung der erneuerten Wittenberger Schloßkirche stattfinden. Das ist be kanntlich die Kirche, an deren Thür Dr. Martin Luther die berühmten 95 Streitsätze gegen den Ablaß schlug. Der Feier wird der Kaiser mit den von ihm geladenen evangelischen Fürsten beiwohnen, eine offi zielle Einladung hat aber auch Konsistorialrat Dr. Leuschner als Vertreter des „Evangelischen Bundes zur Wahrung der deutsch-protestantischen Interessen" erhalten. Dieses Ereignis, denn als solches wird die Einladung aufgefaßt werden dürfen, scheint nicht be deutungslos zu sein. Dem evangelischen Bunde schenkt die ultramontane Centrumspartei eine nicht gerade liebevolle Teilnahme, denn seine Bestrebungen laufen den Zielen der Politiker schnurstracks zuwider, denen die Festigkeit des neuen deutschen Reichs bis jetzt noch nichts zu verdanken hat und nie etwas zu danken haben wird.
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