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Der sächsische Erzähler : 20.03.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-03-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-192103208
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19210320
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19210320
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer sächsische Erzähler
- Jahr1921
- Monat1921-03
- Tag1921-03-20
- Monat1921-03
- Jahr1921
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 20.03.1921
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Durchlaucht, ein solcher Versuch brächte un» möglicherweise noch um die doch schon erteilte Erlaub- «l». uns de» Zimmer» bedienen zu dürfen," warnte er. -Außerdem," fuhr er fort, .waren Ture Durchlaucht vor acht Jahren noch «in Nein« Mädchen, und die Szenerie dürfte dadurch nicht gerade an Natürlichkeit gewinnen, daß da an der Stelle, die damals die Gestalt enes Nädelchens eingenommen, «in« junge schlanke Dame steht." wärme über der Landschaft und von der Dorfttrche drei matte Nackenschläge. PrimefsiN Fettfinande verließ ihr Zimmer und huschte um die Ecke in einen schmalen langen Gang hinein, eine kleine Treppe hinauf, um dann mit Hilfe eines Schlüssel» eine Tür zu öffnen, durch die schon seit Jahren niemand mehr gegangen als der Vater und sie. Nm» stand die Prinzessin in dem hohen, nicht allzu gro- >re Mutter immer am meisten -entür vom schmalen Gang aus st oder die Fürstin selbst. Der vom großen Treppenhausflur Diese» Zimmer war von dem sich nebenan befindenden Schlafzimmer nur durch einen allerdings sehr dichten grauen Smntvorhang geschieden, und dahinter versteckt, wollte die Prinzessin lauschen. So war sie Zeugin des Vorgangs — den der Detektiv für wichtig hielt — ohne daß sie dem väter lichen Willen entgegenhandelte. Flüchtig schaute sich Ferdinande in dem Gemach um und mit leichter Rührung streiften ihre Lugen die weichen grau- samtnen Sessel und de Bilder in breitem Silberrahmen. Alle» war in Grau und Silber gehalten, es wirkte eigen und geschmackvoll zusammen. Den Schlüssel zur Rebentür hatte der Fürst eines Ta ge» seiner Tochter mit den »orten gegeben: »Wen« du dich schnst, das Bild deiner Mutter Herdeizu locken, dann begib dich in ihr kleines Tuskulum, in dem sie sich stet» so wohl fühlte. Dort lebt und webt noch der Geist von chrem Geist, und wenn ich zu dem großen Bilde über dem «fachen, da» sie so frisch und lebenswahr zeigt, empor schaue, meine ick, sie weile wieder auf Erden und ich säße bei ihr wie einst und wir plauderten über huickert wichtige und Dinge." L* >5,-er brockte die junge Prinzessin zuweilen ein Stünd chen in diesem Zimmer »r. — Nun muffen sie bau» kommen! dachte Ferdinand« und mochte sich an dun Vorhang zu schaffen. Am wenigsten fiel es auf, wenn sie den Samt seMich um eine Spalte breit lüf tet«. So vermochte ihr Mick beinah« da» ganze Nebenzim mer »l üde rsjchen. Da drüben, etwa» von der Wand ab, die ein breiter Go belin bedeckte, stand das Mahagonibett, das in Gestalt einer großen Muschel mit allerlei phantastischem Schnitzwerk ge ziert war. Daneben da» Marmortischchen und in der einen Ecke da» hohe. Betputt von einem klarschönen marmornen Aeeuz überragt. — Auf dem Sange wurden Schritte kaut und die Prinzes sin erscknak, denn sie dachte erst jetzt daran, es könne vielleicht Frau von Buxhausen einfallen, den Samtvorhang ausein- anderzuschieben und hier herein zu schauen. Aber Frau 0. Buxhausen dachte nicht daran. Sie trat nebenan ein und zwar trug sie ein bläuliches Kleid, da» einer alten Mode angehörte. Ferdinande konnte «ine» raschen Lächelns ncht erwehren. Ihr dämmerte, Frau von Buxhausen diese» Kleid wohl damals vor acht «en getragen haben mochte. Wahrscheinlich hatte sie e» W «em Kleiderfchrank gestochen und e» angezogen, um dadurch noch möglichst viel von der Stimmung jenes Tage? heraufzubeschwören, an dem dir Dos« und bk zwei Sk^nuckstücke verschwanden. Hinter ihr kam der breitschulterige Werner und leicht gebeugt erschien neben ihm die Witwe Weigert. Geräuschlos drückte die zarte Altdamenhand Frau von Bürhausens die Tür nach dem Flur zu, und ohne eine Dilbr M sprechen, nahm sie neben dem Betpult Aufitellung. Ahr Gesicht war dem Bett zugewandt. »Wissen Sie noch, wo Sie gestanden haben, ehe Tie die Dos« nahmen, Frau Weigert?" fragte Werner halblaut. Die Prinzessin vernahm jede Silbe. »Freilich! Die alte Frau begab sich auf den Zehen spitzen an da» Fußend« des Lagers. »Hier stand ich." Sie sprach in hartem Flüsterton. »Frau v. Buxhausen steht auch an dem Platze wie damals." Sie fuhr sich über die Stirn. »Dasselbe Kleid hat sie so gar an wie damals, — aber ihr Haar ist inzwischen weih geworden, damals war es fast noch ganz braun." Der knochige Arm streckte sich in der Richtung nach dem Marmortische aus. »Dort stand das durchlauchtigste Prinzeßchen mit der Dose, besah das Bild darauf und so ein Sonneftstreifchen rpie jetzt lag auch damals quer durch das Zimmer, lag über den, Tischchen urck — Und —" Wie ein plötzliche» Erinnern lief es über das grob knochige Gesicht. Die Stimme brach ab. — Wer weder der Detektiv noch Frau v. Buxhausen wag ten einen Laut. Mit angehaltenem Atem verharrte Ferdinande. Ihr selbst war ja mit einem Male zumute, als sei di« Weltenuhr jählings um acht Jahre, zurückgestelü und als durchlebe sie noch einmal jene Stunde, deren schwere, tief- traurige Bedeutung ihr Kinderköpfchen damals noch nicht so recht zu fassen vermocht hatte. Ein leises Erbeben ging über Ferdinande hin. Ihr war es, als sei ihr eben noch einmal die Mutter gestorben und als sei sie so jung und Nein wie damals, wo ihre Hände spielerisch die Dose hielten. Es war auch so eigen, wie Frau v. Buxhausen so ver steinert in dem altmodischen Kleide stand. Dazu kam das flüsternde Sprechen der alten Weigert und nun dieses wie erstarrte Schweigen. Ferdinande ward so in die Augenblickestimmung hinein- geriffen, daß sie sich selbst ganz deutlich mit der kleinen Dos« in den Händen zu sehen glaubte. Sie neigte sich noch ein wenig vor und vergaß fast vor Spannung die Vorsicht, denn die Alt« sprach weiter: »Und wie die Sonn« so über das Tischchen zitterte, leuch tete es wundervoll auf. Rot, grün, blau und dunkelgew. In cülen Regenbogenfarben leuchtete es auf. Das waren dir Brillanten um den grünen Stein des kleinen Ringes. Und daneben schimmerte es dunkelgrau, über das es sickern hin glitt. Das war der Perlenstern." Sie sprach rascher und gedrängter: »Die durchlauchtigste Prinzessin drehte die Dose lang sam hin und her und dann ging di« Sonne unter, nichts glitzerte mehr, nichts leuchtete mehr und — und —" Wieder brach die Alle ab. Die Prinzessin stand schweratmend. Herrgott, wie deut lich sie mit einem Male alles wieder zu erblicken vermeinte! Das Glitzern der kleinen Brillanten um den Smaragdstein des Ringes, das matte, tränenmatte Glänzen des grauen Perlensterns. Sie fühlte förmlich die Dose zwischen den Fingern und dann — ja dann — Himmel, wie machtvoll sich die Erinnerung heraus- drämtte und auf sie zusrüvmte. Acht Jahre lang war ihr nicht eingefallen, was ihr nun jählings bei dem anschaulichen Sprechen der alten Frau ein fiel und überwältigend lebendig wach. Ohne noch W wissen, was sie tat, riß sie den Vorhang zurück, daß er mit dumpfem Faltenschlagen beiseite flog und mit raschem Schritt trat sie bis zu den, Tisch vor. Sie bemerkt« nicht die erstaunten Augenpaare, die sich aus sie richteten, sie blieb wie eine sich unter fremdem Willen Bewegende vor dem Tischchen stchen, und wußte auch nichts davon, Laß Joses Werner den beiden Frauen em Schwetge- pichen machte- nahm sie sich heimlich vor, der Szene dqnnoch beizuwohnen. Heimlich, vom Nebenzimmer, vom einstigen Wohnge- moch ihrer Mutter aus. Dort vermutete sie niemand. Und die grausamtnen Borhänge schloffen so dicht und Prinzessin Ferdinande war sehr begierig, ob der Detek tiv mit seinem «ersuch einen kleinen Erfolg erzielen würde. " mburg. -Somme r- der Dorfttrche drei
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