79 er nach dem Abitur auf eine Bildungsmüll-Deponie zurückblicken muß. Die Anforderun gen an den künftigen Gymnasiallehrer in fachlicher wie menschlicher Hinsicht sind sehr hoch. Ihnen werden nicht alle bisherigen Lehrer gewachsen sein. VI. Bei einem relativ hohen Prozentsatz der Kruzianer entwickelt sich im Verlauf der Chor zeit ein starkes musikalisch-künstlerisches Interesse, das oft zur entsprechenden Berufsent scheidung führt. Zeigt sich die Kreuzschule auf diese und andere Interessenlagen ihrer Schüler reaktionsfähig, antwortet sie mit einem individuelle Begabungen fördernden Lehr- angebot, dann kann die z. T. als hemmend empfundene Doppelbelastung durch Chor und Schule produktiv gemacht werden. Der neue Kreuzkantor sollte durch kluge Konzert planung die Überstrapazierung der Kruzianer, wie sie die vergangenen Jahre geprägt hat, unter allen Umständen vermeiden. VII. Die Bezeichnung »Leiter des Dresdner Kreuzchors« und das Amt des »Direktors für den Dresdner Kreuzchor« sind durch die SED geschaffen worden im Zuge der Zerstörung bis heriger Chorstrukturen. Sie haben keine Berechtigung mehr. Pädagogisch offene und menschlich integere Erzieher, die zur Chorarbeit selbst eine enge Beziehung haben, bilden die Grundvoraussetzung für ein neues Alumnatsleben. Ein in Zukunft zu gründender »Förderverein für den Kreuzchor« sollte diesen ideell und materiell nach Kräften unterstüt zen, was Anliegen vieler ehemaliger Kruzianer ist. Die sachlich zusammengehörenden Archivalien von Kreuzchor, Kreuzschule und Kreuzkirche müssen fachkundig geordnet und zugänglich gemacht werden. VIII. Entsprechend der II. These sollte der Kreuzchor in Zukunft vor allem Chorliteratur pfle gen, die seinem Knabenchorcharakter entspricht. Der Reichtum dieser Musik vom Mittel alter bis in die Moderne der Gegenwart sollte in viel höherem Maße als bisher genutzt werden. (Das leidige Notenproblem in der DDR ist entfallen!) Renaissance, Schütz, Bach und die Musik des 20. Jahrhunderts sollte in Anknüpfung an die Arbeit Rudolf Mauers bergers wieder dominieren, mittelalterliche Musik angemessen berücksichtigt und nur wirklich geeignete Chormusik des 19. Jahrhunderts gesungen werden. Hier hat Martin Flämig die Relationen zugunsten einer Knabenchor-unspezifischen Oratorienpflege ver schoben. IX. Die Größe des Chors ist zum Problem geworden. Aus der sehr kleinen Schulkantorei ent wickelte sich seit Beginn des 19. Jahrhunderts der größere Knabenchor parallel zur gleich zeitigen Chorbewegung mit ihren gemischten Chören und Männerchören. Bis zum zwei ten Weltkrieg bestand der Kreuzchor aus 66 Kruzianern. Angesichts der immer früher