Diese Arbeitsweise, durch praktische Umsetzung von Teillösungen zur öffentli chen Willensbildung beizu tragen und die eigenen Möglichkeiten zu überprü fen, wurde vor allem von Herrn Jeschke, dem damali gen Aufbauleiter, gefördert. Mit der Gestaltung der Fas sade an der Schloßkapelle wird im Jahr 1994 erstmalig ein Bereich unterhalb des Detail Fassadengestaltung, Foto P. Gabriel . Hauptgesimses realisiert. Hier sind sämtliche Archi tekturglieder (Quader, Gesimse, Triglyphen, Konsolen) bis auf die Fenstergewände illusioni stisch in der Sgraffitotechnik darzustellen. Alle diese künstlerischen Arbeiten für die Gestal tung der Hoffassaden wurden und werden mit Spendengeldern finanziert. An den bereits ausgeführten Dekorationen und der 1: 10-Fassung für die Fassade im Bereich der Schloßkapelle wird deutlich, daß ein Verzicht auf die SgrafFiti nicht nur einfach ein Feh len der Dekoration bedeutet, sondern daß auch die Architektur der Renaissance unvollstän dig und in ihrem Gesamtbild nicht mehr nachvollziehbar sein würde. Die Fassadendekora tion des Dresdener Schlosses stellte etwas Neues dar, das in bezug auf Größe, Technik und künstlerische Gesamtgestaltung nördlich der Alpen offenbar keine Vorbilder hatte und zu dem auch später kaum Ebenbürtiges hinzukam. So wird der Wunsch verständlich, die Re konstruktion der Fassadengestaltung trotz mancher Vorbehalte in einem begrenzten Bereich, dem Großen Schloßhof, in Angriff zu nehmen. Ein wesentliches Problem liegt in dem in seiner Gesamtheit nicht mehr rekonstruierbare iko- nographische Programm. Bis jetzt war dies für die Arbeiten noch nicht von entscheidender Bedeutung, da die ausgefiihrten Bereiche sowie die für 1994 geplante Fassade überwiegend mit Ornamenten, Grotesken und Architekturillusionen gestaltet sind. Ausgehend von den umfangreichen kunstwissenschaftlichen Untersuchungen und den dadurch bekannten Inhal ten einiger Bildfelder müssen weitere Versuche Möglichkeiten zur glaubhaften Darstellung von Bildthemen im Interesse der Gesamtgestaltung aufzeigen. Die Form ist nur die halbe Wahrheit, aber sie ist die halbe. Insofern schafft der ständige praktische, d. h. vor allem zeichnerische Umgang mit dem vergleichbaren Formenschatz auch Grundlagen für kunsthistorische Betrachtungen. Dieser Weg einer anschaulichen Form des Denkens wird weitergeführt werden müssen, da neue Erkenntnisse durch neue Quellen kaum zu erwarten sind. Ikonographie und künstlerische Gestaltung können bei der Rekonstruktion trotz größter Mühe nur hypothetisch bleiben. Es kann aber gelingen, bei überzeugender Qualität - und