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Dresdner Journal : 22.05.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-05-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186105222
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18610522
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610522
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-05
- Tag1861-05-22
- Monat1861-05
- Jahr1861
- Titel
- Dresdner Journal : 22.05.1861
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Mittwoch, de» 22 Mai. .P11«. 1861. Aboanrmeutspreistr 51ttirl!cb: b Idlr. IS «xr. lo Iw S«»l»nS» »LMrl.-l ,. 10 „ „ „ ttritt?°.t- °°ck Xlon»tliek in vr»»S«: IS Xxr. I 8c«mp«l»n- Lim«I», H»wm«ro: 1 kixr. - »cbl»x bivin. »nseraienpretse: ^ür ä«o R»ow «i»«r U«»p»lt*o«u 2«il«: 1 Vvt«r „Llug«»»llat" «ti« 2«U«: 2 «rschtiun: ILxlleb, mit 6«r Sonn- 106 keichrtAU«, Ilbeoü» für ä«n Ivl^«oü«u 1»k- Dres-nerMlrM. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. »nseratrnannahmr inmwilrt«: L»ixr1x: ?». 8»L»v«rnv«», 6ommi-,ion>r 6»» vreiäoer <1ourr>»I»; el>eoä»>eld»1: U. UV»«»»; ^ltw>»: t Vool.^»; LsrUo: O»oi>iv»'»«:Iie ltuclik., kure»«; Lr»i»«a: I'.. ; Vr»ollknrt ». H.: Unrkbirn'lliinx; Lvln: Xvoi.^ k»ri»: v. I-övrxril.« (28, ru» «le» doo» «nk»n»)z kr»^: i». L»»l.ieu » Lucdbitasluvg. Herausgeber: Köoi^I. Drpeältioii se» Vresäner ^onrn»1», Or«»a«n, -I»rl«o»tr»»»» kir. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 14. Mai. Se. König!. Majestät haben dem Pfarrer zu Burkart-Hain, Vl. Georg Adolph Zeid ler, au« Anlaß feine« fünfzigjährigen AmtSjubiläum», da» Ehrenkreuz des Verdienstorden» zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Zeitongsschau. (Presse. — Neue Preußische Zeitung. — Schlesische Zeitung.) Taaesgeschichte. Dre«den: vr. v. Ammon -f. Hohe Gäste. Berichtigung. — Triest: Dir Kaiserin ein getroffen. — Pesth: Kammerverhandlungen. Honved- general A-both freigelassen. — Raab: Der PSbelan griff auf da« Stockhaus. — Agram: Vom Landtage, s — Berlin: Landtagkangelegenhciten. Umgestaltung der Polizriverwaltung. — München: Mainzollüber- einkunft. Die Vermählung des Grafen v. Trani. Ari der Amnestiedebatte de« Abgeordnetenhauses. — Kas- srl: Der Landtag rinberufen. — Heidelberg: Vom . Handclstage. — Koburg: Die Ornithologenversamm lung verschoben. Anleihe. — Altenburg: Vermin- ' derung der Staatsschuld. — Frankfurt: BundrS- D tagSsihung. Freiherr v. Holzhausen -f. — — — , Pari«: Rundschreiben des Ministers de» Innern be züglich der Broschüren. Schatzscheinzinsen herabgesetzt. — Brüssel: Der Handelsvertrag mit Frankreich ge nehmigt. Kammrrvertagung. Landwirtschaftliche Welt ausstellung. — Turin: AuS der Deputirtenkammer. Klapka u. Koffuth. — Genua: Neue Truppen nach Unteritalien. — Neapel: Commission für geistliche Orden. Steuereintreibung. Der Oberste der ungar. Legion verhaftet. Bourbonische Kupfermünzen in Rom. Kopenhagen: Erwiderung de» Ministerpräsidenten auf eine Adresse.— Warschau: Die Reformprojeete auSgrarbeitet. Neuer GeneralkriegSgouverneur. Der Erzbischof verweigert ein Verbot der Gesänge. — New-York: Der südliche Congreß zusammengetreten. Tagesbericht. Ernennunaen und Versetzungen rc. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Löbau.) Vermischte». Telegraphische Nachrichten. Triest, Montag, 20. Mai, Mittags. Der Kai ser und die Kaiserin reisen beute Abend 10 Uhr nach Wien zurück. — Der Kaiser hat alle vom hiesigen Militärgerichte in politischen Processen Brrurtheilte begnadigt. Pari», Dienstag, 21. Mai. Der heutige „Mo niteur" sagt: Mehrere italienische Journale ent hielten einen Brief deS Kaisers an den Prinzen Murat. Obschon der Kaiser daS Schreiben seines Cousin», welche» dieser kürzlich ohne Sr. Majestät Erlaubniß veröffentlichte, mißbilligt, so habe der selbe dem Prinzen doch keinesfalls seine Freund schaft entzogen. London, Montag, 20. Mai, Vormittags. Nach hier eingetroffenen Berichten auS New-Aork vom 7. d. M. hat Präsident Lincoln die Sendung von Truppen und Waffen nach Washington gefordert. Birginien hat erklärt, daß eS jede Invasion ver hindern werde. Nordcarolina, Tennessee und Ar kansas treten gleichfalls gegen die Union feindlich auf. Wie gerüchtweise verlautet, werden die Bun- beStruppen Baltimore besetzen. St. Petersburg, Montag, 2V. Mai, Abends. Nachdem die Schifffahrt eröffnet worden, hat die Newa sich unerwartet mit starkem LadogaeiS be deckt. CS find viele Schiffe beschädigt worben und viele Getreidrharken gesunken. Der entstandene Schaden ist bedentend. Von der polnischen Grenze, Montag, 20. Mai, wird amtlich gemeldet, baß die Entwürfe zu den Reformgesrtzen für da» Königreich Polen voll endet sind. Geh Rath Platonoff und StaatSrath Karnicki sind nach St. Petersburg gereist, um den selben dir kaiserliche Sanktion zu verschaffen (vgl. unter „TageSgcschichte"). Die Truppen find theil- weise von den öffentlichen Plätzen zurückgezogen. Dresden, 21. Mai. Die Wiener Blätter greifen heftig den Deut schen Adreßantrag an. Die „Presse" sagt: „Es ist ein Protest nicht nur gegen die Februarverfassung, sondern auch gegen LaS Octobcrdiplom, und seine An nahme ohne einen Bruch mit den vor wenig Tagen erst in so feierlicher Weise vom Throne herab bekräftigten RcichSgesetzen, ja selbst ohne förmlichen Staatsstreich nicht denkbar. Wir fürchten nicht, daß im Herrenhause und im Abgeordnctenhause auch nur ein einziges Mitglied deS RcichSrathS sitzt, welche» für diese Forderungen Un garns stimmen würbe, und da wir uns eine Veränderung unsrer Verfassung nicht ohne die Zustimmung der Reichs vertretung vorstellen können und dürfen, so besteht auch wohl keine Gefahr, daß von hier die Deak'sche Adresse eine die Nation jenseits der Leitha irgendwie befriedigende Beantwortung erfahren wird. Der Sorge, die Forde rungen Ungarns als eine Gefahr bekämpfen zu müssen, sind wir daher überhoben, und den Streit darüber, baß die Zugeständnisse, welche man in Pesth verlangt, un mögliche sind, brauchen wir jetzt nicht wieder von Neuem zu beginnen, nachdem nun nach tausend gewechselten Streitschriften heute da» Deak'sche Ultimatum vorliegt, daS nicht blo» die scchSmonatliche Debatte, sondern ein fach Jahrzehende und Jahrhunderte ignorirt. Anderer seits jedoch vermögen wir die traurige Thatsache, daß Ungarn durch Annahme der Deak'schen Motion die Ver wirklichung unsrer Verfassung zwar nicht untergraben, aber doch sehr erheblich beeinträchtigen wird, mit Nichts zu beschönigen, und die betrübende Erscheinung, daß ein großer Theil deS Reich« in diesem Augenblicke, wo ein neuer, auf den Grundsätzen konstitutioneller Gleichberech tigung und Freiheit ruhender Rechttzustand inaugurirt wird, schmollend, cigenwillig sich fern hält und dem Werke die Theilnahme versagt, läßt sich nicht verhüllen, wenn gleich die politische Bedeutung in dem Maße eine ge ringere werden wird, in welchem eS der konstitutionellen Regierung gelingen wird, Kroatien, Slavonien und Sie benbürgen zur Beschickung de» ReichSrathS zu bestimmen. Allein, wie nachtheilig eS auch sein mag, daß Ungarn, auf seinem Sonderstandpunkte verharrend, die Beschickung des ReichSrathS verweigert, der Nachtheil eine« solchen passiven Widerstande» ist immer noch viel geringer, als das Unheil, daS die Realistrung der Deak'schen Politik über da« Reich heraufbeschwören würde." — Aehnlich lassen sich auch die übrigen liberalen Wiener Blätter ver nehmen. Die „Neue Preußische Zeitung" schreibt über Deak'S Adreßantrag: „ES werden, in Kürze gefaßt, fol gende Forderungen gestellt: Blose Personalunion milden erbländischen Provinzen, ein verantwortliche« Ministerium für Ungarn, vollständige Herstellung der 1848er Gesetz gebung, unbedingte Einberufung der Nebenländer zum Landtag, keine Beschickung de« Wiener ReichSrathS, Si- stirung der jetzigen Steuereintreibung, Annullirung aller Verfügungen der österreichischen Regierung seit 1848 — soll wohl heißen 1849 —, Rückberufung der Emigration — auch Kofluth'S? — und Zurückerstattung ihrer Güter — ist großenteils schon geschehen —, nochmalige Ab dankung Ferdinand'- V. und Franz Karl'S, speciell in Bezug auf die Krone Ungarns. ES ist der eingefleischte, rücksichtslose MazyariSmu», der au» dem Ganzen spricht; Deal hat Nicht- hinweggenommen und Nicht» hinzuge- geben, er hat die Forderungen bloS sormulirt, die in der Thal al» ein Ultimatum an die Regierung de« Kaiser staat« austreten und al» solche» in Pariser Blättern auch ausdrücklich bezeichnet werden. Die Form de» Aktenstück» ist bestechend, glänzend/ die Sprache und der Vortrag staatsmännisch, würdig, gemäßigt; der Inhalt maßio«, die Forderung ausschweifend. DaS Programm ist eine Kriegserklärung gegen Oesterreich. Deak'S staatsrechtliche und historische Deduktionen bieten viele Lücken und sind häufig perfid; eine Berichtigung, die nicht auf sich wird warten lassen, läßt sich natürlich nicht in wenigen Wor ten geben. Allein wenn man darauf verzichtet, Deak auf seinem eignen Boden zu bekämpfen, so lasscn sich vor der Hand seinen Argumenten folgende allgemeine Gegen gründe entgegcnstellen: 1) Die 1848er Concesstonen de- König» Ferdinand V. sind rechtSungiltiz; 2) neben den ungarischen Forderungen ist die Eristenz eines Staate» Oesterreich unmöglich; 3) die alte ungarische Constitution ist durch die Revolution der Jahre 1848 und 1849 und durch den in Debreczin gefaßten Landtagsbeschluß vom 14. April 1849, welcher die Habsburger für ewig de» Thrones verlustig erklärte, verwirkt; es stand im Belieben des siegenden Oesterreich, was cs davon aufrecht erhalten wollte, was nicht; 4) durch das Patent vom 20. Okto ber v. I. ist diese Constitution nur theilwrisc wieder her gestellt; die Ungarn konnten nicht mehr annehmen, al» ihnen geboten war. Indem sie die Zugeständnisse deS Patentes sich nutzbar machten, acccptirtcn sie zugleich des sen Bedingungen und'Beschränkungen. Sie müssen da» Patent, au» dem sie für sich Rechte ableiten, auch gegen sich gelten lassen." Die „Schlesische Zeitung" erörtert denselben Gegenstand u. A. wie folgt: „Die Grenze zwischen der Partei Teleki und dem Programm Deak'S ist sehr fühlbar vorhanden, aber in der Hauptsache wird auch da» Deak'sche Programm, wenn eS mehr als eine Rede zur Wahrung de» Standpunktes sein soll, auf dieselben praktischen Re» sultatr hinauSlaufen; eS wird zu dem aut-aul drängen, entweder die alte, ledigliche Personalunion anzuerkennen und wieder herzustellen, oder den Faden, an welchem noch Ungarn nut der übrigen Monarchie zusammenhängt, zu zerreißen. Deak versichert, daß Ungarn nach Aner kennung seine- Rechtes bereit sein werde, noch weit mehr zu thun, al« wozu e- gesetzlich verpflichtet ist, und giebt die vollkommen verständliche Andeutung, daß diese Be reitwilligkeit sich insbesondere auf die finanzielle Frage erstrecken soll. Es liegt ziemlich klar auf der Hand, daß eS sich zwischen Deak und Teleki weniger um das Princip, als um die Consequenzen gehandelt hat. Letzterer wollte genau dasselbe, aber um dann mit Ungarn seinen Weg zu gehen, während Ersterer sich mit dem Princip be gnügt und nach der Anerkennung desselben ein für die andere Hälfte deS Reiche« hilfreiches und zuvorkommen des Ungarn in Aussicht stellt. Wir glauben nicht, daß sich das kaiserliche Ministerium in der Lage befinden wird, auf dieses Programm mit dem ungarischen Landtage zu verhandeln, noch auch, daß der Kaiser nach dem in Be zug auf seine übrige Monarchie getanen Schritt eS unter nehmen kann, abermals Concesstonen an Ungarn zu machen, will er nicht DaS auf legalem Wege zu Stande bringen, waS ein großer Theil der Ungarn auch auf illegalem Wege erreichen will — dl« Abtrennung Ungarns vom Kaiserstaate. Trotzdem sind wir doch der Ansicht, daß, so schroff da» Deak'sche Programm auch erscheint, nicht alle Handhaben an demselben fehlen, um dem öster reichischen ReichSrathe als Sammelbegriff der Monarchie diesseits der Leitha eine Einwirkung auf den ungarischen Landtag möglich zu machen. Bride Thctle der Monarchie werden sich jetzt principiell entgegen treten und auf Ver einbarung hinwirken können, ohne daß die Minister oder der Kaiser in die Lage kommen, die Initiative und da mit auch die möglicher Weise verfehlten Wirkungen der Entscheidung auf sich zu nehmen. In jedem Falle hat die Deak'sche Rede die Dinge weiter gebracht, weil sie da- Verhältniß, in welchem sie sich befinden, oder in welche» sie gründlich »erfahren worden sind, klar und bi» auf den Boden durchsichtig dargestellt hat." Tagesgeschichte. Dresden, 21. Mai. Am 18. Mai früh 7 Uhr ver«' schied nach einem kurzen, schmerzvollen Krankenlager —wie bereits kurz gemeldet — der königl. Leibarzt geh. Me- dicinalrath vr. Friedrich August v. Ammon, Comthur U. Klaffe deS königl. sächsischen Verdienstorden», in noch nicht vollendetem 62. Lebensjahre. Wie der Verlust die ses Mannes in den weitesten Kreisen a!S rin b.klagenS- werther und schwer zu ersetzender empfunden wird, so wird derselbe auch ganz besonder- von der gesammten hohen königl. Familie, welcher der Verstorbene über 24 Jahre seine Dienste al» Leibarzt mit der hingebendsten Treue gewidmet hat, tief betrauert. Was er in dieser Stellung gewirkt hat, wird stets in dankbarem Herzen bewahrt werden. Dresden, 2l. Mai. Ihre kaiserl. Hoheit die Frau Prinzessin Peter von Oldenburg ist in Beglei tung Höchstihrcr Kinder, der Prinzen Alerander, Georg und Konstantin und der Prinzessinnen Katharine und Therese von Oldenburg von St. Petersburg über Berlin hier ringetroffen und im „Hotel de Gare" abgetreten. Dresden, 21. Mai. In der letzten Nummer unser» Blatte- sind in dem Referate über die Sitzung der Zwei ten Kammer vom 17. Mai (öerathung de» Antrag» auf Schaffung einer deutschen Central,zewalt) in der Rede des Herrn SlaatSministerS Freiherr» v. Beust durch ein bedauerliche- Versehen deS Metteur en page» beim Um brechen deS Satzes mehrere Abschnitte verstellt und da durch der Sinn derselben gestört worden. Wir geben deshalb in der heutigen Beilage einen nach den steno graphischen Niederschriften berichtigten Abdruck dieser Rede. Triest, 18. Mai. (W.Z.) Heute Morgen 7 Uhr fuhr Se. Maj. der Kaiser auf der Yacht „Fantasia" in Be gleitung von fünf Llohddampfern mit zahlreichen Gästen Ihrer Maj. der Kaiserin entgegen. Gegen 8 Uhr liefen die Dampfer „Victoria and Albert" und „OS- borne" im Hafen von Pirano ein. Sämmtliche Schiffe begleiteten Ihre Majestäten nach Miramar«. Morgen wird Se. Majestät die öffentlichen Anstalten Triest« be suchen. Abend- findet eine Serenade deS EchillrrvereinS in Miramare statt. Pesth, 18. Mai. (W. Bl.) Im Unterhause erör- tete heute bei der DiScujston über Deak'« Präpositionen Lo- nhay M. die Folgen de» 12jährigen System« für die Wohlfahrt der Völker, er führt eine Unzahl von Ziffern zum Beweis Dessen an, daß Ungarn verarmt sei; hätte die Regierung von 1849 an eine die Völker beruhigende Politik verfolgt, so hätten jährlich 160 Millionen für den Staatshaushalt genügt; die Erhaltung deS System erforderte ein Supcrplu« von 880 Millionen, welche un fruchtbar und gegen da» Interesse deS Lande- verwendet wurden; 1500 Millionen Schulden, Verkauf von Staat«- eigenthum in Summa 2'^ Milliarden beträgt die Zahl (?), die beweise, wie Oesterreich früher regiert wurde. Die Politik der Gewalt kann nunmehr auf Ungarn nicht angrwendet werden, dagegen sei Regelung dieser Zustände nothwendig, und da- Land wird geneigt sein, in Fragen der Zoll- und Finanzgesetzgebung sich mit dem österreichischen Reichs tag ins Einvernehmen zu setzen. (Beifall.) Szilagyi Virgil hält eine lange Rede gegen die Adresse, erhebt wegen der russischen Intervention Vorwürfe und erklärt eine Vermittelung für unmöglich. — Szilagyi'« fast zwei stündige Rebe, welche die extremsten Ansichten verficht und unter Andcrm die Behauptung aufstellt: gegen die Finanzübel Oesterreichs gebe r» kein Heil, nur die Auf lösung deS Reiche-, wurde von Zeichen der Ungeduld und Langweile begleitet. — Paul Somßich'S glänzende und wirksame Rede geht hauptsächlich vom Standpunkte der Legitimität auS; der Redner spricht energisch sein Ver« dammungSurtheil darüber au«, daß die Monarchie da» Princip der Legitimität — ihre einzige Grundlage — aufgab. Die Verhandlungen de» Landtages constatirten die Einigkeit der Nation, da» einmütbige Festhalten an den Gesetzen vom Jahre 1848, daher der Regierung nur die Wahl bleibe, sich auf den Boden der 1848er Gesetz F e uilleto n. A. Hostheater. Sonnabend den 18. Mai trat Fräulein Emmy La Grua in Mozart'» Meisterwerk „Don Juan" al» Donna Anna auf und bewährte ihre hohe Künstlerschaft al» Sängerin und Darstellerin an diesem idealen Gebilde de« Genius in der Malerei tragischer Leidenschaft. Adel der Seele, innige Empfin dung und hohe Energie de« Affekt» charakteristrten diese Partie vom ersten Auftreten an, und die Durchführung hielt in jeder Einzrlnhrit jene einheit-volle und intensive Durchgeistigung de« Ausdruck», jenen edeln musikalischen S'yl de« Vortrag« und jene Würde de» Wesen« fest, wozu nur eine seltene Meisterschaft im dramatischen Ge sänge und Spiele führen kann. Diese offenbarte Fräu lein La Grua in außerordentlicher Weise im Duett mit Octavio, in der zweiten Scene mit dem großen Recita- tiv und in der folgenden Rache-Arie, von welcher der weitere Gang der Tragödie auSgeht. Donna Anna be rührt darin die Grenzen jener verborgenen Macht, welche die Siegel de» Grabe« erbricht und die Geister selbst zur Rache aufruft, mit innerlichstem Gelübde sich selbst al» Opfer dafür einsetzend. Die Transposition dieser Arie kann man nicht verwerfen, bi» ein« wünschen-werthe Vertiefung unsrer Orchester stimmung e» wieder möglich macht, die furchtbaren Beschwörungsformeln derselben, auch im Tone wie sie geschrieben wurden, mit der er forderlichen Energie und Steigerung erklingen zu lassen. In wahrer künstlerischer Schönheit wirkte der Vortrag der Briefarie; Verklärung der Stimmung, milde Um- schleierung de» Tone- und musterhafte Beherrschung der Technik waren darin zu einer ergreifenden harmonischen Gesammtheit verschmolzen. E» tönt au» dieser Arie — ganz abgesehen vom Terte — ein höchster Ausdruck der Resignation eine» lebensmüden Opfer«, sie ist wie ein erhabene» Lebewohl an» Leben, ein Aufschwung nach oben, wo die Seele Ruhe finden wird. Welchen Genuß müßte es geben, die» Werk Mozart'- einmal mit einer ähnlich befähigten Besetzung aller Rol len zu hören. Die Bühnen der Gegenwart verzichten darauf mit einer Bescheidenheit, der man weniger gute Motive wünschte. Die in Rede stehende Aufführung der Oper war, hauptsächlich auch durch Abwesenheit einiger GesangSkräfte, weit mittelmäßiger, als gewöhnlich. Herr Pichler, der al- Don Juan gastirte, wurde durch plötzliche Heiserkeit in seiner Leistung ungemein behindert. Aber sehr gern jede Rücksicht hierauf zugegeben, so er wies doch seine Behandlung de- Gesänge- und Spieles, daß er in beider Hinsicht zu der Ausführung dieser Mo- zart'schen Schöpfung, diese« dämonischen Hero» der Sinn lichkeit, ncch durchaus keine genügende Vorbildung hat und die Auffassung dieser Partie vorläufig außer seinen Kräften liegt. In diesem Falle befand sich auch Fräu lein Bald amu», der die Donna Elvira zugetheilt war, und sie möge sich durch den Beifall de- Publicum- in ihrer eignen Ueberzrugung hierin nicht beirren lassen. Die Angewöhnung eine» unreinen und schneidenden Tone- und eine« auffälligen Mangel- in der noth- wendigsten Schattirung de- Vortrags sowie der musika lischen Phrastrung und Gliederung — auch im En semble — erfordert die fleißigsten Studien und Aus übung kleiner, leichter beherrschten Partien. Die löblichen Kiäfte und Schwächen der übrigen Mitwirkenden sind genugsam bekannt. C. Banck. — Montag, 20. Mai, bestätigte Fräul. Janau- scheck auch als „Maria Stuart" da- schon ausge sprochene Urtheil, daß sie zu den Künstlerinnen ersten Range- gehört; sowohl durch die Einfachheit und Na türlichkeit in der Verwendung ihrer Mittel, al» durch die Classicität des Ausdruck- in Sprache, Betonung u. Ge berdenspiel und in der Plastik ihrer Bewegungen. Sie erschien wahrhaft eine Königin, und der Schmerz wirkte um so ergreifender, al- sich die Wehmuth um die ge fallene Größe ihm zugesellte. Trotz einer starken Indis position der Stimme gab sich in dem Tone derselben ein so tief empfundene- Eeelenleidcn kund, daß r« mit sym pathischer Gewalt die Hörer erfaßte. Außerordentlich ge lang die Degegnung-scene mit der Elisabeth, und in dem letzten AbschicdSactuS, der so oft durch eine kränkelnde Sentimentalität verdorben wird, rührte die verhaltene Trauer durch ihre Mäßigung um so mehr. Da- Publi cum zeichnete die leider schon wieder scheidende Künstlerin durch allgemeinen, oft wiederholten und lang anhalten den Beifall au«. B. 2. Stenographie. Die in der letzten erweiter ten Sitzung de« k. stenographischen Institut» vom Vorsitzenden, geh. RegierungSrath Häpe, gegebene Uebersicht über die, die Stenographie betrcffenden Mrt- theilungcn der Provinzialpreffe gab einen recht schlagen den Beweis dafür, wie fleißig und erfolgreich namentlich die oberlausitzer Stenographenverrine durch die Lokal blätter zu Gunsten der Gabelsberger'schen Kunst auf die öffentliche Meinung einzuwirken suchen. Au» Weimar waren erfreuliche Nachrichten über den dortigen Verein eingelaufen, der über 70 ordentliche Mitglieder zählt, von welchen einige bereit- die Feuerprobe der Prari« insofern rühmlich bestanden haben, al« sie die Verhandlun gen de- thüringrr GcwerbevrreinStag» und der Generalver sammlung der HagelschädenverficherungSanstalt „Union" zur Zufriedenheit der Auftraggeber wörtlich firirten. In Zara wurden die Verhandlungen deS Landtags vom Pro- feffor Roe und Studiosu» J-maclli au« Ragusa steno graphisch ausgenommen, vr. Zeibig berichtete über die norddeutschen Blätter für Stenographie und machte dabe: das Programm der von: Centralvereine zu Oldenburg nach Bremen berufenen allgemeinen Versammlung der norddeutschen Stenographen bekannt, über die wir seiner Zeit einen kurzen Bericht zu geben nicht verfehlen wer den. Schließlich wurden, nachdem noch Herr Wagner über einige Nummern des Organs für den stenographi schen Verein für Mecklenburg refcrirt und Prof. Rätzsch einige Notizen über die Landtagsstenographen zu Inns bruck und Brünn gegeben, einige, inner« Angelegenheiten betreffende Beschlüsse gefaßt. Literatur. „Bi- zum Abgrund. Roman von Adolph Stern. Zwei Theile. Leipzig, Heinr. Hübner. 1861." — So viel unS bekannt, hat Ad. Stern, der bereit» al« epischer Dichter rühmlich bekannt ist, mit dem vorgenannten Buche zum ersten Male da- Gebiet des Roman- betreten, und die vorliegende Erzählung giebt Zeugniß, daß der strebsame Verfasser auch für diese Form poetischer Darstellung ein entschieden ausgesproche ne- Talent besitzt. Der Roman spielt in der modernen Gesellschaft und vorzugsweise in künstlerischen Kreisen. Der Held, ein junger Gelehrter namens Mar Steinau, dessen Leben sich stolz zu dem Höchsten wenden wollte, kommt beim Carrieremachen in Gefahr, seinem bessern Selbst untreu zu werden. DaS ist der Abgrund, vor welchem Steinau zurückschreckt, um schließlich auS Käm pfen und Wirren siegreich und gereift hersorzugebcn; Verlust de» Schein- führt ihn zum Gewinn de« Wirk lichen. „ES ist rin Rasen in dieser Zeit", läßt der Ver fasser seinen Helden sagen, al« derselbe in Wirklichkeit einmal an einem Abgrunde steht, „tausend edle Kräfte heben den Menschen, aber ohne Weihe und Zusammen halt. Hierhin, dorthin treibt un» da« Leben, am Ende finden wir un» Alle am Abgrunde. Wa» schelt' ich auch
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