Suche löschen...
Dresdner Journal : 26.01.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-01-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188201268
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820126
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820126
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1882
- Monat1882-01
- Tag1882-01-26
- Monat1882-01
- Jahr1882
- Titel
- Dresdner Journal : 26.01.1882
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
MSI Lkvi>u«w»»1»pr«>,r I» K« »«iek«: ^iUirUck: . . . . IS ^)ltkrlivl>: L K»rlc 00 L«. Kiurslnv Lummorn: tv?k ^u»»«rd»Id ä», ä«vt«ok«> kviok«» tritt?<xt uaä Kt»ii>i»«>I»u»ckI»8 bia»u. I»»ora<o,prel««r kür 6»v k»u>u einer ^ex^Itenen ketitieil» SO ?k. vot«r „Liu^eesoüt" 61« L«I« VÜ Lk. Lei 1'ebeIIen- u»6 iiiüvrveetr bv 1b Xukeelil»^. Lnivdel»«» > Hillel» mit XuiLLbm« äsr 8000 u»ä keiert»^« Xdvvti» kür äao kol^euäsu Donnerstag, den 26. Januar. DreMerAmunal. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. 1882. In»er»t«o»»n»tii», an-vürt»r F>. LraMkrtetter, Lowmi>„ionkr äe, Lrexiner ^ournel«; Lewdar^ Nerlte-Vteo - S»»«l ür««1,n-ri-enlrkvrt ». N: //a«ue»i»t«»» F koy/er, L«rlio-Vi«n ll»mdnr^- kr»U-l-eip^U-I>»oktllrt ». >1 -livncdea: LerUn: /»rattUenctanL/ Lremov.- /!,'ürv,1oo: F Kta«Aen'» Lurra« 7>abat/<-,' krantlur' - 7r: L' ^aeAer'eobs 1!»ci>bLncjIui^; V8r>«,: <7. ^Vi<7/<r,- Leaeorer: 6. §ebE/er, ?»r1« Lsrlm - ^rankkurr » IL- Stutts»rt^ 7-axb« F Oo , Lewdurx^ F<i. ü<ri»er. Heran^xekerr Lüvixkl. krpeäition 6e, Lre«6ner ^k»irn»I^ Lrseäso, Lvioz^rstra«« Ao. 20. Amtlicher Theil. Dresden, 17. Januar. Se. Mnigliche Majestät haben den Commerzienrath Hecker in Chemnitz zum Handelsrichter bei der Kammer für Handelssachen bei dem Landgericht zu Chemnitz auf die noch übrige Dauer des dreijährigen, vom 1. Oktober 1879 ab zu rechnenden Zeitraum- zu ernennen allergnädigst ge- ruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge« ruht, dem Bürgermeister Fröhlich in Lichtenstein daS Ritterkreuz I. Classe de» AlbrechtSorden» zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge« ruht, den Dr. w«ä. Carl Emil Oskar Kindt in Grimma vom laufenden Jahre an zum Bezilksarzte in der Amt-Hauptmannschaft Grimma zu ernennen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den vr. wvä. Friedrich Spann in Kamenz vom laufenden Jahre an zum BezirkSarzte in der Amt»- Hauptmannschaft Kamenz zu ernennen. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte». Wien» Dienstag, 24. Januar, Abend-. (Torr.-Bur.) Ja der heutigen Gemeiuderaths- fitzung verlas der Bicebürgermeister Uhl eine Zuschrift des Bürgermeisters vr. v. Rewald, wel cher zufolge er sein Amt als Bürgermeister und sein Grmrinderathsmandat aus Gefuudheitsrück- fichten virderlegt. Di« Delegationen find auf den 28. Januar einberufen worden. Aus Sofia meldet die „Polit. Torr.": Erz bischof MeletiuS war Gegenstand einer feindseligen Demonstration feiten der Liberale», indem eine Anzahl junger Leute den erzbischöflichen Thron während de- Gottesdienstes aus der Kathedrale entfernten, so da- der Erzbischof aus Furcht vor größeren Unordnungen in der Kirche selbst seine gottesdienstlichen Funktionen unterbrach. Gs wurden Verhaftungen vorgeuommev. Wien» Mittwoch, 25. Januar. (Tel. d Dre»dn. Journ.) Die Morgenblätter constatireu die Rück kehr geordneter Zustände an der Börse und die Wiederherstellung des frühem geregelten Geschäfts ganges. Mit Ruhe sehe man der wetteren Ent wickelung der Dinge entgegen. Die Stimmung werde immer zuversichtlicher; es sei eine entschie dene Wendung zvm Bessern ringetretrn; Vorzug»- weise fänden fortgesetzt Anschaffungen des großen Publikums bei den Banken Statt. Brünn, Mittwoch, 25. Januar. (Tel. d. Dre-dn. Journ.) Die Polizei entdeckte im nahen Julienfrld geheime Zusammenkünfte soeialdrmokra- tischer Arbeiterführer. Mehrere Personen, da runter der Rrdaetenr des „Volk-freunde-", Duu- dela, wurden verhaftet. Die eiugeleitete Unter- snchung erstreckt sich auf die Bildung geheimer Verbindungen und Majestätsbeleidiguug. Es wurden Haussuchungen vorgenommev. Paris, DienStag, 24. Januar, AbeudS. (W. T. B.) Wie auS Port-LeudreS (im Ostpyrenäen« departement) gemeldet wird, fand heute Abend um 5 Uhr in der dortigen Dynamit- und Patronen- fabrik eine Explosion Statt, wobei 16 Personen verunglückten. Der dadurch entstandene Brand wurde alSbald begrenzt, und wurden Maßregeln ergriffen, um nachträgliche Explosionen zu ver- hindern. Paris, Mittwoch, 25. Januar. (Tel. d. Dre-dn. Journ.) Die Bank von Frankreich stellte dem Lyoner Platze gegen Pfänder ersten Range-, welche von ersten Kinauzhauserv nnd Handelshäusern Lyons hergegeben werden, bedeutende Mittel zur Verfügung. (Bgl. unsere Pariser Eorrespondenz un ter .TageSgeschichte.") Loudon, Mittwoch, 25. Januar. (Tel. d- Dre-dn. Journ.) Gestern wurde rin weiteres Garde- bataillou nach Irland beordert. St. Petersburg, Mittwoch, 25. Januar. (Tel. d. Dre-dn. Joum.) Der „Regierungs-Anzeiger" veröffentlicht heute daS kriegsgerichtliche Urtheil iu dem Proceß gegen SankowSky und Melnikow wegen deS Attentats auf General Tscherewiv. DaS Uriheil lautet gegen Sankows^ auf Tod mittelst de- Strange-, gegen Melnikow auf 20 jährige Zwangsarbeit in den Bergwerken. DaS Urtheil wurde zur endgiltigen Bestätigung dem Gehilfen des Com- mandirenden deS St. Petersburger Militärbezirk» über wiesen, welcher da» Kriegsgericht am 11. Januar be nachrichtigte, daß er daS Urtheil gegen Melnikow be stätigt, dagegen daS Urtheil gegen SankowSky, dessen Angehörigkeit zu einer geheimen Gesellschaft gerichtlich unerwiesen sei und welcher ein Gnadengesuch einge reicht habe, dahin abgrändert habe, daß SankowSky auf unbestimmte Zeit in die Bergwerke verschickt werde. Beide Berurtheilte werden aller Rechte für verlustig erklärt. Bukarest, DienStag, 24. Januar, Abends. (W T. B.) Ja der Deputirtenkammer legte heute der Minister deS Auswärtigen einen Gesetzentwurf vor, betreffend die Bestrafung von Beamten, welche Staatsgeheimnisse verrathen. Cogoluieeano ent wickelte seine Interpellation wegen der Schließung der österretchisch-nugarischen Grenzen für die Lieh- auSfuhr auS Rumänien. Der Ministerpräsident Bratiaao erwiderte, die Regierung habe Oester- reich-Ungaru alle Maßregeln vorgeschlage«, um eine Sperrung der Grenzen zu verhindern. Oester- reich-Uagaru habe indessen erklärt, daß eS über diese Frage mit der rumänischen Regierung nicht verhandeln könne, bevor nicht Rumäuieu selbst die rumänischen Grenzen gegen Rußland und Bul garien sperre. Die Regierung werde demnach eineu bezügliche« Gesetzentwurf vorlege«. JoneStu begründete sodann seiue Interpellation, in welcher die Veröffentlichung der Dokumente, betreffend den letzten österreichisch-ungarischen Zwischenfall, ver langt wird. Die Regierung lehnte di« Brröffent- lichung ab, worauf JoneStu «iu Mißtrauensvotum gegen daS Cabiuet beantragte. Dieser Antrag wurde de« Bureau zur Lorberathuug überwirseu. DreSdeu, 25. Januar. Die Dinge in der Kriwoschje verwickeln sich; die Flammen des Aufruhrs zünden bereit» in der Herzegowina, und wer weiß, ob wir nicht angesicht» de» in allen Balkanländern angesammelten Zündstoffe» neue Verwickelungen in Südosteuropa zu erwarten haben. AuS den neuesten officiellen Depeschen de» Feldmarschalllieutenant» Baron» Jovanovic und de» Feldmarschalllieutenant- Baron- Dahlen ergiebt sich die leider nicht mehr bestreitbare Thatsache, daß der ganze auf dem linken Ufer der Narenta gelegene Theil der Herzegowina von diesem Flusse und der Grenze des Ragusaner Kreiset bis zur bosnischen und der montenegrinischen Grenze im vollen Aufstande begriffen ist. Bon Fotscha an der Drina beginnend, greift der Rayon der Insurrektion nächst dem Quellgebiete der Rarenta sogar auf das rechte Ufer diese» in seinem Oberlaufe Neretva benannten Flusse» in die sogenannte Zagorje hinüber. Weiter gegen Westen sind die Auf ständischen bi» in die Nähe von Konjica und von Mostar vorgedrungen, indem sie au» Glavaticevo den Gendarmerieposten verdrängt und sich auch zwischen Mostar, Nevesinje und Dabrica aus dem sogenannten Plateau von Dubrawa festgesetzt haben. Daß sie außer dem an der herzegowinifch - montenegrinischen Grenze zwischen Bilrk und Korito ebenfalls Hausen, haben wir bereit-mitgetheilt. Au- den oben erwähnten osficiellen Berichten geht auch hervor, daß die Jnsurgeniendanden 150, 200 und 500 dl- 1000 Mann stark sind, wa» auf eine festgegliederte Organisation de- Aufstandes schließen läßt. So sehr man in Wien mit der persönlichen Hal tung de» Fürsten von Montenegro zufrieden sein kann, so fürchtet man dennoch eine von dem Grenzlande auS drohende Gefahr: eine Befürchtung, welcher auch ein Wiener Correspondent der „Bohemia" Ausdruck ver leiht. Nach seinen Mittheilungen macht man sich nämlich in militärischen Kreisen auch auf eine von Montenegro drohende Gefahr gefaßt, da Fürst Nlkola beim besten Willen nicht mehr Herr seine« Landes sei und von Oesterreich hoffe, daß eS auch in Monte negro Ordnung machen werde. Man sucht selbstverständlich nach Gründen für diesen plötzlich, so zu sagen aus dem Boden gewach senen, und in Hellen Flammen zum Ausbruch gekom menen Aufstand und ist so ziemlich darüber im Klaren, daß jenen armen Bergbewohnern Waffen und Geld mittel fehlen, um aus eigenen Kräften einen der artigen bereit- große Dimensionen annehmenden Kampf zu versuchen. Man weiß auch, daß alle Unruhen auf der Balkanhalbinsel auf Einen gemeinsamen AuSgangS- pvnkt, von welchem au- die geistige Leitung erfolgt und die Geldmittel fließen, zurückzuführen sind. Man erinnert sich namentlich an den Widerstand der Bos nier in den Jahren 1878 und 1879 und macht auf den Einfluß aufmerksam, den die panslawistische Agi tation hier übte. Die „Weser-Zeitung" berichtet in einer Correspdndenz aus St. Petersburg von neuen Au-brüchen de» panslawistischen Fanatismus, von jubelnden Panslawistenversammlungen, welche mit dem Rufe schließen: „Jetzt fort vom Balkan Oesterreich, oder nie!" E» heißt in diesem Schreiben: „Die rus sischen Blätter schweigen oder dcmentiren, wenn eS gar zu arg kommt; aber der Hexensabbath hat sichtlich schon da- Land erfaßt und jenen „slawischen Instinkt" wieder wachgerufen, der 1877 schließlich selbst den Zaren wider seinen eigenen Willen zu seinem berühm ten Krieg-erlaß brachte. Niemand sagt eS gerade heraus, aber Alle fühlen, daß Ereignisse kommen, die ihnen gestatten, die schließlich lästig werdenden Be trachtungen über die innere Mistzre bei Seite zu wer fe«, da doch bei allem Grübeln und Jammern nicht» herau-kommt. ES mag noch sonderbar klingen, aber eS ist darum doch wahr: die russische Gesell schaft athmet einer Diversion mit verlangendem Instinkt entgegen, und die wieder ausschließlich herrschende Pattei, welche erst neulich in furchtbare Erregung über die türkische Ordensgesandtschaft und über die Nachricht von der Anlehnung der Pforte an die Höse von Berlin und Wien gerathen war, sie kennt ihren Bottheil. E» mag ja in Deutschland Leute geben, die ein regeres Interesse für die bevor stehenden Kämpfe auf der Balkanhalbtnfel haben; aber so wie hier durch alle Kreis« hindurch geht die geradezu athemlofe Spannung sicher nicht im Entferntesten. Die Karten von Bosnien und Dalmatien gehen reißend ab, und in allen öffentlichen Localen ist die Kriwoschje da» ausschließliche Tagesgespräch, während man von Tag zu Tag irgend einen Act selten deS Fürsten von Montenegro erwartet, durch den das kriegerische Volk der schwarzen Berge in die Sache verwickelt werde. Die Erwartung tritt so bestimmt auf. daß sie sich un zweifelhaft an irgend welche geheime diplomatische Thatsachen anlehnt. Man sagt sich — natürlich m dem Wunsche, endlich dem verhaßten Concurrenten in Wien die Grube gegraben zu sehen — Oesterreich könne in keinem Falle den Montenegrinern viel zu Leide thun, denn zu verwüsten sei ja in dem Berg neste nicht-, und an eine Annexion könne man m Wien nicht denken, da die Pforte schon in ihrer größ ten Machtperiode keine Erfolge gegen Montenegro er zielte. Alfo frifch auf! Der Rubel kommt ins Rollen, und die Gesellschaften, Zünfte, Vergnügungsver eine im ganzen Lande sammeln aus Leibeskräften. In Moskau sind bereit- mehrere Millionen gefam- melt; 2 sind, wie von dort verlautet, bereits nach Bel grad gewandert, k nach Mostar, ebenso viel nach Odessa, wo man gleichfalls patriotisch ist und den Montenegrinern per Schiff „Ackergeräthe", „Kohlen" rc. gut verpackt zusendet, damit die armen Leute nicht frieren. Nur Leute von auserlesener Bosheit wollen behaupten, daß sich der patriotische Club in Tula da mit beschäftigt habe, 22000 Gewehre nach Cetinje, unter den „Kohlen" versteckt, zu spediren, und daß dies Geschäft noch immer fortgesetzt werde. Ganz wie 1877 geht ein bedenklicher Geist durch das Land. Wer irgendwie beobachten gelernt hat, weiß, was in Rußland eine große Partei mit der sogenannten öffentlichen Meinung machen kann; daß eS am Willen nicht fehlt, sieht man schon auS der demonstrativen Art, wie die Franzosen im kleinsten Neste fetirt wer den; man muß in Deutschland auf der Hut fein, denn je mehr sich die innere Hoffnungslosigkeit hier herauS- stellt, desto schärfer tritt DaS hervor, was ich als den slawischen Instinkt bezeichnen möchte." Wir wissen nicht, inwieweit vorstehende Mitthei lungen de» Bremer Blatte» auf Uebertreibungen zurück- Müyren sind. Die deutsche Presse ist leider bezüglich Rußland» nur selten in der Lage, die Dinge mit Klarheit zu beuttheilen. Obwohl uns die russische Regierung unter Kaiser Alexander II., dem treuen Freunde Deutschland», unzweifelhafte Beweise der Freundschaft gegeben und insbesondere dieser edle Fürst sich Ansprüche auf unsere dauernde Dankbarkeit erwor ben, und obwohl Kaiser Alexander 111. die freund schaftlichen Beziehungen zu Deutschland und Oesterreich- Ungarn erneuerte, so bleibt doch immer d»e zuweilen mit dämonischer Größe auftauchende Agitation der Parteien; manchmal möchte man bezweifeln, ob die russische Regierung stark genug ist, einer oder der andern dieser Strömungen Widerstand zu leisten. Nahe liegt die Besürchtung, daß ein Vermeiden der nihi listischen Scylla in dir panslawistische Charybdi« führen könnte. Dieser Gedanke hat auch offenbar den Ver fasser der Eorrespondenz der „Weser-Zeitung" geleitet; allein eS fragt sich, ob er klar gesehen hat. Gegen wärtig macht sich eine von Pari» aus iulpirirte fran zösisch-russische Agitation iu St. Petersburg sehr an spruchsvoll breit. Diese Agitation wird in der Absicht, eine Verstimmung zwischen Deutschland und Rußland hervorzurufen, in den französischen Blättern nach Kräf ten aufgebaufcht. Man leistet also den französftchen Interessen Vorschub, wenn man der Auffassung der „Weser-Zeitung" allzusehr Gehör schenki. Bezüglich Rußlands wird man einstweilen gut thun, an der Ueberzeugung ftstzuhalten, daß die russische Regierung, welche ihr natürliche» Interesse auf die beiden mittel europäischen Kaisermächte hinweist, so lange sie irgend die Kraft hierzu besitzt, Nicht» befördern wird, was dazu dienen könnte, die aus der Balkanhalbinfel müh sam begründete Ordnung der Dinge zu erschüttern. Dessenungeachtet ist die Gefahr eine große. Es ist, wie der ungarische Ministerpräsident v. TiSza bemerkte, Thatsache, daß sowohl im südlichen Dalmatien, al- in Feuilleton. Rebizirt von Ott» Bauet. K. Hoftheater. — Altstadt. — Dienstag, den 24. Januar wurde zum ersten Male „Genoveva*, Oper in 4 Acten nach Tieck und Hebbel, Musik von Robert Schumann, gegeben. Die Oper war vortreff lich inscenirt (Regisseur Ueberhorst), mit liebevollster Hingabe seiten aller Susführenden und de» Diri genten Hrn. Kapellmeister» Schuch einstudirt, und die wohlgrluugene Ausführung envie» das wärmste, mit eingehendem Berständniß ausgewrndete Bemühen: da» Werk zu bestmöglicher Wirkung zu bringen. Einige zweckmäßige Kürzungen und die Weglassung de» ean- latenhasten Schlußsätze» trugen dazu bei. Neben der vorzüglichen Leistung de» Chor» und de» Orchester» ist vor Allen die der Solosänger hervorzuheben, deren Pattien, wenig unterstützt und getragen vom Orchester und mehr nur al» musikalische Factoren behandelt, ungewöhnlich« Schwierigkeiten bieten. Frl. Malten sang und spielte die unschuld»vollr Dulderin Geno veva außerordentlich gefühlsinnig und anmuthig, mit praktischer Auffassung und sinniger Ausarbeitung feiner Details. Reizend war ihr Bortrog des herzlich empfundenen volkSthümlichen Duettliedes „Wenn ich ein Böglein wär", ergreifend in der großen Scene am Kreuz. Sehr lobentwerth sang Hr. Gude Hus den Golo, diesen leider schwach und in den be deutendsten Momenten ohne Leidenschaft charakteristtten Bösewicht, der in dem letzten Att noch mit feiner Be gierde und seinem Gewissen beschaulich discutirt. Hr. Bulß — Siegfried — effectuirte vorzüglich in dem schönen Liede „Bald blicke ich wieder mein HeimathS- schloß", da» mit seinem markitten Rhythmu» frisch und belebend die vorherrschende schwerfällige rhythmische Monotonie unterbricht. Frl. Nanitz bemühte sich mit möglichstem Erfolg, die an matter Färbung lei dende Figur der alten Hexe Margarethe zu einer cha rakteristischen Wirkung zu bringen. Auch iu den übri gen kleinen Rollen, unter denen nur ter brave un schuldig ermordete Drago hervottritt (Hr. Decarli), wurde Gute» geleistet. Da» gefüllte Hau» bekundete die allgemeine Theil« nähme, welche da» Publicum der Darbringung der Oper entgegeubrachte, und sie äußerte sich in dem lebhaften und überaus warmen Beifall, welchen die gehaltvollen und schönen Musikstücke und einzelne poetisch erfaßte und geniale, wenn auch nicht mit lebensvollem Lolorit, plastisch und dramatisch herau»- tretend« Züge erregten. Bor Allem sei die bekannte zu Schumann'S besten Jnstrumentalwerken zählende Ouvertüre hervorgehoben; im ersten Act die Eröffnung»- scene mit dem choralartigem Anfang (an die Melodie „Ermuntre dich mein schwacher Geist" erinnernd), die Arie Golo'S, das im Rhythmus — obwohl mit einigem Awang der Deklamation — charakteristische Krieger chor, dessen Effect nur durch die tiefe Tenorlage ge mindert wird; im zweiten Act die einzig durch den Contrast gehobene Scene Genoveva'» mit dem schon erwähnten Duettsatz „Wenn ich ein Böglein wär"; im vierten da» Lied Siegfried'» (dem ein Abschluß nach einem Manuscript Schumann'» von Jahn zuge fügt wurde) und die Gesänge hinter der Scene zu de« Spiegelbildern; endlich im vierten Act Genoveva'» große Sceue. Der außerordentliche den AuSführenden gespendete Beifall und die herzliche dem Gesammteindruck der Oper erwiesene Empfänglichkeit und Hingabe lassen einen lebhaften Besuch der Wiederholungen derselben hoffen. C. Banck. Annina. Novelle«« vo» GrLfin Agne» KlinckowstrSm. (Fortsetzung.) „Hört den Faselhav»!" höhnte Jemand vom andern Tisch herüber. „Er hat wieder einmal ein Glas zu viel getrunken." Der Gehöhnte sprang auf und warf heftig mit dem thönernen Kruge nach dem Spötter, der zur Seite wich, so daß oa» Wurfgeschoß an ihm vorüber gegen die Wand flog und m Scherben zu Boden fiel. In dem hierüber entstandenen Wirrwar erhob sich da» Mädchen, da» bisher still und theilnahmloS in einer Ecke gesessen hatte und schlich zur Thür. „Wohin gehst Da, Annina?" fragte ihr Gefährte, der sie brobachttt hatte, und war an ihrer Seite, noch ehe sie die Schwelle überschritt. „Wa» geht'» Dich an, Jürgen?" gab sie trotzig, in ftemdkl tagendem Deutsch, zur Antwort. „Darf ich nicht mehr einen Schritt zur Hau»thür hinausmachen ohne Deine Begleitung? Ich leid'» nicht, daß Du mich auf Schritt und Tritt belauerst und beobachtest, al» wäre ich Deine Gefangene, und mich auf jedem Au»w«g begleitest, al» fei ich ein unmündige» Kind." „Früher sprachst Du nicht so", entgegnete er vor wurfsvoll. „Da war Dir meine Begleitung genehm. Was ist in Dich gefahren, das Dich fo verändern konnte?" „Früher, ja früher!" spottete sie. „Kann ich da für, daß ich mich geändert habe? Das Herz ist ein so sonderbare» Ding, kein Mensch, nicht Du, nicht ich kann ihm gebieten, daß e» heute noch so empfinden soll, wie e» vor einem Jahre empfand, oder vor einem Monat, oder vor einer Stunde. Berlangst Du, daß ich heuchle und Dich bitte, mit mir zu kommen, wenn ich doch am liebsten allein ginge?" „Ich verlange nur, daß Du mir erlaubst, Dich zu begleiteu, wenn ich Dich darum bitte." „Und ich will, daß Du hier bleibst", gab sie hef tig zurück. „Ich muß allein seiu." Jürgen gab ihrem Willen nach, wie gewöhnlich, und ihrer enteilenden Gestalt nachbltckend, trat er mit einem Seufzer zurück in da» Hau». Noch war die Hitze nicht vollständig gewichen, aber ein kühlender Hauch verkündete doch schon da» Nahen de» Abend», und ihm entgegenjubelnd, erhob sich der hundertstimmige zwitschernde Bogelruf in den Gärten der Borstadt, welche in ihrer Ausdehnung den gefie derten Sängern angenehmen Aufenthalt gewährten. In den alten breitästigen Linden, die deS Kapellmeisters Halmir kleine Billa beschatteten, saßen sie und zwit scherten so ungenirt, al» seien die vollen, weichen Töne einer Geige, die durch da» Fenster zu ihnen drangen, nur die Begleitung zu ihrem Gesänge. Halmir stand in der Nahe de» Fenster». Er wußte sich allein, denn der weite Gatten trennte ihn von der Straße und dem städtischem Treiben, und in solchen ein samen Stunden versenkte er sich ungestört in dre Har,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite