Die Verwendung der Blechblasinstrumente bei J. S. Bach unter besonderer Berücksichtigung der Tromba da tirarsi : kritische Anmerkungen zum gleichnamigen Aufsatz von Thomas G. MacCracken
Die Verwendung der Blechblasinstrumente bei J. S. Bach unter besonderer Berücksichtigung der Tromba da tirarsi. Kritische Anmerkungen zum gleichnamigen Aufsatz von Thomas G. MacCracken * Von Don L. Smithers (West Nyack / NY) Es sibt vier verschiedene Verfahrensweisen, um bei einem Instrument mit Kesselmundstück die Tonhöhe zu verändern: 1. Verlängerung oder Verkürzung der Gesamtlänge der schwingenden Luft säule (Beispiel: Posaune); 2. Veränderung der Höhe des jeweils erklingenden Partialtones durch Ände rung des Ansatzes (Einsatz von Lippenspannung, Zunge und Atemdruck); 3. Stopfen oder Dämpfen der am Schallstück abgestrahlten und reflektierten Energie; 4. Unterbrechung der schwingenden Luftsäule durch Anbringung von Griff löchern (Beispiel: Zink) beziehungsweise von Öffnungen, die durch eine spezielle Mechanik geschlossen oder geöffnet werden (Beispiel: Klappen trompete). In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts waren alle vier Methoden im Ge brauch, während die Blechbläser (Trompeter, Posaunisten, Hornisten) sich vom 15. Jahrhundert bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts nur der ersten drei Verfah rensweisen bedienten. Zum Stopfen (bei gleichzeitiger Erhöhung des Stimm tons) und Dämpfen scheinen für Trompeten und Posaunen ausschließlich Sor dinen aus Holz verwendet worden zu sein. Das Handstopfen scheint für Trom peten oder Hörner vor der Mitte des 18. Jahrhunderts nicht in Frage zu kom men. Bei der Posaune ist die Verwendung eines Zugmechanismus’, um die Rohr länge und damit die Tonhöhe zu verändern, a priori mit Typ und Spielweise des Instruments verbunden. Weniger bekannt als dies ist die Tatsache, daß die Posaune einen Vorläufer besaß, bei dem es sich um eine Naturtrompete han delte, ausgestattet mit einem beweglichen, teleskopartig ausziehbaren Rohr, das mit dem Mundstück verbunden und in den ersten geraden Teil des Trompeten rohres eingepaßt war. Mit diesem Verfahren, bei dem Mundstück und „Zug“ mit einer Hand festgehalten und das übrige Instrument mit der anderen Hand bewegt werden mußten, ließen sich die Tonhöhe verändern und der sonst auf die Partialtöne beschränkte Tonvorrat erweitern. Gegenüber der Posaune be standen hier zwei Nachteile: 1. Beim Blasen mußte der leichtere Teil des In struments fixiert, der schwerere bewegt werden, so daß die Sicherheit des An satzes beeinträchtigt wurde; 2. die Beschränkung des Zugsystems auf ein Rohr ließ lediglich drei Positionen zu, so daß ein Partialton im äußersten Fall um drei Halbtöne erniedrigt werden konnte. Der hier wiedergegebene Aufsatz wurde zusammen mit der in Jahrgang 1987 abgedruckten Arbeit desselben Verfassers über Gottfried Reiche bereits vor mehreren Jahren vorgelegt, mußte aus Umfangsgründen jedoch bis jetzt zurückgestellt werden. — Anm. der Redaktion.