„Texte zur Music“ in Sankt Petersburg - Weitere Funde 25 veröffentlichte - darunter auch die Dichtungen auf die tempus-clausum- Sonntage -, ausnahmslos bereits im Erstdruck enthalten sind. Ein Vergleich der beiden Ausgaben zeigt, daß der Nachdruck eine größere Textdichte auf weist: Während im Erstdruck jede Kantate etwa 2-2 !4 Seiten einnimmt, be ansprucht derselbe Text im Druck von 1732 durchschnittlich 1,6 Seiten. Somit sind auch William H. Scheides Berechnungen zur Verteilung der Texte im Erstdruck zutreffend. 27 Die Platzersparnis gegenüber dem Erstdruck wird nicht zuletzt auch durch Kürzung der abschließenden Choralstrophen erzielt (während in PJ I die Schlußchoräle für jede Kantate vollständig wieder gegeben sind, enthält PJ II meist nur Textmarken). 28 Weitreichende Konsequenzen hat die Feststellung, daß Häfners These einer Veröffentlichung von PJ I in vier Lieferungen sich anhand des Petersburger Exemplars zweifelsfrei belegen läßt. 2 “' Bezeichnenderweise ist auf Seite 80, nach der Dichtung auf den Sonntag nach Weihnachten, viel Platz freigelassen worden (der Schluß der Kantate umfaßt nur einige wenige Zeilen oben auf der Seite); die nächste Kantate beginnt auf Seite 81. Der freie Platz auf Seite 80 wurde mit einer Vignette ausgefüllt und es fehlt der Kustos am Ende des Blat tes (siehe Abb. 13). In der Tat sieht diese Seite wie das Ende einer Lieferung aus. Eine ähnliche Gestaltung findet man auf Seite 120, nach dem Text der Kantate zu Mariae Verkündigung. Alle übrigen Kantaten des Sammelbands folgen hingegen unmittelbar aufeinander, nicht selten stehen am Fuß einer Sei te zwei oder drei Zeilen einer neuen Dichtung (siehe Abb. 14). Auf Seite 40, im Anschluß an die Kantate zum 18. Sonntag nach Trinitatis, findet sich keine ; Scheide, Bach und der Picander-Jahrgang (wie Fußnote 19), S. 51. 28 Der Vollständigkeit halber sei hier auf einige abweichende Lesarten zwischen PJ I und PJ II hingewiesen, die bislang nicht bemerkt wurden. Meist handelt es sich um geringfügige orthographische Varianten, zum Beispiel „Sieht" - „Siehet", „Selig keit" - „Seeligkeit". „bescheert" - ..beschehrt". „Nechsten" - „Nächsten". Daneben enthält der Druck von 1732 Fehler, die im Erstdruck nicht anzutreffen sind; zum Beispiel heißt es in der Kantate zum 4. Sonntag nach Trinitatis in der dritten Zeile des Rezitativs „So lästert mich nur immerhin“ im Erstdruck „so arg ihr seyd", im Nachdruck von 1732 aber „so arg ihr seyb": in der Kantate zum 6. Sonntag nach Trinitatis lautet die zweite Zeile der Arie „Ich meyn es gut“ im Erstdruck „Und bin auch Freund mit meinen Feinden“, 1732 hingegen „Und bin auch Freud mit meinen Feinden". Die wichtigsten Unterschiede finden sich in der Kantate zum 1. Weih nachtstag; im Rezitativ „O! Liebe, der kein Lieben gleich" lautet die 8. Zeile im Erstdruck „Das ewiglich verlohren". im Nachdruck aber „Nicht ewig sey verlohren“, was im gegebenen Zusammenhang sinnvoller ist (siehe auch Wustmann, wie Fuß note 16, S. 297). 29 Siehe Häfner. Picander, der Textdichter (wie Fußnote 21), S. 160 ff., und Häfner, Aspekte des Parodieverfahrens (wie Fußnote 21), S. 28ff. Es sei daran erinnert, daß die Arbeiten Häfners lebhafte Diskussionen auslösten und namentlich seine Idee einer Veröffentlichung von PJ I in separaten „Lieferungen“ der Kritik ausgesetzt war.