DIE OERLEIN ANDERSWO Freud und Leid liegen im Leben der Menschen dicht beieinander. Während ein hochwohlweiser Rat der freien Reichsstadt durch eines der neuen Oerlein Meister Henleins einen beachtenswerten Erfolg erringt, muß der Meister seine Lebensgefährtin zu Grabe ge leiten ! Frau Kunigunde, die Ernstin, mit der er vor zwölf Jahren den Ehebund schloß, ist im besten Alter für immer von ihm gegangen. Um den Schmerz zu betäuben, stürzt sich der Ver einsamte in die Arbeit. Den lieben langen Tag hin durch sitzt er in der Werkstatt und trachtet, wie er die Oerlein weiter verbessern könne. Noch kleiner und feiner sollen die Rädlein gemacht werden, noch zier licher die Lappenspindel, welche die Waag schwingen läßt. Und . . . das beschäftigt den Meister in diesen trüben Tagen und Wochen besonders ... könnte man nicht die Teile des Werkes verschrauben, anstatt sie durch eine Verkeilung miteinander zu verbinden. Der Gedanke läßt ihn nicht mehr los und mit der Zähig keit eines Besessenen versucht er, ihn zu verwirklichen. Endlose Vorarbeiten sind dafür notwendig, denn Schräubchen von solcher Feinheit, wie sie hier er forderlich sind, gibt es bisher nirgends. Allerfeinste Schneideisen für die Herstellung der Schrauben und Gewindebohrer für die Erzeugung der Schraubenmut tern müssen neu geschaffen werden, doch Meister Henlein verfolgt verbissen sein Ziel. Freilich nicht heut und morgen und auch in den nächsten Jahren noch nicht gelingt es ihm, aber schließlich erreicht er es doch.