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Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 14.05.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-05-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512382794-188505142
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512382794-18850514
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512382794-18850514
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungChemnitzer Anzeiger und Stadtbote
- Jahr1885
- Monat1885-05
- Tag1885-05-14
- Monat1885-05
- Jahr1885
- Titel
- Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 14.05.1885
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Rr. 111» - 5. Jahrgang. und Klaülbolr. ZF, Donnerstag, 14. Mai 188ö. besonders für die Bororte: Altchesmitz, Mendorf, Bernsdorf, Borna, Ebersdorf, ffnrth, Saölenz, Glösa, Helbersdorf, Hilbersdorf, Lappel, Neustadt. Schönau. L Unterhaltirnas- Blätter, ULL'VÄL Anzeiger-Bilberbuch. «votmeiueutSbestellunaen, Vierteljahr!. 150 Pf. (Z«tr. 40 Pf.), mouatl. 50 Pf. (Zntr. 15 Pf.), «ehmen an di« VerlagSexpediiion und Ausgabestelle« in Chemnitz und obige« Borone». Außerhalb dieser Orte cka«n der Anzeiger ««r bei de« Postimstalte« — Postzeitnngs-Preisliste für 1885 N». 1114 — bestellt «"«den I« Oesterreich-Ungarn ist der Ehemnitzer A^eiger zum «bonuementspreise vo« vierteljährlich 1 Gulden 54 Kr., monatlich 52 Kr. (exkl. Agioznschlag) durch di« Poftaustalte« zu beziehen. Jnsertton-pret«: di« schmale (Ispaltige), KorpuSzeile oder der« Rau« 15 Pfennig«. — Reklame (Ispaltig Petit) 30 Pfennig«. — Anf große Annonce» und Wiederholungen Rabatt. Annoncen-Annahme für die nächste Nummer bi» Mittag. — Ausgabe jeden Wochentag Nachmittag Amlouceubeftelluuaeu von auswärts «oll« man den JnsertiouSbetrag stet» beifügen (kleinere Beträge in Briefmarken) je 8 Silben de» gewöhnlichen Korpn»schrift bilden «in« Zeile «nd koste» 15 Pfennige Bekanntmachung, betreffend die Erhebung deS Schulgeldes für das Realgymnasium, die höhere Knabenschule und die beiden höheren Mädchenschulen. Bezüglich der Hebung des Schulgeldes für die obengenannten Schulan stalten tritt von jetzt ab eine Aenderung insofern ein, als das Schulgeld nicht mehr in den Schulen, sondern im Rathhause, Postfiraße 51, Zimmer Nr. 48 vereinnahmt wird- Im Uebrigen aber ist das Schulgeld nach wie vor in viertellährlichen Terminen zu entrichten. Die Bekanntmachung dieser Termine erfolgt ebenso wie bisher durch das Amtsblatt des Stadtraths und nebenbei durch gedruckte Zettel, welche rn den Schulen vertheilt werden und gleichzeitig über die Höhe des fälligen Schulgeldbetrages Auskunft geben. Das Schulgeld aus das laufende Vierteljahr (April, Mai und Junii ist am 18. Mai d. I. fällig und hat sich Jeder, welcher das Schulgeld nicht innerhalb 8 Tagen, von obigem Termine ab gerechnet, absührt, der Einleitung des Zwangsver fahrens zu gewärtigen. Chemnitz, den 9. Mai 1885. Der Rath der Stadt Chemnitz. Andre, vr., Oberbürgermeister. Kl. Bekanntmachung. Nach 8 2 der Regulativs, den Fährverkehr in der Stadt Chemnitz betr, haben alle Wagen, mit Einschluß der Handwagen, in der Regel, soweit nicht örtliche Hindernisse entgegenstehen, die rechte Seite der Fahrbahn zu halten. Wenn nun neuerdings wiederholt wahrzunehmen gewesen ist, daß dieser Bestimmung hauptsächlich von Führern der Handwagen, Karren, Kinder wagen u. s. w. nicht nachgclommen wird, so sieht sich das Polizeiamt »er« -anlaßt, auf dieselbe besonders aufmerksam zu machen. Die Schubmannschaft ist zu entschiedenem Einschreiten gegen derartige Zuwiderhandlungen angewiesen worden. Chemnitz, am 11. Mai 1885. Das Polizeiamt. Siebdrat- A- Ausruf zum Mehrgebot. Auf da- zum Nachlasse der Marie Rosine verehel- Fischer, geb. Morgen stern, in Chemnitz gehörige Hausgrundstück Nr- 45 der Wiesenstraße in Chemnitz, Cat. Nr. 1008, Abth. II, Parz. 1404 m des Flurbuchs, Fol- 2626 des Grundbuchs für Chemnitz, ist das der gerichtlichen Taxe entsprechende Gebot von 47,200 M. gethan worden. Im Interesse der unter Zustandsvormundschaft stehenden Erbin wird dies hiermit öffentlich bekannt gemacht, und alle Diejenigen, welche dieses Gebot zu übersetzen gesonnen sein sollten, aufgefordert, ihre Gebote mündlich oder schriftlich bis längstens den 19. Mai 18^5 Bormittags 10 Uhr bei dem Unterzeichneten Gericht II. Eta?e, Zimmer Nr. 52, abzugeben, wo auch weitere Auskunft ertheilt wird. Chemnitz, den 11. Mai 1885. Königliches Amtsgericht, Abth- L. Graupner. Auf dem die Aktiengesellschaft unter der Firma Filiale der Geraer Bank in Chemnitz betreffenden Folium 948 des Handelsregisters für den Stadt bezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute verlautbart, daß Herr Otto Sörgel und Herr Gustav Schlömilch, Beide in Gera, als Direktoren Mitglieder der Vorstandes der genannten Aktiengesellschaft sind. Chemnitz, am 11. April 1885. Königliches Amtsgericht, Abtheilung L. Nohr. Tr. Im Handelsregister für den Stadtbezirk deS Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 2775 die Firma C. N. Rauch in Chemnitz (Nikolai- graben Nr. 2) und als deren Inhaber der Kaufmann Herr Caesar Napoleon Rauch daselbst, Besitzer eines Agentur- und Kommissions-Geschäfts, ein getragen. Chemnitz, am 1>. Mai 1885. Königliches Amtsgericht, Abtheilung v. Bekanntmachung. Für den ausgetretenen Friedrich Wilhelm Lippmann, Grundstücksbesitzer in Miltelbach, ist endeSgesctzten Tages Herr Carl Gottlieb Müller, Guts besitzer und Gemeindeältester in Mittelbach, aktz Abwesenheitsvormund bestellt worden. Königliches Amtsgericht Chemnitz, AbtheilungL.,den9.Mai188S. Beher- Erledigt hat sich der am 20. März d. I. hinter dem Handarbeiter Johann Julius Müller aus Altchemnitz erlassene Steckbrief. Chemnitz, 9. Mai 1885. Königliche Staatsanwaltschaft, vr. Knaebel. Erledigt hat sich der am 21. März d. I. hinter der Arbeiterin Anna Marie Löschner aus Glauchau erlassene Steckbrief. Chemnitz, 9. Mai 1885. königliche Staatsanwaltschaft, vr. Knaebel. Skrleg*amme de- Tbemiritze» Bom 12. Mai Berlin. Der »National-Zeitung" zufolge antwortete der Reichskanzler beim Frühschoppen aus die Anfrage Windthorst's, ob der Reichskanzler auf die Verhandlung des Auslieferungs- Vertrages mit Rußland großen Werth lege, daß er auf An nahme der Vertrags allerdings großen Werth lege. — Der Schluß des Reichstages wird nach Aeußerungen des Fürsten Bismarck für den Sonnabend erwartet. Berlin. Der heutigen geselligen Vereinigung bei dem Reichs kanzler wohnten weit über dreihundert Personen bei. Die Mitglieder des BundesrathS, die Staatsminister und Reichstagsabgeordncte waren zahlreich erschienen, von erster«» unter Anderen Graf Lerchenseld, Heerwarth, Puttkamer, Scholz, Maybach, Friedberg, Bronsart, von letzteren die Konservativen fast vollständig; auch von den National liberalen fehlten wenige, vom Zentrum waren unter Anderen Franken stein und Windthorst anwesend, mit welchen sich der Reichskanzler längere Zeit unterhielt. Von den Deutschfreisinnigen bemerkte mau den Vizepräsidenten Hofswann. Der Fürst und die Fürstin Bismarck, die Grasen Herbert und Wilhelm Bismarck, Graf und Gräfin Rantzau machten in liebenswürdigster Weise die Honneurs. Die Unterhaltung gestaltete sich sehr lebhaft' und trug einen durchaus zwanglosen Charakter In einem Nebenraume konzertirte die Kapelle deS zweiten Garderegiments. Wien. Durch ministerielles Reskript wurde das Präsidium des Krakauer Landesgerichts davor gewarnt, aus Amerika avkommende Briese in TrauerkouvertS anzunehmen, weil dieselben von Anarchisten an europäische Behörden geschickt würden und beim Oesfneu explodirten. Paris. In der Kommission über den egyptischen Ver trag erklärte Freycinet, die einzige Schwierigkeit für die Suez- Kommission sei die Ueberwachung deS Kanals; doch sei Hoffnung auf eine günstige Lösung vorhanden, da England in der Frage allein stehe. Paris. In der Kommission des Senats wurde beschlossen, das Listenwahlgesetz in der Weise umzuändern, daß es statt L96, wie die Kammer gewollt, nur, wie bisher, 550 Dcputirtensitze geben soll. Rom. Sergeant Demartini vom siebenten Jnsanterie-Regi ment wurde gestern verh astet. Eine bei ihm vorgenommeue Durchsuchung brachte Papiere zum Vorschein, welche ihn als einen Komplizen des im April wegen revolutionärer Aufreizung arretirten Mazzinianer erscheinen lasten. (Weitere Telegramme siehe am Schluß des redaktionellen TheileS.) Fürst Bismarck und die Sonntagsruhe. Aus der Rede des Reichskanzlers, die er zur Sonntagsruhe der Arbeiter vor einigen Tagen im Reichstage gchalten^hat. wollen wir nicht verfehlen, einige der charakteristischsten Stellen hier wiederzu- geben. Die einzelnen Theile der betreffenden Vorlage erläuternd, führte der Kanzler aus : Sie haben hier schon in der Vorlage selbst eine Anzahl solcher Betriebe angeführt, in denen es nicht möglich ist, an einem einzelnen Tage die Arbeit zu unterbrechen. Es giebt ja deren noch unzählige andere, und zwar unter den allergewöhnlichsten Betrieben. N-Hmen Sie z. B, Brennereien und Brauereien. Wenn am Sonntage nicht gemaischt werden darf, hat das Vieh am Mittwoch nichts zu fressen; wenn am Sonntag nicht gebrannt werden darf, kann am Donners tag nicht gemaischt werden, und kann am Sonntag das Vieh auch nicht fressen. Das ist also schon eine nothwendige Ausnahme, die für viele Betriebe zutrifft. ES giebt aber noch andere chemische und sonstige Verarbeitungsprozefse, bei denen das Erkalten der Feuer, das AuStrocknen oder Säuern der Unterlagen des Betriebs nothweudig «intritt, sobald einen Tag pausirt wird, die sich nicht am Sonnabend abschließen und am Montag wieder neu beginnen lasten. Kurz, das Feld der Ausnahmen, die da gemacht werden können, ist unbegrenzt Aber überall da, wo eine solche Ausnahme nicht eintritt, wird zunächst für mich die dringlichste Frage die sein, ob der Arbeiter be reit ist, 14 Prozent seines Lohnes zu entbehren. Sie nehmen an, daß der Unternehmer diese 14 Prozent an Sonntagslohn vielleicht in einer Vertheilung von je V« auf die übrigen Wochentage zahlen kann, so daß also eine Lohnfteigeruug eintreten muß, um den Arbeiter sür das ausfallende Siebentel seines Lohnes zu entschädigen. Meine Herren, siud Sie ganz sicher, daß der Unternehmer dem Arbeiter gegenüber diesen Wechsel einlösen kann, daß der Arbeiter wirklich seinen Lohn nicht verlieren wird? Ich bin nicht ganz gewiß, daß da- eintreten wird; ich fürchte, daß der knappe Lohn deS Arbeiters auf diese Weise, wenn auch nicht um ein Siebentel, so doch vielleicht um ein Zehntel benagt werden wird, und daß er den Verlust in irgend einer Weise wird theilen müssen. Wenn derselbe wirklich 14 Prozent direkt beträgt, so sind das bei einem JahreSlohn — ich will eS sehr niedrig nehmen: 600 Mk., 200 Thlr — immer 72 Mk., aus den Monat 6 Mk. Werden Sie bereit sein, dem Arbeiter einen solchen Abzug mit seiner Zustimmung aufzulcgen? Ich glaube kaum. Aber jeden falls wider seine Zustimmung halte ich es für ein gewaltthätiges Experiment, ihn aus einen unbestimmten Kampf mit seinem Arbeit geber auzuweisen, ob er dies Siebentel verloren gehenden Lohnes sich wieder erobern kann oder nicht. Es scheint mir das Vcrsahren, das von den Herren Antrag stellern eingeschlagen wird, und das sie gesetzgeberisch nennen, «in rein versuchsweises zu sein; sie schieben den Regierungen die Verant wortung dafür zu, wie der Versuch ausfallen wird. Zeigt sich, daß es nicht geht, dann heißt cs von den Antragstellern, ja, wir haben den besten Willen gehabt, den Arbeitern zu helfen, wir ver stehen die Sachen so genau nicht Aber wenn die Regierung so etwas unterschreibt, so muß sie wissen, was sie thut. Ich bestreite, daß es leicht möglich ist und so ohne Weiteres inS Werk gesetzt werden könnte. Wenn die Industrie wirklich den ganzen Ausfall übernehmen würde, was sie, dessen bin ich überzeugt, nicht wird thun wollen, — aber wenn sie es thäte, so wäre mir doch fraglich, ob sie bei einem Siebentel Abzug exportfähig bliebe. — Ja, meine Herren, nehmen Sie eine Industrie, die einen Umsatz von 70,600 Mark hat — ich bleibe bei der Ziffer stehen, des leichten Devisors wegen — wenn sie der einen Ausfall von 10,060 Mark jährlich zumuthen, der anderen einen von 160,600 Mark, sind Sie sicher, daß sie dann in demselben Maße exportfähig bleibt? — es müßte eine schön rentirende Sache sein, die einen solchen Ausfall ohne Weiteres tragen kann. Hört die Industrie, um die es sich handelt, auf, exportfähig zu sein, ja, dann ist der Arbeiter wiederum der Gestrafte, die Industrie, die geschädigt wird, stellt entweder ihren Betrieb ein und eine Menge Leute muß sieben Sonntage in der Woche machen, oder die Industrie geht ganz ein; in manchen Fällen wird dies geschehen, und der Arbeiter weiß dann nicht, an wen er sich halten soll dafür, daß er brotlos geworden ist, und daß die Industrie, von der er lebt, eingegangen ist. Ich habe hier eine sehr schöne und tröstliche Redensart über die höheren Güter, die man nicht aus's Spiel setzen müsse, um gemeinen Gewinns willen, — in dem KommissionSbericht gefunden. Es heißt da: »Endlich sei zu erwägen, daß bei Einhaltung wöchentlicher Arbeits pausen in den häufigsten Fällen die von ausgeruhten Leuten herze- stellten Arbeitsprodukte qualitativ, ja sogar zuweilen quantitativ ge wönnen." Woraus wollen Sie das schließen, meine Herren? Die Leute arbeiten so viel, wie sie können und mögen, nach ihren Kräften. Wenn sie nun am Sonntage ausgeruht haben werden, so sind sie am Montag gewiß arbeitsfähiger. Wenn sie aber den Sonn tag ihrem Vergnügen gewidmet haben, dann wird der Montag blau (Heiterkeit), und am Montag ist die Arbeitskraft noch geringer; darüber können sie den Leuten keinen Zwang auf erlegen, wie sie den Sonntag zubringen sollen. Weiter sagt der Bericht: »Auch könnten materielle Verluste nicht in Frage kommen, wenn cs sich um die höchsten Güter eines Volkes, seine geistige und körperliche Gesundheit, handle." Ja, wenn aber dabei die Mittel zum Leben verloren gehen und geringer werden und der Arbeitslohn ausfällt, was helfen dem Volke dann die höchsten Güter, wenn eS Hunger leiden muß? (Hört! hört! links.) Ich muß sagen, ich habe von dem englischen Sonntag, wenn ich in England gewesen bin, immer einen peinlichen und unbehaglichen Eindruck gehabt (sehr wahr I) ich bin froh gewesen, wenn er vorbei war. Ich war gerade an einem Sonntag zum ersten Male in meinem Leben — ich glaube, es war vor einigen vierzig Jahren — in England an da» Land getreten und war so froh, eine schlechte Fahrt Überstauden zu haben, daß ich unwillkürlich irgend ein Lied Pfiff, nicht sehr laut; und rin Bekannter vom Schiff, der mit mir ging, sagte mir etwas ängstlich: „Bitte, Herr, pfeifen Sie nicht!" Ich sagte: „Warum sollte ich nicht? Ich bin vergnügt." — »Es ist Sonntag!" i Heiterkeit.) Das war in Hüll, und er setzte mir mit Wohlwollen auseinander, ich liefe Gefahr, Unannehmlichkeiten zu erleben. Da» hatte für mich die Folge, daß ich sofort wieder an Bord ging und nach einer anderen Gegend fuhr. Ich führe das nur an, um zu sagen, daß ich mich, mit einer solchen Zwangsfeier, so lange ich lebe, nicht befreunden würde, auch nicht glaube, daß dies Gottes Gebot entspricht, und daß es geeignet ist, den Menschen zu bestem. MoltttssHe Deutsches Reich. (Reichstagsverhandlungen vom 12. Mai.) Anläßlich der ersten Berathung des Vertrags mit Madagaskar bittet Abg. Richter, daß die Regierung nicht weitere Fieberkolonien be gründen möge. Gerade die Annäherung an Madagaskar könne dieser Richtung verhängnißvoll sein. Die Abgg. Buusen und Kußgrow wenden sich gegen diese Auffassung, worauf der Vertrag in erster und zweiter Berathung genehmigt wird. Ebenso wird der Vertrag mit der südafrikanischen Republik und Birma genehmigt. Der Beitrag über die Bestrafung des Jagdfrevels zwischen Belgien und Deutsch land sowie der Nachtragsetat wird in zweiter Lesung angenomwru. Bei der Berathung über den Zolltarif wird der Haferzoll auf Antrag Frege's auf 1/, Mk festgesetzt. Die Positionen Gerste 1 Mk. und Malz 40 Pf. werden verbunden. Abg. Graf Peysing befürwortet die Erhöhung auf 1'/, Mk. beziehentlich 3 MI. Bei der Gesammt- abstimmung wird Gerstenzoll mit 1'/, und Malzzoll mit 3 Mk. mit 206 gegen 135 Stimmen angenommen. Leinsaat, Baumwollsamen, Ricinussamen, Palmkerne und Koprah werden auf Antrag des Abg. Frege zollfrei gelassen, der Zoll sür Mai» und syrischen Dari wird auf eine Mark, für Fenchel, Anis, Koriander und Kümmel auf drei Mark und tür frische Weinbeeren auf fünfzehn Mark festgesetzt. Nächste Sitzung morgen 10 Uhr. Kleiner: Vorlagen, Zolltaiis — Die von unS gestern mitgetheilte Ernennung des Grafen Herbert Bis m arck zum Unter st aatssekr et är im Auswärtigen Amt bedeutet eine Sicherung der Stellung des Grasen Hatzfeldt, von dem es eine Zeit lang geheißen hatte, daß er und nicht 11>. Busch es sein werde, welcher dem jungen Diplomaten den Platz zu räumen haben werde. Graf Herbert verbleibt, wie man hört, im Range eine» Gesandten am niederländischen Hofe, geht indessen in seinem neuen Amte des Gehaltes als Gesandter verlustig. — Gestern Nachmittag 2 Uhr hatten der neuernannte Igl. sächsische Gesandte Graf Hohenthal und v. Bergen und der Militär Attachä Major v. Sch lieben die Ehre, von den kronprinzlichen Herrschaften empfangen zu werden. — Eine Deputation der Weitesten der Berliner Kaufmannschaft wurde vom Staatssekretär v. Bötticher empfangen und erhielt von demselben die Erklärung, daß die Regierung zu der 1888 geplante» allgemeinen deutschen Gewerbeausstelluug, aus die wir schon vor Wochen mehrfach hingcwiesen haben, freundliche Stellung nehmen werde, vor ausgesetzt, daß die Interessentenkreise den Wunsch einer Ausstellung hinreichend theilen. Die Nettesten beschlossen, die Handels- und Ge werbekammern aufzofordern, die Stimmung in ihren Bezirken z« erkunden und sich selbst über ihre Stellung zu dem Unternehme« schlüssig zu machen. — Am 27. dss. Mts. findet in Köstritz der zweite große Bauerntag sür die thüringischen Staaten und angrenzenden Lande»- theile statt Herr Hessel au» Berlin will dort einen Vortrag über die Währungsfrage halte«. — Iserlohn. Den unausgesetzten Bemühungen der Polizei behörde ist eS endlich gelungen, die Dynamit-Attentäter vom 18. Februar d. I., welche die Explosion am hiesigen Gesellschast». hause in Szene setzten, zu ermitteln und zu verhaften. Der Haupt- Held ist ein 17jähriger Bursche, der Fabrikarbeiter Gustav Friesendorf, seine Komplizen sind die Arbeiter Ernst Kramer und Robert Matz.
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