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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 17.08.1915
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1915-08-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19150817027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1915081702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1915081702
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1915
- Monat1915-08
- Tag1915-08-17
- Monat1915-08
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-iben-»Msgabe. Vezug«pr«ij°: »onatUch I.tS M., »>«rc«UührUch 3.7» M. 0«I »er <Veschüst»st,Ui, unser« SlUale« ««- Nu,gabrg«ll«a abgeholt: monatlich t M.,vl«rt»l<ahrllch r M. durch unser« auawiirtlg«« Zlllale« >n» yau» gebracht: monatllch 1^4 M.» vlerteljShrllch 4^- M. Vurchblepost: lnnerhalb veutsch» ««-» unb »er deutschen «olonlen monatli» l.Sb M., vlerteliührlich ».Sb m., auoschlleAtlch postdrsteUgelb. Preis »er Einz«:«ummer ispf. In Leipzig, »en Nachbarorten uni »en ivrten mit eigenen Zilialen wir bt« flb«n-au»gab« noch am Nd,n» ör» Erscheinens ui, Haus getieserl. ^rrrtsblutt des Rates und des pokzeünntes der Stadt Leipzig NeSaktlon un» SeschaNastell«: ^«hannisgass« Nr.«. o §«rnspre».NnschluS Nr. 14b«, >4»43 un» 14-4«. Id-. Jahrgang für slnzeig«, au» klpzla an- Umgebung -I« fMArioenpreist. >spa,tig«p»ttt,«il«,sp5,»i«n»klam»,»>l»im.. von auswärts 3» Pf., Nekiamen t.rsm., Kirin« sinz«tg»n »>«p«titz«tir nur rsPf..b.wI«-«rhol.Nab.,Anzeigen»onS«hörü«a t» amtltcheniletl-tep-ti«» zeit« »Spf. Srsch-stsaazrtgen mitPiatzoorschrtft im Preise »rh-bt. Nad ,tt na» Laris. 0etlagen: ch»samta«sl.7M.»a»rauf«n-ausschl.p»Ng»bubr. finzetgen'flnnabm«: ^obannisgasse«, bei sämtlichen Ziltaleu -«« Leipzig«« Lagedlatte» uns allen slnnoncen-<xpe»ition«n -»» Sn» un» siuolanL«». vasreipztgerLagedlat» ericheint werktags rmal,Sonn-u.Z«>ertag»lmal. Vertin,r Ne»aktton: In »en selten >7, Zernsprech-sluschlug: konsa Nr. 447. Nr. 41S. vienslag, -en 17. klug ult. lSlS. Lwei Millionen Wgzgelangene kin üeuttches (auedboot beschiesst tlie Aestküsie knglancls mit Granaten Oom stoblenrlvangs5VN<killate Man schreibt uns: Las „Leipziger Tageblatt" hat in seiner Morgennuminer vom Sonnabend einen Artikel gebracht, der die Ueberschrift trug: „Tie Som- '.neriagung des Reichstages." Ter Verfasser nahm an, das; der Reichstag sich auch mit der Bundesrarsverordnuilg über Z w a n g s s y n d l- kate beschäftigen iverde. Tas mag sein. Man muß aber wünschen, daß dabei diese außer ordentlich wichtige Krage etwas mehr verliest iverde. Ten leise avleyuenden Standpunkt des Verfassers können wir nicht teilen. (LS handelt sich, wie jedermann weiß, um das Rheinisch - Westfälische Koyten- Iynditat, dessen Wirksamkeit bekanntlich einer sehr verschiedenen Beurteilung unterliegt. Tie einen wollen in ihm nur eine Ausschreitung in der Berfolgung privater Interessen erblicken, und der Rus ertönte, daß. die kohle der privaten Politik überhaupt entzogen werden müsse. Ein staatlicher Versuch, auf die Preispolitik der gro ßen Berghercen Einfluß zu gewinnen, stellte die vielbesprochene Hibernia-Augelegenheir dar. Mau erinnert sich, daß dieser Versuch untauglich war und gänzlich scheiterte. Tie anderen preisen in dem Kvhlensyndikate den Triumph einer groß zügigen privaten Wirtschaftspolitik, deren Se gen sich leineswpgs auf die Zechenbesitzer be schränke, sondern der Allgemeinheit zugute komme. Auch der Arbeiterschaft, wie dies von deren Führern anerkannt werde. Tie Wahrheit dürfte, wie immer, in oer Mitte liegen. Zweifellos hat die Syndizierung der Steinkohle manches Gute gebracht, manches Unheil verhindert. Wir heben hier nur die Sicherheit der Versorgung des inneren Marktes, die Bekämpfung einer sprunghaften Preisbil dung, die Verhütung des Stillegens von Zechen nnd der damit notwendig verbundenen Arbeits losigkeit hervor. Auch als Beispiel und .Vorbild dafür, wie im Wirtschaftsleben der einzelne sich uuterordnen muß, wie nur die gesammelte ökrast Großes leisten kann, und wie auf diese Weise Gelegenheit und Raum für die Entfaltung be deutender Persönlichkeiten geschaffen wird, — in allen diesen Beziehungen steht das Syn dikat ruhmvoll da. Man sieht, wie überall, auch beim Großkapital, der Koalitionsgedanke blüht. Aber alles dies erkennt doch die Bundes- ratsverordnung an. Sie wollte ja oas Syn dikat nicht vernichten, sic unternahm nicht, die staatliche Zwangsvcreinigung ohne weiteres an die Stelle der freiwilligen und privaten zu setzen. Was der Bundesrat beabsichtigte, war: der Entschlußkraft der Zechenbesitzer, die nun schon geraume Zeit verhandelten, aber sich mit den Außenseitern nicht einigen konnten, etwas unter die Arme zu greifen. Tas jetzige Syn dikat läuft Ende Tezembcr 191ö ab. La der Bundesrat einen synoikaislosen Zustand für ein nationales Unglück hielt, erließ er seine Kriegs verordnung, die nur dann eine Zwangsvereini- gung anordnet, wenn die Herren sich nicht frei willig syndizieren und zwar so, daß mehr als 97 Prozent der Förderung eines Bezirks mit tun. Tas alles ist doch 'oas Gegenteil einer Unfreundlichkeit, ist genau besehen nichts an deres, als — wie wir irgendwo lasen — ein ehrendes Zeugnis sür die Wirksamkeit des kohlensyndikats im besonderen und den Rutzen des Syndikatsgedankens im allgemeinen. Uebri- gens hat ja der Wink, den die Zechenbesitzer er- hielten, sofort genützt. Tic Verhandlungen „scdweben" nicht mehr, vielmehr ist ein Vertrag wenigstens bis Mürz 1917 zustande gekommen. Tas ist unseres Erachtens eine bedeutende und erfreuliche Tatsache. Ihr gegenüber erscheint die Beschwerde, daß die Herren oes Syndilats durch das Vorgehen des Bundesrats überrascht wor den seien, daß man sie nicht gefragt habe, etwas klein. Allerdings hat sich der Staat einen nicht unbedeutenden Einfluß auf die Preispoli- t i k gesickert. Aber auch hier spricht er nur ein: O»vo L<lsum aus. Grundsätzlich ist das Syndikat, dem ja auch der Staat selbst mit seinen Zechen als Mitglied angehört, frei. Laß er aber, wenn nötig, cunfthreiten kann, wer wollte dies be klagen? Tcunit wird eine Forderung erfüllt, die von den Vertretern der Allgemeinheit, so im Reichstag, oft erhoben wurde. Die gewal tige Republik, die die Herren in Essen innerhalb unseres Staates bilden, repräsentiert wohl das Kapital von einer Milliarde und hält ungefähr die Hälfte der deutschen Förderung unter Auf- ncht und Einfluß. Es widerspricht aber den '»urch Not geläuterten Anschauungen der (Hegen wart, einen für das Volk und seine Gesamt- rrrtschaft so unentbehrlichen Artikel wie die Steinkohle gänzlich unter alleinigem, pri vatem Verschlüsse zu lassen. Ter Krieg und die Verordnungen des Bundesrats haben uns im Laufe eines Jahres um Generationen vorwärts gebracht, und wir sind überzeugt, daß der Trop fen staatssozialistischen Oeles in dem Räder werk unserer nationalen Wirtschaft nicht wieder austrocknen wird. Tie Ausschreitungen in der Preisbildung der Nahrungsmittel dürften den Staat eher zu einem noch lebhafteren Tempo in seiner Mittäterschaft drängen. So glauben wir auch nicht, daß im März 1917, wenn das jetzige Kohlen-Zwischensyndikat zu Ende geht und der Krieg — hoffentlich längst — vorbei sein wird, die Zechenbesitzer eine Wiedergeburt der alten, ungehemmten Freiheit erleben werden. Ter Ab bau des Kriegsverordnungsrechtes wird nur langsam und vorsichtig vonstatten gehen dürfen, und gar mancher Recyrsaedanke, der in der Not erzeugt wurde, wird sich als lebenskräftig er weisen und für immer erhalten bleiben. Es ist uns kein Zweifel, daß nach dem Frieden eine große Zeit der Gesetzgebung auf allen Gebieten kommen wird. Ein -eutsihes Tauchboot beschießt Sie Westküste Englanüs 3vrb. London, 17. August. (Meldung des Reu- terfchen Büros.) Lin deutsches Untersee boot hat am 18. August frühmorgens ausParton, Harrington und Whitehaven an der W e st, küste von England Granaten abgefeuert, ohne wesentlichen Schaden anzurichten. Einige Gra naten trafen nördlich von Parton den Bahn körper; der Verkehr erlitt eine kurze Unter brechung. In Whitehaven und Harrington entstanden Brände, die rasch gelöscht wurden. Menschen leben wurden nicht verloren. In der Irischen See, zwischen der Insel Man und Liverpool, haben deutsche Unterseeboote der feind lichen Schiffahrt schon wiederholt böse mitgespielt. Daß also Tauchboote vor dem Eingang des Sol- way-Firth erscheinen, ist nach den bisherigen Leistungen nicht gerade verwunderlich. Neu und bedeutungsvoll ist aber, daß sie mit Gra naten die befestigte Küste beschießen. In dem erfolgreichen Angriff auf die Orte Harrington, Parton und Whitehaven, die dicht beieinander an der Küste der Grafschaft Cumberland liegen, haben wir eine hochersreuliche Erweiterung der Ver wendung unserer Unterseebootwaffe zu erblicken. Unsere lieben Vettern mögen daraus ermessen, daß es für uns immer neue Angriffsmöglichkeiten gegen sie gibt. Russischer Generalsiabsbericht vlb. Petersburg, 17. August. Der Eeneralstab des Generalissimus teilt mit: In Gegend von Bauske drängten unsere Trup pen in der Nacht zum 15. d. M. von neuem die Deut schen zum Flusse Aa: feindliche Gegenangriffe wurden zurückgewiesen. In der Richtung Jacob- stadt-Dünaburg keine wesentlichen Verände rungen. Die Beschießung von Kowno dauert obne Nachlassen an. Die Deutschen greifen hartnäckig die Befestigungen im westlichen Abschnitt an. Zwischen Narcw und Bug wurden am 14. und 15. d. M. Kämpfe mit großer Erbitterung geliefert. Eine Reihe feindlicher Angriffe wurden unter großen Ver lusten für den Feind abgeschlagen. Auf dem linken Ufer des Bug keine wesentlichen Verände rungen. In den übrigen Abschnitten der Gesamtheit unserer Front stellenweise Gewehr- und Geschützfeuer, keine irgendwie bedeutenden Gefechte. französischer Generalsiabsbericht cvtd. Pari», 16. August. Amtlicher Bericht von Montag nachmittag. Im Laufe der Nacht aussetzende Kanonade im Gebiete von Souchez und auf dem Nouvron-Plateau. Nördlich der Aisne im Gebiet von Quennevisres und in den Westargonnen Kämpfe mit Bomben und Handgra naten. In den Vogesen machten wir zwischen Unterburnhaupt und Ammerzweiler einige Gefangene und erbeuteten zwei Minenwerfer und ein Maschinen gewehr. Vie Räumung Rigas beendet tu Petersburg, 17. August. Die Räumung Rigas ist beendet. Die Russen schaffen sogar die Schienen der Straßenbahn fort. Mehrere alte Häuser mit Kupserdächern befinden sich ganz ohne Dächer. Das Denkmal Peters des Großen wurde wegtransportiert. Alle Fabriken sind ge- schlossen. — Deutsche Flugzeuge bombardierten während der letzten Tage mit großer Heftigkeit die Kreuzwege der Eisenbahnlinie zwischen Warschau und Drodno. Das Bombardement kostete mehrere Opfer unter der Zivilbevölkerung. Zwei Millionen Kriegsgefangene tu. Frankfurt a. M., 17. August. Nach einer Zusammenstellung sind den deutschen und öster reichisch-ungarischen Truppen seit Kriegsbcginn zwei Millionen Feinde in die Hände gefal len. Diese in der Weltgeschichte unerhörte Zahl gibt das greifbarste Maß unseres Erfolges. Er ist mit dem Fortschreiten des Krieges angewachsen. Die zwei Millionen verteilen sich ungleich auf die Heere der feindlichen Koalition. Die Westsront, die seit Monaten säst unveränderlich seststeht, hat etwa 331 OOO französische, belgische und eng lische Gefangene eingebracht. Unser Verbündeter hat auf dem südöstlichen Kriegsschauplätze 23 WO Serben gefangen. Der Rest entfällt aus die russische Armee, die 1 655 VVÜ Mann durch Ge fangennahme verloren hat. Mehr als die Hälfte davon sind in den letzten Monaten in den Händen unserer Truppen geblieben, seitdem die Durchbruchs schlacht Tarnow—Gorlice den Stellungskrieg im Osten zum frischen Bewegungskamps auflöste. Im Mai wurden in Galizien, Polen und im Norden 301000 Russen gesangen. Im Juni 220 vllll und in der ersten Hälfte des Juli 52 000 Mann. Am 14. Juli begann dann der Gene ralangriff der verbündeten Armeen gegen die pol nische Festungslinie, der zu dem großen, noch nicht abgeschlossenen Rückzug der Russen führte. Er brachte bis Ende Inli ISO OVO Mann. Im August bisher weitere 95 000 Gefangene, so daß die russische Armee seit dem 14. Juli 285 000 Mann einbüßte, ohne die blutigen Verluste. Das alles hindert, wie die „Frankft. Ztg." bemerkt, russische und französische Militär kritiker nicht, den Rückzug als „gelungenes" Manöver zu erklären, das die russische Armee vor Verlusten bewahrt hat. Dieses Manöver hat aber den Russen größere Einbuße gebracht, als die gewal tigste Schlacht. In diesen Zahlen sind die Ge fangenen nicht eingerechnet, die von unseren türki schen Verbündeten und von Oesterreich-Ungarn aus dem italienischen Kriegsschauplatz gemacht worden sind. " Der Kampf um die Zestung Vrest-Litowfk Mit großer Entschlossenheit nahen sich unsere Heere der Fest u ng B r e st - L i t o w j k. wo die geschlagene russische Hauptarmee allem Anschein nach den letzten Versuchen machen gedenkt, den Siegesmarsch des Feindes zum Stocken zu bringen. Dies wird von einem alten preußischen Offizier dem „Lok.-Anz." geschrieben, der zugleich die Frage aufwirft, ob diese Festung zum Widerstand geeignet sei. Seine Hauptverterdigung findet Brest-Litowsk in den Nokitno-Sümpfen, die aber nicht mehr die Schwierigkeiten bieten dürften wie vor Jahrzehnten, da für ihre Ent wässerung sehr viel von der russischen Regierung ge tan worden ist. Di« F e st u n q s w e r k e können nur zum Teil als modern bezeichnet werden. England und Rußland London, 17. August. Ein Leitartikel des „Daily Lhronicle" wendet sich erregt >gegen den Petersburger Bericht der „Daily Mail", in dem ge sagt worden war, die Russen fragten, was das englische Dreimillionenheer tue. Das Blatt glaubt nicht, daß irgendeine Gruppe unter richteter Russen eine so törichte und verkehrte Frage über die Ziellosigkeit der englischen Kricgsleistung stelle. Das Blatt betont, daß England eine Million Soldaten auf dem Fe st lande stehen habe, obwohl es niemals versprochen habe, mehr als 160 OVO Mann zu senden. Dazu kommen die großen Leistungen der Flotte (?), der Finanzen, der Aufstellung de» nationalen Registers und die Grün dung des Munitionsministeriums.' Das Blatt be kämpft den Klüngel alter Bürokratie im Kriegs amt, der die Arbeit Lloyd Georges erschwere, und sagt: Die Regierung bereitet einen langen Krieg vor. Er mag früher enden, als sie annimmt. Aber selbst wenn er länger dauert, wird England an Mut und Zielbewußtsein nicht nachlassen. Eine deutsche Antwort an /lmerika H Stimmen aus Amerika ließen wir in unserer heutigen Morgenausgabe zu Worte kommen, die in durchaus unmißverständlicher Weise sich über die schwebenden Differenzen zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten ausjprachen, wie sie durch Herrn Wilsons eigenartige Politik geschaffen wurden. Besonders beachtenswert waren die Ausführungen Putnams in den „Continental Times", dem Blatt, das von den in Europa lebenden Amerikanern viel gelesen wird. Der Vertreter dieser Zeitung, der amerikanische Oberst Emerson, hatte nun dieser Tage eine Unterredung mit dem stellvertretenden Chef des deutschen Generalstabes, Generalobersten vonMoltke, in deren Verlauf er sehr zu seinem Schaden auch die Frage stellte, wie lange der Krieg wohl noch dauern werde. Diese Frage gab dem Generalobersten o. Moltke erwünschte Gelegenheit, den smarten amerikanischen Geschoßfabrikanten eine ehrliche deutsche Antwort zu geben, mit der das ganze deutsche Volk aus vollem Herzen einverstanden ist. Herr v. Moltke sah auf die Frage, wie lange der Krieg noch dauern werde, dem amerikanischen Obersten Emerson ernst in die Augen und sagte mit scharfer Betonung: „Das hängt davon ab. wie lange ihr Amerikaner fortfahren werdet, unsere Feinde mit Waffen, Munition und Kriegsoorräten zu versorgen. Ohne dies würden unsere Armeen den Krieg bereits an einer der Fronten beendet haben. So, wie di« Sache augenblicklich steht, dient die weitere Zufuhr von Munition an unsere Feinde lediglich dazu, das Ge metzel zu verlängern. Deutschland befindet sich in der Lage eines Fechters, der von zwei guten Freunden sekundiert ist, sich aber doch genötigt sieht, mit der Spitze des eigenen Degens einen Ring von Feinden abzühalten, die alle darauf aus sind, sein Herz zu treffen Jedesmal, wenn es diesem Kampfer gelungen ist, einen dieser ihn am heftigsten an greifenden Feinde dadurch zu entwaffnen, daß er ihm das Schwert aus der Hand schlägt, dann kommt von hinten ein neutraler Zuschauer und drückt dem geschlagenen Feind eine neue Waffe in die Hand." Auf die von einem Amerikaner zu erwartende nichtssagende Entschuldigung, daß die amerikanischen Regierungsarsenale keine Munition an Deutschlands Feinde lieferten, antwortete Herr von Moltke treffend: „Ich weiß sehr wohl, daß dies die Arbeit ameri kanischer Privatgesellschaften ist, aber unser Volk ist zunächst erstaunt darüber, daß sich so viele Ihrer Mit bürger bereit finden lagen, sich an einem derartig unneutrale n Handel gegen uns zu beteiligen, und zweitens, daß Ihre Regierung keine geeigneten Maßnahmen traf, um diesem Handel ein Ende zu machen. Wir sind um so mehr erstaunt hierüber an gesichts der Tatsache, daß Ihre Regierung in der Note vom 10. Juni an unsere Regierung mit Recht betont, daß die Prinzipien der Humanität höher stehen als gewöhnliche Eigentumsrechte oder Han delsvorteil«. Sie wollen, bitte, verstehen, daß ich nicht die Absicht habe, irgendwelche juristischen Punkte dieser Frage zu besprechen. Ich versuche lediglich, Ihnen das Empfinden unseres deutschen Volkes klarzumachen. Ein Volksempfinden wird nicht durch feine juristische Erwägungen geleitet, sondern folgt seinen einfachen eigenen Eingehungen. Das dcutsck>e Volk sieht, daß Amerika Millionen von Waffen und Geschossen in einem Augenblick an unsere Feinde liefert, in dem Deutschland auf das härteste um seine Existenz kämpfen und sich gegen den größten Mächteperband verteidigen muß, den die Welt bisher gesehen hat. Unser Volk hat gesehen, daß Ihre Re gierung in Washington nichts getan hat, um diesen Handel in Kriegsmaterial, aus oem eine verhältnis mäßig nur kleine Zahl von Amerikanern Gewinn zieht, zu verhindern. Wundern Sie sich, daß die öffentliche Meinung zu der allgemeinen Schluß folgerung gekommen ist nnd heute glaubt, daß alle Amerikaner in ihrem Herzen denken: „Laßt die Deutschen zugrunde gehen, laßt uns aber Heu machen, solange es geht." Es ist besonders beachtenswert, wie das, was hier der stellvertretende Chef des deutschen General stabes als die Meinung des deutschen Volkes über die Munitionslieferungen aus den Vereinigten Staaten ausspricht, sich deckt mit dem, was der ame rikanische Schriftsteller Putnam auch als die Mei nung des größten Teils des amerikanischen Volkes in derselben „Continental Times" kurz vorher zum Ausdruck brachte. Einige Einwürfe des Obersten Emerson, Laß Deutschland früher mit Waffen handel ähnlich vorgegangen sei, wie jetzt Amerika, wies Generaloberst von Moltke leicht zurück: so hat im Kriege der Vereinigten Staaten mit Spanien Deutschland jede Waffenlieferung an die Krieg führenden verboten. Was aber die Lieferungen der deutschen Waffenwerke in griedcnszeitrn an das Ausland angehe, so seien sie notwendig, um diese
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