2 Zur Geschichte der Bastei. Gewohnheit, alle Abende die Erlebnisse des verflossenen Tages und seine überschäumenden Empfindungen in möglichster Breite zu Papier zu bringen in der Form eines Briefes an einen Freund ; doch sind diese Briefe weniger dazu bestimmt, an ihre Adresse befördert zu werden, als vielmehr, nach berühmten Mustern der damaligen Zeit, den Schreiber von den sich ihm aufdrängenden Empfindungen zu befreien. Er steckt daher die Briefe regelmäfsig in seine Rocktasche und giebt so dem Bedienten Lafleur Ge legenheit, sie beim Reinigen der Kleider zu entwenden und später seinen eigenen Briefen beidrucken zu lassen. Die Reise, deren Beschreibung das genannte Buch enthält — wir gehen vermutlich nicht fehl mit der Annahme, dafs es die Schilderung einer Reise ist, welche der Dichter Eberhard selbst gemacht hat —, wird unternommen in den Tagen vom 29. bis 31. Mai 1797 im eigenen Wagen der Herrschaft. Am ersten Tage, den 29. Mai, fährt die Reisegesellschaft von Dresden nach Pirna, übersetzt die Elbe und begiebt sich nach Lohmen. Während im Gasthofe das Mittagessen bereitet wird, besucht man die Lochmühle im Liebetlialer Grunde. Nachmittag fährt man nach Uttewalde, verläfst hier den Wagen, der über Dorf Wehlen nach „Wehlstädtel“ geht, und durchwandert zu Fufs den Uttewalder Grund. Durch den Wehlener Grund gelangt die Reisegesellschaft gleichfalls nach Wehlen und bestellt hier Abendbrot und Nachtquartier beim Schiffer Dietrich, benutzt aber die späten Nachmittag stunden noch zu einer Fufswanderung nach Rathen, von wo man sich durch den Förster Bredemann, den Besitzer des Erbgerichts, in den Amsel grund und zum Amselfall führen läfst. Am Abend kehrt ein Teil der Gesellschaft zu Fufs nach Wehlen zurück, Basalt aber und die gnädige Frau, welche durch die ungewohnte Fufswanderung etwas müde geworden ist, unternehmen die Rückreise zu Wasser. Ueber diese Fahrt sagt Basalt *): „Es war eine schöne Fahrt. Der hohe Fels des Neuraden, den wir, leider! nicht hatten besteigen können, der aber durch die prächtige Aussicht und die höchst interessanten Ueberbleibsel eines der festesten alten Raubschlösser die Mühe des Ilinaufsteigens reichlich belohnt —, die daran stofsende so genannte Bastei, und die ganze Reihe majestätischer Felsen am Ufer flogen in immer düstererm Kleide bei uns vorbei.“ Meines Wissens wird hier zum ersten Male die Bastei in der Litteratur genannt 2 ). Wir sind also berechtigt, den ‘) Ysop Lafleurs sämtliche Werke. S. 117. 2 ) Ich betone ausdrücklich: „in der Litteratur.“ Im Volksmunde führte der Felsen diesen Namen jedenfalls schon seit langen Zeiten. Beispielsweise lieifst es in einem Berainungsrezesse d. d. Amt Pirna am 17. December 1738: „Die Reinung (des kurfürst lichen Forstreviers Rathen mit dem dasigen Lehngerichtsgute) fahet sieh über der Elbe auf der höchsten Höhe derer Steinwände, an der sogenannten Pastei an, und gehet gegen