Arbeitsumwelt: hellblau oder rosa? Manfred Queißer Arbeitswissenschaftliche Analysen kon statieren unterschiedliche Bedürfnisse, Erwartungen, Interessen, von männ lichen und weiblichen Industriearbei tern bezogen auf ihre Tätigkeit, ihre Einordnung, ihren Handlungsspiel raum und anderes mehr im Fertigungs prozeß. Soll sich Arbeitsumweltgestaltung dar auf einrichten? Soll die gegenwärtig noch weite Bereiche der Produktions sphäre charakterisierende Dualität von „Männerbereichen" und „Frauenbe reichen" ihren Niederschlag finden in Erwartungen sind immer graduiert durch das, was man zu erwarten hat. Dies ist in der Regel ein unbewußter Vorgang. Als die Frau in den indu striellen Produktionsprozeß eintrat, hatte sie nicht viel zu erwarten, weder qualifizierte Arbeit noch einen ange messenen Lohn noch Achtung und ge sellschaftliche Anerkennung. Sie ar beitete, um das Existenzminimum für sich bzw. ihre Familie zu sichern. Ge fragt waren ihre in Jahrhunderten der Unterordnung gezüchteten Eigen schaften: Pflichtgefühl, Fingerfertig keit, Duldsamkeit und Demut, Anpas sungsfähigkeit, Genügsamkeit. Es ent standen die Frauenbereiche und die Männerbereiche innerhalb der indu striellen Produktion. Heute befinden wir uns in einem Pro zeß der Angleichung, die Frau ist aus der Enge der typischen Frauentätigkei ten ausgebrochen, Gesetze garantie ren gleiche Bildungsmöglichkeiten der Geschlechter, gleichen Lohn für gleiche Leistung, garantieren die Förderung der Frau mit dem Ziel einer völligen gesellschaftlichen Gleichstellung der Geschlechter. Doch sind die historisch bedingten Unterschiede längst nicht aufgehoben, noch immer gibt es Produktionsberei che, in denen fast nur Männer anzu treffen sind, und solche, wo sich die Frauen konzentrieren. Arbeitswissenschaftliche Untersuchun gen lassen erkennen, daß Erwartun gen, Bedürfnisse, Verhaltensorientie rungen der Geschlechter im Arbeits prozeß differieren, soziologische und psychologische Untersuchungen ver weisen darauf, daß im Prozeß gerade der frühkindlichen Erziehung die Ent wicklung von Fähigkeiten und Fertig einer an den Besonderheiten der Ge schlechter orientierten ästhetischen Ge staltung der jeweiligen Bereiche? Der artige Fragen tangieren, soweit wir er mitteln konnten, die heutige Arbeits umweltgestaltung kaum. Auf der Ebe ne betrieblicher Praxis allerdings gel ten Gardinen, Grünpflanzen und Raumtrenner für typische Merkmale weiblicher Produktionsbereiche: Ver suche, Standards der Wohnumwelt zu zitieren und sich auf diese Weise zwi schen Fließbändern und Arbeitstischen wohnlich einzurichten. Wir baten Manfred Queißer, Mitarbei ter des Zentralen Forschungsinstituts für Arbeit, Autor einer kleinen, 1979 erschienenen Broschüre, die unter an derem auch einige Aussagen über ge schlechtsspezifische Unterschiede im Verhalten zur Arbeit und zu Arbeitsin halten enthält, um seinen Standpunkt zu den genannten Fragen. Die ent sprechende Passage aus seiner Bro schüre rücken wir in gekürzter Fassung mit ein. -41