Kunst zum Begreifen Eine Ausstellung besonderer Art ist Gegenstand des folgenden Beitrags: Die Ausstellung „Kunst zum Begrei fen", initiiert vom Bereich Museums pädagogik der Staatlichen Museen zu Berlin, gezeigt im Alten Museum. Eine Ausstellung, die eingebettet war in ein methodisches Konzept, das beispiel haft auf die Möglichkeiten der Inte gration Behinderter in kulturelle Pro zesse hinweist. Wir hören und wir vergessen wir sehen und wir erinnern uns wir tun und wir verstehen heißt es in einem Heft, das die Staat lichen Museen zu Berlin herausge geben haben und in dem die Spann weite museumspädagogischer Metho den vorgestellt wird. Gehörtes wird schnell vergessen, an Gesehenes er innert man sich eher. Hören und Sehen mit Bewegen, Tasten, Tätigkeit zu ver binden, würde den Prozeß des Ver stehens erheblich fördern. Der Verstand und die Sinne befinden sich im Wechselspiel; die Doppeldeu tigkeit des Wortes „begreifen“ weist darauf hin. Museumspädagogen wis sen das zu nutzen. Kinder, die durch Museen geführt werden — gruppen weise, klassenweise — eignen sich we der Kunst noch Geschichte an, wenn ihnen nicht Gelegenheit gegeben wird zu begreifen. Man hilft ihnen: Man veranlaßt sie, nach den Bildern, die sie sahen, zu malen, zu basteln, zu for men. Man beschreibt ihnen Bräuche, Feste, Prozessionen und läßt sie der gleichen nachspielen. Man zeigt ihnen Kostüme, Handwerkszeuge, Instru mente, sie probieren sie aus und er finden sie neu. Ein solches Konzept ist offen für die Integration Behinderter — Integration in den Aneignungsprozeß von Ge schichte und Kunst. 1984 gab es im Berliner Alten Museum eine Kunstausstellung für Blinde und Sehschwache, das heißt für Menschen, die durch das Fehlen des Gesichts sinns vom Anschauen bildlicher und plastischer Darstellungen ausgeschlos sen sind. Die Ausstellung „Kunst zum Begreifen" umfaßte 30 Plastiken; diese durften nicht nur, sie sollten sogar be rührt, ertastet werden. Zusammengestellt waren Plastiken aus verschiedenen Kunstepochen, von den Anfängen bis in die Gegenwart (Abb. 4—6). Kunstgeschichtliche Sach verhalte und Zusammenhänge wurden deutlich gemacht durch die Möglichkeit des unmittelbaren Vergleichens. Bei spielsweise standen Porträts (Abb. 6), Plastiken (Abb. 5), Reliefs usw. aus ver schiedenen Jahrtausenden nebenein ander. Der Besucher verglich — sie nacheinander ertastend —, stellte Ge-