Über die Thätigkeit der Brustdrüse der Neugebornen. Von Dr. med. Opitz. Die Brustdrüse nimmt unter den menschlichen Körperteilen eine ganz auffallende Sonderstellung ein. Dem männlichen wie dem weiblichen Geschlecht eigentümlich, ihrem Zweck entsprechend bestimmt, nur bei letzterem nach erfolgter Befruchtung des Indi viduums eine Rolle zu spielen, beginnt sie auffallender Weise schon bei dem Neugeborenen, bei Knaben wie bei Mädchen, bald auf längere bald auf kürzere Zeit hinaus, ihre Thätigkeit als absonderndes Organ zu entfalten, um dann einer Rückbildung und einem Ruhe stand gerade zu jener Lebensperiode anheimzufallen, zu welcher im schärfsten Gegensatz der ganze übrige Körper am deutlichsten ein überraschend schnelles Wachstum erkennen lässt. Ein zweiter und, insofern er das weibliche Geschlecht betrifft, wichtigerer Abschnitt ihrer Thätigkeit beginnt mit dem Eintritt der Geschlechtsreife. Anfangs nur spärlich, bei dem männlichen Geschlecht nur ausnahms weise, später und zumal während der Schwangerschaft des Indi viduums mächtiger sich entwickelnd, bietet sie die weitere eigen tümliche Erscheinung dar, dass aus einer früher fast mikroskopisch kleinen Drüse der äusseren Hautbedeckung ein Organ sich heran bildet, welches, wenn man dessen Grösse nach Beendung der ersten Involution mit den schliesslich erreichbaren Umfängen vergleicht, — sogar die abnorme Entwicklung des Uterus weit hinter sich lässt. Unmittelbar nach der Geburt des Kindes pflegt dessen gleich viel ob grösser oder kleiner bei der Untersuchung sich darstellende Brustdrüse auch bei stärkerem Druck Sekret nicht abzugeben. An dieser Erscheinung ändert weder der Umstand, ob das Kind lebend oder tot, rechtzeitig oder frühzeitig, gut oder schlecht ernährt zur Welt kam, ob es männlichen oder weiblichen Geschlechtes ist. Erst wenn mit Einleitung einer kräftigeren Respiration ein reichlicher Blutstrom der bis dahin blassen Haut und damit ihr wie ihren An hängen das Material zu einem lebhafteren Stoffwechsel zugeführt worden ist, meist nicht vor der 24. Lebensstunde der Frucht, häufig erst von der zweiten Hälfte der ersten Woche an, lässt sich aus