— 132 — Die Milch der Neugebornen, bei sparsamer Absonderung wasserhell bis graulich und hochgelb gefärbt, dicklich, faden ziehend, an der Luft gerinnend, pflegt bei reichlicher Absonderung dünnflüssig, bläulich weiss, süsslich schmeckend sich darzustellen. Im letzteren Fall in ein cylindrisches, ungefähr 7 mm im Quer durchmesser haltendes Glasgefäss aufgefangen, zeigt sie nach vier- undzwanzigstündigeni Stehen, auf eine Höhe von 100 mm berechnet, eine Rahmschicht von 2—4 mm. Sie lässt bei alkalischer Reaktion genau dieselben Formelemente erkennen, die in der menschlichen Milch überhaupt vorgefunden werden. Von der sogenannten reifen Milch der stillenden Frauen unterscheidet sie sich unter dem Mikro skop durch die stete Gegenwart von Colostrumkörpern und dem Vorwalten der differentesten Formengrössen der Milchkügelchen. Den am zahlreichsten vertretenen kleinsten Formen sind sehr um fängliche Milchkügelchen beigesellt, die von jenen um so mehr ab stechen, als die in der reifen Milch vorzugsweise vorkommenden Mittelformen hier nur sparsam auftreten. iTie grösseren Milch kügelchen lassen einen bis 0,02 mm haltenden Durchmesser er kennen. Vorzugsweise aber vertreten sind Milchkügelchen, welche bei einer 23ofachen Vergrösserung punktförmig sich darstellen und solche bis zu einem Durchmesser von 0,004 mm. Einzelne, grössere wie kleinere Milchkügelchen pflegen in Gruppen aneinander zu hängen, aber in der überwiegenden Mehrzahl sind sie um mehrere Durchmesser von einander entfernt, sobald man darauf Bedacht nimmt, das zu untersuchende Milchquantum auf dem Objektträger derartig abzumessen, dass das Deckgläschen auf der unterliegenden Flüssigkeit nicht schwimmt, sondern auch bei starker Neigung des Objektglases diesem fest anliegend bleibt. Eigentümlich der Milch der Neugebornen, wie der mensch lichen Milch überhaupt, ist die Fähigkeit, ihre ursprüngliche alka lische Reaktion ziemlich lange beizubehalten. Während Kuhmilch meist schon kurze Zeit nach ihrer Entnahme aus dem Euter, mit unter schon nach 2—3 Stunden, noch längst vor ihrem Gerinnen bei einer Temperatur von ungefähr 20" C. aufhört alkalisch zu reagieren, kann erstere unter gleichen Verhältnissen 30—40 Stunden stehen, ohne saure Reaktion zu zeigen. Auch scheidet sich das Plasma der menschlichen Milch um vieles vollkommener von den Milchkügelchen bei längerem Stehen ab. Bei Kuhmilch bleibt nach möglichst vollständigem Abrahmen immer noch eine gesättigte weisse Flüssigkeit zurück, dagegen stellt sich nach vierundzwanzig- stündigem Stehen der menschlichen Milch unterhalb der Rahmen schicht eine nur leicht weisslich bis gelblich getrübte, noch deutlich durchscheinende Unterschicht dar, in welcher sich nur wenige Milchkügelchen nachweisen lassen. Dieser Umstand macht es