Xazarener und Romantiker 267 X. ROMANTIK UND NATURALISMUS IN DER MALEREI Nazarener und Romantiker Oer Erfurter Fürstenkongreß von 1808 war vorüber, während dem der Herrscher Europas König Friedrich Wilhelm III. auf dem Schlachtfelde von Jena zu einer Hasenjagd eingeladen hatte. Die Herrschaft des Empirestils schien mit der des napoleonischen Reiches für Jahrhunderte fest gegründet. Im Jahre nach Erfurt zog Peter Cornelius aus Düsseldorf als 21 jähriger Maler in Frankfurt ein, der bestimmt war, die Klassik durch die Gotik abzulösen. In Frankfurt malte er zunächst einige antikisierende Wandgemälde in dem 1795 erbauten Schmidschen, später Mummschen Palais auf der Zeil, das 1904 abgebrochen wurde und heute ein \\ oolworth-Bazar ist. Bald offenbarte er in einigen Porträts (Abb. 211 und 212) und Zeich nungen eine neue Art zu sehen. In den Bildnissen gab er sich als Schüler des englischen sentimentalen Naturalismus, in seinen Zeich nungen bekannte er sich zu den großen deutschen Meistern des 15. Jahrhunderts. Im Geiste Dürers und Aldegrevers begann er 1810 in Frankfurt seinen Faustzyklus, den er 1815 in Rom vollendete (Abb. 213). Indem Cornelius sich wieder zu dem von der Auf klärung als dunkel und überwunden erklärten Mittelalter bekannte, setzte er die alte deutsche Kunst der Antike gleich. Ironie des Schicksals: die Gotik, deren Spottnamen Sandrart in seiner Teutschen Akademie als Inbegriff vergangener barbarischer Kunstübung der deutschen Sprache einverleibte, wurde in der Heimatstadt dieses Barockkünstlers wiederum auf den Schild gehoben. In Frankfurt gesellte sich zu Goethe Cornelius, in seinen gewaltigen Bildern zum Faust erschloß er einen doppelten Weg: in die deutsche Vergangen heit und in die deutsche Zukunft. Durch die Stiche des Frankfurter Stechers Eduard Schäffer (1802—71) fanden diese Zeichnungen von Peter Cornelius eine weite Verbreitung, so daß sie volkstümlich wurden. 1811 hielt es den jungen Meister nicht mehr in Frankfurt.