34 ERSTES KAPITEL Dogma und die Offenbarung. Diesem consumma- tum est war vorausgegangen: Et homo factus est: vier Wörter, in denen alles gottgewollte Wesen des Menschen beschlossen liegt, offenbart durch ein ge schichtliches Faktum.Die Heiligen Bücher des Chri sten sind geschichtliche Bücher, nicht philosophi sche Systeme. Gewiß: metaphysische Wahrheiten, soweit sie wirklich Wahrheiten sind, können, ja müssen in den Heiligen Büchern implizit enthalten sein. Aber es gilt nicht umgekehrt: keine geschicht liche Wahrheit liegt als solche in irgendeinem Sy stem der Metaphysik beschlossen. Der heilige Tho mas konnte die metaphysischen Wahrheiten, die Aristoteles oder Platon entdeckt hatten, wohl in den Heiligen Schriften bestätigt finden, aber keine geschichtliche Offenbarungswahrheit in irgend einem System natürlicher Philosophie. Pascal hat es scharf gefaßt: »der Gott Abrahams, Isaaks und Ja kobs. Nicht der Philosophen und Gelehrten«. Das Wesen der Geschichte macht den Unterschied bei der. Alle Offenbarung aber des Dreieinigen Gottes trägt nicht bloß die Hülle des Geschichtlichen, die als wesenlos abgestreift werden könnte, sondern den Leib der Geschichte, in dem allein sie leibt und lebt. Der Leib der Geschichte ist so wenig ein gno- stischer Schein wie der Leib des Menschengeistes — beide Meinungen sind eine Erfindung und Ver suchung des Teufels — sondern sie sind die reale Schöpfung Gottes. Wie der Leib des Menschen auf-