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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 04.10.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-10-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19001004022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900100402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900100402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-10
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Mittwoch-Abendausgabe für Dresden und Umgebung öerugrgebühr: «iertrüwE »ML »««,.; dm» dt« »« - Ml. 7S DI». Die.Dresdner Nachrtchlrn" eri-beinen «i»,Nch «im,«»»; die v«ieber in Dresden und der »Schstrn Umaebim», wo die Sutraauna durch eigene Boten oder KomnMonäre eriolat. erhalten das Blatt an Wochentagen, die nicht aut Sonn- oder Feiertage folgen, t» twei TbeilauSgabcn «den»» und Morgen» jugestellt. Für Rückgabe etngeiandter Schritt- ttlicke keine Berbindllchkeit. Ferntvrechanschlub: »Mt l »r. 1t u. »r. L0SS. relegramm-Sdrette: »«chrtchlr» »r»»d»n. Mreigen-cant. Die Annahme von Ankündiaung«, eriolat in derLauvtgeichäktSltelle und den Nebcnannahineiielleu in Dresden bis Nachmittags »Uhr. Sonn- und Feiertags nur Marienitratze ss von 11 bis'/-i Uhr, Die t ivaltige Grund i-ile <ca. 8 Silben» IS Pta. An kündigungen aut derPrivatieite Keile rc> Pia.» die givaltigc Keile als „Eingesandt" oder aut rertseitc no Mg. In Nummern nach Sonn- und Feier tagen I- bez. Sivaltige Grundzeilen so, so be», so und so Pia. nach beiondercm Tarii. AuSWLrtiae Aufträge nur gegen Vorausbezahlung. Belegblätter werden mit io Pi,, berechnet. II ES. IV«i n ^eiiiAi«ü!>>l»ii«II»lili. wi'vVÄvi», I, ker»Hr. 3370. IkorÄv»KLx-, UIivin- Mtä AlvsvR^vviiiv, IVv«8vrt^v«iiiv, luilrörv, «Ivnlxvli« i1 E1I»Ainpr»pxii«r. Neueste Drahtberichte. Hofncichrichtcn, Deutsche Bauansstcllung, Deutsch-nationaler Handlnngsgchilsen- Verband, Obstausstellnng des Bczirks-Obstbauvcreins Dresden. Litterarischc Bewegung gegen Berlin. Tvlillerstall, 4. Oktober 1900. Kernschreib- nnd Aernfprech-Berichte vom 3. Oktober. Der Krieg in Cliina. Berlin. Das König!. Kricasministerium tl,eilt über die Fahrt der Truppentransportschiffc mit: „Roland" am 2. Oktober in Colombo angekommen. Wien. Die Blätter besprechen den Depeschenwechsel zwischen dem Kaiser von China und dem Deutschen Kaiser. Die „Neue Freie Presse" schreibt: Die Antwort des Deutschen Kaisers laute entschieden nachdrücklich, berechtige aber zu der Hoffnung, das; die Mächte sich wieder mehr zusammenschließen. Das „Fremdenblatt" findet besonders merkenswertb dieThatlache. das; in der kaiserlichen Antwort die Beschwerden Namens aller Volker, ia der ganzen Menschheit erhoben werden und das; die Nathgeber des Kaisers von China verantwortlich gemacht werde». Das „Neue Wiener Tage blatt" bezeichnet die Antwort als kräftig nnd doch weise gcmäs;igt. Die Antwort enthalte keine Forderung, der nicht alle Mächte, China inbegriffen, rückhaltlos sich anschließen konnten. Die „Österreichische Volkszcitung" sagt : Die Antwort sei ein grober Schritt auf dem Wege zur Wiederherstellung des Friedens. Die „Deutsche Ztg." schreibt: Der Deutsche Kaiser konnte und durfte nicht anders antworten. Die Mächte sollten im eigenen Interesse in der Frage der Sühne fest znsammcnstehcn. Das „Nene Wiener Journal" schreibt: Die Antwort weiche in ihrer maßvollen Fassung nicht von den früher ausgestellten deutschen Forderungen ab. London. Tic „Tnilp News" schreiben: Ohne Zweifel wird die civilisirte Welt die Aufrichtigkeit und Würde der Antwort des Deutschen Kaisers auf das Telegramm des Kaisers von China vollauf würdigen, lieber die Berechtigung der Ansichten des Kaisers kann bei den Westmächtcn nur eine Meinung sein. Die chinesischen Eröffnungen anznnchmcn, wärest Sclbstbcthörnng. Der „Daily Telegraph" sagt: Inmitten der vielen schwankende» und verwirrenden Dinge in der chinesischen Frage ragt der Brief des Deutschen Kaisers als ein festes, entschlossenes Dokument hervor. Der Brief beweist, das; Deutschland entschlossen ist, Sühne zu verlangen für die Europa zugefügte Schmach. Es ist schwer genug, das europäische Concert in Bewegung zn bringen, aber sobald eine beherrschende Gestalt dem sittlichen Empfinden der Menschheit Ausdruck verleiht und ihr den Weg weist, wird es dem Vorsichtigen nnd Zaghaften leicht, zu folgen. London. Das Reuter-Bureau meldet auS Peking vom 26. September: General Hoepfncr ging gestern mit 2000 Mann und einer Feldbatterie zu einer Strafexpedition nach dem nörd lichen Tbeil des kaiserlichen Jagdparkes ab. da Tags vorher eine Patrouille angegriffen worden war. Die Deutschen steckten mehrere Dörfer in Brand, wo sie Waffen gefunden nnd rückten bis Nanhllngmen vor. Die Boxer, die außerhalb der Stadt an- getrofsen wurden, wurden nach kurzem Kampfe zersprengt. Tie feindlichen Truppen waren theils mit Gewehren, thcils mit Piken und Schwertern bewaffnet. Einige chinesische Soldaten, die bis auf 20 Schritt sich den deutschen Truppen näherten, wurden nieder gemacht. Vier Deutsche wurden verwundet. London. Dem „Standard" wird ans Tientsin vom 20. September telegraphirt: Die öffentliche Meinung der Welt vslichtet entschieden der Haltung Deutschlands bezüglich der ge forderten Bestrafung der Urheber des Ansbruchs der sremdcnfeind- lichen Bewegung bei. London. Das „Rcuter'sche Bureau" meldet vom 1. d. M. aus Wei-har-lvei: Die englischen Kreuzer „Terrible" nnd „Arethusa", sowie die 0. indische Brigade sind unmittelbar nach erhaltenem Befehl von hier nach Takn atmegangen. Petersburg. Wie der „Nowojc Äremsa" aus Wladiwostok gemeldet wird, ist die Telegraphenlinic Charbin — Tsitsikar ansgebessert. Sie war beschädigt. Ter telegraphische Verkehr der Linie Wladiwostok—Pogravitschnaja—Ningnta und Omvsso—Kirin ist eröffnet. Paris. Dem „Figaro" zufolge trifft der König von Griechenland Mitte Oktober in Paris ein und wird dort längere Zeit verweilen. Ende Oktober wird auch der König der Belgier erwartet, dem zu Ehren eine Reihe von Festlichkeiten veranstaltet werden sollen. Ferner wird der Prinz Georg von Griechenland die Weltausstellung offiziell besuchen. Madrid. Die Regierung erklärt die beunruhigeiidcn Nach richten von einer indnstrielleu Krisis in Barcelona für unbegründet. Brüssel. Nach Gentcr Meldungen hiesiger Blätter kam cs gestern beim Zapfenstreich anläßlich der Vermählung des Prinzen Albert zu sozialistischen Demonstrationen gegen das Absingen der Brabnnxronne. Die zahlreich anwesenden Sozialisten verursachten zuerst großen Lärm und stimmten dann die Marseillaise an. Vor der Kaserne, nach welcher sich die Militärkapelle nach Beendigung des Zapfenstreichs zurück begab, versuchte eine Truppe von Sozialisten den Zug der Truppen zu durchbrechen, wurde aber als bald durch herbeigernfene Verstärkungen der Mannschaften zurück gedrängt, worauf sich die Menge zerstreute. Lond o n. Lord Roberts hat dem Lordmapor mitgctheilt, daß er nicht rechtzeitig zu dem Banket in der Guildhall am 0. November in London eintreffen könne. London. Nach einem Telegramm des „Standard" ans Durban von gestern hat General Dartnell gestern an den Gou verneur von Natal telegraphirt, daß ein von Natal-Freiwilligen geführter Konvoi am 1. Oktober sechs Meilen östlich von De Jagers-Drift von den Buren genommen worden sei. Der Offizier nnd 1 Manu seien verwundet. 2 Farbige seien gefallen und mehrere Soldaten der Begleitmannschaft gefangen genommen. — Eine Depesche des „DailU Telegraph" berichtet ans Lourenev Maraues vom 2. ds. M., das; die niederländisch südafrikanische Eisenbahn von Koniatipoort »ach Pretoria seht die Bezeichnung „Reichsmilitärbabii" fuhrt. K v u st a u ti n o p e l. Nachrichten ans Erzernm zufolge wurde der Leiter des russischen Generalkonsulats nnd ein russischer Oberst, sowie eine aus 22 Soldaten bestehende Eskorte von Kurden bei Erzinghian angegriffen. Das Gepäck wurde geraubt. Von der Eskorte wurden 2 Personen und auf Seite der Kurden 6 getödtct. Mexiko. Die neue Amtsperivdc des Präsidenten Porfirio Diaz, der zum Präsidenten wiedergcwählt wurde, beginnt am I. Dezember 1900. Aus diesem Anlaß werden große Festlichkeiten vorbereitet. Johannesburg. Ter Militärgonvernenr benachrichtigte das Hauptauartier, daß er Veranstaltungen für die Rückkehr von Flüchtlingen, für 8000 bis 1000 wöchentlich, vom 10. dieses Monats ab getroffen habe. Oertliches nnd Sächsisches. Dresden, 8. Oktober. —* Se. Majestät der König wird sich heute Abend mit Sonderzug 7 Uhr 10 Min. ab Hcrmsdors-Rchescld nach Klingenberg begeben. iii der Oberforstmeisterei Grillettburg übernachten nnd morgen auf Grillenbnrger und Spechtshauscner Revier jagen. In der Be gleitung Sr. Majestät werden sich Flügeladintant Oberstleutnant Senfft v. Pilsach nnd Oberarzt Dr. Hofsmann befinden. Tie Jagdtafel findet morgen in der Oberforslmeistcrei zu Grillcnburg statt. Mit Sonderzug Abends 8 Uhr ab Klingenberg gedenkt der Monarch in's Hoslager Moritzburg zurückznkehren. —* Se. Majestät der König beabsichtigt, der festlichen Ver einigung alter Gardereiter im Vereinshausc, Zinzcndorsstraße, nächsten Sonntag beizuwohncn und trifft hierzu O'/s Uhr Abends ein. —* Ihre Majestät die Königin stattete heute Mittag Ihren König!. Hoheiten dem Prinzen Georg und der Prinzessin Mathilde in Villa Hosterwit; einen Besuch ab und begab sich hierauf in Begleitung der Hofdame Gräfin Reuttner v. Wehl, Hoffräulein v. Abelen und des Oberhofmeisters Wirkl. Geh. Raths v. Malortie, Excellenz, nach Villa Strehlen. In den morgenden Nachmittags stünden trifft Ihre Majestät wieder im Hoflager Moritzburg ein. —* Se. König!. Hoheit Prinz Friedrich Angust trifft heilte nach mehrtägigem Aufenthalt in Rcheseld wieder in Wach witz ein. Am Sonntag empfing der Prinz in Wachwitz eine Deputation des Militärvereins von Loschwitz und Umgegend in Audienz, um ein auf die Ehrenmitgliedschaft des Vereins bezüg liches Diplom entgegenzunehmcn. — * Zur Feier des Namenssestes Sr. Maj. Kaiser Franz Josef 1. wird auf Veranlassung der hiesigen Kailcrl. nnd König!. Oestcrreichisch-Unaariichen Gesandtschaft morgen Vormittag 10 Uhr in der katholischen Hoskirche eine heilige Messe gelesen werden. —* Der Kreishanptmann der neuen Kreishanvtmannschnst Chemnitz, Herr Johann Georg Freiherr v. Welck, ist im Jahre 1889 in Riesa als jüngster Sohn des Besitzers des dortigen Ritterguts geboren worden. 1800 wurde er in Plauen i. V. als Aktuar angeslellt. Im Kriegsjahrc 1866 nahm er als Offizier des 8. Jägcrbataillons am Feldzug Theil. Aus dem Krieg zurück- gekehrt, wurde er 1867 als Accesist der Kreisdirekkion Zwickau zu- getdeilt. Vom August 1870 bis Mai 1871 war Freiherr v. Wetck in Frankreich, Anfangs in militärischer Verwendung, dann als Unterprn'ckt zn Neuschateau und als Civilkommissar bei dem Generalkommando des 0. Armeekorps in Vcsoul beschäftigt. Nach seiner Rückkehr ans Frankreich wurde er als RegicrnngSasscssor der Kreisdirektion Zwickau zngetheilt. 1871 wurde er znm Rcgiecnngs- rath und zugleich znm Vorstand der amtshanptmannichastlichcn Delegation in Schandau ernannt. 1870 wurde ec als Amtshanvt- mann in Rochlitz angeslellt, von wo er 1880 in gleicher Eigen schaft nach Planen verletzt wurde. Von 1892—91 war Freiherr v. Welck als Vortragender Rath im Ministerium des Innern ! thätig, bis er 1891 als Kreishauptmann nach Zwickau versetzt wurde. —* In der Deutschen Ba n A nsstcll u n g haben die Preisrichter bereits ihr schwieriges Amt begonnen. Am Montag Abend fand die erste Sitzung statt, wobei Herr König!. Baiikith Adam eine herzliche Begrüßungsansprache hielt und den Herren seinen Dank für ihre Bereitwilligkeit zur Uebernahine des PrciS- richternmteS anssprach. Namcns des Preisrichterkolleginms ant wortete der Vorsitzende. Herr stich. Hvfrath Professor Dr. Hehn von der König!. Technischen Hochschule zn Dresden. An die erste Sitzung schloß sich ein geselliges Beisammensein im Restaurant des AnsstellnngsparkeS. Die Arbeiten der Preisrichter dürsten 1 bis 5 Tage in Anspruch nehmen, jo daß die Preisverthcilnng am Sonntag, den 0. Oktober, erfolgen kann. Gleichzeitig tagte im Vergnügungseck der Eentinlausschns;. und zwar fand diese Ver sammlung im „Römischen Kastell" statt. Ter Sitzung wohnte auch daS Ehrenmitglied der Ban Ausstellung, der Königl. Bayerische Gesandte Excellenz Freiherr v. Niethammer bei. —* Hauptgewinne der Bau-Ausstellungslottcrie erhielten n. A. drei Monteure von Kummer u. Co., ferner ge wannen einen solchen der Inhaber eines hiesigen großen Leinwand- geschäfls, sowie der Inhaber eines Bijonlcriewaarcngeschäfts in der inneren Stadt. —* Zur Erinnerung an die 7. Wiederkehr dcS GrnndungS- tages der Berussgenvssenschcift Deuts chnationaler Hand- l n n gsg e h i l fe n v e rb a nd hatte die Ortsgruppe Dresden- Ncnstndt gestern Abend im Saale des Ballhauses. Bantzncr- straße, einen Festabend veranstaltet, dessen Besuch leider ein nur mäßiger zu nennen war. Den ersten Tbeil des Festes, zu dem von verschiedenen Ortsgruppen nnd einzelnen Angehörigen Glück- wnnich Depeschen und Begrüßungen eingelanfen waren, bildeten musikalische, Gesangs- und humoristische Vorträge, die von der Kapelle des Hauses (Direktion Herr Musikdirektor Baades, dem Mannergesangverein „Stradella", der sich in uneigennützigster Wciic zur Verfügung gestellt hatte, und vvn dem Humoristen Herrn P. Hultzsch in lobenswerthcr Weise ansgekührt wurden. In diese Darbietungen hinein war die Festrede des Vorstandes. Herrn Hermann Christoph, gelegt, der nach Begrüßung der Erschienenen > mit beredte» Worten einen Rückblick warf aus die Entstehung der dentschnationalcn Handlungsgehilfen Bewegung und die^ bisher erzielten Erfolge schilderte, wobei die Versicherung gegen Stellen losigkeit nnd die Krankenversicherung in besonders vortheilhaftes Licht traten. Gegenwärtig gehören dem Teutfchnationalen Hand lnngsgehilseiiverband 19,257 Mitglieder an, so daß er binnen Kurzem an der Spitze der Handlungsgehilscn-Organiiation zu stehen gedenkt. Ein frohbelcbter Ball bildete den zweiten Theil des geschickt zusammengestellteii Festprogramms. —* Tie vom BezirkSobstbauvcrein Dresden in den auf's Geschmackvollste neu vorgcrichteten Sälen deS Waldschlößchens. Schitterstraßc, veranstaltete Obstausstellnng verbunden mit Obstmarkt, deren Hauptzweck darin besteht, den Verkehr der Produ zenten mit den Konsumenten zu heben, den Elfteren zu möglichst Kunst nnd Wissenschaft. -f* Die Buchausgabe von Suderinann' s „Johannis- feuer", das am Freitag in Berlin am Lessingtheatcr und am Sonntag in Dresden am König!. Hoffchauspiel zur Erstaufführung kommt, wird auf Anordnung des Dichters erst nächste Woche bei Cotta in Stuttgart erscheinen. Den bisherigen Abonnenten der Sinfonie - Concerte (Serie und Ich bleiben die innegehabten Plätze bis Montag, den 8. Oktober, Nachmittags 2 Uhr, reservirt. Mittwoch, den 10. und Donnerstag, den 11. Oktober, gelangen an der Tageskasse des König!. Opernhauses zn den üblichen Kassenstunden die dann noch etwa verfügbaren Abonnementsbillets zur Ausgabe. tz* Im Schaufenster von Emil Richter's Kunsthandlung (Pragerstraße) ist auf kurze Zeit während der Abendstunden ein größeres Oelgemälde von Professor Simonson- Castelli ausgestellt, das die Ueberf ü hrung der sterblichen Ueberreste Sr. König!. Hoheit des Prinzen Albert am Abend des 19. September in effektvoller Weise wiedergiebt. Der Kondukt, von dem man in deutlicher Wiedergabe nur den prinz- lichen Leichen- und den ersten Bealcitwagen. umgeben von einer dichten Menschenmenge und allem mnebren Pomp, sicht, ist gerade in dem Augenblick im Bilde festgehalten, als der Trauerzug durch die AugustuSstraße vor der katholischen Hofkirche ankommt. Das geschickt anfaefaßte und flott gemalte Werk zieht Abend für Abend das Interesse der Passanten in hohem Maße auf sich. Die litterarischc Bewegung gegen Berlin. In jüngster Zeit sind verschiedene Anzeichen eines kräftigeren Widerstandes gehen das fast monopolartige Ucbergewicht. das Berlin in allen Dingen des titteraristhen Lebens seit langen Jahren schon besitzt, hervorgelreten. Besonders benierkenswerth ist dabei die von den beiden Schriftstellern Adolf BartelS und Fritz Lie»- ' hard ungebahnte und sogar durch eine besondere Zeitschrift (Heimath IG. H. Meyer. Leipzig) vertretene Bewegung zu Gunsten einer clogenannten .Heiznalbkuiist". Lienhard hat seiner in dieser. Nicht» ring gehenden Anschauung noch in einer besonderen Flugschrift „Die Vorherrschaft Berlins" Ausdruck gegeben. Hierher gehört in gewissem Sinne auch der bei Heinrich Minden in Dresden er schienene Roman „Moderne Propheten" von Ludwig Klausner. Dieser Roman stellt sich allerdings nicht nur gegen Berlin, sondern gegen die moderne Kunst überhaupt in Gegensatz und strebt in einer Behandlung der Theatersrage eine sehr idealistisch gedachte Festspielhaus-Dramatik an. Aber trotz mancher Uebertreibniigen ist er doch auch als ein Symptom des in weiten Kreisen herrschen den Ueberdrusses an gewissen Folgen des Berliner Litteratur- treibcns zu betrachten. — Es sind keine ganz neuen Tinge, die hier zu Tage treten. Oft genug ist auf gewisse Schäden des Ber liner Schristthums sehr scharf hmgewicsen worden und insbesondere wurde wiederholt die Bedeutung betont, die das Heimathsgefühl als Nährquelle der schöpferischen Kraft besitzt. Immerhin aber scheint cs wohlbcgründet. daß diese Fragen jetzt zu lebhafterer Erörterung kommen, weil die Berliner Zustände sich in wachsendem Maße zu einer Gefahr für die nationale Litteratur zuspitzen. Diese Gefahr ist die Verkümmerung schöpferischer Kunst in impotenter Schöngeisterei und der daraus folgende Mangel brauchbaren geistigen Nährstoffes für die Nation. Es darf nie und nimmer übersehen werden, daß Berlin ohne Zweifel die in litterarischen Dingen eifrigste Stadt Deutschlands ist und daß man die erhebliche Steigerung des litterarischen Interesses, die sich seit geraumer Zeit fast überall kund gicbt, einzig und allein der starken Initiative der Neichshnnptstadt zu danken hat. Ja, wer nicht nur in der Provinz, sondern auch in den größeren Hauptstädten die Verhältnisse näher prüft, der kommt zur Ilcberzeugung, daß ohne diese Initiative Berlins unser litterarisches Leben elendiglich verkümmert wäre. Daß gleichwohl das Widerstreben gegen die aus solcher Initiative nnd aus anderen praktischen Zeiteiitwickelungcn entstandene Vorherrschaft Berlins etwas viel Berechtigteres ist, als kleinliche Eifersüchtelei miß vergnügter Provinzler und Partikularisten, das liegt an ganz be sonderen Umständen, die jene rühmliche Initiative zu einem Danaer geschenk für das übrige Deutschland machten. So sehr sich die Rcichshauptstadt Berlin entwickelt hat, das litterarischc Berlin ist im Kern seines Wesens das alte geblieben. Ebenso wenig, wie jeder Münchner ein Kunstkenner ist, ebenso wenig ist jeder Ber liner ein Litteraturfreund. Ein großer, sehr großer Theil der Ber liner. und zwar solcher, die man zu den „besseren Ständen" zu zählen hat, kümmert sich um Litteratur nicht weiter, als daß dann nnd wann irgend rin sensationelles Ereignis; auch ihm zu Ohren kommt und seine Neugier vorübergehend reizt: gerade wie in der Provinz. Jene Kreise aber, die für das litterarischc Leben in Be tracht kommen, sind in der Kopfzahl größer, aber mit unbedcuten den Verschiebungen dem sozialen Charakter nach ganz dieselben, wie vordem in den Tagen der Romantik und in den Tagen eines: Gutzkow, Auerbach, einer Fanny Lewald u. s. w. Sie treiben daher auch Litteratur ganz in demselben Stil, nur daß durch die' vermehrte Kopfzahl dieser Stil sich vielleicht etwas vergröbert hat. Dieser Stil ist aber gar nichts als eben die „Schöngeisterei". Ter Schöngeist will sich nicht mit dem stillen persönlichen Genuß eines Kunstwerkes begnügen, sein Hauptgcnus; ist die Diskussion über das Werk, das io Gegenstand geselliger Unterhaltung und in weiterer Entwickelung Spielzeug wird. In dem einen Kreise ist die Diskussion gewichtiger, und man läßt — für den Schöngeist eben die Hauptsache — sein Licht in ernsterer Kritik leuchten; im, anderen „spielt" man aber, und zum Spiel gehört der Witz. Aus dem Witz wird die Malice, die Malice nährt sich vom Klatsch.' Der Spicltrieb nährt in sich den Trieb zur Abwechselung, und die: Eitelkeit des Schöngeistes wirkt zugleich mit. durch neue und neueste „Entdeckungen", zumal aber durch Ausflüge in's Ausland zu imponircn. Ausländisches wirkt immer, man gewinnt dadurch- den Anstrich des Universellen. Sonst ist man durchaus berlinisch, lokal. Was nicht in Berlin ist oder wenigstens in irgend welcher! engeren Beziehung zu Berlin steht, das kommt, soweit das übrige; Deutschland in Frage steht, nicht in Betracht, denn es ist ja nur! „Pwvinz", und von da kann nichts kommen, was einen Berliner Geist noch interessiren könnte. Da man auch über viele Dinge, die ein Interesse beanspruchen könnten, „längst hinaus" ist, so! bleibt schließlich nicht allzu viel übrig, wenn man nicht immer nach Neuem und Neuestem jagt. Tritt nun in solche Kreise eins argloser Litteraturjünaling, vielleicht schon während der Studien zeit. ein, dann muß er schleunigst alles Provinzielle abstrcifen. d. h. alles unmittelbar Persönliche, und so rasch als möglich den- Berliner spielen; er muß in alle „Premieren" laufen, Zeitschriften, und Broschüren neben den eigentliche» Modewerken leien und sich; Kritiken und Theorien in allen Tonarten um die Ohren sausen' lassen. Daß bei längerem Betrieb einer solchen geistigen Lebens
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