GOTT KUKULCAN TRITT AUS DEM DSCHUNGEL Aut der Halbinsel Yukatan zwischen dem Golf von Mexiko und dem Karibischen Meer liegt Chichen Itza. Hier, in der heiligen Stadt der Mayas, ragt eine über 30 m hohe Stufenpyramide in den wolkenlosen Tropenhimmel. Die Plattform des mächtigen Quader baus krönt ein weithin sichtbarer, im Sonnenschein leuchtender Tempel. In den kunstvollen Säulenhallen im Innern dieses dem Regengott Kukulcan geweihten Tempels wartet eine Schar rot brauner Mädchen. Sie sind festlich gekleidet, tragen Gold- und Silbergeschmeide um Hals und Arme und duftende Blüten im schwarzen Haar. Was tun die anmutigen Töchter des großen Mayavolkes im Tempel des Kukulcan? Sie sind dazu ausersehen, auf Geheiß der Priester kaste an heiliger Stätte der über die Fruchtbarkeit des Landes ge bietenden Gottheit zu opfern, aber nicht Gaben, wie man sie sonst den Göttern darbringt, Tiere, Feldfrüchte, edle Steine, Gold oder Silber; der mächtigste Gott der Mayas, Kukulcan, verlangt mehr. Er will Menschenopfer — die in seinem Tempel versammelten Mädchen. Das sagen die Priester, die das Volk beherrschen. Es hat sich auch diesmal wieder der Magie ihres Willens gefügt und die schönsten Jungfrauen des Landes nach Chichen Itza entsandt. Nun sind sie in der Hand der Priester. Wissen die kaum dem Kindesalter entwachsenen Maya-Mädchen um ihr Schicksal? Ahnen sie, daß ihnen hier auf der Höhe der Tempelpyramide zum letzten Male das Purpurrot der untergehenden Sonne leuchtet? Nur zu gut kennen die blumengeschmückten Mädchen die reli giösen Bräuche ihres Volkes. „Ihr seid Bräute des großen Kukul can“, raunen ihnen die Priester zu. „Betet, daß der allmächtige Gott euch gnädig in sein Reich aufnehmen möge!“ Die Todesopfer stehen im Zauberbann der dämonischen Einflüste rung. In das Schweigen der Nacht mischt sich das dumpfe Murmeln