KUNST DES STAUFISCHEN ZEITALTERS: BAMBERG D IE Blüte, welche die deutsche Kunst im staufischen Zeitalter erlebte, beruhte auf einer großartigen Anspannung aller ökonomischen, politischen, geistigen und sozialen Kräfte. Die Kreuzzüge hatten das Abendland in Berührung mit der hochentwickelten byzanti nischen und arabischen Kultur des Ostens gebracht. Die Versuche der deutschen Kaiser, sich in Italien eine neue Basis zu schaffen, führten zwar, im ganzen gesehen, nicht zum Erfolg, sie be günstigten aber das Eindringen römischer Rechtsbegriffe und trugen dadurch zur Festigung der feudalen Struktur bei. Im Osten nahmen Welfen und Askanier den Vernichtungskrieg gegen die slawischen Stämme wieder auf, den die Ottonen auf Grund ihrer Niederlagen im Kampf gegen die Sarazenen hatten einstellen müssen. Die Städte gingen ihrer großen Zeit entgegen, Köln eroberte sich den ersten Rang unter den deutschen Handelsplätzen, von Lübeck bis Riga wuchsen neue Gemeinwesen aus dem Boden. Die deutsche Kultur orientierte sich in zunehmen dem Maße nach Westen, die Literatur stand im Banne der großen französischen Epik, Baukunst und Plastik in dem der sich entwickelnden Gotik. Dennoch war diese Zeit nicht mit sich selbst im reinen. Ganz Europa befand sich im Zustand eines bald heimlich, bald offen geführten Parteigängerkriegs, in dem die Gruppierungen ständig wechselten. Das Wormser Konkordat von 1122, das den Streit zwischen Papsttum und kaiserlicher Zentralgewalt um die Amtseinsetzung der Bischöfe wenigstens vorläufig bei legte, schuf einen auf die Dauer unhaltbaren staatsrechtlichen Zustand: Die Trennung der Spiri- tualia, der geistlichen Befugnisse, von den Temporalia, den Königsrechten, entsprach zwar der dualistischen Tendenz der Epoche, sie forderte aber auch dazu heraus, die Grenzen der Auslegung zu erproben und den Knoten, der sich aus solchen Auslegungsstreitigkeiten zwangsläufig ergab, wiederum mit dem Schwert zu durchhauen. Nach dem Reichstag von Besan$on, 1157, flammte der Kampf von neuem auf. Auf seine politischen Ergebnisse braucht hier nicht näher eingegangen zu werden: Im Grunde gab es nur einen Be siegten, keinen Sieger, denn das nach außen hin siegreiche Papsttum geriet unter die Vormund schaft der französischen Könige und mußte seinen Triumph über die Staufer mit der „babylo nischen Gefangenschaft“ in Avignon (1309 bis 1377) bezahlen. Für unsere Darstellung sind die geistigen Folgen wichtiger als die politischen. Der Klerus war genötigt, seine Erkenntnisse und Forderungen schärfer und eindeutiger als je zuvor zu formulieren: Am Ende der Epoche steht die scholastische Philosophie des Thomas von Aquino (1225 bis 1274). In der deutschen Ritterschaft, dem zuverlässigsten Verbündeten des Kaisers, erwachte ein Reichsbewußtsein, das in den Deutschland im staufischen Zeitalter