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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.01.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-01-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188101060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810106
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810106
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-01
- Tag1881-01-06
- Monat1881-01
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.01.1881
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. »»t «rprtiti» Johmmetgasir SS. Sprecht»str» ürr Ueßartir»: «snnttt«^ 10-18 Uhr. Nachmittag» 4—ö Uhr. ^ ^ HÄN* « A«,»tz»l »« für «« «ächftfG»»»« Nnunnrr »ektt»«tru J»srr«te »» «achr»r«,e» «» S Uhr Nachmtttaa», «»Go», nn»-efttagen früh »t«'/,» Uhr. 2» öe» /Uiilrn für Ins.-Äoiahme. Ott« «ennn. UntverfitLMroße W. Laitts r-sche. »atharinenftraß« 18, p. «r R« '/i» «tzr. MchMerIagMÄ Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte. Kandels- nnd Geschäftsverkehr. Auflage L«,^1««. ^donnementoprris viertelj. 4'/, Ms;., incl. Bringerlohn ü Mk. durch dir Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen ahne PostbesSrderung 39 Mk. Mit Postbesörderung 48 Mk. Inserate flgespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut unserem Preis- Verzeichnis;, Tabellarischer Satz „ach höherem Tarif. Urrlamen unter den Nedaltionsllrich die Spaltzeile 40 Pf. Inserate sind stet» an die (»rprvtttan zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praomiuierambi oder durch Post- Vorschuß. ^ 8. Douner-tag dm 6. Januar 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. Befanntmackuug. >» iß neuerdings häufig zu bemerken gewesen, daß bei« Kehren der Fußweg» und Tigerinnen Straßenschlamm in die vor den Grundstöcken befindlichen SchleuhenäklnsalliScher einaebracht worden ist. Wir finden u»S daher veranlaßt, in Wiederholung der diesbe- »üglichen Borschristen unsrer Bekanntmachung I vom 1. Juli 1871 da» Giubriugeu von Straßenschlamm in die Lchlenhen-Gt«- kall-cher hierdurch nochmals strengsten» zu untersagen, mit dem Bemerken, daß wir ZumtderhaaVIungen gegen diese» verbot mir Geldstrafe bi» zn «8 ^ oder Hast »t» ,« 14 Lagen unnach. sichtlich ahnden werden. Leipzig, am 31. December 1880. Ter Rat» »er Stadt Leipzig. vr. Seorgi. Harrwitz. Bekanntmackung, die SttznngSlocale der Ststrictoversammlungen detreffend. Zur Abhaltung der DistriciSversammlungcn haben wir Locale in folgenden Gebäuden bestimmt: Für Distrikt 1 und 2 alte Thomasschule am ThomaSkirchhof, » - 3-4 alte Nicolaischule am Nicolaikirchplatz, » » ü - 6 Fortbildungsschule für Mädchen am Tho- maskirchhos, Realschule II. Ordnung in der Nordstraße, RgtbSsreikchule am Rosenthal, 11 12 14 16 18 20 21 23 24 2K 27 31 32 34 3« 38 «Ü 42 8 9 10 13 1L 17 19 2? 2? 28 29 :ro .11. Bezirk-schalx in der Lessingstraß«. V. - . > Alexanderstraße» neue ThomaSschule in der Schreberstraßt, Stadthaus am Odstmarkt Nr. 3, Höhere Mädchenschule am Tchlrtterplatz, III. BezirkSschule am Kloßplatz. Realschule 1. Ordnung,m Floßplatz, VI. BezirkSschule in der Arndtstraße, Realschule 1. Ordnung am Floßplatz, VI. Bürgerschule ln der Arndtstraße, Höhere Mädchenschule am Schletterplatz, I. BezirkSschule in der Glockensrraße. neu« Nicolaijchule in der König»,»raße, Berein»hau» i» der Roßstraß«, 33 .V, VII. BGDerschule am Täubchen»»«» GewerbchGllt »» da GisGn« Gtr> 41 43 »«> -. Lnnnnr Nachmittag '/,8 llhr bez. Abend 8 Uhr statt und verweisen wir dieserhalb aus da« de« Herren DistrietSvorstrher» «nd Pflegern zugehende Circular. Leipzig, den ö. Januar 1K81. Da» Arinen-Mreelort««. Ludwig-Wols. Im Lause der letzt, ergangenen drei Monate sind di« nachver- zeichncten Gegenstä-.de bei dem Unterzeichnete» al» gesunden bez all herrenlos abgegeben reip. angemeldct worden: Ein Muss, zwei Paar Schäfte zu Kinderstiefeln, ein goldene» Medaillon, sechs Paar Glacehandschuhe, die Hälfte eine» goldenen Klemmer», ei l Zehnmarkstück, »i» Fünfmarkschein, vier goldene Nnigc, ein große», Weinfaß, ein Wmterüber- zieher, eine Cigarrcupseise in Etui, mehrere Portemonnaie» bez. Gelditäschchen in t Geldinhali, einige Regenschirme, ein Fügehobel »nd zwei Handwagen. Wir fordern die unbekannten Eigenthümer vorgenannter Gegen stände hierdurch aus, sich zur Empiangnahme derselben in der Registratur unseres Commmariat- zu melde», andernfalls den Rechten gemäß darüber verfügt werden wird. Gleichzeitig fordern wir auch Diejenigen, welche im Jahre 1879 F undgegenstände an unS ablieserten, zu denen sich die rechtmäßigen Ligcnidümer bis jetzt nicht gemeldet haben, aus, diese Gegenstände zurückzusordern. Leipzig, am ö. Januar 1881. Das Polizeiamt d«r Stadt Leipzig. vr. Rüder. Gras. I Holzauelion. Freitag, den 7. Januar 1881. sollen von Bormittags 9 Uhr an ans dem diesjährigen Mittelwaldschlage in Abtheilung 6 de» Burgauer Revier» in der Nähr der Ehrcnbcrger Wiesen und dem Forsthause ca. IKst stark« Rdraumhanfcn, sowie ir« . Langhansea und eine Partie haselne Hinten (für Brauereien) unter den im Termine an Ort nnd Stelle öffentlich aiiSgchangenen Bedingungen nnd der übliche» Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Znscuninrnknnkt: ans dem Mittelwaldschlage am Forsthause Leipzig, am 28. Derember 1880. De« Rattz» Forstdeputatlaa. Holzauktion. Mvtttag, de« Ist. Januar d. J„ sollen von Vormittag» 9 Nhr au aus dem Milielwaidschlage, in Abtheiluug 6 de« Vurganrr Forstrevier», in der Rih« der Ehrenberger Wiesen »nd dem Forsthau», ca. 8 Raumeudikmeter eichene Nulzschrtte, 174 Raummeter eichen«, 63 Raummeier buchene. 2? Raummeter rüsterne, 8 Raummeter linden«, b Raummeter ellcrne und 1 Raum meter a«pene Breunschelte unter de, im Termin« an Ott und Stelle öffentlich auögebangenen Bedingungen und der übliche» «nzahlnng an den Meistbietenden verkauft werde». Zusammenkunft auf dem Mittelwaldschlage am Korsthau». Leipzig, am 2. Januar 1881. De« «nttz» Sarst-Depntalian. Nutzholzauction. Mitttvvch, den Ist. Jänner diese» JaHre» solle, »,u vor mittag» S Utzr au aus dem Kahlschlag« tn Ubtheilung 4c »nd 9b am Hundewaffer, sowie aus dem Mittelwaldschlage in Abtheiluug S de» Bnraaner Farstrrvier« am Forsttzau» ca. 63 eichene, 146 buchene, 76 rüsterue. 6 lindene, 4 eschene, 3 ma»holderue, 4« rvrrue und 1 apsrldamnuer NustNötze strme 24 eichene Satznkute«, 84 Gchtrrdülzer, 140 Hrdednume »nd 20 ester« «asserdanstnNOe» unter de» im Termine an Ott und Stell« öffentlich ««gehangenen Bedingung«» und der übliche» Anzahl»»» an de» Meistbietenden Verk«»n «rrdeu. Zusammenkunft: ans dem K-blschlage i» der Nähe de« großrn rode» »nd de» Hundewaffer». Leipzig am st. Ja»»ar 1881. ^ De« NatH» ZusammeufetzNNg de» BSrfenvorsta«de» uadder Commissio» für Notirunsi der Productea-reise. Der B»rseuvorsta»d ist »ach erfolgter Ergänz»»- u»d Eon- tituirung zusammengesetzt wie folgt: I. Sectto« (für Wechsel »nd Effecte»). Lommerzienrath I. Alfr. List, vorsttzeader, Mar Metzer, stellvettr. Vorsitzender, Lonsul Wilhelm Schmidt, Schatzmeister, Edmund Becker. «nwn Ferd. Dürbtg» Emil Röder. H. Scrtton (für Producte). Franz Lo«i» Schröder, Vorsitzender, P. Bassenge, stellvettr. vorsitzend«, L. Albrech! Brockhoss, Friedrich Schmidt (Großzschocher). Die Eommissiou für Rotirung der Produrteupreise besteht au» folgenden Mitgliedern: ». sür Getreide re.: Siegfried Hentschel, Adolph Beitel, Georg Schröder d) für Del Georg Otto Wapplrr, Bernh. Quast (R. Leuschner Rachs.), Dior. Herrman»; a. für Sptrttn«: «>lh. Louis Steinbrecht, »lsr. «. Stengel zun-, nebst je zwei der nachgenannten Spiritus- Producenten: RittrrgutSpachter Voll sack (Großzschocher), Töpfer (Böhlen), Kaiser (Haubitz), Rittergutsbesitzer Gontard (Mockau), Hauptmann von Busse (Zschortau), Kabitzsch ftiu. (Plaußig», Bach (Brcüenselv) und Ritter- gulSpachter Bohland (Püchau). Leipzig, den S. Januar 188t. Die Handel»t«m«er. vr. WachSmuth, vors. vr. Gensel, S. Bekanntmachung. Zur Anfn«h«e nener Ziigltnae tn die Nenlschnl« II. vrd- nun, zu Nrndnttz det Leipzig, welche zur Ausstellung gültiger ^engiuffe «der dle »tffenschastliche Vestitztgnvg sür den ein- fahrig - frriwiüigen Mtlttatrdtenst derrckttgt ist. werden An- Meldungen von dem Direktor, Herrn vr. Wittstock. jederzeit entgegen tnommen. Jeder Anmeldung ist ein Schulzeugniß, Impfschein und et Lonnrmirtrn auch der Eonfirmanonsscheiu drizubringen. Da« Schulgeld beträgt dt» «ns Wettere« für jede ^ ». ?L Mark. l«d« L1«ffe Da» Schuljahr beginnt am 2b. April l. I. Pensionen werden nnchgewicse«. Reudnitz, 3. Januar 1881. Der Gemetnderntt. Hetzer. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 6. I«»var. Mit der Rückkehr deö> ReichSkanxler« nach Berlin, die nach den neueskrn Mitkheilungrn vis Sonnabend er folgen soll, wird da» politische Leben in der ReichSlMptstadt m stärktrcn Kluß garalhe» und ein« Reihe wichtiger Fragen ihrer ünspnüstlppst zpüstageNpostchav werden» Rudi dlo« bir auswärtigen Angelegenheiten, die eigentliche Domäne de» lei tenden StaalsmanncS, verlangen sein Zusammengehen mit den milbrstimmendrn Kaclorcn, sondern auch die in den Vordergrund aetreteiw Finanz- und Steuerreform, die durch die russische Zollcrhölmng notkwendig gewordenen Maß nahmen. sei r» im Wege einer diplomatischen Inlervenlion, sei eS durch Revision des Kampszollparagraplicn, ferner die neue Phase der Unterhandlungen mil Rom über dir Biolhümcrsraqe. endlich die Lösung des Problem-, wo der Reichskanricr sür seine gesammte Poliick eine Majorität und damit Einfluß aus den Gang der Wahlen finden selle. Um von dem letzteren Puncte zuerst z» sprechen, so dürsten sich Diejenigen einer Täuschung hingeden. Ivel che von der Amvesenheit de» Fürsten Bismarck klärende Ereignisse in der Stellung der Parteien untereinander und gegenüber der Regierung erwarten. Alle gesetzgeberischen Vorlagen der jüngsten Zeit und alle Projekte des ReickskainlerS setzen fick mit der Stellung der liberalen Parteien in einen so entschiedenen Gegenflitz, daß von dieser Seite her ossen die AuSsichtStosigkeil einer Verständigung dar» gelegt wird. Und was andererseits das Eentrum betrifft, so lasten kessen Führer keinen Zweifel darüber, daß ihnen der osscrirtc Preis noch immer nicht genügend erscheine, um an der Politik deS Fürsten Bismarck jetz» thätig mitzuwirken. In der Umgebung des Reichskanzlers legl man jedoch dieser Haltung der Par leien kein große« Gewicht dei. Man sagt, daß deren speci fische Interessen ohnehin ein Zusammengehen mil der Re gierung von Fall zu Fall nothivendig machen, und daß dieses Berbällniß, so sehr e« auch von liberaler Seite als veraltet ge'chitdert wird, doch als Ausdruck de» realen politischen Leben« an Wirksamkeit nicht« ringebüßt Hab«, von Vieser Seite wird den» auch dem bekannten Ausfall einzelner Wahlen nickt die symptomatische Bedeutung beigelegt, al» ob dadurch schon jetzt die allgemeine Strömung bei den ReichSlagswahlen bezeichnet wäre; die konservative Partei werde durch die Initiative de« Reichskanzler« solche Schlagwort« erhalte,,, die den Ersola sichern. Das wird ad- zuivarten sein. Jedenfalls rüsten sich die Liberalen für die Wahlen, und was dir Organisation durch Vereine, Presse, AgilationSretner re. zur Belehrung der Masten beitragen kann, wird unternommen werten. In der Reaierungs- spbäre unterschätzt man diese stet- wichtigen Apparate nickt und hält dasltr, baß namentlich die populäre Auslegung der wirthschaftlichen Fragen zu einer Waffe gegen die conser vative Partei werden könnte, weläze rin Gegengewicht erhal ten mützlr. Die- wird sich, ohne eS zu suchen, in den noch immer nicht ausgeglichenen Schwierigkeiten brennender ruro- päischer Fragen und in der Stellung Deutschland- zu seinen Nachbarmächten ergeben. Man findet an Horizonte eine An zahl schwarzer Pnmle, die ein Horvorkcbrcn jener Eigenschaf ten de» Reichskanzler« fordern. mit welchen er die Lage nach außen bel>errsc1,t und gleickreitig die inneren Differenzen zum Schweigen gebracht hat. vorläufig übersehen du Eon- tervaliven, daß eine Politik de« Säbrlrastelas gerade ihre eigenen finanzpolitischen, wirthschaftlichen und socialen Pläne mehr grsährden würde, al» WahlmanSver rechtfertigen könnten. Nu» Rom wurde gemeldet, daß sich die Curie herbei gelassen habe, der preußischen Regierung gegenüber »inen entgegenkommenden Schritt zu lhun. Di« Tragweite dieser Nachricht ist beute noch nicht zu ermessen Der Papst soll bekanntlich de» deutsche» Domcapitelu im Princip erlaubt haben, BisthumSverwalter zu wähl««. E» handelt sich hierbei offenbar darum, die Grundlagen z» schassen, aus denen der Artikel 2 de» neuen Kirchengesetzes zur Ausführung gebracht werden könnte. Dieser Artikel bestimmt, daß m einem er ledigten katholischen viSthum duAuSübung bischöflicher Rechte und Verrichtungen Demjenigen, welcher den ihm er,heilten kirchlichen Auftrag darlbul, auch ohne die voraeschriebene eidliche Verpflich tung durch Beschluß de» StaalSministeriumS gestalte! und auch von dem Nach'vrise der nach dem Gesetz erforderlichen persönlichen Eigenschaften mit Ausnahme der deutschen StaalSangehörigkeil di-pcnsirl werden kann. Ob die päpstliche Erlaubnis auch aus die durch gerichtliche- Urlheil erledigten Bischofssitze sich er streckt. ist in der Meldung, deren Bestätigung abzuwarlen bleibt, nicht gesagt, und da- erscheint gerade da- Wichtigste. Wenn e- gelingt, die erledigten Bischos-sitze wieder mit einer ordnungsmäßigen, geistlichen Verwaltung zu versehen, so wäre eine der wesentlichsten Schwierigkeiten au- dem Wege geräumt, zumal wenn sich der Papst auch feines früheren, nachher zurückgezogenen Zugeständnisses in Betreff der Anzeigepflichl wieder erinnern wollte. Allein die ganze Hallung de- Een trum» und der Curie in »euerer Zeit sah so wenig dem Streben gleich, zu einer Verständigung zu gelange», daß man die angeblichen entgegenkommenden Schnltc der Curie fick erst genau wird besehen müssen, eh« man in ihnen ein FriedenS- symptom erkennt und sie als solches behandelt. Seiten» liberaler Reichstagsabgeordneter ist in Er wägung gezogen worden, ob und welche gesetzgeberischen Stritte gegen die z. Z. dem BundeSrath vorliegende Ver ordnung z»in Schutz gewerblicher Arbeiter ru unter nehme» seien. Hierbei bat sich indessen ergeben, daß r- „ach Lage der Sache nicht wohl anginge, da» Recht de« BundeS- ratk« zum selbstständigen Erlag jener Verordnung mit Erfolg anzufechten, da die Reicbsgewerbeordnung derartige Aussüh- ruiigtbestimmungen. wie sie jetzt geplant werden, in ihrem 8. 120 geradezu dem BundeSrath vordchält. Soweit sich die bisher verla,itbarlen Urtheile au- den Kreisen der Arbeiter- well, der Fabriklen-Jnspectoren und der vorurtbeilslosei, Beobachter au« allen politischen Parteien übersehen lasten, ist die Unzufriedenheit mit Dem, was jetzt seitens des Reichskanzlers als angeblicher Sckuü der gewerblichen Arbencr gegen Gefahren für Leben und Gesundheit dargeboten wird, eine allgemeine. Wenn diese Verordnung dem Reichs tage vorgelegt werden würde, so wäre ihr die Ablehnung sicher. Der Reichstag wird sich indessen ohne Zweifel mit dieser Materie zu beschäftigen haben, und zwar ielbst dann, wenn die socialen Reformentwürse de« Fürsten Bismarck noch nicht zur parlamentarischen Verhandlung fertig gestellt sein sollten. Wir wir hören, wlrtz nämlich von einem liberalen Abgeord nete». der in der »ositive« Fürsorge für die Arbeiter seit laugendr'ne fruchtbringende Tdätigknt entfaltet hat, der An- kr« «K die Reich-regierung gestellt werden, e« möge der in der vorigen Session beim BundeSrath eingebrachte Gesetzentwurf, betr. dir Anzeigepsticht von Unfällen in Fabriken nunmehr wieder vorgelegt werden. WaS diesem Anträge, dem die Stimmen der liberalen Parteien von vornherein Hewiß sind, seine Be deutung sichert, ist die bestimmte Aussicht einer Unterstützung seiten» des Centrum». In der Tbat sin1z.die Ultram on lauen sehr-4k»qeh»1tk» üd»r die BkkiG^ «ik welcher di« „praktische Bekämpfung der Socialdemokratic", wie sie eS nennen, be trieben wird. Sie, die sich wesentlich mit auf die Masten stützen, empfinden eS peinlich, daß sic demnächst in die Wahlen eintreten sollen, ohne positive Errungenschaften für die Be völkerung der Fabrikdistricte auswcisen ru können. Es wäre eine merkwürdige Combination. wenn Liberale und Centrui» mil Erfolg gegen die conservative Regierung vorgingen. Wie eS heißt, würde das vielgenannte VcrwciidungS- aesey aus die Tagesordnung de- preußischen Abgeordneten hauses gesetzt werten, sobald dir Fraclionc» Zeit gesunden haben werden, Stellung zu dem wichtigen Gegcnsiaiite zu nehmen. Ueber taS Schicksal des Gesetzentwurfs Mulh- maßungen anzustellen, ist augenblicklich noch ganz müßig; es fehlt zur Zeit hierzu noch an allen sichern AnhaltSpünclen und man wird die Fraclionsberathungrn abwarten müsse», dir sich wohl »nmittclbar nach Wiederbeginn der Session mil der Angelegenheit beschäftigen werten. Den Eintrnck wirk man au« der bisherigen DiScussion über den Gegenstand ge wsnnen haben, daß tie dringtiche Notlnvendigkeil, noch in der gegenwärtigen Session, bevor die zu verwendenden Summen vom Reichstag bewilligt sind, ein Bcnvcndungsgcsetz zu Stanke zu bringen, aus keiner Seite des Hanfes erkannt wird. Es wird avzuwarten sein, mit welcher Energie die Regierung es betreibt, daß da» Abgeordneteubs»» ei», sei es nun ablchiicn de« oder zustim inendes. Votum abqirbt. Die Regierungen von Sachsen-Weimar, Sachscn-Altenburg, Sacbsen-Eobnra-Gotha, SondcrShausen und Reuß j. L. baden den Geheimen Finanzrath Vr. Heerwart, seilkrrigen stell vertretenden Bundesrathsbevollmächtigtrn sür Sachsen Weimar, gemeinschaftlich mit der dauernden Vertretung im Buntcs- rath beauftragt. Er wird also, abgesehen von den Ministcr- berathungen, fünf Stimmen führen; während Baien, sechs, Sachsen deren vier führt, und Herr Heerwart nimmt sür die Folge seinen dauernden Wohnsitz in Berlin. Die Entlassung de« österreichisch-ungarischen BotsckaslS- ralhcs Grafen Monlgela« au« dem Staatsdienste erregt in den Kreisen der Diplomatie gerechte« Aussehen. Der Gras entstammt einer der älteste» Adclssamilicn Bavcrn« und war auch al« Schriftsteller thätig. besonder» al» Milarbeiter der von vr. Jörg heransgegcdrncn „Historisch-polilischcn Blätter". Mil den MontgelaS scben Aufzeichnungen muß es eine eigene Brwandtniß haben. WaS seine Bekanntschaft mit der eng lischen Aristokratie andclrifst, so war dieselbe gegeben durch die Abstammung seiner Mutter, die eine geborene Rüssel ist. Graf Moutaela« hal neucrding« eine Rechtfertigung seiner Handlungsweise versucht, indem er eine Erklärung veröffent lichte. an« der wir folgende Stelle hervorhcben: „Meine regelmäßigen Eorrespondenten gehörten weder dem „eng lischen Hose" noch der „Umgednna Lord BcaconSsield'«" a». Daß meine Briefe manche, nicht aus weitere Kreise de rechnete Mittheilungen und Kritiken enthielten, ist nicht zu leugnen. Sie waren eben nicht sür weitere Kreise, sonder» sür langjährige Freunde von erprobter DiScretion bestimmt. ES gehört wnAich viel guter Wille dazu, um an« der Privat rorrespondenz de« dritten Beamten einer Botschaft einen Miniatur-Arnim-Fall zu construiren, wie die« einige Blätter zu thun geneigt scheinen. Thatsache ist nur, daß aus einem m,r noch nicht bekannten Wege einige meiner Briese politischen Inhalt» in hie Hände de- Ministeriums gelangten. Dasselbe erblickte darin eine Pflichtverletzung. Ich selbst kann nick» leugnen, daß «in mil den Briefen getriebener Mißbrauch be dauerliche Folgen hätte haben können. Ein solcher war aber nur möglich, wenn o»eselben nicht in die Hände ihrer Adressaten, sondern in jme Unberufener fielen. In Folge bierans bezüg licher Auseinandersetzungen mit dem Ministerium de« Aeuß. rn „abm ich auf Veranlassung desselben meine Entlastung." T?.s pflichtwidrige Verfahren deS Grasen findet in kiesen Dorleu lediglich seine Bestätigung. Die Frage der Einsetzung eine- europäischen Schieds gerichtes schwankt hin und her. Die Pforte, welwe im Anfänge das Projekt. ohne Gegenvorschläge zu machen, ein fach ahgelehnt hatte, soll jetzt unter dem Drucke der Groß mächte, speciell unter Einwirkung deS deutschen Cabineis, bereit sein, in weitere Berbandlungen einzutrelcn. Sie bielie. so heißt e< weiter, an ihrer Note vom l4. December fest, welch« die Versicherung entl>altk, die Initiative zu Feindselig keiten nicht zu ergreifen. Trotz aller sensationelle» Meldungen wird daran sestgeballen, Griechenland sei bei der Unseilig- keit seiner Rüstungen nickt im Stande, in Aclion zu trele» u»v dadurch den europäischen Frieden zu gefährden. Zudem werke eS der Diplomatie der Großmächke gelingen, das Cabinet von Aid.» von übereilten Schritten abzubalten. Inzwischen setzt sich die Türkei in BettheidiaungSzustand, um vor plötzlichen An griffen gesichert zu sein. Wie eine in Wien emgclangle Privaldepesche a»S Konstantinopel meldet, herrscht im dortigen Arsenale rege Tbätigkeit. Man ist Tag und 'Nackt mit der Anserligung von MuiiikwnSvorrälbe» beschäftigt. I», Laufe der letzten Tage sind auch die Besatzungen der Darba- nellen-ForlS bedeutend verstärk! worden. AuS Genua wird unS vom l. d. gemeldet, daß dort vor ungesäbr acht Tagen drei Griechen erschienen, die in ihrer Hennatd nickt allein zur extremen KriegSpartei gegen tie Türkei, sondern auch gleichzeitig zu entschiedene»Anhängern einer hellenischen „Republik" zählen. Unter solchen Umständen, heißt es weiter, fei eS kaum zu verwundern, wenn jene Griechen ausfällig viel mit gewissen in Genua woblbckannlen Freunden und Anhängern Garibaldi'S und sonstigen Jrre- kenlistrn verkehren, die natürlich auch die „Befreiung Griechen landS" aus ihre Fahne geschrieben haben. Ria» bebauplet sogar, jene drei Griechen, welche Bevollmächtigte der hellenisch republikanischen Partei seien, hätten sich Garibaldi vorgcsiellt und ihn ersucht, die Bildung einer italienisch-griechische» Freiwilligenschaar zu unlerstütze». Da Garibaldi nnd seine Umgebung mit der Organisation einer solche» Frcisckaar sich einverstanden erklärt, jene drei sGriechen auch über bedeu tend« Geldmittel verfügen sollen, so wäre eS in dem stets abenteuerlustiaen Genua nicht unmöglich, daß dort die Werbung einer italienisch-griechischen Frrischaar zu Stand« käme. Es wird noch kinzngefügt, daß jene drei Griechen sich jüngst nach den Mafchmenwerkstäklen von San Pickro d"Arena be geben hätte», wo sie längere Zeit mit dem Besitzer einer solchen Wcrkstätte conscrirt hätte», der als fanatischer An hänger Garibaldi'« und der Republik bekannt sei. Als be zeichnend wird auch hervorgcboben, daß die drei griechischen Srnvlinae ihre Nanien sorgfältig verheimlichen. In ihren Reisepässen, die allerdings von der griechischen Regierung cruS- grstellt seien, führten sie italienische Namen, weshalb Manche un Zusammeithange mit ihrem vorzüglichen Ilalicnisch sie auch sur Italiener hielten. Der französische Minister de- Auswärtigen, Herr Barlbclemv Sainl Hilaire, bemüht sich aus da» Eifrigste, im friedlichen Sinne aus daS Cabincl von Athen cinzuwirke». Er hat jetzt den Contre-Admiral Lejeune, den ehemaligen Befehlshaber des französischen FlottengeschivakcrS in der Levante, welcher bei dem Könige Georg persönlich in lieber Gunst stand, in Specialmission »ach Aloen geschickt, damit er den König vor den Gefahren der Politik seiner Ratbgeber warne. Der französisch« Gesandte in Alben, Gras Mo,:».' bat Auftrag, seine Anstrengungen mit denjenigen des Admirals zu vereinigen. — Der Minister deS Innern gebt, wie weiter au- Pari» gemeldet wird, gegen die Bischöfe vor, welche sich während des Ncnjahrlagrs von ihren Sitzen ent fernten. um den Präfecte» nickt empfangen zu müssen. Ter Erzbischof Guibcrt forderte säminllichc Bischöfe Frankreichs aus, der Erkebnng der Stenern, wclchedem Vorschläge Brisiou'S zu Folge den religiösen Genostenschaslen auserlegt werte» sollen, keine Schwierigkeiten enkgegenzuletzen. Man ersieht daraus, daß vom Basic«» ans der Beseht ergangen ist, sich mit der Regierung der Republik aus einen leidlichen Fuß zu stellen. AuS dem Proccste Parnell mag hervorgeboben werten, daß der Gcneralprocnralor slir Irland u.A. eine sehr dring liche Ansprache an die Geschworenen hielt. Er schloß dieselbe mit folgenden Worten: „ES ist ein allgemeiner Wunsch vorhanden, daß daS die Besitz- verhältnisse in diesem Lande betreffende Gesetz eine Acnderung er- fahre, aber darum handelt eS sich jetzt nicht. Woraus ich zu ach!» habe, ist, daß der rothe RepublikaniSmuS, der Cv,»,i»inisiii>lS »nd der Nihilismus anderer Länder sich nicht in diesem Lande einbiir- gern. Meine uniniticldare Pflicht ist eS, daraus zu achten, daß den Oiesetzen Gehorsam geleistet werde und daß die GesetzcSüdcrUeler de straft werden. Die Pflicht der Geschworenen ist es, einen strenge» und unpatttiischcn Weg zwischen der Krone und de» A»geklag!e» einzuschlagcn. Was auch immer das Ergebnis, sein dürste, so Heise ich, die Geschworenen werden zu einem sür ihr Gewisse» »nd il r Land befriedigenden Schluffe gelangen. Der Unordnung ini Lande muß gesteuert werden, während zu gleicher Zeit der Wmffch vor handen ist, die Erörterung aller öffentlichen Fragen einziischräiite!,: allein die Verschwörung muß im Interesse des Kaufmanns, dcS LandwirthS und des Grundbesitzers unterdrückt werden." Unter den vernommenen Zeugen befand sich auch ein Stenograph au» London, der sich Notizen ans den Mceliugs der Landliga gemacht hatte. Er sagte auS. das; die Red,, wiederholt mil Fingen, aus ibn zeigten mit dem Ruse: „C schießt ibn!" Der Präsident der Jury, Fitzgerald, tadelte die langwierigen Aussagen der Parteien und wies daraus bin. daß, wenn die bisherige Prari» eingchallen würde, der Prores; bi« nach Ostern daueni könne. Trotz der Processe gegen die Häupter der Landliga dauern die wüsten Zustände auf der Grünen Insel fort. So gar Frauen werden jetzt nickt mckr geschont, trotz der be rühmten irischen Höflichkeit gegen da» schöne Geschleckt. Zwei Damen. Fräulein Douglas und Fräulein Ellard, beite Grundbesitzerinnen im Süden, hörten neulich Büchsenkugol» um ihre Häupter sausen. Die Gattin eines „boycottirlen" Gut-Herrn geht mit Drehpistolrn im Gürlel, mit der Büchst- über der Schulter nnd mit dem Ränzchen sür Sckießbedars aus dem Rücken a»S. um ibre Briese zur Post zu bringe», die entfernt von ihrem Gute liegt, während ein aller Gentleman, der den Krimfeldzuq mitgcmacht bat, i» eigener Person mehrere bunkert Stück Rinder und Schale hütet; selbst sein Hausmädchen kann mir bewaffnet »ud unter Begleitung daS Haus verlassen. Ben allen Seilen werden Vorschläge zur Besserung dieser heillosen Zustände
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