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Dresdner Nachrichten : 07.09.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-09-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192409071
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19240907
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19240907
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1924
- Monat1924-09
- Tag1924-09-07
- Monat1924-09
- Jahr1924
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 07.09.1924
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«8. Jahrgang. As SSS Sonntag» 7. September 1»24 Gegründet 18SK Dral»Iai,schrill: ««chrichl,» Vr«»»«». K»rnl,r,<tz,r-Samm«1nummrr: SV 241 Nur lUr Nachtqrsprtich»: 20 011. xax-o.8c«0X0l.^vk «zxxc onrinino fii'mv gsgi». 1838. Schrifileitun, und tzaup>z»schLfI»sl«ür: wnrtrnftr»«,» 36/40. -Verlag von Ltepsch L Slrlchnrdt in Dresden. Poftjche4-Äon!v 1068 Dresden. Bezugs-Gebühr » Anzelgen-Preise. Nnckdruv nur mi> dentltch^ SneUrnangad» «.Dresdner Hache." «uläsiig. — Unver,angle Schritlfttich« werden nichl auldewadrl. l^otel Vsüevus I^scbmlttsgtss: kLlittsg- uncl /^bsncl- tsfsl suk cisr Istrssss >m Lsrtsti ur>c! im Istrssssnssg! sn cisr Lids öskLmnis vomsbms Islslmusik ^ecleri ^bsncl l^suriioiI Englische Propaganda gegen die Anleihe. Die „Daily Mail" versuch! -ie Unterbringung -er Anleihe unmöglich zu machen. Ermordung zweier Marokkaner in Ludwigshasen durch Zuchthäusler. Wachsende Schwierigkeiten -er Bankwelt. London, k. Sept. An der Londoner City und in eng lischen blättern geht der Kampf gegen die dcntsche Anleihe mit unverminderter Stärke weiter. „Daily Mail" benutzt dies, um lange Spalten mit den schärfsten Angriffen und anti deutschem Propagandamatcrial zu füllen. „Eve- ning Standard" enthält einen scharfen Angriff gegen die Gewährung einer Anleihe an Dcutschland. Man kann direkt von einem Zeitnngskrieg für und wider die deutsche Anleihe sprechen. Natnrgcmäst ist die Pro- pagandq der mächtigen „Daily»Mail"»Gr«ppe nicht ohne Ein- sinh geblieben nnd es ist nicht z« »»»kennen, daß dadnrch die Schwierigkeiten für die Uankwelt zur Unterbringung der Anleihe von Tag zu Tag wachse«. Da die Koninnktur nur auf Versprechungen und nicht Realitäten beruht, so wird die Arbeit der „Dany-Mail"-Gr«pve nur erleichtert, wenn sic immer wieder aus das ins Ausland geflüchtete deutsche Kapital als die normale Geldquelle für Deutsch land hinweist. Mellon Uber die Gefährdung der Anleihe durch Sanktionen. Nenyork, ü. Lept. Der Staatssekretär des amerikanischen Schatzamtes Mellon ist heute aus Europa zurückgckehrt. Bei seiner Ankunft in Ncunvrk erklärte er Pressevertretern, das, -er Schlüssel für die Wiederherstellung des wirtschaftlichen Gleichgewichts in Europa die Räumung des Ruhr- gcbietcs sei. Der Staatssekretär betrachtete das Londoner Abkommen als eine gesunde Grundlage für bas Zustande kommen der deutschen Anleihe. Er mies aber deutlich auf die Wichtigkeit von Sicherungen gegen die Wiederkehr ge waltsamer Eingriffe in die deutschen Hoheitsrechte hi«. Es ist in London verabredet worden, erklärte er, das, im Falle deutscher Verfehlungen keinerlei Schritte zur Eintreibung von Zahlungen getan werden sollen, die irgendwie die Sicherheit der Anleihe beeinträchtigen könnten. Selbst men» doch noch einmal die Wieder besetz ung deS Nuhrgcbiets sich als erforderlich erweisen sollte, würden die Erträge der Besetzung in erster Linie dem Zinsendicust der Anleihe zugute kommen. Die Ausfuhrkredite, sie von den finanziellen Interessenten Amerikas gewährt wer den, würden an Höhe die D a w c s - A n I e i h e für Deutsch land noch ü b e r t r e f fe n. Die Anleihe solle Deutschland in den Stand setzen, seine Verpflichtungen zu erfüllen und seine Kredite w i e d c r he r z u st e l l e n. Ueber die Frag« der alliierten Schulden sagte Mellon, es werde besser sein, zu warten, bis der Dawes- Plan einig« Zeit in Wirksamkeit sei und die Schuldner- natiönm Gelegenheit gehabt hätten, daraus Vorteile zu ziehen. Dann erst solle eine Anregung bezüglich der Zahlung »er Schulden an Amerika gemacht werden. lW. T. B.) Sin Äeuyorker Kredit kür das deutsche Kohlensyndikal. London, 6. Sept. Nach einer Rcuter-Melduna aus Neu- nork sind die von einem Syndikat von 8 oder 1ü Banken unter Führuna der Eauitable Trust-Compann aesülirten Ver handlungen über einen Kredit von 1» Millionen Dollar für das deutsche K o h l c n s n n d i k a t so gut wie beendet. Die Sicherheit für den Kredit wird in einem Pfandrecht aus die Kohlengruben und die Kohlcnvorrätc be stehen. Ferner werden das Syndikat selbst nnd deutsche Banken die Vürqschaft übernehmen. <W. T. B.s Die Auslegung -er deutschen Anleihe. Die Regierung ist skeptisch. Berlin, k. Sept. Seitens der Regierung wird an scheinend Wert darauf gelegt, festzustellcn, daß die Mitteilun gen, wonach mit der Auslegung der Goldanleihe schon in diesem Monat zu rechnen wäre, nicht von ihr auogehen. Sie teilt den Optimismus nicht, das, die Lache einen so raschen Berl««s nehmen werde. Die Genfer Sicherheilsdebalke. Frankreich kündig! eine Einigung an. ID u r «I> H u n k s p r u ch.) Paris, ll. Sept. Ueber die französisch« Auffassung der Lage berichtet der Sonderberichterstatter von HavaS: Man kann sage», das, der Abschlust von Abmachungen nicht nur zwischen Frantreich und England, sondern zwischen alle» Delegationen über die folgenden drei Haupt punkte. bcvvrsteht: l. Annahme der Klauseln des obligatorische« Schle-z, gcrichtör S. w rtschastliche nnd finanzielle Sanktionen. 4. Einbrrnsnng einer Entwassnungskonferenz durch den Völkerbund. Was das obligatorische Schiedsgericht anlangt, so geht die vorherrschende Ansicht dahin, dast der an der Spitze des Versailler Vertrags stehende Pakt nnvoll- ständig ist. und dast es notwendig wäre, mehrere Klau seln h i n z » z n f li g e n. die das obligatorische Schiebs geeicht näher umschreiben und einrichten. Der zweite Punkt, über den Einmütigkeit erzielt zu sein scheint, beziehe sich auf die Notwendigkeit non Sanktionen. Es handelt sich darum, welcher Natnr die Sanktionen sein würden. In dieser Hinsicht scheint bereits jetzt eine Vereinbarung festzu- stchcn, die die Notwendigkeit wirtschaftlicher und finanzieller Sanktionen anerkennt. Offen bleibt die Frage der militäri schen Sanktionen. Wenn man sich da an dir Erklärungen der englischen Vertreter hält, so würde man ans die Hoffnung verzichten müssen, das, England jemals die Möglichkeit der artiger Sanktionen anerkennen wird. Aber Be ne sch habe dargelcgt, das, besondere regionale Vereinbarungen von jedem Verdacht frei würden an dem Tage, an dem die betreffenden Mächte, die die Verträge abgeschlossen haben, die Schieds gerichtsklausel anerkannt Hütten. Der französische Schiedsgerichlsvorschlag. lEigner Dralitbericht der „Dresdner Nachrichten") Gens, 6. Sept. Am späten Abend wird durch die schwei zerische Agentur bckanntqeqcben. dah unmittelbar nach der Red» HerriotS die französische Delegation offiziell den von Herriot anqekündigten sranzösischen Vorschlag zum SchiedogerichtSvcrtrag dem Präsidium der Tagung überreicht bat. Die Franzosen schlagen oor. das» über die mili tärischen Sicherungen die Kommission beraten nnd dcschlictzen soll, nnd das, demjenigen Staat, der das Schiedsqerichtsvee- fahren vor Kriegsausbruch abietzvt, die militärische Macht der im Völkerbund vertretenen Mächte qegeniiberstchen soll. In Genf glaubt man noch nicht, dast damit schon der Weg zu «ine« Kompromiß gesunden fei. Belgien und dle Annahme des Schiedsverfahrens. Erst Sicherung der belgischen Ostgrenzc. lEigner Drahtbericht der „Dresdner Nachrichten".) Rotterdam. 6. Sept. Der Brüsseler „Svlr" meldet aus Genf: Die belgische Delegation hat Freitaa abend beschlossen, dast die militärischen und internationalen Sickerungen Belgiens an der Ostgrenze die Voraussetzung der Annahme des Schiedsgerichtsverfahrens durch Belgien lein müsse. Der Rotterdamer „Eourani". dem wir diese Brüsseler Meldung entnehmen, fügt hinzu, das würde die Aufrollung der Rhcinlandfragc ans der VölkerbundSlaaung be deuten. Der englisch-sranzösische Gegensatz. lEigner Dralitbericht der „Dresdner Nach richte n".> Genf, ll. Sept- Die im Laufe des gestrigen Tages nach den Ausführungen Hcrrivts im Völkerbünde gehaltenen Reden — für Italien sprach Salandra, für Belgien T h c >» n i S . für die Tschechv-Slowakci Vcncsch und für England nochmals Pari» vor -- enthüllten noch deutlicher die Verschiedenheiten in der englischen und der sranzösischen Aufsasinng hinsichtlich des Gedankens des Schiedsgerichts. Sie lassen sich kurz dahin kritisieren, dast England mehr Wert aus ideale, Frankreich ans materielle Sicherheiten legt. Während Italien der englischen Auffassung zuncigt, die am stärksten in der Rede Parmoors znm AuSdruek kommt, wo Mut und Glauben für die Idee der Gerechtigkeit ge fordert und das Schiedsgericht in den Vordergrund gestellt wird, traten Belgien und die T s ch r ch o - S l v w a k c i auf die Sette Frankreichs. Vcnesch legt entscheidendes Gewicht ans die Sicherheit durch Androhung von Sanktionen, und Belgien will nicht nur militärische Garantien, sondern für den Fall des Angriffes sofortige Hilfe zngesichcrt erhalten. Die britische Delegation hatte gehofft, die kleine» Mächte für ihre Auffassung gewinne» zn können, doch sind hier die Meinungen ebenso geteilt, wie bei den groben nnd mittleren Mächten. Insofern ist die Behauptung dericnigen KpNfcrrnzmitgliedcr wvhl berechtigt, die von einem Erfolge HerrivtS sprechen. Dagegen macht sich die Meinung gel tend. dast der sranzüsisch-tschcchische Pakt dnrch Macdvnalds Ausführungen erledigt sei und England in der Frage des Schiedsgerichts den Sieg davougetragcn habe. Der „neue Geist". In Genf herrscht Wcihrauchstimmung. Im Weihrauch erscheint alles wie im Nebel. Die scharfen Umrisse verwischen sich, und die Nerven geraten in Schwingungen, die phan tastische Vorstellungen erzeugen. Es wird ein seelischer Rausch zustand verursacht, der für den Augenblick das Gefühl für die Wirklichkeit abstumpft. Von welcher die Sinne umnebeln der Beschaffenheit die in Genf herrschende Atmosphäre ist. geht insbesondere daraus hervor, das, die tosenden Beifalls stürme, von denen die Berichte melden, jedem Redner zuteil werden, ganz egal, welchen Standpunkt er vertritt. Wenn Macdonald sich gegen den Garantieyakt wendet und erklärt: „Erst Abrüstung, dann Sicherheit!", brandet ein Meer von Jubel zu ihm empor. Und wenn Herriot für den Garantie Pakt in die Schranken tritt und die umgekehrte These ver ficht: „Erst Sicherheit, dann Abrüstung!", so will die Be gcistcrung gleichfalls kein Ende nehmen. Die Pose macht alles in Genf, und darin ist Herriot Meister. Er schwört mit groster Geste, dast Frankreich unschuldig ist. und schmettert mit hinreißendem Pathos die Phrase in den Saal: „Das heute noch verwundete Frankreich streckt allen Ihren Vater ländern die brüderliche Hand entgegen!" Wer kann da wider stehen, dem auch nur etwas südliches Temperament innc- mvhnt? So etwas wirkt auf gewisse Gemüter unfehlbar als Offenbarung eines „neuen Geistes". Aehnliche Neigungen zur Beweihräucherung des „neuen Geistes", der plötzlich seit London über die Menschheit ansgegossen sein soll, finden sich auch austerhalb Genfs bei manchen Staatsmännern und Politikern sowie in einem Teile der Presse. Vornehmlich in den Organen der deutschen Sozialdemokratie und der Demo kratie kann man genugsam lesen, dast die Londoner Verhand lungen eine neue Atmosphäre geschaffen und einen „neuen Geist" geboren hätten. Sogar die nüchternen Bankers aefallen sich in Uebcrschwenglichkeiten. General Dawcs hat geäußert, die Ernennung eines nichtamtlichen amerikanischen Vertreters im Sachvcrständigcnausschust habe das Land vor unsahbarrr Schande bewahrt, der Amerika nicht entgangen wäre, men» es nicht die Alliierten und Deutschland „aus den Weg zu Glück und Wohlfahrt geholfen hätte". Man sollte eigentlich meinen, das, die Amerikaner am allerwenigsten Ursache Hallen, aus ihre Politik Lvbeshnmnen anzustimmen, solange sic keinen ernstlichen Versuch gemacht haben, die feierlichen Zusicherun gen ihres ehemaligen Staatsoberhauptes Wilson einzulösen und die schmähliche Täuschung, in die Deutschland verstrickt wor den ist, gutzumachen. Es wck'rc ja sicherlich mit der größten Freude von allen Deutschen ohne Unterschied der Partei z» begrüßen, wenn man von der Wirksamkeit des „neuen Geistes" auch nur halbwegs überzeugt sein könnte, wen» man deutlich seine» Hauch verspürte und von der Morgenröte der Völterver söhnung die ersten Strahlen erblickte. Deutschland sehnt sich ehrlich und aufrichtig nach einer wirklichen Verständigung, die seinen Leiden ein Ende macht nnd ihm sowohl wie Europa dauernden Frieden gewährleistet. Zu oft aber sind mir getäuscht worden, zu oft haben wir den Widerspruch zwischen Worten und Taten kenncngclcrnt. als daß man uns die äußerste Skepsis verdenken könnte. Impulsive rednerische Ergüsse mit lockenden Sircncntlängen haben wir auch in der Vergangenheit schon genug gehört, nicht bloß von französischer Seite, sondcrn auch von hervorragende» Engländern, ins besondere Lloyd George. Schließlich kommt aber doch alles auf die praktische Auswirkung an, und deshalb müssen wir »ns vor Augen halten, wie sich der gepriesene „neue Geist" bis jetzt in Wirklichkeit geäußert hat. Zunächst England. Dort macht sich ein steigendes Miß vergnügen über vermeintliche wirtschaftliche Bedrohungen durch den Dawes-Plan geltend. Zuerst schien es, als wollte sich diese Mißstimmung gegen die aus Beherrschung deö Well Marktes gerichteten hochslicgenden Pläne der mächtia aus strebenden französischen Industrie wenden. Dann schwenkte die Rvthcrmcrc-Presse aber plötzlich um und sandte ihre Pfeile gegen die deutsche Konkurrenz. Man putschte die öffentliche Meinung gegen Deutschland auf durch -ie Bchauptnng, daß dir englische Kohlen-, Eisen-, Stahl- und Textilindustrie es wieder mit dem alten gefährlichen deutschen Wettbewerber wie vor de», Kriege ans dem Weltmärkte zn tun haben würde, nachdem dir deutsche Wirtschaft dnrch die Anleihen wieder auf die Füße gestellt worden sei, und in Verfolg dieser Agitation wurde dann auch rin Feldzug gegen die Zeichnung der Dawcs Anleihe eröffnet. Nicht nur die Unternehmer, sondern auch weite Kreise der englische» Arbeiterschaft sind durch di« Box--
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