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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 04.10.1851
- Erscheinungsdatum
- 1851-10-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-185110044
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18511004
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18511004
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320 Aber das Schicksal woflte «s, daß, während er aufblickte, auch Sophie gleichzeitig hinter dem Myrthenbanme hervorschielte, und ihre beider seitigen Augen sich trafen. Sie dachte, sie sollte por Schreck in die Erde sinken; aber eben diese schöne Begegnung stimmt« die poetisch« Seele des Königs mit einem Male heiter. „Was Teufel, Gärtner," rief er lachend aus, „Ihr versteckt Euch hier die hübschen Mädchen hinter Myrthenbüschen?" Jetzt hatte der Gärtner Aufwasser. Er trug dem Könige kurz, aber mit warmer Theilnahme die Sache des armen Mädchens vor, und es währte nicht lange, als der König auch schon rief, mit dem Krückstock nach dem Myrthenbaum deu tend: „Komm' Die 'mal her!" Man kann sich denken, mit welcher steigen den Angst dieß geschah; aber noch höher wuchs diese Angst, als der große König die großen Augen auf sie wandte und in ziemlich barschem Tone fragte: „Was sucht Sie hier?" Sie erblaßte und schwieg einen Augenblick stille, sammelte sich aber alsbald wieder und gab die schöne Antwort, welche dem König so wohl zu gefallen schien: „Was ich arme Waise sonst nirgends finden kann, Gerechtigkeit!" Denn er lächelte und versetzte: „Na, wir wollen sehen; geb' Die mql Ihre Akten her und komme Sie morgen um diese Zeit wieder. Ich hatte das von dem Kerl nimmer geglaubt, aber > es sind schon mehr Klagen über ihn eingelaufen. Na, morgen um diese Zeit!" Mil diesen Worten entließ der große Mann sie, freundlich nickend, und man kann sich denken, daß sie am andern Morgen sich nicht wieder hinter dev Myrthenbaum versteckte. Der König ließ auch nicht lange auf sich warten. Mil den Worten: „Das sind ja erschreckliche Chosen," trat er an sie heran, „aber reise Die nur nach Hause, Sie soll schon Gerechtigkeit finden, unh was das Meßkorn anbelanget, insinuire Sie nur dem Landralh diesen Brief. Und nu macke Sie, daß Sie nach Hause kommt, sonst wird dem Bräutigam die Zeit lang " Als sie nun über und übtr erröthend und die Augen zu Boden schlagend, den Brief annahm, fuhr der König fort: „Apropos, wie heißt denn Ihr Bräutigam?" . „Asti, Ihre Majestät," versetzte sie, immer verlegener werdend, „mit der Brautschaft ist eS wohl auf immer aus. Denn da der Vater zwei felt, ob sein Sohn ihm werde abjungirt werden^ will er Nichts yon unserer Perheiralhung wissen." „Wie heißt der Vater und was ist er?" „Er heißt Weiher, allergnädigster Herr, und ist königlicher Förster." ,Aa, ick werde mich nach ihm erkundigen, und wenn er ein rechtschaffener Kerl ist, kann Sie nur txn Hvchzeitbitter bestellen, versteht Sie Mick?" Bis in den Tod erfreut, wie bis in den Tod vfrschämt, wußte die arme Dirne nickt» waS sie antworten sollte und sing au zu stammeln, als d«r König lächelnd ihrer reizenden Verlegenheit zu Hülfe kam und sein sanfter Krückstock sie mit den wiederholten Worten fortwinkte: „Na, na, nu geh' Sie nur, sonst wird, wie gesagt, Ihrem Bräutigam die Zeit zu lang!" Es bedarf kaum der Bemerkung, daß sie sich jetzt auch keinen Augenblick aufbiclt, sondern, nach dem sie dem edelmüchigen Gärtner und dessen Bruder ihren Dank mit Thränen abgestattet, noch desselben Tages sich auf di« Rückreise begab. Aber das Reisen war damals eine beschwerlicke und langwierige Sacke. Sie brauchte fast acht Tage, um wieder in ihr einsames Dörfchen zu gelangen, wohin man jetzt von Potsdam aus in weniger als einem Tage gelangt, und war natürlich die erste Frage, als sie wieder ihr Haus, oder vielmehr ihre Scheune betrat, nach dem Landrath. Aber dieser, erzählte die Magd nickt hloß, sondern Alles im Dorfe, würde wohl Minister werden, wie er gesagt, denn er sei heute Morgen mit seiner besten Equipage auf könig lichen Befehl nack Stettin gefahren und Alles in, seinem Hause voll Jubel und Freude. Sophie hielt es am gerathensten, hierzu zu schweigen, obgleich die gnädige Frau, sobald sie von ihrer Heimkehr erfahren, ihr ein höhnisches Kompliment sagen und sie fragen ließ, was denn der alte Fritz mache, und was die hübsche Jungfer hei ihm ausgerichtet? Sie wollte erst das Ende abwarten und ver traute sich Niemand, selbst dem Försterfritz nickt, den sie schon Tags darauf durch'ö Dorf schleichen und nack der offenen Sckennthüre schielen sah, der es aber nickt wagte, näher zu kommen, unv- erst am dritten Tage ihr wie zufällig auf der Straße begegnete. Auf seine dringenden Fragen, was sie ausgericktet, und ob sie ihm noch gewogen sei? erhielt er dze Antwort: „Das kan« ick» Ihnen erst sagen. MoSje Fritz, wenn Sie Ihrem Vater adjungüt sind," „Wie, spotten Sie meiner?" „Rein, es wird hoffentlich bald geschehen!" „Um Gottes willen, was soll das heißen?" „Lassen Sie sich Zeit, lieber Fritz!" „Nun, was haben Sit denn wegen des Land- r-ths ausgerichtet?" „Lassen Sie sich Zeit, lieber Fritz! Ad,je, Herr Förster, Adje!" und husch, wie der Wind, rannte sie ihrer Hofpforte zu. ( Fortsetzung folgt.)
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