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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 30.09.1854
- Erscheinungsdatum
- 1854-09-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-185409300
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18540930
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18540930
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- LDP: Zeitungen
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1854
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— 310 — . ^ y ^ Leitung empfohlenen milde« Stiftungen angele- gentlick an's Herz zu legen. Man ruiniite ihn mit Briefporto, denn inmitten seiner wirklichen oder angeblichen Wohlhabenheit hatte er doch kein Geld. Glücklicherweise wollte, seit man ihn für reich hielt, Niemand Geld von ihm, und die Kaufleute buhlten ordentlich um die Ehre, ihm Kredit schenken zu dürfen. All' diese Gründe, im Verein mit dem steten Zureden von Charles und Albert, bestimmten end lich Georges, nach Paris zu reisen. Seine Freunde schossen ihm das nöthige Geld vor, um einen Platz im Coupv des Eilwagens nehmen zu können. Georges verabschiedete sich von seinen beiden Freunden mit warmem Händedruck; und mit der Versicherung, daß er ihrer nicht vergessen und daß ihn das Glück und der Reichthum nicht übermüthig machen werden, stieg er in den aristokratischen Theil des Eilwagens, und fuhr unter seltsamen Gefühlen und Empfindungen nach Paris. Die ganze Nacht, die er im Eilwagen zu brachte, träumte er nur von Millionen, von Banknoten, Aktien, Staatssckuldbriefen, und mit ten unter den gewaltigen Thalersäcken, die ihm vor die Füße geleert wurden, und den Goldrollen, aus welchen die Louisd'or in funkelndem Strahle strömten, unter den knisternden Papieren und Banknoten sah er das sanfte, holde, süße Gesicht eines jungen Madckens, das ihm zulächelte. Georges war kaum aus dem Eilwagen ge stiegen, so eilte er zu seinem Bankier, der ihn als einen reichen Erben mit der größten Auszeich nung empfing. , „Ich bedaure, daß Sie den spanischen Papie ren nicht getraut haben," sagte Herr Berteuil; „sie find inzwischen noch mehr gestiegen; doch gleichviel. Sie haben ja noch welche!" „Würden Sie wohl chie Gefälligkeit haben, mir genau zu sagen, was für mich nun alle die Werthpapiere, welche Sie für mich gekauft haben, ertragen würden?" fragte Georges. „Die Rechnung ist leicht gemacht: 10,000 Piaster Rente zu 70, den Piaster zu 5 Franken 35 Centimen, die bereits bezahlte Summe be trägt .... Wenn Sie also heute verkaufen wollen, so gewinnen Sie 210—220,000 Fran ken!" Georges riß Augen und Ohren weit auf. „Wirklich, mein Herr?" rief er. „200, 2l0 bis 220,000 Franken? Und Sie sind dessen ganz gewiß?" „Ich bin meiner Sache so sicher, als man es nur sein kann — bis auf einige hundert Franken hin!" Georges kannte sich kaum mehr vor Ueber- raschung und Freude, wollte aber dock nicht so sehr als Neuling erscheinen, und faßte sich daher möglichst. — „Ganz gut," sagte er; „Sie haben mir auch von einer Bank gesprochen!" „Allerdings, die Errichtung jener Bank ist zwar auf Scbwierigkeiten gestoßen, aber das Ge schäft ist darum glicht minder gut, die Eröffnung derselben wird in wenigen Tagen stattfinben und die Aklienpromessen sind namhaft gestiegen." „Kann man diese Pr «messen auch verkaufen?" fragte Georges. „Allerdings! Sie haben deren fünfzig mit einem Benefiz von je 450 Gulden, das macht etwa 60,000 Franken." „Obsckon noch gar nichts darauf bezahlt isi?" „Ei natürlich!" „Das ist doch wahrlich sonderbar, aber Sie müssen es ja besser wisse».... versetzte Georges; „aufrichtig gestanden, ich möchte meinen Gewinn auf eine solidere Weise anlegen, — würden Sie so freundlich sein, mir eine solche zu bezeichnen?" „Jenun, unsre fünf Prozents, mein Herr, unsre fünfprozentige Rente! ich kenne nichts Solideres!" rief Herr Berteuil; „ich begreife vollkommen, daß all' diese kleinen Detqils Sie ermüden, da Sie bald für so große Interessen zu sorgen haben werden!" Georges war eö, als brenne ihm ein Erröthen auf der Wange. — „Wenn ick also Alles, was ich an dem Verkauf meiner Papiere gewinnen kann, in der fünfprozentigen Rente anlege, wie hoch wird sich dann mein Einkommen belaufen?" fragte er. „Die Rechnung ist sehr einfach," erwiderte Herr Berteuil; „etwa 300,000 Franken in der Rente a 80 angelegt, gibt 18,000 Franken Rente! Man muß aber 20,000 Franken anlegen, um eine runde Summe zu bekommen." „Ah, o ja, 20,000 Franken Rente, daß läßt sich hören! Aber wann kann ick diese zwanzig- tausend Franken Rente bekommen?" „Jenun, schon morgen, wenn Sie diese Opera tion unserm Hause anvertrauen wollen!" „Ei gewiß will ich das!" rief Georges; „welches andre HauS könnte mir so viel Ver trauen einflößen?" Der Bankier verneigte sich. Inzwischen befand sich doch Georges bei all' diesem Reichthum in einer eigenthümlichen Ver legenheit. Nach Bezahlung .seiner Reisekosten waren ihm nur noch zehn Franken in der Tasche verblieben. Cr wagte Herrn Berteuil auch nicht um die kleinste Summe anzugeben, und die Macht der Gewohnheit wirkte nock so sehr auf ihn ein, daß er eigentlich noch gar Nichts rechtmäßig zu besitzen glaubte, als die kleine Jahreörente- welche noch nicht fällig war. Endlich faßte er sich aber doch ein Herz und sagte erröthend: „dürfte ich wohl, ohne unbescheiden zu sein, eine Bitte an Sie richten, mein Herr? der Aufenthalt in einer
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