„Was machen die Leute eigentlich hierzulande, Hochwürden, wenn sie die Kirche betreten? Sie fahren mit den weihwasser benetzten Fingern im Gesicht und auf der Brust herum, spritzen Weihwasser auf den Boden, tun so, als wollten sie einen Knicks machen, wickeln sich den Rosenkranz um die Hand und stecken die Finger in den Mund. Was soll das, Pater?“ Der Gefragte lachte hellauf: „Entschuldigen Sie bitte, daß ich lache, aber Sie haben die einfachen Leute hier zulande gut beobachtet und gezeichnet.“ „Verzeihung, Pater, ich wollte sie nicht verspotten.“ „Ich weiß. Doch das sind drei, eigentlich vier religiöse Ge bräuche, nur schrecklich verkümmert und entstellt. Das Neh men des Weihwassers zunächst bedeutet Erinnerung an die Taufe.“ „Ein schönes Zeichen, Hochwürden, wenn die Weihwasser becken nur nicht so verschmutzt wären.“ „Richtig, aber auch dies gehört zur Kirche, besonders im Sü den. Der göttliche Heiland hatte Staub an den Füßen, und so hat es Seine Kirche auch. Überall ist der Staub zu sehen auf dem Wege der Kirche, vom Himmelfahrtstag auf dem Öl berg an bis zum himmlischen Jerusalem. Wer sich am Staub, an den Schwächen und Gebrechen der Kirche stößt, der kennt die Kirche noch nicht. - Doch weiter: Das Herumfahren der Finger, das Gefummele im Gesicht und auf der Brust ist der kümmerliche Rest der sehr schönen Zeremonie des Priesters und der Gläubigen bei der Verkündigung des Evangeliums. Sie machen dabei drei kleine Kreuze: Auf der Stirn: ,Herr, segne meinen Verstand, daß ich Dein Wort gut aufnehme!“ Auf dem Mund: ,Herr, segne meinen Mund, daß ich Dein Wort öffentlich bekenne!“ Auf der Brust: .Herr, segne mein Herz, daß ich Dein Wort liebe.““ „Ein schönes Zeichen, wenn es würdig gemacht und aufmerk sam dabei gebetet wird.“ Der Pater nickte.