IV. Zwei Jahrhunderte Niedergang und Aufstieg (bis 18V) 1. Schicksal des Städtchens im 30jährigen Kriege Es ist nicht beabsichtigt, einzeln und der Reibe nach die Ereignisse aufzuzählen, die Lunzenau in dieser schweren Zeit trafen. Dazu fehlen uns allein schon die Quellen. Nur wenige genaue Angaben sind uns überliefert. Umso besser sind wir aber über die Auswirkungen des Krieges selbst und der Einzeleroignisse für Lunzenau unterrichtet. Sie bilden und zeigen uns das eigentliche Stadtschicksal. Das erste Jahrzehnt des 1618 beginnenden Krieges brachte für unsere Gegend weder unmittelbare Kriegshandlungen noch sonst allzugroße Beeinträchtigungen. Im Gegenteil, man kann zunächst sogar noch ein weiteres Blühen feststellen. Wir brauchen nur an den Bau des Rat hauses und an die Gründung der Kantorei zu erinnern, um uns das zu vergegenwärtigen. Wenn wir oben festgestellt haben, daß die Straße durch Lunzenau (von Leipzig über Chemnitz nach Böhmen) mit der Zeit ihre Bedeutung verloren hatte und der Hauptverkehr sich über Penig zog, so war das zunächst in Kriegszeiten ein Vorteil für das Städtchen. Es hatte bei bloßen Durchmärschen der feindlichen Heere wenig zu leiden. Anders wurde es aber, wenn Truppen in und um Lunzenau auf längere Zeit Unterkunft bezogen. Seit dem Herbst 1632 begannen auch für unsere Gegend die Kriegsdrangsale. Holk mit seinen Scharen plünderte Stadt und Land. Zuerst waren das kaiserliche Truppen, in späteren Jahren kamen auch schwedische Soldaten. In Burgstädt lag über Ilt Jahr eine schwedische Kompanie, die die ganze Gegend dermaßen aussaugte, daß so gut wie nichts mehr zu holen war'). Außerdem ereigneten sich verschiedene größere und kleinere Brände, von denen allerdings nicht immer behauptet werden kann, daß plün dernde Soldaten die Brandstifter gewesen sind. Am 11. November 1632 brannten 7 Häuser weg, der Brand war durch Landsknechte verursacht. 1633 gingen weitere 6 Wohnhäuser und 3 Scheunen in Mammen auf. Das größte Unglück aber war der Brand, der am Grünen Donnerstag 1633 während des Gottesdienstes in der Kirche Rochsburg bei Hans Jähe oder Jahn im Gasthof ausbrach. Durch ihn wurden „64 Wohnhäuser samt Kirche und Schule, 3 Glocken und Seiger, Brauhaus und Pfanne und 18 Scheunen" vernichtet"). Ein letzter Brand in dieser Zeit äscherte 1642 wieder 5 Wohnhäuser und 3 Scheunen ein.