Dazu kam noch die Pest. Sie war zwar nicht mehr unbekannt in unserer Gegend; denn bereits in den achtziger Jahren des 16. Jahr hunderts war sie über das Land hingezogen und hatte manchen mit genommen. Aber das war nichts gegen das Wüten der Seuche im Jahre 1633°). Ueber Lunzenau fehlen zwar glaubhafte Nachrichten, da die Kirchenbücher verloren gegangen sind. Aber über die anderen Dörfer des Kirchspiels Rochsburg schrieb der Pfarrer im ältesten Totenver zeichnis, datz 1633 in den eingepfarrten Dörfern Rochsburg, Arnsdorf und Niederelsdorf über 200 Leute an der Pest gestorben seien. Er gab aber ausdrücklich an, dass er nur die aufzähle, die auf dem Friedhof zu Rochsburg begraben worden seien. Die anderen zu nennen, wäre ihm unmöglich. Damit vergleiche man nun die Zählen der Toten aus den vorangehenden Jahren: es waren gewöhnlich 8—12 Namen, die uns das Totenverzeichnis nennt! Eine Rechnung über eine schwedische Kriegssteuer, die im Jahre 1640 an den Oberst Behr in Zwickau äbgeliefert werden mußte'), zeigt, wie man Land und Leute auspreßte. Die Herrschaft Rochsburg brachte in zwei Terminen 785 Taler 1 Groschen auf, wozu noch ein Ueberschuß von 222 Taler 4 Gr. 22 Pf. aus der vorhergehenden Kriegssteuer kam. Davon verteilten die Richter der Dörfer unter sich 384 Tlr. 9 Gr., die sie durch ihre Anlagen aufbrachten. Lunzenau zahlte hierzu 60 Tlr. 18 Gr. und Schlaisdorf 3 Tlr. 21 Gr. Den Rest von 373 Tlr. 16 Gr. legte man in der Weise um, daß für die Person 1 Gr., für Pferd oder Ochsen 15 Gr., für jede Kalbe 9 Gr., für jeden Jährling 6 Gr. und für jedes Kalb oder jede Ziege 2 Gr. gezahlt werden mußten. So brachten Lunzenau 43 Tlr. und Schlaisdorf 7 Tlr. 10 Gr. auf. Recht aufschlußreich ist das Verzeichnis, das uns hierüber erhalten ist, weil es die Hausbesitzer, die Hausbewohnerzahlen und die Zahl und Art des Viehes aufführt. Danach hatte Lunzenau 1640 nur noch 57 bewohnte Häuser, von denen im Laufe der Steuererhebung sogar noch eins ausfiel. In ihnen wohnten 256 Personen, was einen Durchschnitt von 4,6 Köpfen für ein Wohnhaus ergibt. Die höchste Bewohnerzahl eines Hauses betrug 12 Mann, ein Fall, der nur einmal vorkommt. Zwei Häuser waren von je 10 Personen bewohnt. Von den 56 Hausbesitzern hielten 34 Mann Vieh und zwar 47 Kühe, 9 Kälber, 6 Jährlinge, 3 Absetzlinge, 6 Ochsen, 16 Ziegen, 19 Schweine und 3 Schafe. Ein einziger Lunzenauer Bürger, es war Ezechiel Ernst, der frühere Gemeindevorsteher und damalige Richter, hatte einen grö ßeren Viehbestand von 4 Kühen, 4 Kälbern, 2 Jährlingen, 1 Ochsen, 1 Ziege und 4 Schweinen. Ein anderer besaß 4 Kühe und 1 Schwein, ein dritter 3 Kühe und 1 Kalbe und ein vierter 3 Kühe. 2 Kälber und 1 Ochsen. Der Viehbestand ist bei der Zahl der Haushaltungen und der Ein wohner noch nicht einmal schlecht zu nennen, da es sich um eine städtische und keine dörfische Gemeinde handelt. Aber geradezu niederschmetternd 134