ist der Rückgang der Zahl von Wohnhäusern und Einwohnern. Beide haben gegenüber dem Bestand Won 1628 um die Hälfte abgenommen. Er zeigt so recht, wie schwer ein langjähriger Krieg im eigenen Lande ein Volk trifft. Und dabei sind die Menschenverluste kaum durch Kämpfe und Waffen, sondern durch Seuchen, vor allem durch die Pest, verursacht. Man kann verstehen, wie nicht nur unsere Gegend, sondern das ganze Deutsche Reich von damals aufatmeten, als 1648 endlich der Frie densschluß zustande kam. Freilich, Ruhe und Sicherheit zog auch mit ihm noch nicht ein, denn überall streiften Landsknechte, die sich an Arbeit nicht gewöhnen und nicht seßhaft werden konnten, umher und plünderten und raubten, wo sich ihnen eine Passende Gelegenheit bot. Doch wußten unsere Vorfahren sich zu wehren, die Kriegszeit hatte sie gelehrt, mit Waffen umzugehen. So wurden sie auch mit den umherschweifeuden Landsknechtshaufen fertig. Das Land bekam in den fünfziger Jahren des 17. Jahrhunderts wieder Ruhe, die erste Vorbedingung für den Wiederaufbau. 2. Hundert Jahre Wiederaufbau Wenn auch der Krieg tiefe Wunden geschlagen hatte, sie heilten schneller als man denken sollte. Dorf und Kleinstadt erholten sich weit eher als größere Städte, deren im Gang befindliche Entwicklung zu alter Größe der nordische Krieg Anfang des 18. Jahrhunderts in schwerster Weise hemmte. Es zeigte sich eben damals schon, was wir heute auf dem Gebiet der Wirtschaft erkannt haben: Klein- und Mittelbetriebe sind krisenfester als Großbetriebe. Nachdem die kleinen Gemeinden die Folgen des 30- jährigen Krieges überwunden hatten und fest und gesichert wieder da standen, schadete ihnen der verhältnismäßig kurze nordische Krieg wenig, er war für sie nur ein Aderlaß, der das Leben der kommenden Jahre förderte. Vom nordischen Krieg sei kurz berichtet, daß seit 1706 der schwedische König Karl XII. mit seinem Heer in Deutschland war. Am 12. April 1707 ritt er auf der Straße am Eichbaum, westlich von Lunzenau, zweimal vorüber, seine Truppen lagerten in unserer Gegend. Im übrigen merkten die Bewohner von Lunzenau nur an Aushebungen und Kriegssteuern, daß um die Vormacht in Europa gekämpft wurde. Es ergibt sich bis zu einem gewissen Grade schon hieraus, daß dieser Krieg auf die Lage und die Verhältnisse unserer Pflege wenig Einfluß hatte. Der Wieder aufbau Lunzenaus nach dem 30jährigen Kriege wurde kaum beeinträchtigt. Sehen wir uns zunächst einmal die öffentliche Verwaltung unserer Stadt nach 1648 an. Am 14. September 1637 war die letzte Gemeinde rechnung über den Zeitraum von Michaelis 1635 bis Michaelis 1636 gehalten worden^), in den kommenden Jahren ruhte dann alles. Nur die Gemeindevorsteher führten ihre Rechnungen und Unterlagen ordentlich weiter, so daß sie oder ihre Erben dann nach Jahren noch imstande waren, 135