Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.10.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-10-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18931019024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893101902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893101902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-10
- Tag1893-10-19
- Monat1893-10
- Jahr1893
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
BezuaS-PreiS ^ H« H«-t«tzpedttio» oder de» i« GtadS- tz«tek «ch d«Ä Vorort» errichtete» AnS- »itiflitlW »tz>»tz»lt: veereeljahrltch^AS^Ot ?Ä tweimaliger täglich« gnftrU»»» in« Abend-Ausgabe. D«ch di» Post bezog», für täglich« Ho« »chL Durch di» D»»tfchl«»d »»d Oesterreich: viertel,Lhrlich I-—. Dtrerte tägliche Kreuidanbieudnug t»s Aiosl and: monatlich »<T ?.üv. Di»«or«»U»Igab» erschein« täglich '/,7UH^ die Utiid Unigei, Sache»»«,« t Ldr. Ne)«rtto« «»> Lrxe-itiou -«tzMltersüaG« 8. »»»«terbrech» » dt« «b»d« 7 ützL Filiale»: vtt» M«n» » Torti». Mlfrr» H«tz>Id UntverMtSftraß» I, ,.»«« LH,»«. KatHarknenstr. 1«. »art. »»d Mick,«»!«» 7. Utip)igtr.Tagcblaü Anzeiger. Organ für Politik, Lscalgeschichte, Handc^^GeschWvcrkehr. A«zeige«.PreiS die Sgrspaltme Pctitzeile SO Pfg) Neri«»»» »»trr de»Nrdoctiontsrrich («^e iv«U»») bO-4, vor de» Familienuachrichte» (Sgrjpaltr») «O-ch. OrSßer» Schriste» laut »»irrem Prri» verznchniß. Tabrllariichrr ond Lisserosatz »gch höherem Tarif. Gtzkr«»VeiIa«en (gesalzt), nur mit b-tz Vtoearn-AuSgab». ohne Poslbesörderung 80.—, mit Postdeiörderung 70.—» ^auahaeschluß für Anzeige« r Adend-Aasgab«: Vormittag« IO Uhr. Vkoeg» »-Ausgabe: Nachmittag« «Uhr. Go»»- und Festlag« früh '/F Uhr. Sei de» Filialen und AnnadmesteNe» i» ei»« Halde Stund« früher. —» U«««»r» siud stet« an dt» Grtzetzttis» »» richte».^ Dr»A »»d Vrrlog «o, ». Pol, 8 LeWg. ^-535. Donnerstag den 19. October 1893. 87. Jahrgang. Politische Tagesscha«. * LeGzi«. IS October. Die beruhigenden ofsiciösen Erklärungen über dir Marine» sartzerungen im nächsten RcichShauShalt, wie auch sanft über die möglichsten Einschränkungen im Etat, werden aller seits mit Gcnugthuung vernommen worden sein. Sie können einer Verständigung über dir ReichSsinanzrefoim nur förder lich sein, da die Neigung zu Steuerbewilligunzen offenbar noch mehr geschwächt werden muß, wenn schon wieder große neue An forderungen gestellt werden, denen gegenüber eine befriedigende Lösung der Kostendeckung«fragr immer au«sicht»loser erscheinen müßte. Je unwahrscheinlicher in der gegenwärtigen Lage die Bewilligung großer neuer Marineforvrruugen oder wiederholt abgelehnter Positionen sein würde, um so zweckmäßiger ist r«, man sieht von vornherein davon ab. Einige Blätter, die ein besondere« Interesse für unsere Marineangelegenheitrn be sitzen, haben sich über den vielfach laut gewordene» und jetzt auch von der Regierung al« berechtigt anerkannten Wunsch einer möglichsten Beschränkung aus diesem Gebiete wenigsten« für die allernächste Zukunft etwas ereifert; eS wurde der Borwurf erhoben, man wolle unsere Marine ge wissermaßen auShungern und in Verfall geratben lassen, und auf den hohen Werlo bingewiesen, den eine starke Flotte für da- Vaterland, die Förderung seiner Erwerbsinteressen und den militairischen Schuk seiner Küsten habe. DaS bestreitet ja kein Mensch und Niemand hat auch die Absicht, unsere Flotte in ihrer Entwickelung und Leistungsfähigkeit zu schädigen. Die warme Theilnahme de- deutschen Volke« auch im Dinnenlande an der Blüthe unserer Flotte hat sich oft genug in der werkthätigstc» Weise gezeigt, und wa« ge< schehen muh» um sie aus der Höhe ihrer Ausgabe zu halten wird auch >etzt bewilligt werden. Aber bei alledem erscheint doch die Forderung berechtigt, daß im gegenwärtigen Augen blick, wo wir eine ungeheure Anspannung unserer Militair- kraft vorgrnommen haben und noch in voller Verlegenheit um die Aufbringung der Kosten hierfür sind, nicht auch noch die ungesäumte Durchführung eine« großen FlottenverstärkungS- plane- verlangt wird. Während heute bei uu» in Sachsen die Ergänzung- Wahlen zur Zweiten Kammer stattfinden. werden im Grcßherzogthum vatzrn die kkrwahlen für da« Abgeord netenhau- vorgenommen. Ihr Ausfall wird entscheidend sein, ob die Nationalliberalen die seit 30 Jahren behauptete, allerdings durch die letzten LandtagSwahlrn auf eine einzige Stimme zusammcngeschrumpfte Mehrheit in der Abgeordneten kammer behalten werden. In der letzte» Sitzungsperiode war da» Stärkeverhältniß der Parteien folgende«: Von 63 Man dateu hatten die Nationalliberalen 32 inne, 2l fielen den Ultra montanen zu, den Rest bildeten 6 demokratisch-freisinnige, 2 socialdemokratische und 2 conservative Abgeordnete. Jetzt ist dir Hälfte oer Kammer neu zu wählen. Die Situation hat sich gegenüber den letzten Wahlen vor 2 Jahren insofern zu Gunsten der Nationalliberalen verschoben, als diesmal weit weniger nationalliberale Mandate dem Wahlkampfe aus gesetzt sind al« damals. Die Gegnerschaft aller übrigen Parteien aber ist den Nationalliberaleu geblieben: Conservative und Socialdemokraten, Freisinnige und Ultramontane, so wenig sie auch sonst nach den gleichen Zielen trachten, in dem Bestreben, die nationalliverale Mehrheit zu brechen, sind sie einig. Am hoffnungsvollsten zeigen sich die Conservaliven, die trotz ihrer geringen Anzahl da« Erbe der Herren Fieser und Kiefer antreten zu können glauben; brachte doch dieser Tage die „Kreuz-Zeitung- eine höhnische Zuschrift au- Baden, welch« die baldige Ersetzung der liberalen Ministerium« Eiseolohr durch den konservativen Führer von Stockhorner weissagt«. Die heute stattfindendcn Wahlen werden einen k tiker, Anhalt liefern, wie weit vic BolkSstimuiuug diesen conser vativen Aspirationen günstig ist. In Oesterreich macht sich die Gespanntheit der Lage in allerlei Gerüchten Lust, die mit de». Tage entstehe» und mit ihm wieder verschwinden. Vorgestern wollte man wissen, die Regierung gebe mit der Absicht um, nach der Auslösung de» Abgeordnetenhaus»«, die man, wir r« scheint, al- sicher annimmt, da« neue Wahlgesetz «insach zu octroyirrn und ans Grund desselben bereit« die Neuwahlen vornebmen zu lasten. Tie Lkficiösen beeilten sich, dieser Meldung da- Leben-licht auSzublasc». Gestern cursirte in den Wandel- ganzen de« Abgeordnetenhauses ein, andere Nachricht: infolge der ablehnende» Haltung der hervviragrndsten Fraktionen gegen die Wahlreformvorlage sei die Stellung de« Cab inet« erschüttert, um so mehr, al« auch kaiserlich« Prinzen sich gegen den Taafir schen Vorschlag ausgesprochen häkle». Man sprach von dem Rücktritt de« polnische» Minister- v. Za- leSki, sowie des Grasen Falken ft ein, de- Vertrauensmann« des HohenwartclubS im Cadinet. Andere wieder colportirtrn, Herr von Plener wolle sich vom parlamentarischen Leben zurückziehen und einen überseeischen Ärsandtei,Posten annehmen. Bon der deutsch-liberalen Partei drohe cin Theil mit Secession, fall« die Mehrheit die AuSaahmevrrordnung billigen sollte. Vielleicht bringt die morgen beginnende erste Lesung de« Wahlreformgrsttzt« eine Klärung. Wie a»S Belgien gemeldet wird, ist in dem letzten, unter dem Vorsitze de« König« adgrhaltencn Ministrrrathe end- giltig da« neue Gemrindrwahlrccht festgesetzt worden, da«, wenigsten« nach der Meinung der Regierung, sowohl dir Anhänger, wie die Gegner de« allgemeinen Stimmrecht« befriedigen soll. Nach dem vom Ministrrrathe sesigrsetzten Entwürfe wird da« Gemeindewahlrecht allen Staats bürgern ertheilt, die das Kammrrwahlrecht besitzen. Aber die Wählerschaft wird in drei Wahlclaffrn grtheilt, von denen jede den dritten Theil der Gemeinde vertretung wählt. Zur ersten Wahlclaffr gehören alle Wähler, dir entweder gar keine oder nur eine schr geringe Jahre«- ,teuer entrichten. Die zweite Wahlclasse umfaßt die mäßig Besteuerten, während die erste Wahlclasse die Höchstbesteucrten und die Gebildeten begreift. Die Anhänger des all> emeinen Stimmrecht« sollen durch die Thatsacbe zu rieben gestellt werden, daß alle Staatsbürger zur Wahl urne berufen werben, wädrenv den Gegnern de« allgemeinen Stimmrechts die Bürgschaft geboten wird, daß die Sociaiisten, wenn sie auch in die kommunalen VertrctungSkörper eintreten, doch nicht die Mehrheit darin erlangen können Ld die Freunde und die Gegner de« allgemeinen Stimmrechts durch kiese- Eompromiß wirklich befriedigt werden, ist freilich noch sehr fraglich. In Frankreich shat nunmehr an die russi auch der Präsident der Republik, Herr Carnot^ Begrüßung gerichtet, über die der Telegraph bereit- ge telegraphisch berichtet hat. Sie halten sich von jeder U> treibnng fern und sind al- eine würdige, nach keiner Rich en Gaste orte der estcrn leber „. . Richtung daS Maß überschreitende Bewillkommnung de« russischen Be suchS anzuerkennen. Sie entsprechen durchaus dem Sackver kalt, werden aber eben deshalb Herrn Gebiet und seine Gesinnungsgenossen, ja wahrscheinlich die Mehrheit de« erregten französischen Volke« wenig befriedigen. Von einem formellen Bündniß, da- aogeschloffcn oder dem nächst abzuschließen wäre, ist in Earnor'S Ansprache nicht die Rebe, sondern nur von Banden der Zuneigung. Mit solchen Bauden ist aber jenem Theile der französischen Poli utziano eine „Durchnckt btd welche sich °hne,Krug nick. die vom Bunde mit Rußland europäischen Verträge" fordern,we ^ 'Arbeit wird sich erreichen läßt, g-di-nt. D.ese Unzufr.eo^ ^ ^ ^ uiceg in den Mafien "7 schwelgt man >m zu», Ausdruck gelangen. Hoblet'« Rede, Genuß, und nur vereinzelt, w ^ Ungeduld und ' » b-spr°ch-n '°°rd ..^sich Unst^^ Undrfriediaung zu erkennen. ^ „ich, mit. C-rnot'« Ansprache theill Daran-Ersieht man E« beißt einfach, daß er eeda>ckt ^ Enthüllungen lerensaUS, daß auch der russische «dunra rem» über e.n nädere- Bündmv >>, >7 H.^n- st. sondern sich s-hr ;uri>ckba tend ausetück Antwort s.ll« würde n.-.. s'ch-rl'ch "..Nachricht de. erfahren haben. — . Mittclmeergeschwader die .Gaulo,«", vag das neue rusi.lche^ M>ttclmeerge,w^,^^ , ^ liebenswürdige Abucht babe, dem ^ disber einen Besuch abzustatteu. D.e rufi.sch- Pr'sse Va- v.«°er hiervon keine Notiz genommen, wa« sehr b'gr k> ^ w.r u..S nicht denke» kL........ dag 2ult°n s° bereit sein werde, russischen Panzern d'-Dar^i>eUe. zirnnen Wer kann voraussehen, wie lange die wertben Gälte ivrrn Aufenthalt aiiSdebiien und welche Vewirtdlinzsie ""lange werben? Nach Eadip. Toulon und Par.« werden d.e Leute Admiral Avellan einigermaßen verwohnt fein. Esereito- versichert, auf nicht mehr als 200 Mann. Da be greift man. daß der Ministeratb die Adsendung von acht Bataillone» beschlossen hat. Sie werden wahrscheinlich nicht die einzigen Verstärkungen bleiben, welche dir Garnisonen SicilienS erhalten, denn da die ganze Insel in Militair- bezirke grtheilt, also indirect eine Art Belagerungszustand über sie verhängt wird, dürsten auch 3ü Bataillone kaum gasreichen, um geordnete Zustände herbeizuf'ühren. Tie Regierung bat ,u lange gezögert, ehe sie zu energischen Maß regeln griff. Wir versieben tarunlcr nickt bloS l»e Adsendung vo» Truppen und die Proclamirung de« Belagerungszustandes, sondern auch Abhilfe der Noth. Denn die heutigen slcilianiscken Räuber sind weder politische noch romanlischc Briganten, sondern einfach Verrweifelte, welche der Hunger und dir Verzweiflung in die Berge getrieben. Sie kann man allerdings mit Pulver und Blei auSrotlen, die Wurzel de« UebelS aber nicht. um und Frankreich wird drmnäckst mit Bezug auf die Stellung de» S r z ' biSthum« von Harth««« rme Convention abgelcklosien Zwischen dcb römische« tlurtr abgcschlo werden" die der"s>"nzösis»'en'Rtg7erungüb,rau« weitgehende Vortheile rinräumt. Dir Haltung, welche die Cunc >„ diesir «ngelegcnbeil einnimmt. rust in Italien l^hasteBerstimiiiling kervcr" Die Absicht de« Papste- die Leitung ,ene- ^rzb.^bl.m künftighin nur an französische Priester zu vertragen, wurde bei den italienischen Poltitikern wobl keine allzu ernste» Be^ denken veranlassen. Dagegen ist die Zusage der L.»r>e, der jeweilige Erzdischos von Karthago den -bst" . Primas von Afrika" führen solle, für d.e italienische Regierung im Hinblick auf deren moralische und materielle Iniereffrsi in Asrika durchaus nicht gleichgiltig. T.e Be- ra,Hungen de- euchanstischki' Eongresse« m xterusalein habeu die Verdrängung der italienischen M>istonarc Sü den, Orient und dir Ersetzung derselben durch sranzv,ische Priester vorbereitet. Wenn nun der jeweilige Bischof von Karthago nickt »ur ein französischer Priester sein, sonder» auch den vielsagenden Titel de« Prima- von Afrika führen soll, so wird die Stellung Frankreich« al« katholische Vormacht in Asrika in einer direct gegen Italien ge richteten Form ossiciell bekräftigt. Man vermuthet in Rom, daß der neue Vertreter Rußland« bei der Curie, Badarv, maßgebenden Einfluß auf die Haltung de« Papste* in dieser Angelegendcit geübt habe, da er in. All- gemeinen noch weit mel>r als leine Vorgänger bestrebt ist, der französischen Regierung i» seinem diplvinalische» Wirken bei den valicanischen Würdenträgern Gefälligkeiten zu erweisen. In Gtetlten müssen geradezu schreckliche Zustände herrschen, denn r« werden ganz außergewöhnliche Maßregel» getroffen, um dem Räulcrwese» aus der Insel zu steuern unk die öffentliche Sicherheit herzustellen. E« befinden sich gegenwärtig aus Sicilien außer dreitausend Caradinieri acht Jnfantrrie-Regimciiter und ein Bersaglirri-Regiment, zusammen 2? Bataillone, außerdem zahlreiche Artillerie und einige Es- cadronen Cavallerie. Man sollte meinen, daß diese Truppen macht zur Unltldrückiing des Brigainaggio genügen würde, allein der FricrenSstand der italieniichkn Bataillone ist gegenwärtig unerhört schwach; er beläuft sich, wir der Au» G««l«nd liegen zwei neue außerparlamentarische Kundgebungen über Hon, er ule für Irland vor, die außergewöhnliche- Interesse beanspruchen. In Glasgow sprach, wie schon im heutigen Morgenblattc gemeldet worden» der Minister des Innern, Herr ASquith, in Preston Lord Salisbury. Sachlich Neue« wußte weder der Eine für, noch der Andere gegen Homerule zu sagen: wa« au Gedanken au« diesem Gegenstände beraus- gepreßt werde» kann, ist in de» inonatclangen parla mentarischen Erörterungen zur Sprache gebracht worden. Dennoch waren beide Reden, auch abgesehen von dem Gewicht der Persönlichkeiten, die sie hielten, sehr bemcrkcnS- werth. Jene de« Minister« brachte die Gewißheit, daß Glad- stoiir sich entschlossen hat, die Homerule-Vorlage in der nächsten Tagung nicht vor da» Parlament zu bringe», diese vielmehr ausschließlich der cnglifchen Rcsormgesetzgcbung zu widmen. Diese Ankündigung wird in, ravicalcn Lager Jubel, in dem der ungeduldigen Iren aber Mißinuih Hervor rufen, und daß die Regierung dieser Wirkung ihre« parla- Pr ' " ' mentarischen Programms nicht ohne Sorge entgegen sicht, bewies die eindringliche Mabnung ASquilb'S an die Ire», keine Schwierigkeiten z» machen An Lord Salisbury'« Rede war da» BemerkenSwcriheste, daß er die Ho»,erule An gelegenheit unter den Gesicht-punct per asiatischen und der Mittrliiieer-Politik rückte. Die Annahme der B,fl, so führte er au», würde die Macht de« Reiches in alle» seine» Theilen schwächen. Wenn man die Vorgänge sowohl in Asien wie im Mittelländischen Meere beobachte, werde man den gegen wärtigen Augenblick nicht dazu geeignet finde», daß England e« wagen könnte, sich vor de» auswärtige» Nationen geschwächt zu zeigen Jedenfalls würde dieser Hinweis, wen» die omcrule Vorlage jetzt zur Beraibung stünde, lieferen Ein druck machen, al- »ach rer Versichcrung ASguith'S, daß sie in de» nächsten Tagung nicht vor gebracht werden. das Parlament werte Deutsches Reich. U Vrrlt», 18. October. Während in Preußen durch den laufenden StaatShaushaltSeiat das System de« Aus- sleigenS im Geball nach DlenstalterSstufeu auch für die Kanzlei- und mittleren Beamte» zur Durchführung gelangt ist» steht die entsprechende Maßnahme für da« Reich noch au». D.e Verzögerung rührt indessen nicht etwa von der Absicht her, den Reicksdeamten die in Rede stehende Vergünstigung nicht zu Tbeit werden zu lassen, vielmehr ist ihre llriachc ausschließlich in de,» Be streben zu suche», die Benicssung der Diciislallcrsstuseii und der denselben entsprechende» Gehaltssätze so günstig wie die« Die quade Foelke. Roman aus der EmSgau. ISj Von F. Klinck-LütetSburg. St»ch>r»<k »erbitt». (Fortsetzung.) Nicht mit einem Wort hatte sie sich zu vertbeidigen gesucht, weder dem Untersuchungsrichter, noch ihrem Anwalt gegenüber. Stolz verschmähte sie, Bernd Brun« anzuklagen. Sollte sie die schmachvollen Worte wiederholen, mit welchen er Weib und Kind besucdelt? Eher WSÜte sic eine harte, unverdiente Straft erdulden. Sie ahnte nicht, wie man bemüht, war sie zu einer gemeinen Verbrecher,» zu stempeln, aber auch wenn sie e« gewußt hätte, würde sie nicht ander« gesprochen babrn. Rechtsanwalt Buddenberg verhehlte sich nicht, daß er kaum je im Leben eine Client,» finden werde,welche drr Vertheidigung gleiche Schwierigkeiten in den Weg legen würde al« Foelke Brun«. Alle Bernunstgründe waren nicht im Stande, sie zu deweaen. ibr eigene« Interesse zu wahren Wie sie die Fragen de« Untersuchungsrichter- mit einer Offenheit beantwortet, die sie einem argwöhnischen Inquisitor gegenüber an den Rand de« Verderben- gebracht, so batte sie, allen Vorstellungen ibre« Anwälte« zum Trotz, sick geweigert, irgend eine Ent- sckuldigung für sich geltend zu machen. Sie batte ein tbeilweise glühende« Torsstück Bernd Brun« entaegengeschleudert. mitten unter brennbare Stoffe. Nach dem Protokoll, da« sie eigen händig unterzeichnet, wollte sie e« mit vollem Bewußtsein gethan, auch die Absicht gehabt babrn, sich von ibrem Gatten zu^trennen. Die Art der Verbindung dieser Thatsache, welch« der von einem Buddenberg unerklärlichen Vorurtdeil befangene Amtsrichter Hellwald bewirkt, batte Foelke Brun« in die Gefahr gebracht, als gemeine Verbrechen» verhaftet und — bei weiteren ungünstigen Verdachtsmomenten — verurthrilt zu werden, um so eher, al- sie den Anschuldigungen ihre« Gatten rin beharrliche« und verächtliche« Stillschweigen ent gegensetzte, da« keineswegs am Platze war. Ihr Benehmen war dem jungen scharfsichtigen Rechtsanwalt nicht unverständlich, r« lag in einer Natur wie der ibren begründet. Sie wollte gegen freche vrrläumdung stch nicht vertheidiaen. Im Laufe der v«rha«dluag»» hatte sie »ur einmal vorübergehend ihre Ruhe verloren, als ihr der Vorhalt gemacht worden war, daß sie mit Wilhelm Adam« in die Kirche gegangen und auch an anderen Orten mit ihm zusammengetrofsen sei. Aber auch in diesem Falle hatte sie schweigend einen Borwurf hingenommen. In seiner Verzweiflung griff Buddenberg zu einem letzten Mittel, die junge Frau auS einer Letbargic oufzurülteln, dir ihre Lage verschlimmerte. Er machte sie auf ibre Pflichten ihrem hilflosen Kinde gegenüber aufmerksam. Eie habe die Ehre der Mutter diese- Kinde« zu vertheidiaen »nv müsse argen die Gemeinheit kämpfen, auch wenn die Mittel, welcher sie zu diesem Kampfe bedürfe, nicht solche seien, deren ein ehrlicher Charakter sich gern bedien«. „Indem Cie ibren Gatten schonen, entehren Sic Jl r Kind, rau Brun«. Sir haben dir Wahl. Entscheiden Sie nach hrem Gewissen." Diese Worte Buddenberg'« batten die junge Frau endlich aufgcrüttelk. Noch nie war vergeben« an ihr Pflichtgefühl appellirt worden. Cie erschrak vor der Gefahr, von welcher sie sich bedroht sah, aber der Schrecken war für ihren Srelcu- zustand ein heilsamer. X Einer ähnlichen Aufregung al« die. welche seit wenigen Tagen verschiedene Kreise der Stadt St. beherrschte, erinnerte sich Niemand. Man erzählte, daß zwischen dem Amtsrichter Hellwald und dem RrchtSanwalt Buddenberg ein Duell statt gesunden habe, in welchem letzterer schwer verletzt vom Kampfplatz getragen worden sei. Eine Bestätigung fand ta« Gerückt nicht. Buddenberg war zur gewohnten Stunde in seinem Bureau erschienen, um seine Sprechstunden abzuhalten. Den neugierigen Blicken seine- Bureaiipersonal« war r« nicht entgangen, daß der Ches ungewöhnlich bleich auSsah, aber von irgend einem körperlichen Schaden war nicht« an ihm wahrzunehmen. Nur siel eS auf, daß er ein« Unbeholsenheit de« linken Arme« zeigt« und denselben sehr vorsichtig hielt. An Vermuthunarn fehlte eS nicht. Buddenberg sah sich gezwungen, einige Tage da« Zimmer zu hüten, und der Ver sickerung seine« Arzte«, daß lediglich eine katarrhalische Lunzen- affection ihn zu einer Ruhe zwinge, schenkte Niemand Glauben. Ernste Folgen hatte die Astaire indessen für die Bethriligten wohl nicht gehabt. Auch über die Ursache de« stattgesundenen Duell« zwischen Männern, dir man al« langjährige Freunde betrachtet, wurde Mancherlei gefabelt, oha» daß r« gelang, nur einen glanbbaften Grund au-stndig zu machen. Amtsrichter Hellwald war ver lobt, Rechtsanwalt Buddenberg eine virlbegebrtc Partie für Mütter hrirathSfähiger Töchter, aber ohne, daß er seither auch nur die geringste Neigung gc^ig», der an ib» heranlreicnden Versuchung zu solgen. Eine Frau hatte also bei dem Streit keine Nolle spielen können. In engere» Kreise, in juristischen, war man nicht besser unterrichtet, doch mußte c« Jedem aufsallen, daß der Amt«. richterHellwalb und derRechtSanmalt Buddenberg seit wenigen Tagen al« entschiedene Gegner sich gegrnüberstande». Eine» weniger schlagfertigen und gewandten Anwalt würde die Feindschaft de« Amtsrichter« schwer geschädigt baben, Buddrn- bera gegenüber nützte e« nicht viel, daß derselbe redlich be müht mar, dessen Erfolge als Rechtsanwalt herabzudrückcn; er lehrte denselben nur vorsichtiger sein. Diese Vorsicht übte er zunächst und besonder« in seiner Eigenschaft als Anwalt Foelke «. Der Fall beschäftigte ihn unablässig und hielt ihn förmlich in Aufregung. Er fürchtete da« Schlimmste für seine Klientin. Der Hastbesehl, welcher bereit« auSgeserligt war. konnte durch irgend ein unvorberge- schene« Moment zur AuSfübrung gebracht werden und die junge, beklagenswrrthe Frau in eine Lage gerathen, die sie er- drücken würde. war rin vurmaus i hassige«. Die besseren Kreise erinnerten sich ibrer sehr wo einige junge Damen derselben waren gleichzeitig ,,»t ihr Pension gewesen, auch diese uriheilten ausnabmslo« unaüns über sie. Hatte sie schlechte Handlungen begangen? Ne War sie lügenhaft gewesen? Da« gerade nicht. Sie maö sich immer mit einer großen Ehrlichkeit breit, aber Niema batte so rech, an eine solche bei ibr geglaubt. Sie sei r kluacr und vorsichtiger als die übrigen jungen Mädchen weftn. Während diese ihre gedruckten Uebersetzungen zur legentlichen Au«b,lse gehabt oder Mademoiselle« Port, ^'7 7'.', "^geschrieben, halte sie kein derart!, Hilfsmittel in Anwendung gebracht — wie sie gesagt I Arbeiten >'-fcr'en aber den Beweis, daß sie besser als c Urbr,gen sich ,u Kelsen verstanden. Sw hatte nie einen Sprc Nüs»«°Aen. ^«rinnen war st- natürlich Pension hatte sie eine Sonderstellung ringenomni d°" b°rml°,-n Spaßen, kleinen Intr.gu.n, welche ger! t.«» """" fröhlichen gemacht, baue sie fern gehalten «ud war dadurch zur rechten Spiels,rverbe zeworkcn. Niemandem war sie lieb gewesen, selbst den Kbreriiinkn nicht, trotz ihrer vorzüglichen Arbeiten. Buödeiibel g fand c« geradezu ausfällig, daß Mädchen- urthcile dicGrundlage für eine gegen Foelke gerichtete Stimmung geworden waren, und i» dieser lag für sic entschieden eine Gefahr. Cie zu beseitigen, glaubte er sich angelegen sei» lasse» zu müssen. Svwar er sclbsi zu der ihm bekannten Pension« vvrsicben» gegangen, ui» diese Uber seine Klientin zu befrage». Die Au-t»»fk, welche er liier erhielt, war keine befriedigende. ..Foelke Meinbarti war cin Cbaraller, au- dem man sozusagen nicht klug geworden. Bei den Mitpensionärinneii war sie nicht beliebt; ich selbst habe keine Veranlassling ge fundeii, sie zu tadeln, aber ich würde eine Unwahrheit au»- sprechc», wenn ich behaupte» wollte, sic sei mir besonder- sympalhisch gewesen. Ich babe sie für hochmüthig und an maßend gehalten, trotz ihrer zur Schau getragenen Einfachheit und Bescheidenheit. Ihr Vater war sehr reich und wünschle seiner Tochter eine besondere Erziehung zu gebe» — Au« nahmeslklluugeii führe» „linier zu Conslicie», und in diesem Falle —" Die Dame vollendete nicht mit Worten, sondern mit einem bedauerliche» Achselzucken. „Würden Sic Frau BninS einer niedrigen Gesinnung fähig balton?" forschte Buddenberg weiter. „Nein", lautete die olme Besinnen gegebene Antwort. „Im Gegciilbeill Ihre Gleßiiiillh wirkte verletzend durch ein klcbermaf;. Sie war millcidig, hilfsbereit. Ich wüßte auch nickt« von ihr zu sage», da- man vernünftiger Weise als einen Fehler bezeichnen könnte, und dennoch begreife ick kiesen AuSgang." „Sic ballen Frau Brun- trotzdem für eine Verdreckerin?" fragte Buddenderg beinahe erschrocken. „Hier scheint nun doch etwa- nicht in Ordnung zu sein, mein lieber jBuddenberg", ries die alte Dame au-. „Die Herren haben oft em seltsames Urthcil. Ick finde die eine Handlung der Frau Brun- so bezeichnend, daß sie sehr wohl im Gefolge einer anderen, auch eine« Verbrechen« sich be funden haben könnte. „Und diese eine Handlung?" „Daß sie von dem Schauplatz ibrer klntbat geradewegs zu dem Manne sich begicbt, uni dessenlwillen die VrunS sche Ehr koch zweifellos eine so unglückliche geworden ist." „Es War ihr Elternhaus. Man bat sie ohnmächtig auf der Landstraße gesunden und dorthin gebracht. Sie ist kann schwer erkrankt", suckle Buddenberg Foelke zu verldeidigen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite