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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.01.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-01-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010125016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901012501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901012501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-01
- Tag1901-01-25
- Monat1901-01
- Jahr1901
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I. MM M LkipM TMiN Mil Amer Nr. K FlkitG A. Kmr IMl. MM-AuWie.) Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Da- 3. Stück des diesiährigen Rcichs-lLcsetzblatte» ist bei un- eingegangen und wird bis zum 20. Februar 1901 auf demRaih- hauSiaale zur Einsichtnahme öffentlich aushängen. Dasselbe rntbäll: 3ir. 2744. Gesetz, betreffend die Kontrole deS Reichshaushalts, des Landeshaushalts von El aff.Lothringen und LeS Haushalts der Schutzgebiete für daS Rechnungsjahr 1900. Vom 14. Januar 1901. Leipzig, den 23. Januar 1901. Tcr Rath der Stadt Leipzig. vr. Trönbliu. Keil. Bekanntmachung. DaS Königliche Ministerium des Innern hat mit Verordnung Vom 30. Lctober 1900 neue Vorichristcn zur Ausführung deS Reiche, gesetzes vom die Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen betr., erlassen, von Lenen wir auf die unten abgedruckten Paragraphen lb, 17 und 18, die für ten Handel und Verkehr besonders wichtig sind, mit dem Bemerken Hinweisen, baff Zuwider handlungen gemäß der betr. Verordnung mit Geldstrafe bis zu 150 oder mit Hast geahndet werden. Leipzig, den 18. Januar 1901. Tcr Rath der Stadt Leipzig. VIH. 123. vr. Tröudlin. Dietrich. 8 15. Alle Von Unternehmern zum Zwecke LeS Verkaufes oder der Vermittelung Les Kaufs auf Bestellung zujammengebrachten Rindvieh, und SchweinebesiäiiLe unterliegen der Beaufsichtigung durch den zuständigen Vezirksihierarzt dergestalt, daß der Verkauf beziehentlich die Abgabe der Thiere unterlagt ist, so lange nicht durch bezirksthierärztliche Unteriuchung Las Nichlvorhandenseiu vou Seuchen festgestellt ist. Bierden derartige Thiere eingestellt, so haben sowohl der be treffende Unternehmer als auch die Besitzer von Gasihoss. und Privatställen, in welche die Einstellung erfolgt, und zwar spätestens im Verlause von 12 Stunden der Lrtspvlizeibehörde unter Angabe der Stückzahl Anzeige von der Ausstellung von Rindvieh und Schweinen, sowie von Veränderungen der Bestände durch Zugang neuer Thiere zu erstatten. Ueber die erfolgte Anzeige ist von der Ortsvolizeibehörde eine Bescheinigung auszustellen. Die Ortsvolizeibehörde hat ihrerseits die Richtigkeit der Anzeige zu prüfen und sodann die Zuziehung des Bezinsthierarztes zu ver. anlassea. Tue Kosten der Untersuchung fallen den Unternehmern zur Last. 8 17. Alle zur vorübergehenden Ausnahme von Rindern und Schweinen benutzten Stallungen der Gast- und Schänkwirlhe, sowie anderer Personen, welche die Ausnahme derartiger Thiere gewerbs- mäßig betreiben, und der Viehhändler müssen derartig hergenellt sein, daß sie sich leicht und sicher reinigen und desmsiciren lassen. Zu diesem Zwecke muß bis spätestens den 1. Juli 1901 der Fuß boden derselben fest und undurchlässig auS Asphalt- oder Zeinenie- strich oder auS Klinker- oder Steinpflaster, dessen Fugen mit Zement fest verstrichen sind, hergestellt und die Wände, sofern sie nicht massiv sind, bis zur Höhe der Thiere mit einem haltbaren un durchlässigen Abputz veriehen werden. Alle diese Ställe müssen nach jeder Benutzung spätestens binnen 2 Tagen, bei fortlausendcm Gebrauche mindestens einmal in der Woche gründlich gereinigt werden. Die Beaufsichtigung der Gastställe und Ställe von Unternehmern hat durch gelegentliche und unvecmuthete Besichtigungen seitens des Bezirks»- erarzies zu erfolgen. Die Ortspolizeibehorden können die Einstellung von fremdem Klaueuvieh zum Zwecke des Handels ober der polizeilichen Beobach- tung in Gasthofsnallungen verbieten, wenn nach den örtlichen oder Verkehrsvervältuissen zu besiirchtcn steht, daß sieh eine Uebectraguug einer Seuche aus benachbarte ober in den Gasthöjen verkehrende Thiere nicht mit Sicherheit vermeiden läßt. 8 18. Allen Viehhändlern und Fleiichern, sowie den Bediensteten und Gebülsen derselben ist das Betreten fremder Stallungen» sowie daS Einbringen von fremdem Vieh in derartige Stallungen ohne vorher eingeholte besondere Erlaubuiß Les Besitzers der Stallungen verboten. Bekanntmachung. Die öffentlich ausgeschriebenen Aicgeldcckcr-, Jsoltrungs- und Hol;ccmcntbcdachungS-, sowie Bliljableitungsarbciten für den Reu- bcz. Ausbau der Zwc.gaustatt Vcs Johanrnshospitals an brr Ricbcckftrujzc m Leipzig-NcuSnttz sind Vergeben worden. Di« nicht berücksichtigten Bewerber werden hiermit aus ihren Angeboten entlassen. Leipzig, den 16. Januar 1901. Ter Rath der Stadt Leipzig. H 52 Hochbanawt. ' ' 35. Scharen berg. Schöne. Bekanntmachung. Einhundertfünfzig Mark Belohnung! In den ersten Morgenstunden d,S 22sten Januar sind 2 Jndi- viduen in eine an der Theresienstraße iu Leipzig-Eutritzich gelegene Gartenabtheilung eingebrochen und haben dabei a Hühner (1 schwarz-, 2 gelb- und 2 graugefiederte)» 7 Tauben (2 graublaue, 2 rothicheckige, 1 weiße, 1 blaue und 1 rotbe), einen Hammer mit Nagelzieher und geschnitztem Stiel, ei» kleines Beil und eine Ouautität Futtergcrste gestohlen. Die beiden Einbrecher sind von einem Schutzmann kurz nach der Tbat durch die Wieienstraße bis in die neuen Parkanlagen zwischen Eutritzsch und Gohlis ver folgt worden, dort ober gegen 2 Ubr Morgens m der Richtung nach Gohlis entkommen, nachdem sie den Schutzmann mit dem gestohlenen Hammer oder einem sogen. Todtschläger erheblich am Kopse ver wundet hatten. Auf der Flucht haben die Thäter dos gestohlene Beil und die Fulterqerste (diese in einem alten vielfach gefl ckien Sack, der früher zur Versendung von Kaffee gedient zu haben scheint) von sich geworfen. Beide Tbäter waren etwa 40 Jahre alt und mit Jaquetonzügen bekleidet, der eine von übermittler starker Statur, vollem Gesicht und Schnurrbart, der zweite lang und schmächtig, von dunkler Gesichtsfarbe und ebenfalls mit Schnurrbart Der Zweite ist von seinem Comvlicen mit „Franz" angeredet worden. Auf die Ermittelung der Thäter wird die obige Belohnung aus- gesetzt. Sachdienliche Mittheilungen bitten wir bei unserer Cruninal- abtheilung — Wächiersir. 5, Pt. rechts — anzubringcn. Leipzig, am 24. Januar 1901. TaS Polizciamt Ver Stadt Leipzig. Bretsch neider. ' Ausschreibung. Tie Anfertigung und Anlieferung der AuSstattungSgcgcn- ständc für die Cinquartirrungshänscr >oll vergeben werden und zwar in nackwrze chneten Loosen: 1) Tische und Sessel, 2) 900 eiserne Bettstellen, 3) 900 Kopsmatratzen mit Rohhaarsüllung, 4) 1800 wollene Decken, 5) Bettwäsche, Handtücher, Strohsäcke und 6) Zngvordängc. Die Bedingungen und ÄrbeitSverzeichnisse können beim Hochbau- Amte, Nulhhaus, II. Obergeschoß, Zimmer Nr. 6 eingesehen, oder gegen porto- und bestellgeldsreie Einsendung von 1,00 ./L zu I) bis 5) und 50 zu 6), die auch in Briefmarken erlegt werden können, bezogen werden. Die Angebote sind verschlossen und mit der Aufschrift: „AttSstattuugSgcgcusiänSc sür die vinquarttcrungSkäuser" verleben, bis zum 4. Februar L. o., Vormittags 10 Uhr au obengenannte Stelle portofrei einzureichen. Ter Rath bebält sich jede Entschließung wie auch die weitere Theilung der 6 Loose vor. Leipzig, Len 22. Januar 19M. TeS RathS der Stadt Leipzig Tcputatiou zum Hochbauwcsc». Aus dem die Aktiengesellschaft in Firma Leipziger Woll kämmerei in Leipzig betrrfseueen Blatt 2881 des Handelsregisters ist heute eingetragen worden, daß die in der Generalveriammlung vom 30. August 1900 beschlossene Herabsetzung und Lemuächstige Erhöhung deS Grundkapitals erfolgt ist, dog nunmehr Las Giunt- kapital 4 405 500 Mark, in 2072 Vorzugsaktien zu 1500 Marl und 865 Stammaktien zu 1500 Mark zerfallend, beträgt, und daß der Gesellichastsvertrag vom 26. März 1900 durch B- schluß der General- Versammlung vom 30. August 1900 und Beschluß des Aussichts- raths vom 6. December 1900 auch in anderen Punkten abgcüudert worden ist. Leipzig, den 23. Januar 1901. Königliches Amtsgericht, Abth. II8. Müller. Auf Blatt 10 702 deS Handelsregisters ist heute eingetragen worben, daß in die Firma Dagobert Loew, »stein in Leipzig eine Kommandilistin eingetreten, daß die Geseltswast am 27. November l9tt0 errichtet worden ist und baß die Firma künstig Leipziger tzoiicurrrttz-Äejcllichait Dagobert Lorwenstcin Lr Eo. tautet. Leipzig, den 23. Januar 1901. Königliches Amtsgericht, Abth. 118. Müller. Aus Blatt 11013 deS Handelsregisters ist heute die Firma Heinrich Jülich in Leipzig (Windmühleuticaße Nr. 8/12) und als deren Inhaber der Kaustnann Herr Heinrich Jülich daselbst ein getragen worden. Angegebener Geschäftszweig: Schuhwaarenhandel. Leipzig, Len 23. Jauuar 1901. Königliches Amtsgericht, Abth. II8. Niuller. Aus Blatt 10520 deS Handelsregisters ist heute eingetragen worden, Laß aus der Firma H. Haitisch 6t t!o. in Leipzig- Plagwitz der Gesellschafter Herr Hermann Ernst Feuerstein daselbst ausgejchieden ist. Leipzig, den 23. Januar 1901. Königliches Amtsgericht, Slbth. II8. Müller. Auf Blatt 11015 deS Handelsregisters sind heute die Firma Junghanna L Co in Leipzig (Blücherstraße Nr. 11) und als deren Gejellichaster die Kaufleute Herren Johanne» Reinhold Jung- hannS und Johanne» Max JunghannS, Beide in Leipzig, einge tragen, auch ist verlautbart worden, daß die Gesellschaft am 1. Januar 1901 errichtet worden ist. Angegebener GeschäitSzweig: Betrieb eiueS Chokolade. und ZuckerwaarengrossogeschästS. Leipzig, den 23. Januar 1901. Königliches Amtsgericht, Abth. 118. Muller. Aus Blatt 11014 d«S HanLelsreqisters sind beute die Firma Mohring L Eo. in Leipz g (Neustadt, Einertstraße Nr. 6) und als leren Gesellschafter der Kaufmann Herr Eduard Paul Mohring daselbst — persönlich hastender Gesellschafter — und ein Komman- bitist eingetragen, auch ist verlautbart worden, daß die Gesellschaft am 31. Dezember 1900 errichtet worden ist. Angegebener Geicdästszweig: Fabrikation von Strumpswaaren. Leipzig, den 23. Januar 1901. Königliches Amtsgericht, Abth. V8. Müller. Aus Blatt 8035 deS Handelsregisters ist heute eingetragen worden, daß in die Firma T. Rahtcr in Leipzig, Zweignieder lassung, der Musikal enverleger Herr Ernst August Julius Johann Christian Daniel Radter daielbst als Gesellschafter eingetreten und daß die Gesellschaft am 1. Juli 1900 errichtet worden ist. Leipzig, Len 23. Janua: >901. Königliches Amtsgericht, Abth. II8. Müller. Konkursverfahren. DaS Konkursverfahren über das Vermögen deS Kaufmanns Richarp 6'Uttl Röfzger, Inhaber- des Manufaclur- und Schttiu. Warengeschäfts unter der Firma: Richard Rotz.,er in L.-Reuonitz, Tresdnerstr. 71, Wohnung daselbst. Heinrichnr. 47, wird, nachdem der in dem Bergleichstermine vom 10. Dezemoer 1900 angenommene Zwangsvergleich durch rechtskräftigen Beschluß vom 10. Dezember 1900 beuäligt ist, hierdurch aufgehoben. Leipzig, Len 22. Januar 1901. Königl chcS Amtsgericht, Abth. II L'. Bekannt gemacht durch den Gerichtsichreiber Sekr. Beck. Konkursverfahren. DaS Konkursverfahren über bas Vermögen des Gelbgsrßermeisters Heinrich Otto Stiehl IN Leipzig-Reudnitz, Kucheiwarienilr. 1, In- Habers einer unicr Ler Firma Otto Stiehl L Eo. in Leipzig, Langestr. 4 bestehenden Metallgießerei uno Armaturenfabrik wird, nachdem der in dem Vergleichstermine vom 13. Dezember 1900 angenommene Zwangsoerglerch durch rechtskräftigen Beschluß vom 13. Dezember 1900 bestätigt ist, hierdurch aufgehoben. Leipzig, Leu 22. Januar 1901. Königliches Amtsgericht, Abth. UL'. Bekannt gemacht durch Leu GerichlSichreiber Sekr. Beck. Konkmsvci fahren. In dem Konkursver ahren über Las Vermögen deS Bild- Hauers Friedrich Rudolf Sturm, Inhabers des Bildhauer- und Sluckaieurgeickiafls unter der Firma F. Rudolf Sturm hier, Fichtestr. 18, Wohnung: Äantslr. 37 ist zur Prüfung der nach, träglich angemeldelen Forderungen Termin auf dcu 2. Februar 1901, vormittags I I Uhr, vor dem Königlichen Amtsgerichte hierjelvsl, Nebenstelle, Johannis- gaffe 5 anberaumt Leipzig, den 23. Januar 1901. Sekr. Beck, Gerichtsschrcibcr des Köulglichen Amtsgerichts. Versteigerung. Sonnabend, den 26. Januar 1901, Borm. 10 Uhr, sollen im Versteigerung-raume des Königlichen Amtsgerichts: ca. 2 Erulucr geräucherte Blutwurst meistbietend gegen sofortige Baarzahlung versteigert werden. Leipzig, den 24. Januar 1901. Der Gerichtsvollzieher bc m Königlichen Amtsgerichte das. I. B.: Riedrich. Städtische Volksschulen. Der Geburtstag Lr. Majestät des deulfchcn Kaisers wird in den hiesige» Volksschulen Sounabcud, de» 26. Januar, festlich b.gange't wertem Die Feier beginnt in Ler 6. Bezirksichule für Mädchen um 10 Uhr, tn allen übrigen Schulen nm 9 Uhr. Zur Theilnahme an derselben beehren sich hierdurch ergebens) einzuladen Leipzig, Len 24. Januar 1901. die Direktoren der Volksschulen. Nicolaigymnasium. Zur Vorfeier des Geburtstags Sr. Majestät deS Kaiser» findet Tounabend, den 26. Januar, Borm. 10 Uhr, eill AktuS statt, bei dem der Unterzeichnete die Festrede halten wird. Au geneigter Teilnahme an dieser Feier ladet im Namen deS Lehrer. cvllegiumS ergebenst rin Leipzig, den 23. Januar 1901. Prof. vr. Otto LuowwoI, Rektor. I. Realschule. Rordstratzc 67. Sonnabend, den 26. Januar, vormittags 9 Ubr. wird ein« Vorfeier des Geburtstages Sr. Majestät deS deutschen Kaiser» Wilhelm II. abaeholten werden. Zu diesem Schulaktu» ladet tm Namen Les Lehrerkollegiums ergebenst ein vr. kkulr, Direktor. Realschule zu Leipzig-Reudnitz. Zu der Bo.feier des Geburtstages Sr. Majestät des Käfters, die nächsten Sonnabend, vormittags 9 Uhr stattsinden soll, und bei der Herr Oberlehrer Franke die Festrede halten wird, erlaubt sich im Namen LeS Lehrerkollegiums ehrerbietigst einzuladen Leipzig, den 23. Januar 1901. Prof. U. ^ck. v. Vruasv. III. Realschule. Zur Feier deS Geburtstages Sr. Majestät des Deutschen Kaiser» findet Soilliabcud, den 26. Januar in der Hauptanstal» früh 9 Uhr, in der Zweiganstalr früh I I Uhr ein FestaktuS statt. Zu geneigter Theilnahme an diesen Festakten ladet im Namen de» Lehrerkollegiums ergebenst ein Leipzig, den 24 Januar 1901. 8i»vker. Deutscher Reichstag. Berlin, 24. Januar. Ein verwundertes „Donnerwetter'' entfloh fast hörbar dem Gehege der Zähne, als wir heute die Tribüne Les Reichstags betraten. Eine solche Fülle von Ab geordneten war auch in der That lange nicht im Sitzungssaal« zusammengewesen. Gehen wir anderen Zeiten entgegen? Denn die P o l e n'd e b a t t e, in die man sofort gerieth, war doch sicherlich nicht so wichtig, daß sie an sich im Stande gewesen wäre, das Haus zu füllen. Aber ein Blick auf Punct 2 der Tages ordnung erklärte uns Alles. Stand doch nach der Inter pellation des Polen Glebocki, die sich über die Nicht- beförderung postalischer Sendungen mit pol nischer Adressirung beschwerte, das Gesetz wegen Ver sorgung der Theilnehmer an der ostasiatischen Expedition und ihrer Hinterbliebenen auf der Tages ordnung. Zunächst erging sich der Antragsteller zu Punct I, der Pole Gleüocki, in langer Rede über die Unbill, die man den Polen dadurch angedeihen lasse, daß man ihre polnisch aoressirten Briefe böswilliger Weise nicht befördere. Heiterkeit rief es her vor, als er sich darüber beklagte, daß die Polen in solchen Fällen für weihnachtliche Postpackete sogar wer weiß wie viel Lagergeld bezahlen mußten. Auch Sendungen mit doppelter Adresse seien nicht besorgt worden. In seiner etwas aphoristischen und drastischen Redeweise wehrte sich nach ihm der Staatssekretär von Povbielski ziemlich energisch. Einige besonders drastische Aus drücke und Abschweifungen weckten die frohe Laune veS Hauses. Die Postordnung verlange eine deutliche Adresse, di: Miß verständnisse ausschließe. Eine Verfügung gegen di« polnischen Adressen habe er nicht ergehen lassen. Die Provokation liege auf polnischer Seite. Die Reichspostverwaltung befinde sich im Stande der Abwehr. Große Heiterkeit folgte auf den Schluß appell: „Veröffentlichen Sie meine Rede, bitte, in den Blättern!' Der Antrag aus Besprechung fand große Majorität. Den P^cn half, wie gewöhnlich, das Centrum. Der Abg. Rseren hiev in dieselbe Kerbe wie Glebocki. Er bezeichnete die Angelegenheit als ein Glied in der ganzen Kette der gegenwärtigen Polen politik in Preußen. Ihm ist die Rede des Staatssekretärs un verständlich geblieben, wie er unter großer Heiterkeit versicherte. Offenbar deshalb trat sofort Herr v. Podbielskr wieder vor und wiederholte seine vorherige Rede noch einmal. Im weiteren Verlaufe der Discussion zog ein Pole nach dem anderen auf. Fürst Radziwill bestritt,' daß die Polen politische Agitation treiben. Aehnlich äußerte sich der Abgeord nete Krzy minski, während Herr v. Dziem-bowski- Pomian dem Reichspostami politische Tendenzen nachzuweisen suchte. Einen Bundesgenossen fanden sie im Socialdcmokrateu Kunert und teilweise im Freisinnigen M ü l l e r - Sagau. Herr v. Podbielski selbst trat noch verschieden« Male auf. Besser als durch ihn aber wurde seine Sache durch den conser- vativen Sprecher, den Abgeordneten v. Staudy, und vor Allem durch Herrn vr. Sattler vertreten. Herr v. Staudy Feuilleton. Englands Königin in ihren Jugendtagen. Ein Gedenkblatt an die verewigte Monarchin. Bon Paul Adolf Schumacher, "iaa-eruck verboten. Im patriarchalischen Alter von nahezu 82 Jähren ist Königin Victoria von England nach einer Regierung von fast 64 Jahren auf ihrem Schloß Osborne aus dem Leben geschieden. Wir müssen weit zurückblättern in den Annalen der Geschichte, um auf Monarchen zu stoßen, denen eine ähnlich lange Rcgierungsdauer beschienen war, und nur der französische Sonnenkönig Luowig XIV.» der bereits als 5jähriges Kind im Jahre 1643 auf den Thron kam, konnte, als er am 1. Septem ber 1715 starb, auf eine noch längere Regierungszeit, nämlich auf eine solche von 72 Jahren, zurückblicken, während sein eben falls als Knabe auf den Thron gelangter Nachfolger es zu einer Regierung von 59jähriger Dauer brachte. In der deutschen Geschichte sehen wir uns vergebens nach Beispielen von so lang dauernder Regierung um; von den langlebigen habsburgischen Kaisern am Ausgange des Mittelalters brachte es Frievrich III. zu einer 53jährigen Regierung, während Karl V. 35 Jahre, Maria Theresia 40 Jahre regierten, und der jetzige Inhaber des habsburgischen Thrones im 53. Jahre seiner Regierung steht. Die Hohenstaufen Friedrich Barbarossa und Frievrich II. brachten es nur zu einer Regierungszeit von 38 bezw. 40 Jahren, und unter den hohenzollernschen Fürsten stehen der Große Kur fürst Friedrich Wilhelm mit 48 und Friedrich der Große mit 46 Jahren an der Spitze. In der englischen Geschichte freilich gehören Regierungen von langer Dauer nicht zu den Seltenheiten. Elisabeth, die große Widersacherin von Maria Stuart, zierte 45 Jahre hindurch den Thron, und der Großvater Ver jetzt Ver blichenen, König Georg III., brachte es auf 60 Regicrungsjähre. Während selbst der giftigste politische Neid eS der jetzt Heim gegangenen königlichen Frau nicht abstreiten kann, daß sie sich Äeser hohen Gunst des Schicksals sowohl als Frau, wie als Monarchin stets würdig erwiesen hat, kann man das Gleiche von ihren Vorgängern nicht sagen, denn die verhänignißvolle Hand deS Schicksals schien zu Anfang des 19. Jahrhunserts schwer auf dem in England regierenden Welfenstamme zu lasten. Georg Hl., der schon im Jahre 1765 vorübergehende Spuren des Wahnsinns gezeigt hatte, war seit 1810 gänzlich der geistigen Umnachtung verfallen, und um die Nachfolge war es schlecht be stellt; denn sein ältester Sohn, der nachmalige König Georg IV., der durch die Scheidung von seiner Gemahlin Karoline, einer geborenen Prinzessin von Braunschweig, so ungeheures Aufsehen erregte, besaß nur eine einzige Tochter, die schon 1817 kinderlos starb. Nachdem Georg's III. zweiter Sohn, der Herzog von Aork, ebenfalls zeitig kinderlos verstorben, war der nächste Agnat sein dritter Sohn, Herzog von Clarence, der nachmalige König I Wilhelm IV.» der ebenfalls kinderlos war. Nächst diesem war! der nächste Thronanwärter Georg'S III. vierter Sohn, der Herzog Eduard von Kent. Prinz Eduard lebte gleichsam Exil. Ein ebenso vorzüg licher Soldat wie ungeschickter Haushalter mit der immerhin nicht übermäßig reichlichen Apanage eines nachgeborenen englischen Prinzen, lebte er seit 1816 aus Sparsamkeitsrücksichten auf dem Continent und hatte sich mit Marie Louise Victoria, der Tochter des Herzogs Franz von Sachsen-Coburg-Saalfeld vermählt, die in erster Ehe mit dem Erdprinzen von Leiningen verheirathet gewesen war. Das junge Paar verlebte die Flitterwochen unter den allerbescheidensten Verhältnissen in Amorbach im Odenwald, übersiedelte jedoch nach einigen Monaten nach London, wo es im Kensingtonpalast Wohnung nahm. Hier ward ihnen am 24. Mai 1819 eine Tochter geboren, Victoria Alexandrina, dir jetzt verstorbene Königin von England und Kaiserin von Indien. Das Eheglück ihrer Eltern fand ein jähes und vorzeitiges Ende durch den schon am 23. Januar 1820 erfolgten Tod des Herzogs. Bei der Kinderlosigkeit des voraussichtlichen Thron erben, des schon genannten Herzogs von Clarence, war die da mals erst 8 Monate alte Prinzessin in die nächste Nähe des Thrones gelangt und wurde als vermuthliche Erbin der Königs krone dementsprechend erzogen. Die Wittwe blieb mit ihrem Töchterlein in dem unscheinbaren, aus rothem Stein aufgeführten Gebäude wohnen, welches im Westen der Themsestadt hinter den Kensington-Gardens, einem Parke von landschaftlich hervor ragenden Reizen, liegt, wo nachmals im Jahre 1851 die erste Weltausstellung abgehalten wurde. Wenn man von den kür zeren Aufenthalten in Claremont absieht, verbrachte hier die Prinzessin ihre ganze Jugend bis zu dem Augenblicke, wo sie durch den Tod Wilhelm's IV. an die Spitze eines der mächtigsten Reiche der Erde berufen wurde. Ohne Geschwister, verlebt« Prinzeß Victoria ihre Kinderjahre in tiefster Zurückgezogenheit; ihre einzige Gesellschaft, in der sic ihrem kindlichen Sinn freie Bahn zur Bethätigung lassen durfte, waren ihre Puppen, von denen sie eine ganz besonders große Zahl in den mannigfaltigsten Costümen besaß. Auf dieser Puppen sammlung, welche später nach Schloß Windsor gebracht wurde, wo sie sich noch jetzt befindet, sollen die Augen der jugendlichen Monarchin oft unter Thränen der Wehmuth geruht hüben. Als xovorness der Prinzessin fungirte zwar officiell die Herzogin von Northumberland, doch behielt die sorgende Mutter, die es sich zur Lebensaufgabe gemacht hatte, ihr einziges Kind in geistiger und körperlicher Hinsicht auf das Gewissenhafteste zu betreuen, die oberste Leitung in den Händen. Sie empfand es jedoch schmerzlich, daß die Prinzeß als dereinstigr Thronerbin noch mit anderen Dingen, die dem weiblichen Sinne sonst fern liegen, sich befassen mußte, und von Lord Melbourne, einem Führer der Whigs, im englischen StaatSrccht, In Geschichte und , englischer Regierungspraxis unterwiesen wurde. In die Zeit dieses Unterrichts fällt eine reizende Scene, die j den Charakter Dictoria'S im reinsten Lichte zeigt. Bi» zum Tode Georg's IV. hatte man die Prinzessin mit wohlüberlegter Ab sicht in gänzlicher Unkenntniß des ihrer harrenden glänzenden Looses gelassen. Nunmehr schien es aber Zeit zu sein, sie über die Zukunft aufzuklären, und man beschloß, ihr eine Aufgabe zu stellen, durch deren Lösung sie selber zur Erkenntnitz ihrer Stellung als Thronfolgerin kommen mußte, indem man ihr auf trug, einen Stammbaum der Königsfamilie zu entwerfen. Die Lösung der genealogischen Aufgabe schritt correct btS zur Person des regierenden König'S Wilhelm IV. vor, dann aber schien es mit der Weisheit der königlichen Schülerin zu Ende zu sein, denn sie wandte sich klagend an ihre Mutter mit den Worten: „Mama, ich kann nicht sehen, wer nach Onkel Wilhelm kommt, es müßte denn sein, daß ich es selber wäre." Als die zwölfjährige Prinzeß auS dem Kopfnicken der Mutter die Bestätigung ihrer zweifelnden Vermuthung entnahm, war sie anfangs eine ganze Weile sprach los; dann aber brach sie in die Worte aus: „Ich will gut sein", ein Gelöbniß, welchem sie in ihrem langen und gesegneten Leben immer treu geblieben ist. In der gewohnten bescheidenen Lebensführung änderte sich nichts bis zu dem Augenblick, in welchem die Prinzeß auf den Thron berufen ward. Dieser Moment trat ein, als in den frühesten Morgenstunden des 20. Juni 1837 Wilhelm IV. seine Augen auf immer schloß. An seinem Sterbebette im Schlosse zu Windsor standen nur der Erzbischof von Canterbury und der Lord Chamberlain. Der Thronerbin war es nicht vergönnt, beim Hinscheiden ihres Onkels zugegen zu sein, der von einer wahrhaft unerklärlichen Feindseligkeit gegen deren Mutter erfüllt war und mit dieser pflichtbewußten Fürstin auch deren Tochter, auf die er allerdings seinen Haß nicht übertrug, von sich fern hielt. Als Wilhelm IV. seinen letzten Athemzug gethan, warfen sich der Erzbischof und Chamberlain in einen Wagen, der sie im rasenden Galopp nach London trug. Im Kinsingtonpalast, wo man um 5 Uhr Morgens anlangte, lag Alles in tiefster Ruhe. Nur durch Anwendung sehr energischer Befehle konnte die Dienerschaft bewogen werden, ihre Gebieterin zu wecken, die um ihr Nachtgewand einen Shawl warf und in Schlafpantoffeln und mit aufgelösten Haaren die Herren empfing, aus deren Munde sie zum ersten Male die Anrede Xour lilnzsst^ vernahm. Tie Tage der sorg- und harmlosen Jugend waren vorbei. Aus der bescheidenen, sich selbst hingegebenen Prinzeß war die Königin geworden, deren Leben ihrem Volke gewidmet war. Ausgestattet mit allen Vorzügen des Geistes und Körpers, hatte die in jungfräulicher Schönheit prangende Königin ein leichtes Spiel, sich die enthusiastische Liebe ihres Volkes zu ge winnen. In England, wo „der Monarch zwar herrscht, aber nicht die Negierungsqewalt selbst auSilbt", wö die constilutionellen Gepflo genheiten die Einbeziehung der königlichen Person in vi« Arena des politischen Kampfes unmöglich machen, ist eS für den Monarchen ohnehin leichter als anderswo, sich in allgemeine Beliebtheit zu setzen, und cs gehörte schon ein ganz besonderes Maß unliebens- würdiger Eigenschaften dazu, daß die englischen Monarchen der vorvergangencn hundert Jahre von den Sympathien des im Urgrunde seines Wesens monarchischen englischen Volkes wenig zu spüren bekommen HllTlen. Um so lebhafter schlugen nun über all im vereinigten Königreiche die Herzen der Königin entgegen, von welcher man nach den ärgerlichen Skandalen der Vergangen heit nur Gutes und Edles erwarten konnte. Noch am 20. Juni selbst erschien Victoria im StaatSrath, um ihre Thronbesteigung bekannt zu geben und die Verfassung zu beschwören; am 17. Juli erschien sie im Oberhause, um nach den Vorschriften der Verfassung das Unterhaus aufzulösen. Die Art und Weise, wie sie sich hierbei benahm, die Wendungen ihrer Rede, in welcher von der Lauterkeit ihrer eigenen Absichten und von dem Vertrauen auf die Weisheit des Parlaments und der Liebe des Volkes gehandelt wurde, riefen einen Enthusias mus hervor, wie er in diesem Lande noch nie zuvor gesehen worden war. Nach Ablauf des herkömmlichen Trauerjahres erfolgte am 28. Juni 1838 in der Westminsterabtei die Krönung nach dem alten pompösen Ceremoniell, wie es mit unwesentlichen Ab änderungen bei allen englischen Königskrönungen seit dem Jahre 979 in Uebung ist. Die Feierlichkeit begann mit der Huldigung seitens aller Versammelten. Der Erzbischof von Canterbury ver« kündete mit lauter Stimme: „Ich stelle Euch hier Victoria, die rechtmäßige Erbin der Krone dieses Königreichs vor; Ihr Alle, die Ihr hier heute versammelt seid, um Huldigung, Dienst und Pflicht zu leisten, habt Ihr den festen Willen, dies zu thun?" worauf die Anwesenden die Frage mit dem Zuruf beantworteten: „Gott erhalte die Königin Victoria!" Diese Frage wurde vom Erzbischof vier Mal, nach allen vier Himmelsrichtungen, wiederholt, wobei sich die Königin jedes Mal der entsprechenden Seite des Saales zuwendete. Hieran schloß sich die Verpflichtung der Königin auf die Verfassung, wobei sie, die Hand auf da» Testament legend, schwor: „Alles, was ich vorhin versprochen habe, werde ich halten, so wahr mir Gott helfe!" Dann folgte die umständliche Schmückung der Monarchin mit den Kron insignien, worauf ihr ihre Onkel, die Herzöge von Sussex und Cambridge, den Lehnseid leisteten. Hieran schloß sich die Hul digung der Pairsschaft und die Feier des heiligen Abendmahls. Nach Beendigung der Feierlichkeit verließ die Königin in vollem KrönungSornate, mit Scepter. Reichsapfel und Krone die Westminsterabtei, in einer Caroffe, die von 8 jener berühmten, gelben „Honnoverian horses" gezogen wurden, wie sie die Welfen nach Großbritannien mitgebracht haben, eine Pferderass«, die nur noch in Herrenhausen und Windsor gezüchtet wird. Nun endlich trat daS Alltagsleben in seine Rechte. Wie weihe voll aber dieser KrönungSact und die Fahrt zur und von der Westminsterabtei gewesen sein muß, erfahren wir auS dem Munde eines gänzlich Unbethriligten, des nochmaligen Kaiser» Na poleon III.» der als Unbekannter dem Aufzuge beiwohnt« und später bekannte, daß niemals eine Feierlichkeit einen derartigen ! Eindruck auf ihn gemacht habe, wie der Anblick dieser Jungfrau I auf dem Thron«, welch« ihre Rede einfach, aber majestätisch, mit > glockenreiner Stimme laS.
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