v: :r _ eltfjbftrm E ine Hauptregel für den Schriftsteller: nicht mit einer Negation an fangen, nicht zuerst sagen, was nicht ist! Aber ich kann doch nicht umhin, eine Negation vorauszuschicken, wenn ich über Otto Nagel schreiben soll: er ist kein „Problem-Maler“, geht bei seinen Bild schöpfungen nicht von der Absicht aus, ein künstlerisches Problem zu lösen, wie so viele deutsche Meister seit Maröes, nachdem vorher die Historien-Maler und die Genre-Maler den Hauptwert ihrer Bilder im Gegenstand gesucht hatten und dabei der „Bildung“ und dem Ge schmack kunstfremder Ausstellungs-Besucher so weit entgegenkamen, daß die Kirnst immer mehr ins Theaterhafte und Spießige versank. Gegen solchen Verfall hatten sich die besten Maler aufgelehnt, dem „Publikum“ Valet gesagt. Maröes schloß sich in seine Werkstatt ein, zeigte und erläuterte nur wenigen Freunden, worum er sich bemühte, „aus dem Kopf“ zeichnend und malend: Abklärung der Einzelform und Ordnung der Einzelformen zu rhythmischem Bildgefüge. Was Marees im Schaffen und Reden lehrte, wurde in Druckschriften sei ner Freunde — Fiedler, Hildebrand und deren Nachfolger — weiten Kreisen der Kunstbetrachter bekannt und geläufig. Die Künstler, ge rade die begabtesten, sind im Laufe der Jahrzehnte mehr und mehr vom „Publikum“ abgerückt: die Natur wird nicht nur aus dem Kopf dargestellt, sondern schließlich auch umgebogen, von manchen „zer trümmert ; wechselnde Form-Probleme, zunehmend in Zahl und Anspruch, drängen das Gegenständliche weiter und weiter zurück, manche Künstler werfen es ganz beiseite. Die Ausstellungs-Besucher stehen ratlos oder empört vor solchen Werken. Da mag es denn wohl von Nutzen sein, wenn den Betrachtern, die nicht „vom Bau“, aber guten Willens sind, durch Wort oder Schrift geholfen wird, die Probleme zu verstehen, das Gestaltete möglichst vom Standpunkt des Schaffenden zu sehen und so des künstlerischen Gehaltes teilhaftig zu werden. Otto Nagel hingegen stellt Wirklichkeit dar, die ihn umgibt und ihn zur Wiedergabe im Bild anregt. Also bedarf er eigentlich des Dol metschers nicht. Aber — tu l’as voulu! Und welche Wirklichkeit? Wieder drängt sich zuvörderst eine Negation auf: es ist keine den Betrachter erfreuende Wirklichkeit, wie etwa auf attischen Trinkschalen die Gelage heiterer wohlgewachsener Jugend, sondern: Arbeiter aus Berlin N, vom Schicksal und Beruf mitgenommen, entstellt; nicht wie auf Guardis Bildern die zauberhaft schimmernde Marmorwelt Venedigs, sondern: Straßen aus dem alten Berlin, gerahmt