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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 03.11.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-11-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191511038
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19151103
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19151103
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1915
- Monat1915-11
- Tag1915-11-03
- Monat1915-11
- Jahr1915
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 03.11.1915
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sEIt-KvvUkGLN WLLN WNkD N>M NNrUtteLU. vrtUUEiN ttamtlla R., Bühnenname Lotte gehörte einer sehr an» gesehenen Famtlte an, deren Vater höherer veaotter t» Sten war. Der Prinz v. L. hatte sich mit ihr heimlich verlobt. Nur weil sich der Eheschließung Gchwtertgkeiten in den Weg stellten und Fräulein «amilla R. nervös erkrankt war, hat sie in einem höchst bedauernswerten Augenblick verzweifelter Stimmung ihrem Lebe« ein Ende gemacht und zugleich ihren Verlobten verletzt. Die Kamille hat in der Ueberzeugung, daß es sich um einen Akt vorübergehender geistiger Er krankung handelt, dem Wille» der «erstorbenen entsprechend, den sie eingehend ntedergelegt hatte, die Einäscherung be wirkt. Die Familie bedauert ebenso das Mißgeschick, daS den Prinzen getroffen hat, al» auch das Unglück, das ihr selbst auferlegt ist dadurch, datz die zr» den besten Hofsnun- gen berechtigende Künstlerin so frühzeitig au» dem Leben geschieden ist. In der letzten Zett haben insbesondere krank hafte schwärmerische Vorstellungen über die Gruftkapelle einer anderen dem hohen österreichischen «del angehörenden Dame ihr wie Zwangsvorstellungen vorgeschwebt. Die,Ebene vonMonasttr ist die eigentliche Kornkammer Mazedoniens. Wiesen- und Weideland, Rog gen-, Wetzen-, Gersten- und Malsfelder wechseln tn üppiger Fruchtbarkeit miteinander ab. Die Ebene ist reich besiedelt. Unzählig sind die kleinen Dörfchen, die aus -em Grün der Pappeln, Weiden und Obstbäume schaue«. Von dem 2W0 Meter hohen Peristert lb. i. Taube), der sich im Rücken Mo- nafttr» erhebt, genießt man eine prachtvolle Aussicht über die Ebene, die von der rasch fließenden Tscherna durchströmt wird. Seinen Name» trügt der Gebtrgsstock wegen der wei ¬ te» Schnecfelder, die sich weist zu beiden Seiten der schnabel artig vorspringenden Spitze ausdehnen, die den Grieche» wie auSaebrcitete Taubenflügel erscheinen. Der Blick von diesem Gebirge umfaßt nicht nur die gesegnete Flur in weitem Umkreis, auch die mächtige» Gebirgszüge bcS Schar im Norden, des Kainaktschalan im Osten, des Ptndus im Sü den sind dem Betrachter sichtbar. Nach Westen zu öffnet sich die albanische HochgcbirgSwildnis. .Mcherlimchrlchte». Rödera». Mittwoch, den S. November, abenlis Uhr Kriegsbet stunde. Weida. Freitag, den k. November, abends V,8 Uhr KricgSbet- stunde. ASt M Mir 1. Dezbr. ßefucht. Angeb. unt. I ASS an da» Tagcklatt Riesa. H-ich. rchlgsstelle frei Mattztlßeustr. 1, ?. l. zu bennteteu. Zu erfahren im Tageblatt Riesa. «t» srßl. mößl. Zimmer sofort zu vermieten, sowie eine Schlafstelle. Nettinerftr. SS, 3. Vesser mßßlierte» Ztmmer »nit elektr. Licht und allen Bequemlichkeiten per sofört oder später zu vermiete«. Offerten unter ßl US8 an da» Tageblatt in Riesa. vontzanlmtzl« mit mehrj. Praxis sucht Stel lung in Riesa od. Umgegend. Angebote unter i. 1183 an das Tageblatt in Riesa. 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Off. mit Angabe der Gehaltsansprüche unter i tt 1181 an das Tageblatt in ' Riesa erbeten. «le deutete mit einladender Handbewegung tn das Zimmer, dessen Tür sie vor ihm geöffnet hatte, und mit einer abermaligen hölzernen Verbeugung schritt Mathesius über die Schwelle. „Es wäre mir allerdings schmerzlich, wenn ich Herrn von Raven die mir aufgetragene Be stellung nicht von Angesicht zu Angesicht ausrichten könnte. Es war eine ziemlich beschwerliche Reise, die ich zu diesem Zweck habe unternehmen müssen. Für eine einfache Zivil person ist auf der Eisenbahn ja gar kein Fortkommen mehr. Nichts als Militärzüge. Auf jeder kleinsten Station eine halbe oder ganze Stunde Aufenthalt. Und eine be ständige Furcht, datz man überhaupt nicht weiterkommt." Hertha, die sich verpflichtet fühlte, dem Professor bis zur Ankunft des Vaters Gesellschaft zu leisten, hatte sich ibm gegenüber niedergelassen. Trotz seiner altfränkischen Manieren und seiner pedantischen Ausdrucksweise machte ihr der Mann einen sympathischen Eindruck. „Ja, das ist eben die Mobilmachung," erwiderte sie freundlich. „Wir haben ,.it ihrem Beginn den Ein druck, hier von aller Welt abgeschnitten zu sein. Nicht einmal die Post und die Zeitungen scheinen noch ihren Weg bis in unsere Einsamkeit finden zu können." Mathesius nickte ernsthaft. „Es ist eine beschwerliche Zeit. Und doch dürfen Sie sich glücklich schätzen, gnädige Frau oder gnädiges Fräulein i" „Fräulein, wenn ich bitten darf," belehrte sie ihn lächelnd. „Ich heiße Hertha von Raven." Der Professor stand von seinem Stuhle auf, um die Vorstellung mit einer abermaligen Verbeugung zu quit tieren. Dann, nachdem er sich unter sorgfältigem Bei seiteschlagen der Rockschötze wieder gesetzt hatte, fuhr er fort: „Und doch dürfen Sie sich glücklich schätzen, mein Fräulein, von dem Kriegsausbruch nicht in fremdem, feindlichem Lande überrascht worden zu sein. Der« ich bin wahlberechtigt, von dem Lande, das ich im Sinne habe, als von einem feindlichen zu sprechen." Hertha verstand natürlich nicht, was er meinte, Md fing an, ihn mit einem gewissen Mißtrauen zu betrachten. Der Professor aber, nachdem er sich mit einem bunten seidenen Taschentuche die Stirn getrocknet hatte, spant» un» beirrt den Faden seiner wohlerwogenen und wohlgesetzten Rede weiter: »Es wäre mtrübrigtn» nicht schwer gefallen, schon aus der unverkennbaren Familienähnlichkeit zu erraten, mit wem ich die Ehre habe, mich zu unterhalten. Sie sind, wie man in einem etrqas unglücklich gewählten Bilde zu sagen pflegt Ihrer Schwester ja wie aus dem Gesicht geschnitten." „Meiner Schwester? Sie sind also mit Helga be kannt ?" „Helga? Nein, so lautete der Name nach meiner Er innerung nicht. Und ich kann mich, wie ich glaube, eini germaßen auf mein Gedächtnis verlassen. Danach hieß die Dame nicht Helga, sondern Erna." In freudigster Ueberraschung hob Hertha Len Kopf. „Sie sind mit meiner Schwester Erna zusammenge troffen? O, Herr Professor, Sie müssen mir erzählen, wo und wann es geschaht Wir haben ja seit so langer Zeit nichts mehr von ihr gehört!" „Ich stehe Ihnen mit Vergnügen zu Diensten. Um von meiner unvergeßlichen Begegnung mit Ihren Ge schwistern zu erzählen, habe ich ja diese beschwerliche Reise unternommen. Denn bei der Größe meiner Dankes schuld schien es mir nicht angemessen, mich des bequemen Auskunftsmittels einer brieflichen Mitteilung zu bedienen." Herthas Erstaunen wuchs mit jedem seiner Worte. „Sie sagen, daß Sie meinen Geschwistern begegnet feien? Also auch meinem Bruder?" „Der Herr hatte sich mir freilich unter dem schlicht bürgerlichen Namen Hugo Raff oorgestellt; aber im Augenblick de» Abschieds gab er sich mir als den Sohn des Herrn von Raven auf Mallente zu erkennen. Welche Gründe ihn bewogen haben können, mir anfänglich seinen wirklichen Namen zu verschweigen, entzieht sich selbstver ständlich meiner Beurteilung." „Aber wo und wann ist es gewesen? Und wissen Sie etwa» Näheres über meine Geschwister?" „Unsere Bekanntschaft zählte nur nach Stunden. Aber es waren Stunden, die wohl Monate oder Jahre eines Verkehrs unter normalen Verhältnissen aufwiegen konnten. Ich stehe nicht an zu erklären, daß Ihr Herr Bruder mir und den Meinigen das Leben gerettet hat, während kein Wort des Lobes stark genug ist, um das Verhalten Ihrer Schwester nach Verdienst zu würdigen." „Darf ich Sie also recht von Herzen bitten, Herr Prosesfor, mir zu sagen, wo " „Gewiß 1 Gewiß! — Aber vielleicht ist es am besten, wenn ich Ihnen die Aufzeichnungen oorlese, die ick nach unserer glücklichen Heimkehr von jenen schrecklichen Er- lebnissen gemacht habe. Sie werden Ihnen ein anschau licheres und vollständigeres Bild der Geschehnisse vermitteln, als meine improvisierte Erzählung es vermöchte." Zur stillen Verzweiflung der vor Ungeduld schier ver gehenden Hertha hatte er ein ziemlich dickes Heft aus der Brusttasche gezogen, und nachdem er die Gläser seiner Brille sorgfältig geputzt hatte, begann er in dozie rendem Tone, langsam und mit nachdrücklicher Betonung aller ihm wichtig erscheinenden Stellen, vorzulesen. Was er zu Papier gebracht hatte, war eine sehr ein gehende und durchaus wahrheitsgetreue Schilderung seiner Erlebnisse auf belgischem Boden. Da im Anfang nur von ihm und von seiner getreuen Gattin die Rede war, machte Hertha ein paarmal den schüchternen Versuch, ihn durch Zwischenfragen rascher auf das zu bringen, was für sie die Hauptsache war; aber er warf ihr jedesmal über seine Brille hinweg einen so schmerzlich vorwurfs vollen Blick zu, daß sie ihn nicht weiter kränken mochte, sondern sich still in das Unabänderliche ergab. Von dem Augenblick an, wo er mit der Beschreibung der Flucht aus dem Antwerpener Hotel durch die von einem rasenden Pöbel erfüllten Straßen der Stadt einsetzte, erhielt seine Schilderung einen beinahe dramatischen Cha rakter, und als ein echter deutscher Gelehrter, dem die Wahrheit über alles, auch über die persönliche Eitelkeit geht, gedachte er dabei des mannhaften Verhaltens und der kaltblütigen Unerschrockenheit seines Beschützers, des vermeintlichen Hugo Raff, mit so überschwenglicher An erkennung, daß Herthas schwesterliches Herz vor Stolz und Freude in rascheren Schlägen, klopfte. Dann kam die Erzählung von der schauerlichen Eisenbahnfahrt und der noch schauerlicheren Fußwanderung zur deutschen Grenze. Das Zusammentreffen mit dem belgischen Offizier wurde ausführlich erzählt, und zuletzt kam die ergreifende Schilderung des Abschied- in Herbesthal. Wortgetreu hatte der gewissenhafte Professor Len ihm erteilten Auftrag des jungen Mannes an einen Vater im fernen Ostpreußen wiedergegeben. Und m t einem tiefen Aufatmen ließ er endlich sein Manuskript sinken, um das buntseidene Taschen tuch wieder in Bewegung zu setzen, da ihm der Schweiß in großen Tropfen auf der hohen Denkerstirn perlte. Fortsetzung folgt.
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