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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 24.04.1924
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1924-04-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19240424016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1924042401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1924042401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1924
- Monat1924-04
- Tag1924-04-24
- Monat1924-04
- Jahr1924
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 24.04.1924
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r«.«prai924 irr 12S LM- »de» »aschtneSe« Bekrte»,« «. ««» »et »«, L»k»»»t1v«>. ddechle«. viel« Ein^dvr«»« H«L» berch« «nste^sUtlL« »«««, »ach »»1er,« Borbilde. Dentschlan» kcht« a»ch A»e» Namhafte» teil seümr «ahhasse au» feluen »laute». Da »«1«r« Regie rnua de» Gta««a»h»uptlt»ae, «ett- a>te»d« Vollmacht«» gelassen hat. lo sind diel« »usrirde» «nd iaegeu für dt, Ein-tehung der Kops»«»«,. fllr JnftandbaUnng her Straße«. für Stellung von «rdetter, «üb schicke« auch dt« Puder t» die Schule», Natürlstb albt «» auch dort «Idee, haart»« Bursche« u»d »e««t»e Verbrecher. doch keineswegs »ehr als bei uu« hat der Richter et»««»reife». Alle» wirb »fse«1ltch behandelt. Ich Hab« a» Gerichtsverhandlungen teil- aeuomme»; mit dem UrteU »rar »u»» «ett» -ulrirden, denn her Reger steht vollkommeu et», bah. »«»» er einen Kehl» tritt begangen hat, er auch bestraft werde« «uh. Li« Strafe» bestehen fast durchweg t» »rbeit»l«tstungeu. Siegt bl« Ge- sehr der Flucht vor ober sind «» b«fo«ber» schwere Verbrecher. » »trd, da «in rinsperre», wegen gänzlicher Un-uverlässtg. kalt der Wachmannschaften, »ich« duvchführhar W. Kette»drafe verhängt. Von Gra»sa»«ch kan» hierbet. »1e ich mich üder. »äugte, keine Rede sei», da di, beide» Sträflinge durch et»e ganz dünne. leichte, et«« ater Meter lang« Stahlkett, ver- Hand«» stnd und sich vollkommen frei bewege« u«t arbeite» künne». Nacht» müssen st« sich t« Gefängnis aufhalt«» Grau, fame Mißhandlungen kennt die deutsch« Justiz nicht; ist et», mal Prügelstrafe «ölüg. so wirb die «uSführung den Häupt- linge» übertragen. Wie traurig steht «S dagegen In andere« Kolonien, namentlich in denen ber lateinischen Raste au»! Ich könnte noch viel berichten, glaube aber, daß au» dem Gesagten jedem schon klar werbe« wird, dast kein Volk bester »u kolonisierten versteht, al» da« deutsche, und daß gerade da» Gegenteil von dem der Fall ist, wad unsere Feinde im Ver sailler Diktat behaupten. Meine feste Ueberzeuaung ist. baß wir in nicht zu langer Zeit wieder Kolonien besitzen werde». Um die» aber um so sicherer zu erreichen, mnß ein« groß- zügige Bewegung für diese» Ziel in Deutschland entfaltet werben. Das Unglück -er Parleizers-Ntlerung. Dr. Iarres -ege» die Disziplinlosigkeil -es Wahlkampfes. .Stettin. A. April. In der heutigen Wahlversammlung berDeutschen Bolk-partei in Stettin hatte der ReichSmtnifter Dr. Jane» das Referat über die politische Lage über. nomMe«. Der Minister führte u. a. aus. der Reichstagswahl« kamps würde unübersichtlich und ohne feste Richtlinien und ohne die nötige Disziplin geführt. Während sich »are». zu deueu der Wähler mit «tue« einfache» ta oder »ein sich bekeuae« «nßte. stäube» sich heute nicht weniger ak» Al Sr»»»e» gegen- über. Dabei »»eilen auch noch diese »ieke« Gruppe» verschiedenste Schattierungen ans. welche bi, Gegen sätze lunerhalb der Parteien deutlich »iderspiegelten. Diele Verzetteln»» »nd Atomisierung der Üssentkicheu Meinung lei «i » U « glü «ksür » »ler Volt. Gt« nehme dem politischen Kamps die große Linie und doch ßet die Richtlinie des Wahlkampfes im Grund« aukerordent- ttch einfach und klar. Dies« Richtlinie hat die ReichSregte- runa gegeben mit der Parole: Heraus aus dem Elend der Inflation. zurück zu gesunden und stabilen Wirtschaftsver- Ministen! Nur so kann wieder Ehrlichkeit und Schaffens freude in Handel und Wandel komme«, nur so gewinnen wir dle nötige Grundlage zur Lösuna der RevarationSfrage und Hamit zur Befreiung von unerträglichem äußeren Drucke. Heber Deutsche fühle, daß alles dos unbedingte Notwendige Leit kt. Wolle man aber das Ziel, so müsse man auch den Weg wollen, auch da, wo er durch furchtbare Bitternisse führt. Diesen Weg habe die Regierung mit ihren Verordnungs- Maßnahmen auf Grund des ErmächttgungSgeiebes etnge. schlage» im Bewußtsein, damit ungeheure Zumutungen an La» voll zu stellen. Es sei billig, diese Maßnahmen zu krltt- steren in dem Bestreben, sich selbst zu entlasten und andere zu »«lasten. Ter aufgelöste Reichstag war in seiner Ucberaltr» rung. in der er die Energie zur Verantwortung solcher Schotte nicht mehr gefunden habe, auch nicht tn -er Lage, etwas Besseres an Stelle der anqrfochtcncn Verordnungen zu fetzen. Nunmehr müsse da» deutsche Volk diele Energie aufbrtnaen und beweisen, daß e» mit Daten und Worten aus dem Elend heraus wolle. Der Minister berichtete dann über di« wesentlichen von der Negierung getroffenen Maßnahmen, die er gegen die erhobene Kritik verteidigt, wobei er nament lich die Stärke ihrer Berant'nortung, sowie ihre sichere Führung in diesen Lebensfragen des deutschen Volkes her vorhob. Zur Lage der äußere» Politik bemerkte er folgen de-: Nach außerordentlich eingehenden Vcratnuaen unter Zuziehung der Hauptkenner de» schwierigen Rcparattons- Problems habe die Regierung da» Lachvcrständiaengutachtcn auch ihrerseits als eine praktische Grundlage für die schnelle Lösung des RcparationsproblemS erklärt und sich bereit er klärt. an dem Plan der Lachevrftändtgen mitznarbeiten. Diese Auffassung Iiäiten sich die Vertreter der Länder ein stimmig a n g c i ch l o s se n. Bet diesen Beratungen kamen selbstverständlich die schweren Bedenken gegen die in den Gutachten vorgesehenen Kontrollen wichtigster Telle de» deutschen Wirtschaftslebens, namentlich der RcichScisen- bahn und der Reichsbank zum Ausdrucke, ebenso wie die offenbare Ncbcrschävung der deutschen Leistungsfähigkeit. Anderseits mußte jedoch die ganze Tendenz des G,^achtens, welche zum ersten Male die wirtschaftliche Vernunft zum Durchbruch bringt, anerkannt werden, ebenso wie der Un»- stand, daß das Gutachten selbst wichtige Sautelen gegen eine Ueberspannung der deutschen Leistungsfähigkeit enthält. Selbstverständlich hat die endgültige Entscheidung der neue Reichstag zu treffen, dem durch die Stellungnahme der Regie rung nicht voraegriffen wird. Das dentsche Volk stehe trotz der grundsätzliche« Erklär««» der Regier»«» n»d »er lm Gange befindliche« Borberat«»»e» einer endgültige» Ent scheid««» «och i» »oller Freiheit gegenüber. lWDB.i Nur -ie Einigkett kann uns Helsen. Der Hansabund »ege« die Vielheit ber Parteien. Die Zweigstelle Sachse« de» HansabundeS schreibt: Die Fetndmächte suchen alle zwischen ihnen auftaucheude» Meinungsverschiedenheiten und Streitpunkte immer wieder durch gütliche Verständigung zu Uberbrücken. Sie finden sich immer wieder zusammen tn dem Bestreben, von dem ver armten deutschen Volke unmögliche Leistungen herauS- zupressen. Auch nach ber Erstattung des Sachverständtgen- berichteS. der unsere Leistungsfähigkeiten »och überschätzt, will Frankreich auf di« Besetzung des Rhein- und Ruhrgebietes nicht verzichten, deren Befreiung die erste Voraussetzung für eine Steigerung unserer Leistungsfähigkeit tst. — Ungeachtet unserer Not zcrsleischcu sich «ber die dentsche» Parteien t« Wahlkamps. Unzählige gültige Stimme» können hierdurch vcrlorengehen und gerade tüchtige und schon erprobte Ab geordnete der großen Parteien mangels zureichender Sttm- menzahl nicht in den Reichstag kommen. Um dieser Partct- und Stimmenzersplitterung, entgegenzuarbeiten, fordert die Zweigstelle Lachsen des Hansa-Bundes für Gewerbe, Handel und Industrie in Leipzig die sächsischen Wähler aus. ihre Stimme nur den großen bürgerlichen Parteien zn geben. Sie würde es außerdem für wünschenswert halten, wenn sich in letzter Stunde noch die Möglichkeit finden ließe, auch durch Bildung bürgerlicher Blocks aus den verschiedenen Parteien -er Stimmenzersplitterung vorzubeugcn. Nur Einig keit macht uns stark genug, uns über die noch kommenden schweren Zeiten hinwrgzuhelfen! Das Dln-eglle- zu einem großen Aechtsblock. Eine Erklärung der Natlonallibcralc» Bereinig««». Berlin. 28. April. Die Nattonalltberale Ber. e, nigung erklärt zu der A u f st e l l u n g von Dr. Quaatz und Dr. Klönne auf den ReichSwahlvorschlag der Deutsch- natioualen, sie habe seit ihrer Gründung und insbesondere seit der Abtrennung von der Deutschen BolkSpartei stets den Standpunkt vertreten, daß eS »otwendta sei, enge Fühlung sowohl mit den ans dem rechten Flügel der Deutschen Bolks- partci stehenden Kreisen ausrechtzuerhaltcn. als auch mit den glcichdcnkenden Kreisen der Deutschnattonalen BolkSpartei eine enge Verbindung herzustellen. Die Nationalliberalc Bereinigung lege daher auch arößten Wert darauf, sowohl innerhalb der Deutschen BolkSpartei wie innerhalb der Deutschnattonalen BolkSpartei Abgeordnete zu haben, die der Nattonallibcralcn Vereinigung entweder angchören oder ihren Anschauungen besonders nahestchrn. Die Nationallibe ralc Vereinigung sieht darin eine wesentliche Förderung ihres Gedankens der Bildung eines große« politische« NcchtobloSs in Deutschland. Außerdem absr wird von der Bereinigung in Betracht gezogen, daß das deutsche Parteileben noch immer in Gärung und in der Entwicklung begriffen sei. und daß auch aus diesem Grunde das Hinübergrcisen der Nattonaliberalen Bereini gung in die rechtsstehenden Kreise der Deutschen BolkSpartei »nd in die ihr nahestehenden Kreise der Deutschnattonalen Volkspartei von großer Bedeutung lei. Wenn auch Dr. Ouaatz »nd Dr. Klönnc also durchaus im Einvernehmen mit der Nattonalliberalen Vereinigung das Angebot eines Mandates auf der Retchsliste der Dcutschnationale» angenommen haben und deswegen ihre Mitgliedschaft tn der Nationalliberaken Bereinigung ohne weiteres bestehen bleibt, so werden sic doch aus naheliegenden Gründen ihre Vorstandsämter in ber Nationalltberasen Bereinigung niederlegen. Die Eröffnung -er -rilifchen Reichsavsslellung. 8»«»««. b». AprU. Heute vormittag wurde in Anwesen heit einer riesigen Volksmenge die britische Reich» auSsteldung in Wembley vom König eröffnet. Die Aerc monte fa»td tn einem Pavillon statt, der tu der Mitte des Stadion- errichtet war. Sämtliche Plätze, dteetwa lüv von Zuschauer fassen, waren voll besetzt. Lew uünigdpaar wurde bet seinem Eintreffen ein begeisterter Empfang zuteil. Die Eröffnungsreden wurden mitielst drahtloser Telegraphie verbreitet. Der Prinz von Wales bat in seiner Eigenschaft als Präsident der Ausstellung den König, die Eröffnung zu vollziehen. Er tagte u. a.. die Ausstellung werde seiner lieber zeugung nach der Welt zeigen, wie England friedliche Ziele verfolge und das Wohl der Menschheit anstrebc Der König sprach sich befriedigt über das großartig« Werk. daS hier vollbracht sei. aus und sagte, die Ausstellung gebe der Welt eine praktische Vorstellung vom Geiste der freien Zu sammenarbett, die die Böller verschiedener Rassen, verschiede »er GlanbenSbekenntnisie veranlaßt habe, sich i» einem ein zigcn Gemeinwesen zu vereinige». Hoffentlich werde die Au steilung nicht nur dem Reiche, sondern der Menschheit im all gemeinen zun« Nutzen gereichen. Keine Nation oder Griippr von Nationen könne sich vom Emporsteigen de- modernen Handels anSschltrßen. Renn die Ausstellung dazu führe, dir materielle» Hilfsquellen des Reiches und seinen Handel ans zndehnen, so werde sie gleichzeitig Helsen, das Wirtschaftsleben der Welt aus der durch den Krieg verursachten Unordnung herauSzubringen. Hierauf erklärte der König die Ausstellung als erüsfnct. iW. T. B.j Die Ausreise -es „Columbus". Southampton. 28. Avril, i Durch Funkspruck i Nach 2istündiacr prachtvoller Fahrt traf 1.18 Nhr nachmittags der Dampfer „ColumbuS" des Norddeutschen Lloyd hjer ein. Um 8 Nhr erfolgte die Wcitersahrt «ach Ncnvvrk. sW. D. B.i Breme«. 28. April. In der gestrigen Indienststellung des ueneu Norddeutschen LloyddampferS „Columbus", auf bei Fahrt zwischen Bremen und Neuyork und. umgekehrt, hat die deutsche Schiffahrt einen Abschnitt erreicht, der später etumal zu de» dcnkwürdtasten gehören wird. di.> es tn ber NachkricgS zeit überhaupt gegeben hat. Denn dieses Riescnichiff spricht für alle die, die die Sprache der Tat verstehen, davon, daß der Wiederaufbau Deutschlands tatsächlich im Gang« ist und in Anerkennung der gegenwärtigen Verhältnisse dos beste zu machen sucht aus dem, was uns ein hartes Geschick aufcrlegi hat. Es hat monatelanger angestrengter Arbeit unter den un günstigsten VerlMtnissen bedurft, um diesen neuen Dampfer in Fahrt zu bekommen. Wer aber bei Abfahrt des Dampfers das Urteil aller Passagiere über denselben gelsiirt hat. der wird sich sagen müssen, daß diese Arbeit deutscher Intelligenz und deutschen Fleißes keine vergebliche gewesen ist. Aber auch in Amerika ist das Interesse an diesem Schiss bereits jetzt ein ganz außerordentliches. Als Teilnehmer an der ersten Aus reise seien u. a. genannt: der Präsident der amerikanischen Handelskammer, Frederik W. King, die bekannten Schrift stellcr Rudolf Herzog und Paul Oskar Höcker, sowie führende Vertreter des deutschen und amcrtlänischen Schrift tnmS. Daß außerdem der Präsident deS Norddeutschen Lloyd Dr. Heinecken, der Leiter der technischen Abteilung Direl tor Dr. Walther und der Leiter der nautischen AbteUung. der Führer der unvergessenen Nnkcrscebootsahrt Kapitän König ebenfalls an Bord sind, zeigt wohl am beste», daß sich auch die Schiffahrtsgesellschaft selbst der Verantivvrinng bc wnßt Ist. die sic befähigt hat, ein derartiges Schiss i» Tiein« zu stellen. sW. T. B.j Der Relchsellerntag. Leipzig, 28. April. Der erste Tag deS von über Mi Der tretern besuchten Reichselterntages galt einer grund säblichen Auseinandersetzung über Staats und Elternrecht, in der OberverwaltunaSgerichtsrat Ti Wcymann auS Berlin und Generalsuverintenbent Dr Zöllner aus Münster daS Wort ergriffen. Ihr« An führungen kamen zu folaenden Schlußfolgerungen: Die Ver fassuug erkennt die Rechte der Ellern an. Darum müssen auch Mittel gefunden werden, sie auszniiben. Das Recht de-- Staates in Erziehungsfragen kann zunächst nur da in Frage kommen, wo die Eltern Versagern Missionen von Eltern fordern für die Erziehung ihrer Kinder Berttcksichlt-- gung der Religion, und zwar eine» bewußten, mit de», Bekenntnis der Kirche im Einklänge stehenden Ehristcntums Der Glaube an die Allgewalt des Staates bat stier seine Grenze. Parlarnentsmelnhettcn und Parieidogmeu dürfe» in das Schulwesen nicht hineinaetragen werden. An Familie. Geschlecht und Volkstum muß sich die Lchulgemeinschaft an lebne». Dies staben die Vorkämpfer der christlichen Schule erkannt.. Die Teilnehmer an ber Tagung vereinigten sich nachmittags zu einem Gottesdienst in der NniverNtätSkirchr, wo ber Landesbischof Tr. Ihmels sprach. Aus -em Leben -er Düse. Ruhelos, wie sie geboren war. ruhelos, wie sie lebte, ist Lleonora Düse auch gestorben, in fernem Weltteil, den die große Tragödin, schon au dir Schwelle des GretsenalterS, l ruhelos noch einmal zu durcheilen bestrebt war. Und eö wirkt l wie eine Ironie des Schicksals, daß dte Küuderin tiefster, zartester und verborgenster Regungen der Mcnschenseclr tust t« PittSburg. der rußigen, vom Gestampf der Maschinen dröhnenden amerikanischen Eisenstadt, ihr Erdenwallcn be. schloß. Dir Jagd durch die Länder und WeltteUe ist der Düse sozusagen von Geburt an vorauSbefttmmt gewesen. Ein Schauspirlcrkind. kam sie im Eisenbahnzuge aus der Fahrt -wischen Mailand und Venedig zur Welt, mag immerhin die kleine piemontesische Stadt Bigevano, wo die kleine Eleonora getauft wurde, in den Handbüchern als ihr Geburtsort ge nannt sein. Schon als vierjähriges Sind mußte sie auf die Bühne, und in jre>rdloser, harter Fugend lernte sic alle Ent- behrungtn eines armen schauipielrrkindes kennen. Bon der kleinen Eleonora wird erzählt, daß sic einst auf den Komö- dlantrnsahrten mit ihren Eltern zu guten Leuten kam. dte daS herumgestoßene Komödiantenktnd wie ihr eigene» pflegten und hegten und ihm eine schöne Puppe schenkten. Als dann die Reise wettergtng und da« Kind wieder auf dte Landstraße hinaus sollte, da weinte es herzzerreißend. Dann aber legte «S dte über alles geliebte Puppe aus das Sofa und »ahm von ihr gerührten AMchted. Al» man ihr sagte, sie dürfe die Pnvpe mitnehmrn, sagte sie: „Nein, sie soll hier bleiben, damit sie e» wenigstens gut hat!" Mit t4 Jahren sah Eleonora ihr« Mutter tm Hospital sterben: sie war zu arm. um sich et» Trauerkletd zu kaufen. Damals spielte sie schon in der Truppe ihre» Vaters die Lieb haberinnen und erregte als Jutta die Aufmerksamkeit einiger Kenner. Dte kindliche Schauspielerin fiel durch eine müde Verträumtheit auf; wie eine Nachtwandlerin ging sie durch» Leben, und ihr Vater erzählte oft. sie sei «t» einem sonder baren Leiden behaftet, da- man tn Venedig dt« „Gmara" nenne, eine Art ..Spleen", der in einem ttesen Lebensüber druß und in LebcnSverachtung wurzle. Das Hysterische ihrer Natur äußerte sich damals in konvulsivischen AuSbrüchen einer Leidenschaft, die sic erst tn der Reise ihre» Können» bändigte. Dte Julia war «hr erster großer Erfolg, al» sie in Benrdig anstrat. Al» Neunzrhniährtg, spielte st, bereit» eine große M«»ahl ion Rollen, und da« leicht »egetsterte Publikum der MNienischen Prvvtnzftädte brachte ihr »«geisterte Ovationen. Wie Triumph«, dte damals Sarah Bernhardt wie ln der ganzen Weit so anch in Italien erntet«, sollen ihre« Ehrgeiz an- ,«stachelt haben. Iw Jahre 1880 setzte sie eä 1« Turin durch. daß sic sofort nach der Bernhardt in Duma»' „Prinzessin von Bagdad" die Hauptrolle spielte. Sie erwies sich der französi schen Meisterin als volltommcn ebenbürtig und lenkte damit die Aufmerksamkeit der Bernhardt selbst und des jüngeren Dumas auf sich. Ihr Weltruhm aber ging erst «in Jahrzehnt später von Wien aus, und zwar war es Hermann Bahr, der sie zufällig in St. Petersburg entdeckte. Bahr hat erst kürz lich in seiner Selbftbiographic erzählt, wie man ihm damals 18M auf seiner russischen Reise in Petersburg von einer „ge wissen Düse" erzählte, wie er mit Kainz und Mittcrwurzer eines Abends in das Gastspiel der Italiener ging und hier eins der größten Erlebnisse seine» Daseins fand. Er schrieb ein ziemlich wirres Feuilleton voller Schwärmerei in der „Frankfurter Zeitung", worauf ein Wiener Agent bei ihm aufragtc, ob eS sich dabei „nur um ein Feuilleton" oder um eine wirkliche Schauspielerin handle. Ein Gastspiel der Düse kam in Wien 18V2 zustande: sie spielte erst vor leeren Häusern: dann wurde sic von den damals jungen Wiener Dichtern, von Bahr. HosmannSthal, als dte .Königin der Träume und der Tränen" entdeckt. Ihre vielbesprochene Beziehung zu d'Annunzlo kam hinzu. Uebcrall wurde sie nun als eine Dar stellerin des Seelenlebens gefeiert, wie sie noch nie erschienen. Aber wenn Hermann Bahr auch ihren Weltruf begrün dete — ihr eigentlicher Entdecker war der bekannte Theater- imvresariv Lchürmann, der so viele Größen der Bübnc durch die Hauptstädte der Welt geleite: bat. SMrmaun hat tn seinen Lebenserinnerungen selbst erzählt, wie er die Düse entdeckte. EtneS Tages wohnte er in Turin zum erstenmal einer Vorstellung ber von Eesare Rosst geleitete» Truppe bet. I» dem Ensemble .wirkte ein« junge Schauspielerin, deren aufferordentliche Begabung, deren Fähigkeit. Leiden »nd Leidenschaften mit tiefster LebenSmahrheit zum Ausdruck zu bringen, den erfahrenen Theatermann aus» höchste er regte. Sofort begab er sich zu der iungen Künstlerin, um sie zu bestimmen, da» Leben der unbekannten Provinzschau- svtelertn mit dem eine» Star» zu vertauschen, den er durch Europa zu führen sich erbot. Ihre Erfolge erschienen ihm so sicher, daß er sie in den glühendsten Farben auSmalte: aber Eleonora Düse, damals mit dem Schauspieler Lhecchi ver heiratet. lehnte fein Angebot ab. Sie fürchtete, nicht ver standen -« werden, und Ne wollt« wohl lieber tn italienischen Provtnzstädten die Erste, al» draußen tn der großen Welt die Zweite sein. Schtirmann reifte ab und hört« mehrere Jahre nicht» mehr von der Künstlerin, die er entdeckt hatte, bi» «r am RruiahrStag l8vö «tn Telegramm von der Düse erhielt, in dem N, ihn bat. sofort nach Florenz z« kommen, fall» er noch aeneig« sei. Ne aus Gastspielreisen durch Europa zu führen. Eine Stund« später saß Gchürmau» tm Zug. und' rasch hatte er sich mit der Düse aceiniqt. Ein Fahr später reiste Skhttrmann mit der Dnsc nach Amerika, und anch dorr erntete sie Triumphe. Leicht zu behandeln war die aroßc Tragödin freilich nicht, »nd neben feinen große,, geschäftlichen Erfolgen, die «r durch sie erzielte, erlitt Schtirmann durch die Launen der Künstlerin gelegentlich anch schwere Verluste. So war im Faniia, 1907 ein Gastspiel tn Moskau vereinbart, und sämt liche Plätze für eine Reibe vou Vorstellungen im Betrag von rund üüOVO Rubel wäre« bereits verkauft. Aber die Düse sagte von einem Tag zum anderen ab: denn es war damalr- in Moskau unerhört kalt, und der wahrhaft sibirische Winter bekam der Südländerin schlecht. weniastenS wie sie behauptetc- Derwcil gingen die 26 Mitglieder ihres Ensemble» tn Moskau unbeschäftigt fllr Sckillrmanns Geld lvazterev Schließlich, nach vier Wochen, erklärte die Dnsc. sie könnte Ihre Erkältung nicht loswerden, und der Arzt habe ihr anbe fohlen, schleunigst dem mörderische» Klima zu entfliehen Lpracki S und reiste nach Nizza ab. Schürmann blieb nichts übrig, als die MODO Rubel für die aiisvcrkansten Borstellnn gen wieder zurllckzuzahlcn. Außerhalb der Bühne mar die aroßc Künstlerin ungc mein zurückhaltend, kaum sichtbar »nd für niemanden zn sprechen. Das mußte zu seinem Leidwesen auch Siegmwnd Lautcnburg erfahren, an dessen „Neuen Theater" in Berlin die Düse vor einem Vicrtcliahrhiiiidcrt gastierte. Eitel, wie er war. suchte Lautenbura persönliche Fühlung mit der enro patschen Berühmtheit zu erlangen, die die Gastfrculchschan seines Theaters genoß. Fedcn Tag versuchte er. sich der Dnie vorzustellen, aber täglich erhielt er die gleiche Antwort: „Signora will weder Geschäftsleute noch Direktoren kenne» lernen. Man bezahlt Ihnen ihre Miete, das möge Ihnen genügen. Nichten Sic Ihre Wünsch«, oder was Sic sonst sagen wollen, an Herrn Schürmann. der davon Frau Dust Mitteilung machen wird, wenn er es für notwendig hält. In, Übrigen aber haltest Sic sich ruhig, denke» Sic nicht daran, auf die Bühne zu kommen und sie gegen ihren Willen zu be grüßen. Signora würde sofort di^ Bühne verlassen und ihre Vorstellungen nicht fortsetzcn." Tatsächlich bekam Lauten bürg, der ihr leben Abend die herrlichsten Blnmenkürbr sandte. Ne nicht anders zn sehen, als jedermann im Parkett. Siegmund Lautenburg mußte sich tn dieser Beziehung mit dem König von Spanten trösten, der aeleacntltch einer Bor^ stellung die Düse in dte Hoslog« gebeten hatte. Sie lehnte aber dte Einladung mit der Begründung ab. daß sie tm Kostüm nicht durch» Foyer gehe. Aber sie gab dafür auch ihr Herzblut ln ihre Kunst, und so zog sic sich früh immer mehr von ber Welt und vou der
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