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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 08.06.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19050608025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905060802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905060802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1905
- Monat1905-06
- Tag1905-06-08
- Monat1905-06
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.... '-r- - Abend-Ausgabe Kipüger TagMM 99. Jahrgang Donnerstag 8. Juni 1905. Nr. 289 Union Christian ia schildert folgendes Feuilleton NI — die ihrem Mann ins Handwerk pfuschen konnte, das suchte sie auf heimlichem Amiahmefchlutz Mr Anzrt«eu. Abeud-Au-qab«: vormittag« 10 Uhr. Marge u»Au«gab«: »achmMag« 4 Uhr. War zu einem ehemaligen Negiments- cinen Tag nach O. gefahren, sic war Stunden allein und sie fühlte sich so Ein Ministerium für die auswärtigen Angelegenheiten wirk so bald wie möglich organisiert werden. Daß man übrigens in Schweden auf alle Fälle gerüstet sein will, geht aus einer Stockholmer Meldung hervor, wonach die schwedischen Garnisonen an der Westgrenze auf Kriegsstärke gebracht worden sein sollen. Man wird abzuwarten haben, ob sich diele Nachricht bestätigt, sollte eS aber auch wirklich der Fall sein, so wirr man in dem Borgeben deS schwedischen Kriegsministers ledig lich eine Vorsichtsmaßregel zu sehen haben, die darum noch nicht weitere Folgen zu haben braucht. Damen überreichten dem Könige freundlich; dann ging die Menge Das rege Leben und Treiben, das sie dann umfing, wirkte auf ihre Nerven belebend und erfrischend, überall zeigte sich ja fortwährender Wechsel, kein Ruhen und kein Rasten, keine Stumpfheit und kein Aufhörcn. Weder Tag noch Nacht brachte einen Stillstand, die Mcnschenflut wogte auf und ab. Wenn die Sonne ihren Tagcslauf vollendet, badeten tausende von Flammen die Stadt in eine Helle Lichtflut und aus jedem Fenster grüßte sic ein strahlender Schein. Ihre durstigen Augen fanden schon Befriedigung, wenn sie nur im Vorübergchen Schönes scl>anen durften, und ihr Geist und ihr Gemüt waren nicht minder angeregt von den verschiedenartigsten Eindrücken, die sie empfing. Hier durfte sie sich nicht einmal allein auf eine öde Straße wagen. Tie Woche über ging niemand spazieren, man begegnete oft meilenweit keinem Menschen, cs war geradezu gefährlich. Jemand zu solchen Spaziergängen aufzufordern, hätte sie nicht vermocht. Tie Menschen waren ihr fremd geblieben und einen gewissen Abscheu und Ekel empfand sie vor ihrem klein lichen Treiben und ihrer Gehässigkeit. Je mehr sie ihr wehe taten, desto liebenswürdiger und freundlicher benahmen sie sich nach außen hin und unter einem Schwall von überhöflichcn Worten gaben sie ihr oft eine bittere Pille zu schlucken. Sie hatte sie längst durchsckxmt und verachten gelernt und hielt sich noch mehr fern als cs die gute Sitte vertrug. Aber das konnte alles die bangen Stunden der Ein samkeit nicht fortscheuchen und manchmal hob sie die Arme und breitete sie weit aus, dehnte ihren schlanken Körper, riß das Fenster auf, um wenigstens in vollen Zügen reine, irische Luft zu atmen. So fand sie einmal Lucie von Erbach. Das junge Mädchen hatte Jngcborg von der ersten Stunde an verehrt und sie wäre gern schon friiber den Aufforderungen der Frau Doktor gefolgt, bätte der allzu strenge Vater ihr die Erlaubnis dazu erteilt. Als Lucie nach dem ersten Zusammensein mit Inge- borg zu ihrem Vater noch Hause zurückkehrte und diesem die junge Frau schilderte, da hatte der alte Oberst den Juni Die heutige Sitzung des BezuftS-PrelS tu der Hauptexpedtttou »der der« Ausgabd- stelle» «bg«holt: vierteljährlich 8.—, bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Hau« 8.7k Durch die Post bezogen für Deutsch land u. Oesterreich vierteljährlich 4.50, sür die übrigen Länder laut Zettuuq«pr»i«liste. Aedakttvn «up Expedition: IL3 Fernsprecher L2L Zodannt-gasse 8, Vaapt-Ftltale Dresden: Marienstraßr 84 (Fernsprecher Amt I Nr. 1718). Huupt-AMal» Berlin: I« r IL » » ck r r, Herza t-BayrHosbuchdaudlg^ Lüpowstratze 10 (Fernsprecher Amt VI Nr. 4608). ver NuMana in Ziiaivertattilra. Verlustliste. Ein amtliches Telegramm aus Windhuk übermittelt folgende Verlustliste: Am 23. Mai 1905 beim Uebcrfall einer Karre östlich der Karrasberge gefallen: Unterossi,ier Heinrich Lupp, ge boren am 5. lo. 79 zu Hersfeld, früher im Füsilier-Regi ment Nr. 80; Geireiter Paut Kadoch, geboren am 30. 3. 83 zu Fraustart, früher im Pionier-Balaillion Nr. 5; Reiter Richard Kersten, geboren am 5. 5. 83 zu Wusterhausen, früher im Grenarier-Regiment Nr. 6; Reiter Ermund Schneider, geboren am 12. 10.83 zu Altenseelbach, früher im Jnjanler'e-Reginlent Nr. 128; Reiter Otto SchopS, ge boren am 13. 6. 83 zu Eisenberg, früher im Jnsanterie- Regiinent Nr. 153. Am 27. Mar 1905 im Gefecht südwestlich Goagas ver wundet: Hauptmann G org Blume, geboren am 17. 1.66 ;u Berlin, siüher iin Jnsanteric-Reainienl Nr. 114, Stieis schuß linie Hane; Leutnant Marlin Schmidt, geboren am 2-«. 9. 78 zu Neu Ruppin, früher im Infanterie-Regiment Nr. 27, Schramm! ckuß HalS; Reiter Johann Leischner, geboren am 8. 2. 85, zu Bert'-Iichüy, früher im Dragoner- Regiment Nr. 8, Schuß linke Hand. An Typhus sind gestorben: Gefreiter Friedrich Fü Ubier, geboren am 14. 9. 78 zu Glcnvitz, flüber nn Infanterie-Regiment Nr. 156, am 31. Mai >905 im Lazarett Kaltfontein-Süb; Reiter Gustav Schütt, geboren am 17. 4. 83 !il Rökinis, früher im Jnfanter'e-Reg.N'-.'tt Nr. 85., am 30. Mai 1905 im Lazarett Kalkfontein Süd, Retter Joseph Po lohn, geboren am 2. 2. 80 zu Willims, früher im Feld- artillerie-Regiment Nr. 73, am 3. Juni 19n5 im Lazarett Windhuk; Reiter Leo Pieper, geboren am 25. 8. 81 zu Bocholt, früher im Küraisie: Negimeut Nr. 4, am 3. Jun» 1905 in der Kranlenfammelsteüe Kubub. Außerdem: Gefreiter Fritz Le ist ritz, geboren am 17. 4. 84 zu Göllesberg, früher im Ulanen-Regiment Nr. 10, am 2. Juni 1905 im Lazarett Bethanien an Lungenentzün dung gestorben. Nachträglich gemeldet: Unteroffizier Wilhelm Weiler, geboren am 6. 5. 77 zu Grassowa, früher im Dra goner-Regiment Nr. 8, wurde am 19. Mai 19i>5 im Gefecht bei Bissepoit verwundet, Schuß rechten Oberarm; Reiter Marlin Schau, geboren am 1. 9. 81 zu Steudten, früher Bezirkskonimando Leipzig, am 21. November 1904 ,m Lazarett Evukiro an Typhus gestorben. Handelszeitung. Lmtsvratt des HSnigl. Laad- «ad des HSnigk. Amtsgerichtes Leipzig, des Rates and des Volizeiamtes der Ltadt Leipzig. «n-etaen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 2ü Familien- vnd Stellen. Anzeigen 20 Finanzielle Anzeigen, ErschästSaozrlgra autrr Text oder an belondrrer Stell» nach Daris. Di« 4 gespalten« Reklamezril» 7K Lucies Mutter war eine Italienerin gewesen. Die Eltern hatten sich im Hause einer befreundeten Familie kennen gelernt. Ter Oberst führte das fast mittellose Mädchen nach endlos langen Schwierigkeiten und Kämpfen heim. Ein Jahrzehnt lebten sie in glücklicher Ehe, als die junge Frau nach der Geburt des jüngsten Kindes krank wurde. Turch eine Erkältung hatte sie sich ein Lungenlciden zugczogen und ihre ohnehin zarte Konstitution leistete wenig Widerstand. Zn Anfang hatte sic's versucht, dem Gatten zu ver- heimlichen, ein wenig Husten, etwas Fieber, ein wenig Heiserkeit zeitweise, wer legte dem so viel Gewicht bei! — Ter Gatte ließ sich gerne tänsciwn, er konnte ja nickt glauben, daß ihm das Glück, das er sich so schwer er rungen, so bald entschwinden würde. Er lab nicht die heißen, roten Wangen und die über großen, leuchtenden Augen, mit denen sie ihn empfing, er beachtete nicht ihre Magerkeit, sie war ja stets leb haft und heiter in seiner Gegenwart, um dann, wenn er kaum fortgegaugen, sich fast entkräftet nicderznlcgen und stundenlang in fieberndem Halbschlummer zu verharren, nur nnterbroäwn von dem heftigen Husten, der die schmerzende Brust fast zu sprengen schien. Ter Hausarzt hatte schon lange sorgenvoll den Kopf geschüttelt. Nun durfte er den Bitten der Kranken nicht mehr Gehör geben, sondern setzte den Gatten schonend von der drohenden Gefahr in Kenntnis. Ter Oberst war verzweifelt. Er nahm den Abschied und wenige Lage später war der Haushalt aufgelöst, der älteste Knabe im Kadettenkorps untergebracht. Tie Gatten mit Lucie und dem jüngsten Kinde gingen nach dem Süden. Fast zwei Jahre lebten sie noch zusammen. Ter starke, lcbensfrische Mann, der im Regiment der kühnste Reiter gewesen, bemühte sich jetzt in zartester Weise unausgesetzt um feine kranke Frau. Keine fremde Hand durfte ihr irgend einen Liebesdienst erweisen, er hegte und pflegte sie, bis sic in seinen Armen starb. Tann war seine Kraft auch gebrochen. Nock einige Monate blieben sie an der Stätte, an der sie das ge- liebte Wesen in die Erd« gesenkt, dann fing der Oberst Var Wicktigrte vom Lage. * Geh. Hofrat Prof. Dr. Phil. Kurt Wachsmnth, ordentlicher Professor der alten Geschichte und klassischen Philologie an der Universität Leipzig, ist heute früh 6 Uhr im Atter von 68 Jahren gestorben. (S. Leipz. Augelegenh.) * Wie wir aus zuverlässiger Quelle vernehmen, besteht begründete Aussicht, daß eine erneute Besteuerung des Tabaks im Rahmen der bevorstehenden Rejchsfinanz- reform vermieden und damit eine der Schwierigkeiten für deren Zustandekommen beseitigt werden wird. * Die Reichstagsstichwahl in Hameln-Springe findet heute statt. * Nach amtlicher Mitteilung beginnen heute im russi schen Ministerrat die Verhandlungen über Einberufung einer Volksvertretung. * Die schwedischen Garnisonen an vrr tuiztzch.japanjrcde Weg. Nafchdseftwen-ky über seine Gefangennahme. Roickdjestwensky telegraphiert aus Tokio unterm 6. Juni nach Petersburg: Am 27. Mai l'/r Uhr begann der Kampf mit zwölf großen japanischen Schissen und zwölf japanischen Kreuzern. 2>/, Uhr mußte ich das Kommando des „Knjäs Suworow" abgeben. 3»', Uhr, als ein Teil meines Stabes und ich selbst das Bewußtsein verlor, mußten wir aus den „Buiny" Ubergefübrt werden, wo bereits die Mannschaft des nntergegangenen „OSljablja" sich befand. Das Kommando wurde Admiral Nebogatow übergeben. „Buiny" kam während der Nacht vom Geschwader ab Am Morgen sichteten wir den „Dmitri Danokoi" mit zwei Torpedobooten und brachten die Besatzung des „Qshablja" auf ihm unter. Ich wurde auf ven „Biedowy" gebracht, welcher am 28. Mai abends mit dem „Gromky" weitersuhr. „Biedowy" ergab sich zwei japa nischen Torpedobooten und kam am 3l. Mai in Sasebo an. Ich erfuhr, daß sich Nebogatow in Sasebo befindet. Unter japanischer Flagge. Die in der Seeschlacht in der Koreastraße erbeuteten russischen Schiffe, die.jetzt der japanischen Flotte einverleibt sind, baden japanische Namen erhalten. Der Panzer „Orel" beißt jetzt „Swami", „Nicolai I." „Jki", „Admiral Apraxin" „Okinoschima", „Admiral Ssenjawin" „Miooschima", der TorpevobooiSzerstörer „Bjedovy", auf dem RoschdjestwenSky gefangen genommen wurde, erhielt den Namen „Hatsuky". Frieven»an»sicht«n. Die Friedensaussichten scheinen sich zu besser». Wenn auch von einer Seite aus Paris die Behauptung aufrecht er halten wird, Rußland denke jetzt noch nicht an einen Friedens'ckluß, so mehren sich doch die Anzeichen dafür, daß viese Auffassung falsch ist. Wie bereits kurz erwähnt, haben nach einer halbamtlichen Mitteilung die russischen Bot schafter in Washington und Paris Anweisung erhalten, sich nach den japanüchen Friedensbedingungen zu erkundigen, und der Washingtoner Korrespondent der „Morningpost" meldet unterm 7. dss, ihm sei halbamtlich mitgeteilt worden, daß die Regierung der Vereinigten Staaten hoffe, in Ber- dinbnng mit einigen europäischen Mächten binnen 48 Stunden Rußland formelle Vorschläge bezüglich deS Friedens machen zu tonnen. Daß die nordanierikanlsche Union hervorragend an der Friedensvermittlung beteiligt ist, ist auch deshalb wahrscheinlich, weil Kaiser Nikolaus am Mittwoch Noch- mittag den amerilanischen Gesandten v. Lengerke-Meyer m Zarstoje-Selo in Audienz empfangen hat. »»zeigen find stet» a» dt« Expedition zu richten. Eptra-Vetlaxea tun» mit der Morgen. Ausgabe) nach besonderer Vereinbarung. Di« ExpekMn» lp Wochentag« »aonterbrochrn «rüfsuei non früh 8 bi« «dend« 7 Uhr. Druck und Verlag mm E. Pvt» in Leipzig tJnh. vr. «„R. »W. »Itukhardtt Herau-geber: vr. Victor Sltokharpt. die Union durch einseitigen norwegischen Beschluß aufgelöst worden ist ohne Beobachtung der in der Verfassung vor liegenden beeideten Formen. Erst nachdem der fchwedische Reichstag sich darüber ausgesprochen und eventuell seine Zustimmung gegeben hat, kann die Union als aufgelöst angesehen werden." Der Theorie nach ist die Auffassung, daß ein Vertrag nur durch Uebereinkommen beider Kontrahenten gelöst werden kann, gewiß richtig, in der Praxis gestaltet sich die Sacke aber häufig anders. Schon die Ta tsache, wie sie hier vor liegt, daß einer der Kontrahenten sich einfach nicht mehr an den Vertrag bindet, genügt, um dessen Wirksamkeit praktisch aufzubeben, und schon aus diesem Grunde wird man ver nünftigerweise auch in Schweden auf dem UnionSver- trage nicht mehr beharren. DaS einzige, was man tun wird, dürfte die beschleunigte Einberufung deS ReichtagS sein, der nach den bisher getroffenen Bestimmungen am 15. Juli zusammentreten sollte. Nach Lage der Sache wird der Reichstag aber nichts anderes zu tun haben, als die Erklä rung abzugeben, daß nunmehr auch Schweden sick nicht länger an den Unionsvertrag binden könne. Diese Auffassung wird auch in dem am Mittwoch unter Vorsitz des Königs zu Stockholm abgehaltenen Staatsrat zu Tage getreten sein. Wie aus Stockholm noch berichtet wird, wurde dem König Oskar am Mittwoch abend vor dem Lustschlosse Rvsendat eine begeisterte Huldigung dargebracht. Elwa 1000 Per sonen, mit einem MnsikkorpS an der Spitze, marschierten nach dem Schloß. Der König, die Königin, die Prinzen Gustav Adolf und Carl Eugen und Plinzessin Jngeborg zeigten sich auf dem Balkon. Die Musik spielte die National hymne, und die Menge brachte begeisterte Hochrufe auf den König aus. Mehrere Blumen. Dieser dankte auseinander. Die Stimmung in „L.-A."-Telegramm: * ifhrisiiania, 7. Storthing bot ein ergreifendes unvergeßliches Bild, cls jeder Ab.,c>. cvnei« in de« Präsidenten „Gott sckirrue das Vaterland!" einstimmte. Die Straßen waren belebt, aber ruhig. Nur als Staatsminister Michelseu das Storthing»Gebäude verließ, wurde er mit be geisterten Hochrufen empfangen. Auch der Präsident des Storthing Berner wurde beim Verlassen des Parlaments,zebaudeS stürmisch begrüßt. Die National hymne wurde angestimmt, und die Menge grüßte den Plästdenten ehrerbietig. Ueberall wehen von den Häusern Flaggen in den norwegischen Farben. Das Angebot, den Tbron einem Mitglied des Hauses Bernadotte zu erhallen, wird allgemein gebilligt; man siebt darin eine Garantie für einen freundlichen Ausgleich mit Schweden. Eine Er bitterung gegen das schwedncke Volk wird nirgends verspürt. Die erneuerten Proteste des Königs Qskar machen keinen Ein druck. Die Tätigkeit der Regierung wird ununterbrochen fortgesetzt; das Geschäftsleben wird von der Krisis nicht berührt; es wird vielmehr ein Aufschwung nach Beilegung ' deS Konflikts erwartet. Wahrscheinlich werden in nächster Zukunft außerordentliche Botschafter bei den Großmächten um Anerkennung eines selbständigen Norwegen ersuchen. poMirche ragericdau. Leipzig, 8. Juni Ucber Bismarck als Sozialpolitiker gibt Graf v. Mirbach lSorquittenf, früherer Abgeordneter der deutschkonservatwen Reichstagsparlei und fetziges Mitglied deS Herrenhauses, eine Erklärung ab, die in der „Kreuzztg." veröffentlicht wird und also lautet: Ten einseitigen Darstellungen, betreffend die Stellung nahme des ersten Reichskanzlers zur sozialpolitischen Gesetz gebung gegenüber halte ich es für geboten, das nachstehende zu veröffentlichen: Ter — sehr geringen — Minorität der deutschkonserva tiven Fraktion des Reichstages, welche 1889 das Jnvalidi- täts- und AlterSversicherungSgesetz bekämpfte und dagegen stimmte, gehörte ich an. In Anbetracht memer persönlichen Beziehungen zu dem Fürsten Bismarck hielt ich es für an- Kopf sehr energisch geschüttelt und mit einem riesigen Knotcnstock tüchtig aus die Erde gestoßen. „Kreuzschockbombcnclcmeut", fuhr er die Tochter an, „komm' mir nur nicht mit diesem emanzipierten Frauen- zimmer, solch' eine ist kein Umgang für dich, Frauen I haben nichts weiter in ihrem Leben zu lernen, als Sub ordination. Alles andere ist vom Uebel. Und mm noch gar die will — kein Umgang für dich. — Eine Ofsizierstochter bat ihrem Stande Rechnung zu tragen. Marsch au den Stickrahmen, das ist dein Platz, alles andere ist vom Uebel." Natürlich hatte die schüchterne Lucie keinen Wider- spruch gewagt, aber die Sehnsucht nach der schönen Frau, deren Nähe sie mit einem geheimnisvollen Zauber umgab, war in ihr wach geblieben, und was sie nickt offen erreichen Wege zu tun. Ter Vater kamcraden für vierundzwanzig glücklich, fast übermütig in der köstlichen Ruhe, da sie sonst von früh bis abends unter dem strenaen Kommando ihres Vaters stand und seine wechselnden Launen be friedigen mußte. Jngcborg war erstaunt und überrascht, Lucie so plötzlich vor sich zu sehen, doch war es ihr die einzig Sympathische am Orte und sie empfing sic daher Herz- lickwr, als cs sonst ihre Art war. auch tönte die Sehn sucht noch in ihr nach, die die einsamen Stunden ihr gebracht, und bald waren beide in traulichem Gespräche. Lucies blasses Gesichtclfen strahlte vor Glück und Jngeborg erriet bald, wie sie Linie anregen und er- freuen konnte. Sie ahnte, daß dieses einsame Geschöpf den Wunsch hatte, sich mitzuteilen, und sie fragte noch ihrem Leben, nach ihren Eltern und hörte bald, daß der Major vor Jahren in. der Residenz gelebt hatte, daß er vor der Zeit seinen Abschied genommen, um sich seiner schwer leidenden Frau, die er abgöttisch geliebt, zu widmen. Inge Wilhelmi. Ronian von I. Oppen. NaLdruS verboten. Eine anregende Häuslichkeit, ein Verkehr mit genialen Menschen war ihm eigentlich Bedürfnis, und er wußte, daß er darauf verzichten müsse. „Sie schweigen, Landrat", sagte er nach einer Pause. „Ich weiß wohl, was Sie denken, und doch will ich ver- suchen, die Prinzessin ein wenig auf die Doktorin auf. merksam zu machen." Dann trennten sich die beiden. Ter Prinz trieb den Kutscher zur äußersten Eile, da er zum Mittagsgottes dienst noch zu Hause sein mußte. Ter Januar war vorüber und hatte trübe Tage ge- bracht. Jetzt leuchtete die Februarsonnc, es war Frost wetter cingctrctcn. Jngeborg hatte sich ihre Zeiteinteilung gemacht, der Vormittag gehörte der Arbeit, der strengen, nachmittags verbrachte sie lange Stunden an« Flügel oder las leichtere wisscnschaftlickie Werke. Ter Doktor war wenig zu Hause. Wenn er um zehn Uhr ins Krankenhaus ging, hatte ec noch außerdem einige Patienten in der Stadt zu besuchen und am Nach mittag nahmen ihn vkt Fahrten über Land in Anspruch, die er dem älteren Kollegen abnehmen mußte. Jngcborg war viel allein, und so sehr sie sich auch bemühte, fortwährend an sich zu arbeiten und ihrer Ver stimmung Herr zu werden, so kamen doch manchmal Stunden des Vcrzagtscins über sie und sehnte sich hinaus unter Menschen. Tann stand vor ihrem geistigen Auge datz zauberhaft schöne, bewegte Bild, das die Großstadt zu jeder Zeit und Stunde bot. Wenn sie sich in ihrer Studienzeit am Abend müde und abgespannt gefühlt, war sic bei jedem Wetter hinaus geeilt, um sich ein wenig zu erholen und zu zerstreuen. Diese »lummer tnftel aut alle» Bahnhöfe« uad III I bet den Zettuo gS-Verkäufern s Vie Zprengung cter norctizcben Während man in Norwegen das Verhalten des StorrhingS als nur konsequent und der Sachlage entsprechend ansiebt, ist man in Schweden vielfach der Meinung, daß die norwegische Volksvertretung damit einen flagranten VersassnngSbruch be gangen habe. Die Stockholmer Presse wütet zum Teil geradezu. So schreibt z. B. „Stockholms Tagbladet": Die MaSke ist abgeworsen; die Männer der Revolution sind offen hervorgetreten und haben Gesetz und Recht, den Treueid deö Volkes zum König und die seit lange mit Schweden eingegangenen Uebereinkommen mit Füßen ge treten. Eins muß so schnell wie möglich durchgeiübrt werden, nämlich die Absetzung aller im Dienst der Diplo matie und des Konsulatswesens stehenden Norweger. In einer Krise, wie diese, kann nicht ertaubt werden, daß Schiveten von Männern aus einem Land repräsentiert wird, das in vollständiger Revolution den König sür ab gesetzt erklärt und alle Bande der Union abbricht. Würdiger und ruhiger beurteilt „Nyn Dagligt Allehanda" die Lage, wenn eS sagt: Der Stortbing erklärte sich mit seinem Beschluß in einem Zuge von der Verfassung entbunden. Die Regierung und der Storthing überfchritten vollständig die Greinen, welche Gesetz und Ucberelnkonimen schufen. Ader wir bezweifeln keineswegs, daß das Beste ihres Vaterlandes verlangt, was geschehen ist. Das Recht hört nicht auf, Recht zu sein, wenn auch die Gewalt es mit Füßen tritt. Kem schwedijcher Politiker wird Norwegen zu zwingen oder durch Ueberrevung zu verlocken suchen, in der Union zu bleiben, welche für Norwegen eine Bürde ist. Ebenso ruhig äußert sich das „Aftenbladet", das seine Auffassung in folgenden Sätzen zusammenfaßt: „Es liegt in der Natur der Sache, daß man vom schwedischen Standpunkte aus nicht anerkennen kann, daß * Die schwedischen Garnisonen an der West grenze sollen auf Kriegsstärke gebracht worden sein. (S. Leitartikel.)
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