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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 14.08.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-08-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19070814028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1907081402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1907081402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1907
- Monat1907-08
- Tag1907-08-14
- Monat1907-08
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Zu den Eckläningen, die Dr. Schäfer einem Pressevertreter über eine angebltch neue Erklärung Olga Molitors abgegeben haben soll, teilt Dr. Schäfer seht u. a. schriftlich mit: Weitere Mitteilungen über die Sache selbst hat mir Frl. Molitor insofern geniacht, als sie sagte, daß sie setzt die Urberzeuguna von der Schuld des Hau habe. Andere Mitteilungen habe ich lischt über die Aeusscruiigen deS Frl. Moll tor gemacht. Dahingehende Berichte sind unrichtig. Die Aeutze- iuiig, dass der Mann mit dem Mantel der Täter sei, ist lediglich der Ausdruck meiner persönlichen Auffassung. Hierüber habe ich mit Frl. Molttor noch nicht gesprochen. Wien. (Priv.-Tel.) Ei» Mitarbeiter der „Neuen Freien Presse" hatte in Poiitresina eine Unterredung mit Olga Molt» tor. die dabei auf das Entschiedenste die Anschuldigungen des Herrn v. Lindenau zurückwies. Lohnbewegungen. Paris. Während eines Ausstandes der Stein- brucharbeiter in Evry-Petit-Bonrg, Departement Seine et Oise, sind verschiedene Anschläge verübt worden, um die Industriegleise, die den Steinbrnch mit der Lyoner Bahn verbinden, unbrauchbar zu machen. An einigen Stellen sind die Schienen durch Dynamit zerstört, an ande ren Baumstämme über das Gleis gelegt worden, sodaß nur durch die Geistesgegenwart des Lokomotivführers ein Un glück verhütet worden ist. Die Verhaftung der Schuldigen steht unmittelbar bevor. Die Führer des Syndikats der Steinbruchsarbeiter behaupten, daß die Ausständigen dem Attentat fern stehen. N e iv y o r k. Das Zentralbnrean der Western- Union -Te l e g r ap h e n - G e s e l l s ch a s t machte gestern noch zu später Stunde bekannt, dass mehr neue Arbeiter um Einfftellung nacktgesucht hätten, als angenommen werden könnten. Eine Depesche aus Chicago meldet, das; der Generalstreik für alle Telegraphisten Kanadas und der Vereinigten Staaten Heute verkündet werden wird. Washington. Die hiesigen Beamten der Postal- Telegraph-Company haben ncstcrn abend die Arbeit eingestellt. Zur Lage in Marokko. Paris. Der Minister des Aeußern Picho n erklärte mehreren Berichterstattern u. a. folgendes: Die Truppen, die gegenwärtig in Ntarvkko sind, g e n üg e n , und wir haben keine Lust, »och andere hinziischicken. Das Pro gramm, das ihnen vorgezeichnet ist, ist sehr klar: sie sollen bleiben, wo sie sind, keinerlei Expeditionen ms Innere unternehmen, sich darauf beschränken, die Ordnung Herzu stellen, die Rebellen zu züchtigen, die Ruhe zu sick ern, sowie die Polizei in der Stadt und in der Umgebung von Casa blanca zu organisieren. Wir sind in engem Einvernehmen mit Spanien. 500 Spanier sind in Casablanca eingetroffcn. Weitere spanische Truppen sichen im Bedarfsfälle bereit. Spanien und Frankreich werden dem Mandat, das sie von Europa empfangen haben, treu bleibe» und sich wohl hüten, es auszudchnc». Wir wollen um leinen Preis ein Werk der Eroberung, und wir wollen nicht eine Expedition uiitcr- nehmen, die übrigens dem Willen des Landes zuwidcrliese Unsere Rolle ist begrenzt, und wir sind entschlossen, an dieser Grenze festziihalten. Wie ich wiederholt im Parlament die offizielle Versicherung abgegeben habe, steht die Regierung ieder Abcnteuersucht so fern wie möglich. Sie will, das; die Rechte Frankreichs und die Interessen und das Leben der verbündeten Statsangehörigen respektiert werden. Sie will durch entschiedene Maßnahmen eine Wiederholung von An schlägen verhindern, wie sie gegen sremde Ansiedler be gangen wurden in einem Lande, «wo Frankreich in dieser Hinsicht ein besonderes Mandat erhalten hat. Ganz Europa begreift und billigt unser Vorgehen. London. (Priv.-Tel.) „Daily Telegraph" meldet aus Casablanca: Die Stadt ist gesäubert. Der Schaden läßt sich noch nicht abschätzcn. Das ganze Iudenviertel ist zerstört. Im arabischen Teile d-r Stadt sind die Leichen von Hunden und Ratten teilweise angesresscn. 1500 Leichen wurden in der Stadt gefundc». Die Banken hatten rasende Angriffe ausznhalten. In der Marokkanischen Bant wurden 00 000 Francs gestohlen: in der Algerischen Bank wurden die Geldschränkc, die 1 Million Francs enthielten, beschädigt, doch waren die Plünderer unfähig, sie zu erbrechen. Leipzig. Auf dem Hofe des neuen Iustizgebäudcs wurde heute früh der Schuhmacher Neumann durch den Landcsscharsrichtcr Brandt h i n g e r i ch t e t. Neiiman» hatte seine Geliebte. Frau Roßberg, meuchlings erdrosselt. Wilhelmshöhe. Der gostrige Automobilaüsflng des Kaiserpaares führte über Hofgeismar, Bcberbeck und den Reinhardswald. Heute morgen 8 Uhr traf der Reichskanzler Fürst Bülow in Kassel ein. Zum Emp fang war ans dem Bahnhof Gesandter Freiherr v. Ienisch erschienen, der den Fürsten nach Schloß Wilhelmshöhe ge leitete. Das Kaiserpaar unternahm Heute morgen einen Spazierritt. Der Kaiser hatte daraus eine Besprechung mit dem Reichskanzler, hörte Pen Bortrag des Chefs des Militärkabinetts Generaladjutanten v. Hülscn-Haeseler und folgte am Mittag einer Einladung des kommandierenden Generals Herzogs Albrecht von Württemberg zur T'asel. Brannfchwei g. Der König von Siam und Prinz Paribatra haben heute vormittag Braunschweig ver lassen. Der Herzog-Regent Johann Albrecht begleitete seine Gäste zum Bahnhofe, wo er sich in herzlicher Weise vou ihnen verabschiedete. Der König begibt sich zunächst „ach Köln. Mvige« vqrmitkag reift der König »ach Paris weiter und nimmt dom» ttr Hornburg y. d. H. einen vicr- wöckngen KnraiAntHalt. Berlin. (Prtv.-T«l.) Im Befinden Josef Joachims ist keine Besserung elngetreten. Die Besorgnis für sein Leben besteht fort. B resla u. Die «Schief. Atg." meldet aus Myslowitz, daß in der Nähe der Kohlenumschlagstcllc der Nifkagrube an der Dreikaiserreichsecke gestern ein mit 500 Zentnern Kohlen beladener Kahn infolge -er Stromschnellen der Pnzemfa unterhalb der Eisenbahnbrücke gesunken ist. Die Schiffahrt ist dadurch unterbrochen. Altona. (Priv.-Tel.) Der Haupttäter bei den Aus schreitungen am Sonntag, der Musketier Sennert, der von Polizisten mit dem Säbel niedergeschlagen wor den war, ist im Militärlazarett gestorben. Im Laufe der Untersuchung sind noch weitere Zivilisten verhaftet worden. Köln. (Priv.-Tel.) Hier wurden wieder zwei Neu erkrankungen an Genickstarre und gleichzeitig zwei Todesfälle fcstgestellt. Auch in Bonn erlag eine jugend liche Person dieser Krankheit. In fast allen Fällen handelt cs sich um Kinder von 4 biö 15 Jahren. Die Seuche scheint in den letzten Monaten sich vom Ruhrgcbicte nach ein zelnen rheinischen Orten verpflanzt zu haben. Paris. (Priv.-Tel.) Ludovic Halovy, der das 73. Lebensjahr vollendet hat, ist schwer erkrankt. Paris. Nach der Zollsiatistik betrug der Wert der Einfuhr i» den ersten siebe» Monaten des Jahres 1W7: 3 500 706 000 Francs gegen 3W3L33 000 Francs im Jahre 1800 und der Wert der Ausfuhr 3 238170 000 Francs gegenüber 2 871 085 000 Francs im Jahre 1806. Mailand. (Priv.-Tel.) Die im Jjeo-See liegende Insel steht in Flammen. Wohnhäuser und Waldungen bilden ein Feuenneer. Oertliches und LächsischeS. Dresden. 13 August. —* Sc. Majestät der König jagte gestern abend und heute früh beim Kaiinnerherrn Freiherr» v. Burgk auf Ebersbacher Revier aus Rehböcke. Zur heutigen königlichen Frühslückstasel in Moritzburg waren die Kammcrherren Freiherr v. Burgk und v. Spvrcken mit Einladungen aus gezeichnet worden. —* Bnrcanbeanrtc als Schöffen und Geschworene. Der in Leipzig seßhafte Verband Deutscher Bureau- beamten hat an das Reichsjnstizamt und die Landes- jilstizministericn Eingaben gerichtet, in denen um Berück sichtigung des Burennbeamienstandes bei der Auswahl im Laienrichteramt ersucht wird. Man ist der Ansicht, daß die geringe Beachtung des Bnreaubeamtenstandes beim Laicn- richteramt den Stand in der Achtung des vielfach nur nach Aeußerlichkeiten urteilenden Publikums herabsctzt, um sv mehr, als einfache Handwerker, kleine Bauern und Kaus- leute anstandslos seit einem Mcnschenalter als Schöffen und Geschworene tätig sind. —* Ausprägungen vou Gold- und Silbermüuzeu bei der König!, lächs. Münzstätte in den Jahren 187t bis mit 1SV4. In der König!, sächs. Münzstätte zu Dresden beziv. Milldcilhütte» bei Frciberg kamen während des vorge nannten dreiundzwanzigjährigcn Zeitraumes an Gold zur Ausprägung: Dvppelkrvnen oder 20-Markstücke mit dem Bildnisse des Königs Johann 1 975 858 Stück — 39 517180 Mark: unter König Albert 1 507 016 Stück — 30 152 520 Ml.: unter König Georg 250 000 Stück — 5 000 000 Mk. Die Goldstücke tragen das Münzzeichen L. Die ersten Dovpel- tronen mit dem Bildnisse des Königs Albert wurden am 8. August 1874, die mit dem Kopf des Königs Georg am 7. März 1903 geprägt. An Kronen oder 10-Markstücken wurden ausgemünzt unter König Johann 1 055 888 Stück ^ 10 558 880 Mk.. unter König Albert 2 784 256 Stück — 27 842 560 Pik. und unter König Georg 385 687 Stück 3 856 870 Mk. An halben Kronen oder goldene» 6-Markstückcn wurden geprägt 401768 Stück — 2 008 840 Mark. Sic hatten keine allzulange Tauer: am 1. Oktober 1801 verloren sie bereits wieder ihre gesetzliche Gültigkeit. Was nun die Silbermünzen anbelangt, so kamen zur Aus prägung an 5-Markstücken 3114 010 Stück — 15 570 050 Mk. Einbegriffen sind hierbei 100 000 Stück Gedenkmünzen aus den Tob Königs Albertü — 500 000 Mk.. und 37 200 Stück dergleichen aus König Georg, während die 1888 geprägten medaillciisürmigen 5-Markstücke auf das 800jährige Wcttin- jubiläum nicht eingcschlvssc» sind. An 2 - M a r k st ü ck c n betrug die Ausprägung 7 180 824 Stück --- 14 375 848 Mk. einschließlich der Denkmünzen aus den Hingang der Könige Albert und Georg, und au 1 - Markstüüen 14 353 952 Stück — 14 353 852 Mk. Die kleinste Silbermünze, das 50 - P s e n n i g st ü ck, endlich ohne Eichenkranz und mit doppeltem Münzzeichen Lsi. kam mit 5 600 684 Stück --- 2 800 342 Mk. zur Ausprägung. Das gibt insgesamt eine Ausprägung von 38 627 655 Stück Silber- und Gold münzen im Werte von 166 137 152 Mk. einschließlich für Kunst und Wissenschaft. s* M i t t e i l u n g. a u s d e m B u r e a u d c r König lichen Hoftheater. Die Gcneraldirektion hat das sünsaktige Schauspiel „Der große Tag" von Heinrich Lilienfein zur Uraufführung für das Königliche Schau spielhaus angenommen. — Die Abonnements-Vorstellungen im Schau spiel Hanse beginnen am 16. September. Die gedruckte Bekanntmachung über das Abonnement ist im Bureau der Generaldireküon iSchössergasse 16) und bis auf weiteres an der Tageskasse des Opernhauses zu erhalten. Schriftliche Bestellungen auf das neue Abonnement werden bis 28. August nach Möglichkeit berücksichtigt. — Im Opernhause wird morgen, Mittwoch, Rossinis zwei- nktige kölnische Oper „D e r B a r b i c r v o n Sevil 1 a" ge geben. Die Besetzung ist folgende: Rosine: Frau Wcdckind, Graf Almaviva: Herr Grosch, Figaro: Herr Kieß, Bartvlo: Herr Erwin, Basilio: Herr Rains. — Donnerstag, den 15. August, gebt das dreiaktige lyrische Drama „W c r t h e r" von I. Massenct in folgender Besetzung in Szene: Lotte: Frau Nast, Sophie: Frl. Seebe, Wcrthcr: Herr Vurrian, Albert: Herr Plaschke, Amtmann: Herr Nebuschka. Im R c s i d e n z t h c a t e r wird heute abend an statt „Der Bund der Jugend" wiederum «Frau Mar rens Gewerbe" gegeben. -f* Königs. Opernhaus. Mau kann sich immer wieder mit Fug und Recht darüber entrüsten, daß die gewaltigste Emanation germanischen Geistes, Goethes „Faust", zu einem französischen Opcrnlibretto, „Margarethe", zurccht- geschncidert wurde, seltsam und wunderlich bleibt es, daß es Leute mit Ohren gibt, die Gonnobs Lyrik breiweich nennen und sich der halb lockenden, halb schmelzenden Melodik des GartcnaktcS verschließen können. Man kann ja ganz andere Knnstprinzipien haben, wie -er französische Komponist, lassen muß man ihm, daß er ein GesangSmensch erster Ordnung war. Daruin lieben ihn auch die Sänger, die gern einmal in süßen Kantilenen schwelgen. Nach der gestrigen Aufführung hätte die Oper „Faust" heißen müssen ober eigentlich „Burrian", denn von „Faust" ist in dem Werke den» doch zu wenig. Aber Burrian dominierte, er gab aus der Fülle seines Reichtums mit voller Kehle. Seine Gebelaune ließ fast vergessen, daß der nerwandelte Fanst, der Liebhaber, auch gespielt werden kann. Schon der erste Akt zeigt die Höhe seiner Kllnstler- schaft, in Len prachtvollen Steigerungen sowohl, wie in der > musterhaften Behandlung des Wortes. Die Kavatine mird »rran gegenwärtig auf deutschen Bühnen wohl nicht ivicder in so männlicher Auffassung, überglänzt von zartein, süßestem Schmelz, hören können. Wie schön, sich der Reise einer gesanglich so entwickelten Künstlerschast ersreuen zu können. Im Duett muhte Gleichen zum mindesten dem Zauber dieser Stimme und der zwingenden Gewalt des musikalischen Ausdrucks erliegen. Frau Boehm-van Enüert trat als Margarethe ihr Engagement an. Sie ist weit mehr Gleichen wie Margucritc, ganz Liebe und Hingebung: sie ist daS in unser Bewußtsein als Typus übcrgegangene Geschöpf des LiebcuS, Leidens und Dul- dens, innig und stark in dem Wille» zum Opfer ihrer Persönlichkeit, gebrochen im Leiden, fast zu sehr. Es war etivas GoetheschcS in dieser Gestalt: „Doch alles, was mich dazu trieb, Gott war so gut. ach. war so lieb." Ihre Auf fassung erweckte das innigste Mitleid mit dieser gebroche nen Mädchcnblüie. Größe der Tragik ist ihr nicht so eigen, wie es Dom- und Kerkcrakt eigentlich erforderten. Sic singt, wie sie auSstcht, gar nicht blendend, aber keiisch, innig und lieblich, efsektuierendc Ncbenrücksichtcn sin- ihrer Kunst fremd. Der Anruf an die Engel verträgt allerdings mehr Glanz und airsblühenden Triumph des Organs, wie ihn die Künstlerin hier noch auszubringen vermag. Die Leistung ist reich an lyrischen, nicht aber an bcroischcn Werten. Innigen, zarten Mädchencharakteren wird Frau Boehm-van Enderts Kunst am besten entsprechen, die Desdemona in Verdis „Othello" müßte eine hervorragende Leistung von ihr sein. Neu war Frl. Eva v. d. Osten als Siebcl, und wenn -er schtvärmende Liebhaber schon von einer Dame gesungen werben muß, so bietet die talent volle Künstlerin die glücklichste Lösung — eine Leistung, stilecht in ieder Beziehung. Und wie innig war ihr Spiel, ihre Anteilnahme an dem Schicksal Valentins. Dieser wurde von Herrn Plaschke mit qnelleiibcm, reichem Bariton gesungen — er starb als Soldat und brav. Herrn Rains Mephisto erinnert beim ersten Auftreten unwill kürlich an einen Knackabout und verstärkt diesen Eindruck noch im zweiten Akt, wenn er sich gegen die aufgereckten Kreuze wehrt. In seiner Auffassung machten sich erfreu, licherweise viele Momente bemerkbar, die den denkend«»» Sänger verrieten. Vielleicht ist ihm mit dem Rate gedient, den dritten Akt mit langsamem Entblättern einer Rose als einer symbolischen Nuance zu schließen anstatt mit effck. tuterender Opcrnpose. Die Stimme klang namentlich in der oberen Lage sonor und machtvoll. Frl. Eiben- schütz erschöpfte darstellerisch die Komik, die in der Marthc liegt, aber ihr Sopran konnte den Altcharaktcr der Partie, der für die Wirkung der Ensembles im dritten Akte so nötig ist, natürlich nicht treffen. — Eine auffallende Natur erscheinung tritt auch hier in den Dekorationen zu Tage. Während im zweiten Akte vor dem Tore Baum und Busch die charakteristischen Momente jungen Frühlings zeigen, blüht Grctchens Garten in schier tropischer Rosensülle. Und dann — sollte je daran gedacht werden, etwas Neues an diese Oper zu wenden, so berücksichtigt man vielleicht auch das große Ballett des vierte» Aktes. Etwas Biedereres gibt cs nicht leicht, wie die Feier dieser Walpurgisnacht — alles Bacchantische und Diabolische ist sv gut wie ansgeschaitct. Beklagenswert ist mir bei diesem Ballett stets der Ver treter des Faust erschiene», er nimmt die Revue meist mit der Befriedigung eines leidlich erfreuten Bäckers ab oder mit der hochmütigen Gelassenheit des Mannes, der die grüßte Gage bezieht. Hartwig. Kaspar Braun. (Ein Gedcnkblatt.) Zu den wenige» Zeitschriften, die in konservativster Weise ihrer guten alten Tendenz treu geblieben sind und sich im Strome der Zeit ihren altbewährten Rus und Ruhm bewahrt haben, gehören die „Fliegenden Blätter". Wie sich die „Fliegenden" »nit ihrem unverwüstlichen und — was besonders hervorgehobcn zu werden verdient — gesunden Humor die ganze Welt erobert habe», so dürfte es auch am Platze sein, heute, an seinem hundertsten Geburtstage, jenes Mannes zu gedenken, dem wir die Schaffung dieses trefflichen Witzblattes zu verdanken haben. Kaspar Braun, am 13. August 1807 zu Aschaffcnburg geboren, der eine vorzügliche Bildung genossen und das Gymnasium seiner Heimat absolviert hat, bezog -ie unter Cornelius ncuorganisierte Akademie zu München, wo er zeichnete und malte, und zwar, während er noch den Mustk- saal besuchte, groteske Landschaften nach eigener Erfindung, im Stil des Salvator Rosa mit Rabcnsteinen und Gcistcr- gelindcl staffiert, serner Schlachtfelder, aber auch Falsch spieler. Gauner und fahrendes Volk » la Earavaggio und Callot. Braun versuchte sich in allen Arten der Technik. FreSkomalen. Steinzeichnen, Xylographie. Letztere ftek infolge mangelhafter Hilfsmittel auch dementsprechend au^
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