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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 22.10.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192510228
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19251022
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19251022
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1925
- Monat1925-10
- Tag1925-10-22
- Monat1925-10
- Jahr1925
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 22.10.1925
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llnh, der «, er- -«-«» r««n» Mtt« tree nach küst« am »ar nun »l«nac- kannendera im Jchh!,- am «weiten Pfingsttage «ranke und Krüppel, um ,n opfern, und ginge« bann in der sicheren Hoffnung auf Heilung fort. Wett verbreitet ist in der Volksmedizin der Glaube, daß man durch Ueber» traaung von Krankheit«» auf Pflanze« und Bäum« sich heuen kann. Entweder wird di« Krankheit mit einem Zauberspruch der Pflanze „anaewünscht" ober die Ueber» tragung erfolgt tatsächlich durch da- sog. Ber " wt« man eö noch heut« findet. Man stopft Haar« ken in die dazu gebohrte« Locher der Bäume, «ol «Stillschweigen bewahrt wird. Mit der rrunbe soll auch die Krankheit schw von Dobrtlugk löst mau die Rind« die Krankheit trügt, und segnet den Bau«. Mit der Hei lung der vaumwunde geht auch dte Krankheit fort. Man soll sich hüten, an einem solchen Baum wieder vorbeizugehcn, te«n «» besteht di« Gefahr, dah di« Krankbeitlaetster dann wieder von dem Menschen Best« ergreifen. Lehr alter tümlich ist auch der Heilbrauch des Messens, von dem aus de« Havelland« berichtet wirb. Will man wissen, ob «in Kranker am Leben bleibt, so mißt man ihn an drei Tage» über den Rücken. Wird er kürzer, so stirbt er. In Ostpreußen heilt man Krämpfe, indem man mit einem Kaden das Maß des Kranker» nimmt und diesen Kaden einem Toten in der» Sarg legt. Sehr bezeichnend für die HeUwetse de» Botte» ist der in d«r Mark und in West, vreuben verbreitet« Brauch der sog. Tollhvlzer, durch dte Menschen und Tiere geheilt werden sollen, die in den, verdacht der Tollwut stehen. In Holzbrettchen werden Zauberformeln «tngekerbt, die zum Teil au» uralten, bis in die Krühzeit de» Christentums zurückgehenden Sätzen, »um Teil au» zusammenhanglosen Buchstaben und Krenzen bestehen. Ganz besonder» deutlich tritt der primitive Glaube an lebendige Krankheitserreger bet den «aschuben in der westpreußtschen Heid« zutage. Marr schreibt dort di« Magen- schmerzen der Belästigung durch ein sroschartigro Wese« mit langen Armen zu. die sich zusammenziehcn und schneidende Schmerzen verursachen. Aehnltche Vorstellungen haben in Bayern und Oesterreich wohl -en Anlaß zu den Krvtenftguren au» Wach» und Eisen gegeben, die bet Frauenleiden geopfert werben. Wenn im prrukischen Li- tauen ein kranke» Kind anhaltend schrie, so stellte mau Wasser unter die Wiege, dazu einen zusammeugcwiäeltrn Strick und «in Messer, mit Lenen sich der böse Geist, der da» Kind quält«, ertränken, erhängen oder ersteche»» sollte: dazu wurde er dreimal aufgesorbert, wobei man bi« Wieg bewegt«. Da» Hau »dach gilt tn Ostpreußen al» Aufent halt der Geister: be-halb wirb einem von rin«r Schlange Gebissenen verboten, unter bas Dach zu kommen, sondern er must neun Tage und neun Nächt« da» krank« Glied in» Freien behandeln. Auch bi« Zahlen Mystik ist in der Volksmedizin noch wirksam. Ein« Beschwörung wirb drei mal wiederholt. So schritt schon bei Len alten Indern di« junge Frau dreimal in sieben Schritten um den Herd. Dte gesteigerte S ist 9: sie wird ebenso wie Li« 7 oder 77 und 99 in b«r Heilkunde de» Volke» viel verwenbet. nie tn ihrem jungen Dasein. Da» — va» sollt« ihre Mutter sein 7 Diese stuinme Frau, di« kein einziges Wort für sie fand! Bon all den Enttäuschungen, die sie «rledtz »ar die« di« härtest,! Luett varnlai liest di» Hände sinken und umfing die gaa»« Gestatt de» Mädchen» mit einem langen Blick. »Die Loten werden lebendig,* sagte sie leis« vor sich hin, „da steht Gretchen Dentheim, ganz wie sie der- «iaft gewesen l Da» ist ihr Mund, ihr Haar — aber die Augen, der^.Lu»druck sind von Ernst —", „Gretchen Wentheim war di« einzig« Schwester meines Vater»*, sprach Hilda mühsam in die wieder entstan dene Still« hinein. „Ja, so «ar «»!* vollendet« dl« Fram „und sie zog Ernst Freqdeck nach in» Ungewiss», meinem Bruder, meinem lieben Bruder, und ich ging mit Fritz Wentheim hinüber tn ein« neu« Heimat* — kie sprach den Nomen fast unsicher —, „aber all die» ist lang» her — sehr lange — Ernst ist tot und Tret» ist tot — und nun ist auch Fritz —* Hilda kniet« neben ihr hin. „Fritz Wentheim, mein Later, ist gestorben, immer «n dich denkend,* sagt« sie sanft; „hier, deine Bilder — di« trug er auf dem Herzen — und seine letzten Wort« waren: Ich habe sie liedl* Lurtt varnint sah starr vor sich hin. „Lieb?* wiederholte sie schneidend. „Lieb 7 Und hat Wechsel gefälscht und Schande über unseren Namen ge- bracht und ist «in Spieler geworden, der vom Unglück der ««deren lebt; und —* Hilda hatte sich hoch ausgerichtet. Fast drohend blitzten ihr« Lugen nach der Frau bin. „Und doch — und doch — er hat dich liebgehabt!' ri«f st« heftig; „ich «eist nicht, ob all dir» wahr ist, was du sagst i Uber auch wenn «» wahr ist, so sag« ich dir ein«: «r war d«st«r al» du! Trotz alledeml Denn er hat an dir gehangen mit einer Lieb«, di« alle» über dauert^ und «r hat sein« eigen« Freiheit auf» Spiel ge» s«tzh um neben mir sein »u können, al» ich in Rot «ar. Llle», all«» HLtt« «r für mich hingegebin l Lu aber — du hast dich nie um mich -«sorgt und nie um mich ge- iUmmert l* Lucke Darnini stand nun auch sah aus. „Rind* sagt« st« entschlossen, „nun hör« mich! Ich stad« dir «ttva» zu sagen, wa» dir w«h« tun wird; und dach mutzt du di« Wahrheit erfahren t Fritz Wentheim glaubte doch, du seist sein Kind! Ich aber wußte «», daß da «» aicht bist, denn sein und mein LSchterchen ist tot „r Welt gekommen l* Sin Aufschrei unterbrach st«. Hilda halt« ihn au«, gestoßen. Aber di« Frau legt« jetzt ihren Lrm um dl« Wankend« und sprach weiter, ruhig, überzeugend: ,Si«d, Kind, da» »ar so: Ich »ar d«i meinem vruder Ernst auf seiner Farm In Südamerika, al» da» Kind «ur Wett '*- La derttlde» Nacht «tzch» «ch »einem VNeben sie haften. Ja, da» war veorgl »ereilter, mann- ltcher sah «r au», ernL weit über fein« Jahr«. In seinen Augen la- «in stille» E«hn«n. Aber «» »aren nicht mihr die Augen eine» Jüngling», sondern tr«u«, tief« Männer- äugen. Htlda Wentheim könnt« ihr« Llick« nicht lo»r«ißen v»n diesem oltvettrauten Antlitz, da» ihr doch so fremd erschien. Vie Jugendliebe «rstand mit aller Macht, .da. Jetzt versank. „Wer sind Sie 7* fragt« da «in« sanft« Frauenstimme von der Lür her. „Sie wünschten mich zu sprechen?* Htlda wandte der Nähertretenden ein tief erblaßte, Gesicht zu. Mit zitternden Händen legt« st« da» »Ud nieder. Dte dort stand, dicht neben der Lür, durch welche Angela eben htnausschlüpste, da, war Luci« varninil Hilda erkannt« sie augenblicklich nach den Bildern, obgleich diese Frau sehr aealtert »ar. «in Zug tiefen Schmerze» lag um den schönen Mund, di» Augeck »aren trübe, durch da» volle Haar zogen sich silbern schimmernd« Streifen. In all diesen letztvergangenen Stunden hatte Hilda an dies« Fra« gedacht, die ihr« Mutter sein sollt«. Jetzt, da st» ihr gegenüberstand, setzt rührt» sich nicht» tn ihr, kein auswallend« Gefühl zog sie Übermächtig zu ihr hin, drüngte ihr den heiligen Namen „Mutter* aus die Lippen. Lies» Frau schien ihr io ganz ftemdl „Ich heiß« Hilda Wentheim*, sagte da» jung» Mäd- chen endlich laut in die Stille hinein. Ein« Sekund« lang schien w, alo »ante di« G,statt d«r Frau. Dann trat sie «inm Schritt vor. St« wollt« sprechen, aber die Stimm» versagt« ihr. La ergänzte Hilda: „Vie Lochter Flitz Wentheim«, der vor drei Lagen gestorben ist.* -Gestmben 7* schrtt Hurt« varnint aus. Dann sank st« tn den großen Lehnsessel and schlug dte Hände vor daa Gesicht. St« weint« nicht, und sie sprach auch ntchta weiter. Liefe« Schweigen umgab Htlda und Luc!», »elche» »uch» und wuchs und zu «stier Mauer »urd«. Kein Saut ttnasnm, alo da» Brausen und Stöhnen de» winde», rvelchn um da» einsame Hau» ging. Htlda wartet«; st« mutzt, ja doch sprechen — jene Frau, dte ihr« Mutter sein sollte, st, mutzt» doch ihr« Arm» «ndltch öffn«n und ihr Kind htneinrrlßen, ihr langtnwedrtn Ktndl Ab«r nicht» von alledem geschah. Lueie varnint satz Lanz regungiloa und hielt ihr Gepcht noch immer in »«a Händen verborgen. Sie schien da« jung« Mädchen vergessen zu Haden. Htlda» Augen süllttn sich langsam MU schwer«« Tränen. Aiutterl* SU hatte da» Wort ganz leise gesprochen, st« -aste «s »la«ntlich gar nicht sagen »ollen, »dar r, drängte sich förmlich ihr aus dte Lippen, und zugleich schüttelt« st« »lötzstch ein so wilde», verzwelleltt» Schluchzen^ Kie noch Marktbericht«. Gr»tztntzai»«r Schweinewerkt vom 20. Oktober 1925. Prei, eine» Ferkel» 20—29 Mark. Ausnahmen über Notiz. Zufuhre: 254 Ferkel. Geschäftsgang: mittel. Amtlich« Natter«»,ra der Praduften-VIrse zu kbemaitz vom 2l. Oktober, nachm. 3 Uhr. Stimmung: ruhig. Weizen, 215 — 225, Roggen, hiesiger, 160—179, do. ntrderl. u. pr«utz. 170— 180, Sommergerste 220 — 245, Wintergerste 185 — 195, Hafer, alt 210- 225, do. neu 189—200, Mai« 205—210, do. CiNauantin 230—2L0, Weizenmehl 70'/, 49.50, Roagenmehl 60°/, 30,60, Wrizenkkrie 10,28, Roqgenkleie 9,78, Mrsenheu, neu 12,00, Kleeheu. —, Getreide-Stroh, tos» —, do. gepreßt 4,60. Die Preise verstehen sich bei Getreide in Ladungen von 200 dt» 300 Ztr., bei Mehl in Mengen unter 100 Ztr., bet Heu und Stroh ladungSwets« franko Lhemni» tn Eoldmark. Amtlich frftarsetzt« Preis» an »er Gr«»ukt«»»örs, zn Berit» am 21. Oktober. Grtrrid« und O»lsaaten pro 1900 Ire, sonst pr» 190 d» in Reichsmark. Wetzen, märkischer 212—215, pommrrscher —. Negern, märkischer 147—151, Mecklenburg. —, pommersch. —. Gerste, Futtrrgerst» 164-171, Somm«rg»rst« 906—228, Wintergerste IS4—171, Hafer, märkischer 174—186, pommerschrr —, westpreuß. —, Mat«, loco Berlin —, Waggon f«t Hamburg —, Weizenmehl, pro 100 Iig frei Berlin brutto inkl. Sack (seinst« Marken über Notiz) 27,00—31,00. Noggen- wehl pro 100 Icg frei Berlin brutto inkl. Sack 21,75 — 24,00. wetzrvklete, srei Berltn 11,00. «„amikleie, frei Berlin 8,99 - 9,20. «,ps Leinsaat Blkterte^krdse» 26,00 bi« 31,00, kleine Speisr-Erdse» 26,00 — 28,00. Futtererbsen 21,00 - 24,00. Peluschke« -. Ackerdehne« »tckeer 22,00 - 25,00. Lupinen, blau« —, gelb« —. Serradelle alt« -, neu» Netwknchen 15,20-15,40. Leinkuchen 22.S0 bi« 22,40. rreckeuschnttzel 8,60 - 8,70. Seye^chret 20.40 bi« 29,SO. L»rfmel«fse 80/79 9,50-9,60. K.rt.ffeltzeckrn 14,00 bi« 14,40. LE.«« dH- d»-4 «-!«- »»» »5»» >-» jM«>» V»». D Stromfchnttle» nnb Hindernisse« überau» ettch« Fl Lt« größten Anforderungen an da» Klepperboot stel reicht« b«n Po und nach einer Laau««nfaört über E Benedtg. Bet herrlichem »egelwtnd kam «r i» IX nach Trieft, von wo au« Schott «mb um Für und folaeiw« Häfen berührt«: Parenzo, tzkwi Porto Bado und Abbazia. An Fiume traf der) überau» stürmischen Tagen an »er tftrianischen 19. September «in. Eine «tldrowanttsch, Fah> bi, folgend« über Snsak—«rkveniza-Senj- «arlobay, ununterbrochen »erklüstete». oft an« Meer« ab- fallende» Gebirge »Nr Linken, zur Rechten die Insel. De, zähe «port»manu hasft t» Dezember über Spalato—Nawtsa -Lattaro—Corfn—«ortnth nach Athen zu aelauam. ve- kanntltch hat Schott im varigen Fahre bi« 19900 Kilometer lange Streck« von Reubura an der Lonau »i» Kairo »ab- Lelnb »urückgrlegt. von Athen au» wirb er nun mtt dem Dampfer zu diesem Endpunkt seiner vorjährigen Reise sah- re«, ««von dort an» durch» Not, Meer mit seinem kleine« nur v Meter langen und 90 Zentimeter breiten, zerlegbaren Fahrzeug nach Indien teil» zu paddeln, teil» zu segeln. Wieviel Kraftfahrzeuge gibt e» in der Welt? Nach der Statistik «ine» Pariser Sportblatte» gab e» am 1. Januar 192S LS7SSOOO Motorfahrzeuge auf Rädern in der Welt. Inzwischen dürfte dte Zahl von 25 Millionen schon ziemlich erreicht sein. Bon den er wähnten rund 23 Millionen Motorsuhrwerken waren 18615000 Automobile, 2 892 000 Lastwagen u. 1262 000 Motorräder. In den letzten zwei Fahre» hat die Zahl der Kraftfahrzeuge um 7 Millionen »uaenommen, da» sind fast 45 Prozent, und dte Vereinigten Staaten von Nordamerika stehen weitau» an erster Stelle. Sie be- allein 15 Millionen Personenwagen und über 2 Millionen Auto» der anderen Art, für vte ganze übrige Welt bleiben also nur rund 5 Millionen übrig. Deutsch land kommt erst als 6. Autoland an die Reihe, wobei man freilich die wirtschaftlichen Nachwirkungen deS Kriege» be rücksichtigen mutz) In Großbritannien und in Frankreich hat sich dte Zahl der Auto» m den letzten Jahre« Um mehr als 100000 Stück erhöht. In Deutschland dürfte diese Steigerung kaum 10 Prozent dieser Ziffern betragen. Ein Abgeordneter al» Landstreicher. Ein Mitglied der Liberalen Partei im englischen Unterhaus Mr. Frank Gray, hat al» Tramp eine Wanderung von 100 Meilen gemacht mit der Absicht, die Verhältnisse unter den Landstreichern zu studieren. Er zog sich entsprechende Kleidung an, auch übernachtete er rn den Herbergen zu sammen mit „Kollegen", mitunter auch tn Scheunen und Heuschobern. In dem Bericht über seine Erlebnisse, den er dem englischen WohlfahrtSmimstenum unterbreiten will, erklärt der Abgeordnete nach der „B. Z", daß nach seiner Ueberzeugung kaum mehr als 5 Prozent der Landstreicher wegen Arbeitslosigkeit wanderteil; den andern sei das Strolchleben einfach zur süßen Gewohnheit geworden. Die Macht der Gewohnheit. Der berühmt« Königsberger Philosoph Kant hatte an sich selbst die Beobachtung gemacht, daß er nach ziemlich vollendeter Verdauung in den Abendstunden am schärfsten denken könne. So stellte er sich denn zu jener Zett gewöhnlich mit verschränkten Armen und dampfender Pfeife tn seiner Gtudierstube an den Ofen, die Augen unverwandt nach dem großen Knopfe eines TurmeS gerichtet, den er auS seinem Fenster sehen konnte. In dieser Stellung und in jenen Stunden gab sich der Gelehrte seinen scharfsinnigen Betrachtungen und Untersuchungen hin, deren ErgebniS ihm mit Recht den Namen des „KönigSbe^er Weisen" verschaffte und ihn unsterblich machte. Einst konnte Kant mehrere Abende hintereinander, so sehr er sich auch anstrengte, dennoch keinen zusammenhängenden Ge danken fassen. Er wurde unruhig, fand aber endlich die Ursache seiner ihm unbegreiflichen Zerstreutheit. Einer Reparatur halber war nämlich jener große Knops Vom Turme genommen worden, den vor Augen zu haben, er sich seit Jahre» gewöhnt hatte, und er gestand sich selbst, daß er erst wieder ordentlich denken könne, nachdem der Turmknopf auf seine alte Stelle gesetzt worden war. Zimmer drang, in das schöne, blass« Gesicht und dl« dunklen Locken Angela varnini«. „Friedrich, da, ist entsetzlich l* rief di» jung« Geigerin außer sich. „Geradezu furchtbar l Und da, alle, muß Mama in einem fort mit anhören! L Gott!* Sie prallt« fast mit Hilda Wentheim zusammen, welch« In der Hall» stand. Der Lichtschimmer streift« nun auch dieses tn seiner blonden Schönheit so ganz andere Mädchen gesicht. Angela Darnln! fuhr erschrocken zurück. Zwei Minuten später hatte sie von dem Diener vernommen, daß da« fremd, Mädchen Ihr, Mutter zu spreche« wünsche, und ganz unbedenklich, in ihrer, raschen, liedenswürvtgen Art sagte si,: „Natürlich können Si« warten, Fräulein! Vitt», hier —* sie ging vorau« nach einem entkernten Zimmer — „es wird nicht sebr lange dauern; denn d«r arm« Papa «rhält eben ein Pulver. Mama meint, er wird bann einschlafen. Sr hat «la furchtbar«, Koosleiden — geradizu «ntsetzitch l Und sobald er munter wird, mrch Mama bet ihm sein, denn ohn« sie kann er nicht ein, Minute sei« l* Gf« sprach freundlich fort, odn« dt« junge Fremd«, dt« ko fein und schön aussah, nach ihrem Namen zu fraai«. Bisher war die ganz« Unterredung englisch ^esuhrk worden. Jetzt rief Ana,la eine« herbeteilenben Stuben mädchen »in paar deutsch« Wort« zu. Hilda Dentheim wandt« sich bet den v«rttaut«a Klängen rasch um. -Ach, Deutsch,* sagt« st« wie sehnsüchtig; d«na autze» mtt Fritz Wentheim hatte st« in all dies«» IaAm ihr« Muttersprache nicht gesprochen. Angela batte di« Lür geschlossrn, do« Geschrei ver hallt«. Li« Geigerin atmet« tief auf, wt, «löst. „Ich sprech« immer Deutsch, wenn ich jemand dazu find»,* sagte si«, ihrem unbekannt«» Gast «inen S«ss«l anweisend. „Meine Mutter «ar »in« Deutsch», auch ««in« zweit« Mutter stammt oon dort, Ich selbst »ar viel drüben, und mir ist Deutschland »in« li«d« Heimat ge worden. Ich wallt«, ich könnt« hinüb«r, j«tz» gulch l* „Ick auch!* «« klang wie «in Echo von den Lippen be» blonden Mädchen». Unwtllürlich folgt«» ihre «ick« jetzt denen ihrer Genosst^ welch« eine« «»träumten, sehnsüchtig«« Ausdruck ans»Nom««« hatten. Im nächsten Moment vergaß Hilda all« estw«iwntt Sitte; all« Zurückhaltung. Mtt einem Anfschrei sprang si« empor und Satt« gleich darauf «in« -rotz« Pheto- graphi« von dem Schr«tdtisch -«nommen, der «v d«r »inen wand stand. „Geor»* sagt« st«, so tief «schütt»«, »atz st« st«« die Silben sonnen konnte. Und »an» »och ttanwlr „Georg Günther l* La« Bild zeigt« zwei schöne, «rnste KSpf«. Ueber den «rüen ollttei» Mda» Augen hiiWeg, drm zvtiten Lte «,e v,lt«ekNse. "L«L* «lättrr find fed« d«f»Nt« «wer »i« ir«w Bett«»keif«. Di« Lall» New» bemerkt tn einem Leitartikel, bi« Krise sei öabnrch noch schwerer, weil Schritte »um Abschluß «ine» Paktes »wischen Griechenland und Jugoslawien unternommen worden sei«« und Jugoslawien «inen energischen Protest »«»«» der Grcnzüberfchreitnngeu » Bulgarien «ertchtet habe. Daa Blatt erklärt, Griechen- land «üffe Leu -«rechten Vorschlag vulgerirn« auf Ein- leit«»- einer sofortigen Untersuchung der Angelegenheit a»ne-«r». Die sofortig« Intervention be» völkerbunbes sei dringend erforderlich. Ker Krieg «o «ar»N«. )( Kondom Nach einer Meldung an» Tauger wur- den »et der Beschieß««, von Tetuan drei Personen ge tötet und eine Anzahl verwundet. Der Korrespondent Les „Dail« Telegraph^ meldet, baß dte ver-kuppe von «lbane, öt« Mitt« Septewöer von Le» Franzose« «»»ommrn worben war, seitdem von den Risleuten wieder besetzt worben set und bie Franzosen eine UmzingelungSbewegung unter- nähmen, um -en Feind von dort zu vertreiben. Der Korre spondent bemerkt unter Hinblick auf Liese erneute Tätig- kett der Ntflente: Dte Erwartung baß die Besetzung der VGane-Kuppe da» »»sehen nnb den Einfluß Abb «l Krim» verwtnbern werde, hat sich somit nicht bestätigt. Rach den vorliegenden Meldungen ist Abd «l Krim entschlossen, -en Krieg fortzusetzen. Da» Versprechen Patnlevs«, -aß die «och Marokko entsandten Verstärkungen wieder zurück- kehre« würden, wirb schwerlich elugrlvft «erde» könne«, außer wenn irgend ein Mittel gefunden wird, um mit Abd el Krim Frieden zu schließen. Ostdeutsche Volksmedizin. E» gibt wohl keine Krankheit Innerer oder äußerer Art, für der«, Heilung sich nicht Mittel und Weg« tn der Volk», mebiztn angegeben fänden. Dies« uralten Anweisungen, bie gewiß von abergläubischen Anschauungen ««wuchert sind, enthalten doch einen reichen Schatz von Erfahrungen, und deshalb hat «an in neuester Zett -en guten Ker« tn der verachteten volkSmedtzin wieder mehr -ervorgHoVen. Freilich gibt e» auch gar viele Bräuche, die nicht auf Natur- beobacht»»« beruhen, sondern mtt mythischen Vorstellungen zusammenhänaen und daher für di« Volkskunde tntereffanter sind al» für dte Hellwtssenschaft. Solch alten medizinischen Zaubers hat sich noch besonder» viel in dem ostdeutschen Kntturkrei» erhalten, und so kann Prof. Karl Brunner in seiner soeben bet Quelle u. M»«r in Leipzig erschienenen „Ostdeutschen Volkskunde" eine Reib« interessanter Einzel- heften Mitteilen. Z« den ältesten vottShetlmtttel« gehört z. B. der Gebrauch vorgeschichtlicher Stetngeräte, die als sog. Donnerkeile für wundertätig galten. Noch in neuerer Zeit schabte man im Sprerwald von solchen Steinen etwa» ab, um si« al» Arznei «iuzunehmen. Während des HauvtgotteSdiensteS tn der Kirche von Sanfter in Posen wurde eine Frau beobachtet, bi« mtt einem scharf«. Gegen- stand bie Mauersteine der Kirch« anbohrt«, um rote» Ztegelmehl zur Heilung ihre» kranke« vtehe» vom Rotlauf zu benutze«: da» wahrend des Gottesdienste» ge- wonneu« Mehl galt al» da» heilkräftigste. Bet den Ruinen der Gedenkkapelle an dte Schlacht von TannenVer^tm Jahre 1410 versammelten sich früher L 7 7 _-.7„.I, der sicheren Hoffnung auf Heilung fort. Weit verbreitet ist tn der Volksmedizin -er Glaube, -ah man durch Ueber- Entweder wird bi« Krankheit mit einem B e r p f l ö ck e n, " i von Krau, wobei strenge» ^ Heilung der Baum- ftnde«. In der Gegeud .... i einer Birke ab, schiebt «ine« Zettel darunter, der den Namen de» «ranke» und ««!
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