Die in denen vorigen Seculis aber müssen nach den damaligen gewöhnlichen Preifsen beurteilt werden. Und so wird sich’s finden, dafs die Ao. 1434, 1491, 1524, 1617, 1623 der jetzigen gleich, ja wohl gröfser gewesen sind. Diels Jahr ist im Julio und im Augustmonat der Kornpreifs aufs höchste, und mancher Orten im Ober-Erzgebirge über 12 Rthlr. 1 ) gewesen. Hier in Dresden ist er nicht über 8 Rthlr. gestiegen, und die Gerste nicht viel über 5 Rthlr., der Haafer 3 l / 2 Rthlr. und die Erbsen 11 Rthlr. Im Churkreifs steht das Korn noch nicht 7 Rthlr. In der Ober-Lausitz 8 Rthlr. und etliche Groschen, und im Erzgebirge 8 Rthlr. 12 gr. Der Umstand aber, welcher nun allerdings diese Theuerung übergrofs und etwas schmerzlicher macht, als jene unsere Voreltern seyn mochten, ist der Geldmangel und die gröfsere Menge Ein wohner“ 2 ). Mit einem Worte, das Elend in Sachsen war in den 70 er Jahren des 18. Jahrhunderts ungeheuer. War es ein Wunder, dafs infolge des eintretenden Brot- und Fourage- mangels viele Sachsen auswanderten und die Mannschaften im Heere noch häufiger desertierten in benachbarte, „ohnehin schon sehr verlockende Lande“ 3 ) und die Pferde eingingen. König Friedrich II. von Preufsen war dies natürlich nicht un willkommen. Er verbot den Verkauf von Getreide nach Sachsen und sah der Not mit einer gewissen Genugtuung zu. Die Gründe hierfür waren vor allem wirtschaftlicher Art; der König wünschte nämlich Arbeiter der Seiden-, Woll- und Baumwollindustrie nach Preufsen zu ziehen (siehe Politische Korrespondenz 31. Band, p. 770). Am 29. April 1772 schreibt er an Borcke: „Si la disette y continue ou qu’elle devienne meme plus avreuse, comme vous le presumez , que ce sera peut-etre une occasion qui pourra faciliter les moyens d’engager grand nombre de familles saxonnes, et surtout des manufacturiers, qui pour la plupart se trouvent repandus dans les cercles des montagnes, ä 1 ) Siehe Anhang: Getreidepreise. 2 ) Eine gute Schilderung der Teuerung findet sich bei Gretschel- Bülau III, p. 223—224. 3 ) Rudert, „Reorganisation“, p. 91.