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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 11.02.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-02-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191002110
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- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19100211
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- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19100211
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- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1910
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Vermischter. Da» neue Hochwasser. Der „L.-A." meldet untrem 10. Februar aus Paris: Fast all* Mvrgenzeitungen sind beute mit sehr beträchtlicher Verspätung er- ichiencn, zum Teil um mehr als eine Stunde, weil das von neuem steigende Wasser den größten Teil derMotoren, die die elektrische Beleuchtung liescrn, außer Betrieb gesetzt hatte. Die Dievre, ein kleiner Zufluß der Seine, der früher dicht bei Paris mündete, aber schon leit vielen Jahrzehnten innerhalb ter Stadt unterirdisch verlaust, sckwoll bei dem Hochwasser vor drei Wochen und auch gestern wieder außerordentlich an und übcrstutclc auch vte Ad;ugskauäle, von denen einer, ein Hauptsammelrohr, gerade unterhalb des geichätiSreichsten Teiles der mittleren Stadt zum Bersten gebracht wurde. Infolgedessen stehen Vic Louterrains und Hohlräume, in denen d e clcltrisch.n Leitungen verlaufen, wiedernm unter Wasser, so daß die Rue de Provence, de Lasayelte, de la Grange und Bateliöre, kaS Faubourg Montmartre und ein paar andere SAraßcnzüge ganz oder teilweise ihrer elektrischen Beleuchtung beraubt sind. Die meisten Leitungen mußten daher bei den wenigen in günstigerer Lage befind lichen Druckereien gesetzt und gedruckt werden, wodurch die große Ver zögerung verursacht wurde. Eine direlte neue UeberflutungSgefahr wird zedoch von den Ingenieuren und Meteorologen nicht befürchtet, da die von der Houne herrührende Hauptgefahr bereits als beseitigt gilt, die Marne aber erst in ein paar Tagen von neuem steigen dürste. Das Hochwasser in Westdeutschland. Oldenburg, 10. Februar. (Telegr.) Infolge der starken Schnee- schmelze haben die Hunte und ihre Nebenflüsse einen außerordentlich hohen Wasserstand erreicht. In dem Nachbarorte Eversten hat die Uebertchwemmnng bedrohliche Dimensionen angenommen. Ein Haus steht bereits zur Halste im Wasser, ein anderes ist vollständig vom Wasser eingeschlossen. Köln am Rhein, 10. Februar. (Telegr.) Der Rhein ist hier am Vormittag nur noch wenig gestiegen; der Pegelstand betrug mittags 6.40. — Aus Koblenz und vom Oberläufe deS Rhein wird ein Fallen gemeldet, während er bei der Neck ar Mündung noch gestiegen ist. Tie Mosel ist im Laufe der Nacht um 14 Zentimeter gefallen. * To-esanknrr-igungen. In ccr italienischen Zeitschrift „Minerva" erzählt Amcrigo Scor- latli von seltsamen Todesankündigungen, die in Erfüllung gegangen sind. Da ist zunächst die Geschichte von Fra Moriale. Der Mönch dieses Namens war nach Rom gekommen, nm Eola di Ricnzi, den letzten der Tribunen, ins Verderben zu stürzen. Er wurde jedoch ergriffen und ,um Tode verurteilt. Als er zur Richtstätte geführt wurde, verkündigte Fra Moriale feierlich und in prophetischem Tone, daß Cola innerhalb eines Monats ihm dorthin folgen würde, wohin er, der Mönch, jetzt gehen müsse. Und cs kam auch wirklich so, wenn auch die gestellte Frist um ein paar Tage überschritten wurde: Fra Ntvrialc wurde am 29. August 1354 enthauptet, und Cola wurde am 8. Oktober desselben Jahres von der aufgebrachten Volksmenge erschlagen. Die Brüder Inan und Pedro Alonso de Carvajal, genannt die Caroajales, «die sich unter Alfonso X. von Kastilien und später unter Ferdinand IV. als Revolutio näre berühmt gemacht Haden, wurden beschuldigt, einen Günstling des letztgenannten Königs ermordet zu haben. König Ferdinand verurteilte ne, ohne daß ein Beweis für ihre Tat erbracht und ohne daß ihnen der Prozeß gemacht worden wäre, zum Tode. Bevor sie zum Galgen gingen, kündigten die beiden Opfer spanischer Willkürherrschaft dem König an, daß er innerhalb einer Frist von dreißig Tagen vor Gottes Richter- stuhl erscheinen werde. Am dreißigsten Tage war Ferdinand so frisch und gesund, wie nur je zuvor; am folgenden Tage aber sand man ihn lot in seinem Bette. Noch bekannter ist die Todesankündigung, die Jakob Bernhard von Molay, der letzte Großmeister der Tempelherren, an den Papst Clemens V. und an Philipp den Schönen richtete. Der Papst und Philipp der Schöne, der den Orden der Tempelherren wegen seiner Macht haßte, ließen den Ordensmeister mit allen in Frankreich lebenden Rittern des Ordens, angeblich wegen Ketzerei, verhaften und vor ein gedungenes Gericht stellen. Am 18. März 1313 wurde Molau nach jahrelangem Leiden im Kerker und den grausamsten Mißhandlungen in Paris verbrannt. Als er auf dem Scheiterhaufen stand, verkündigte er dem Papste, daß er ihm innerhalb einer Frist von 40 Tagen folgen würde, und daß der König höchstens noch ein Jahr und einen Tag zu leben habe. Und so war es wirklich: der Papst starb am vierzigsten Tage und der König nach einem Jahre. Noch frischer in der Erinne rung ist die Geschichte des schottischen Reformators Georg Wisart, der vom Kardinal Beaton zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt wurde. Als die Flammen schon den Körper des Opfers berührten, sprach dieses die furchtbaren Worte: „Der Mann, der, aus sein hohes Amt pochend, mir dieses Los bereitet hat, wird dahingerafft werden, be vor noch die Bäume, welche für meinen Scheiterhaufen Reisig geliefert baben, neue Blätter angesetzt haben werden!" Die Worte waren im Februar gesprochen worden: im Mai desselben Jahres war Kardinal Beaton eine Leiche. * Wie man Professor wird. Der Berliner „Börsenkurier" erzählt solgenve niedliche Geschichte: Als Organist der Kaifer-Wilbelm-Gedacht- niskirche erfreut sich Herr Walter Fischer in den Kreisen, die gute Kirchenmusik zu schätzen wissen, eines wohlverdienten Ansehens. Es war einige Tage vor dem Kaisergeburtstag, als die Gattin Fischers am Vormittag um 10 Uhr vom Hofmarschallamt die telephonische Mitteilung erhielt, der Kaiser wünlche mit dem Kronprinzen und der Kronprinzessin von Rumänien die große Orgel zu besichtigen. In großer Eile wurde Herr Fischer, der nn Nebenamt an einem Gymnasium Unterricht erteilt, benach richtigt. Dieser machte schleunigst Toilette und eilte in die Kirche. Kaum hatte er Zeit gefunden, die Kirchenkür auszuschließen und sich zum Empfang in Positur zu stellen, als auch schon das kaiserliche Auto vor rem Portal vorrollte. „Hoffentlich halten wir Sie nicht zu lange auf!" meinte der Kaiser nach der Begrüßung. Fischer spielte zuerst ein Prä- lurium, dann einige Volkslieder und auf Wunsch deS Kaisers auch einige Stücke von Bach und Händel. Hierauf rüstete sich die kaiserliche Gesell schaft zum Aufbruch. „Meinen aufrichtigen Dank für den großen Genuß, den Sie uns bereitet haben, Herr Professor," sagte der Kaiser, dem Organisten die Hand drückend. „Verzeihung, Majestät," versetzte der Anaeredete, „daß ich Euer Maiestät gleich- falls meinen untertänigsten Dank sür die große Auszeichnrng aus spreche." — „Welche Auszeichnung, Professor?" — „Nun, Majestät, reden mich beständig Professor an, obgleich . . . ." — „Ach, das ist gut", unterbrach ihn der Kaiser, hell auslachend und sich mit der Hand vor die Stirn schlagend, „so vergeßlich zu sein! Sie sind also noch gar nicht Professor? Nun, was nicht ist, kann ja noch werden. Was ich gesagt habe, habe ich gesagt. Adieu, Herr Professor!" Damit be stieg der Kaiser mit seinen Begleitern das draußen wartende Automobil. Am nächsten Tage aber hatte der geistesgegenwärtige Organist sein Patent als wohlbestallter Professor der Musik in Händen. Uebersahren. Aus Berlin wird gemeldet: Der 10jährige Sohn des Kassierers Lentschow auS der Nollendorsstraße lief, als der Luft- lreuzer 11. III. gestern über dem Nollendorsplatz erschien, ohne sich um zusehen über den Straßendamm, wurde von einem Wagen der elektrische» Straßenbahn erfaßt und überfahren. Der Tod trat auf der Stelle ein. Selbstmord eines Bankiers. Aus Potsdam meldet uns die „B. Z. am Mittag": Der Bankier Albrecht, der Inhaber deS Bank hauses Ullrich Wolff, hat sich in vergangener Nacht erschossen, wie cS beißt, wegen Depotunterschlagungen. Ei» ergreifendes Trama ereignete sich, wie aus Hannover gemeldet wird, in Holtensen bei Weetzen. Dort feierte der 30 Jahre alte Tclegraphetzaufseber Hahn mit der Tochter eines Gutsbesitzer- Hoch zeit. Nach der Feier ging der junge Ehemann in den Hof und zeigte leinem jugendlichen Schwager einen Revolver, der sich plötzlich entlud. Die Kugel traf den jungen Bauernsohn tödlich. Als der junge Ehemann sah, was er angerichtet hatte, erhängte er sich. Auf eine glühende Herdplatte gefalle«. Au« Posen wird tele graphiert: Die seit ihrer Jugend an Krämpfen leidende Niährige Arbeiterin StudzinSki au» L>strowo fiel gestern auf eine glühende Herdplatte und starb bald unter furchtbaren Qualen. vtn schweres Automobilunglück hat sich o der Nähe von Bor deaux, wie uns aus Pari« telegraphiert wird, ereignet. Der bekannte Aviatiker Herr von Mumm wollte mit seinem Freunde Mister Johnson und einem Mechaniker im Automobil nach Paris fahren. Einen Kilometer vor Langon wollte Herr v. Mumm einem mitten auf der Chaussee fahrenden Wagen ausweichen. Bei der scharfen Wendung fuhr das Automobil gegen einen Baum, überschlug sich und begrub die Insassen unter sich. Der Mechaniker wurde in einen Wasser tümpel geschleudert und konnte sich ohne schwere Verletzungen wieder erheben. Herr v. Mumm wurde schwer verletzt unter den Trüm mern des Automobils, dessen Benzinbehälter explodiert war, tervorge- zogen; Mister Johnson war vollständig verbrannt. Es konnte nickt festgestellt werden, ob Johnson vorher durch den Unfall getötet worden war oder lediglich in den Flammen umgekommen ist. Das Automobil ist vollständig verbrannt. IS Mädchen verbrannt. Aus Lissabon wird telegraphiert: Bei den KarnevalSfestlickkeiten geriet ein mit Papier und Watte dekorierter Wagen, auf dem sich 13 junge Mädchen aus den angesehensten Familien befanden, in Brand. Alle Mädchen wurden schwer verbrannt. Es heißt, daß ein junger Mann den Wagen aus Eifer sucht angesteckt habe. Wölfe! Aus Mailand wird gemeldet: Bon den Apenninen stiegen hungrige Wölie in die Täler und richteten unter den Schafen ein großes Blutbad an. Erdstöße. Aus London wiro depeschiert: Aus der Insel Wight sanden einige bedeutende Erdstöße auf den Klippen statt; viele Tausend Kubikmeter Felsen donnerten hinunter ins Meer. Selbstmord eines LffisierS. Aus Krotoschin, 10. Februar, wird gemeldet: Der Oberleutnant Kloz vom Füsclierregiment Nr. 37 in Krotoschin, dessen Frau sick vor vier Wochen mit Leuchtgas vergiftete, wurde gestern in seiner Wohnung leblos aufgefunden. Bei näherer Untersuchung ergab sick, daß Kloz ebenfalls durch Leuchtgas vergiftet war. ES liegt Selbstmord vor. Eine kannibalrnbande. Aus Buenos Aires wird gemeldet, daß im Hochgebirge westlich von Rio Negro eine Kannibalenbande aufgehoben wurde, die während der letzten vier Jahre 62 Reisende gelötet hatte. Peary Konteradmiral a. T. Aus New ?)ork wird gemeldet, daß der Senat den Antrag an nahm, wonach der Nordpolfahrer Peary zum Konteradmiral a. D. ernannt wird. Man erwartet einen gleichen Beschluß vom Repräsentantenhaus. Gerichtssaal. Reichsgericht. rr. Leipzig, 10. Februar. Tie Vlohmcsche Wildnis und ihr früherer Leiter beschäftigten heute das Reichsgericht. Das Schwurgericht Altona hat am 30. Oktober v. I. den früheren Hausvater des ErziehungShauseS Blohwesche Wildnis, Friedrich Wil helm Joachim Kolander wegen unternommener Verleitung zum Meineid unter Einbeziehung der ihm in Itzehoe auserlrgten achtmonatigen Gefängnisstrafe zu einer Gesamtstrafe von einem Jahr sechs Monaten Zuchthaus verurteilt. Tie GeiängniSstrafe war ihm wie erinnerlich wegen gröblicher Mißhandlung weib licher Pfleglinge zudiktiert worden, nachdem das Reichsgericht das erste Urteil der Strafkammer ausgehoben hatte. Die jetzige Verurteilung hängt mit der früheren Sache insofern zusammen, als Kalander mehrere Mädchen, die damals gegen ihn aussagen sollten, zu bewegen gesucht Hot, ihn nicht zu belasten. — Gegen das Urteil des Schwurgerichts hatte der Angeklagte Revision eingelegt, in welcher er die Fragestellung sowie einige prozessuale Vorgänge bemängelte. — Nach dem Anträge des Reichsanwalts erkannte das Reichsgericht auf Ver werfung der Revision. ASnlgttche» Landgericht. : Leipzig, 10. Februar. Wegen Erpressung wurde vor der zweiten Strafkammer des Land- gcrichts gegen den 40jährigen, aus «Stettin stammenden Heilgehilfen Karl Richard Tettborn verhandelt. Nach einer wegen Besorgnis der Gefährdung der öffentlichen Sittlichkeit hinter verschloßenen Türen geführten Verhandlung wurde der Angeklagte, der wegen Erpressung und Falscheides bereits mit einer Gefängnisstrafe von einem' Jahre uud vier Monaten belegt worden ist, zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt. Rücksallsbetrug. Der schon oft, darunter auch mit Zuchthaus be strafte Tapezierer Hugo Ehrenberg von hier hatte angeblich im Auftrage mehrerer Kunden bei diesigen Tapetenhandlungen Tapeten und Borden im Gesamtwerte von 200 .L auf Kredit entnommen und wieder verkauft, den Erlös aber in die eigene Tasche gesteckt. Wegen Rückfalls- betrugs wurde Ehrenberg zu einem Jahre neun Monaten Ge fängnis und vierjährigem Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt. Der Mansfelder Aufrnhrprozesi. lSchlnß.1 g. Halle a. S., 9. Februar. Bei der Begründung der Anklage führte der Staats anwaltschaftsrat Älslebenu. a. aus: Die ganze Verhandlung war ur- sprünglich nicht sür Sie bestimmt. Weil aber das Gericht in Eisleben die Angeklagten des Landfriedensbrnchs verdächtig gehalten hat, habe» wir uns damit zu beschäftigen und die Frage zu prüfen, ob die Staats anwaltschaft ursprünglich recht hatte, als sie nur Anklage wegen Körper verletzung erhoben hatte. Die Sozialdemokratie konnte in dem Mans- selber Revier längere Zeit nicht vorwärts kommen, weil die Mansfelder Bergleute sich dem alten Bergarbeiterverband gegenüber bis in den Herbst des vorigen Jahres ablehnend verhalten hatten. Als nun aber der alte Bergarbeiteroerband auch unter den Mansfelder Berg arbeitern Mitglieder fand, wollte die Gewerkschaft das nicht dulden und kündigte den Bergarbeitern, die Mitglieder geworden waren. Ter Streik, dem sich zuletzt 7000 Mann angeschlossen hatten, sollte außer der Rück gängigmachung der Kündigung darüber hinaus die Anerkennung des Bergarbeiterverbandes durchsetzen. Tic Bergleute in Mansfeld waren im großen und ganzen mit ihrer Lage zufrieden; sie besaßen ein Grund stück und kleine Häuschen, so daß man von ihnen einen zähen Widerstand gegen den Verband erwartete. Jedenfalls arbeitete eine große Zahl Berg- lcutc weiter, und diese wollte man zur Niederlegung der Arbeit zwingen, eine Arbeitsniederlegung, die sie dem Verband zugesührt haben würde, weil nur Verbandsmitgliedern Streikunterstützung gezahlt wird. Bis zum 20. Oktober war cs ruhig, die Arbeitswilligen wurden zwar ver höhnt, aber zn weiteren Ausschreitungen kam es nicht. Ein gewalt tätiges Vorgehen fand erst am 21. Oktober statt. Daß die Streikenden veranlaßt worden seien, mit Gewalt gegen die Arbeitswilligen vorzu- gehen, ist. wie ich ausdrücklich betonen will, hier nicht festgestellt worden. Aber die Ereignisse des 21. Oktober gestatten den Rückschluß, daß in der Versammlung der Streikenden Aeußerungen gefallen sind, die auf eine Billigung der Handlung der Streikenden schließen lassen, daß man näm lich gegen die Arbeitswilligen energisch und wohl auch mit Gewalt oder etwas Aehnlichcm vorgehen dürfe. Zur Frage der Strafbarkeit über gehend, steht der Staatsanwalt auch letzt noch auf dem Standpunkt, daß Landfriebensbruch nicht vorliege, er bitte daher die Geschworenen, die Frage nach Landfriedensbruch zu verneinen. Dagegen halte er gemein schaftliche Körperverletzung und Vergehen gegen 8 153 der Gewerbe ordnung für vorliegend. Es handle sich zwar nicht um die Erlangung günstiger Lohnverhältnisse, aber um die Erlangung günstiger Arbeits bedingungen. Die Bergarbeiter sollten gezwungen werden, sich dem Ver- band anzuschließen, der wiederum bessere Arbeitsbedingungen durch- setzen wollte.— Die Geschworenen verneinten bei dem Angeklagten Gölzer die Schuldfrage nach Landfriebensbruch und gemeinschaftlicher Körperverletzung und bejahten lediglich die Schuldirage nach Vergehen aus § 153 der Rcichsgewerbeordnnng. Bei dem Angeklagten S'. cht > ng wurde gleichfalls die Schuldfraae nach Landfriedensbruch verneint^ die Schuldsragen wegen gemeinschaftlicher Körperverletzung in zwei Fällen und wegen Vergebens gegen 8 153 der Reichsgewerbeordnung wurden bejaht. Der Gerichtshof verurteilte den Angeklagten Göizer zu drei Monaten Gefängnis! den Angeklagten Sicht ing zu fünf Monaten Gefängnis. Im Anschluß hieran wurde sodann gegen den Bergarbeiter Kar! Otte aus Mvlmeck verhandelt. Der Angeklagte war 29 Jahre bei der Mansfelder Gewerkschaft tätig; er ist noch unbestraft. Gegen ihn war ein Verfahren wegen Vergehens ans 8 153 der ReichSgewerdeordnung ein. geleitet und die Sache zur Entscheidung dem Schöffengericht in Hettstedt überwiesen worden. Das Schöffengericht hatte ch lndesien sür uuzu- ständig erklärt und den Angeklagten wegen idfriedenSbruck dem Schwurgericht überwiesen. Der Vorfall, wegen dessen Otte angeklagt lst, hat sich am 21. Oktober nachmittags an der Kupferkammer Burgoener abgespielt. Die auf dem Schacht Niewandt beschäftigten Bergleute werden mit einer besonderen Bahn nach der Kupferkammer befördert. Hier soll der Angeklagte Otte in eine Abteilung arbeitswilliger Berg leute hineingespuckt haben. Der Angeklagte hat daS vor dem Schöffen gericht in Hettstedt zugegeben, bestreitet es aber in der heutigen Ver handlung. Er habe wohl gespuckt, nicht aber auf die Arbeitswilligen. — Staatsanwaltschastsrat Alsleben beantragte auch in dieicm Falle, die Schuldfrage nach Landsriedcnsbruch zu verneinen und die Schuldfrage auf Vergeben aus 8 153 der Reichsgewerbeordnung zu bejahen. — Die Geschworenen verneinten sämtliche Schuldfragen. Der Gerichtshof sprach hierauf den Angeklagten Otte frei. Usreol'otOLkiseds üeovaodrunsoo cker Rönigl. 8äelis. Aeteorologisekeo Station Ur. 36 l-eiprig reckuriert auf 120 m Höbe Uder ckem »eer. /eit cker veobaoklnng tiarom. rs<d aut v* ätilUm. l vorwu- -nslor. >is.-Or, nslaclva t'suok- rixlreit'/. Winä- riodtuor u. Stärks. susioll' 9. k'ebruar ad. 9 I). 754,6 -1- 0,0 81 NW 2 molkig 10. „ vm. 7 - 757,8 — 2,0 80 w 2 trübe 10. „ om. 2 » 758,0 ff- 0,5 91 uw 2 truks Llaximum cler Temperatur — ff- 2,5 . Kioimum 6er Temperatur — —0,2". Höbe 6er Uieckersebiägo — 0.0 mm. Lon!§I. 8äoks. l-aväsL-Wsttsi'ivLi'ts ru Dresden. Witterung in 5»oksen um 9. kedruar 1810. Station Leeküke m Temperatur Wiock Aisäsr- sodläxo ätsxiwam älillimum Dressen .... 1l5 -1- 5.6 — 0.8 MW 2 2.4 Deiprig..... 117 ff- 9.2 ff- 0.0 KW 1 4.6 Rautreo 202 ff- 1.5 — 0.6 MO 3 1.9 /sekackrass. . . . 220 ff- 4.5 — 0.6 rr 3 2.5 Zittau 258 ff- 2.9 — 0.8 X 2 1.1 Odemnitn .... 327 ch- 4.0 — 2.0 MO 2 3.0 Klauen 369 ff- 3.3 — 2.8 MW 1 35 Treikerg .... 398 -1- 4.0 — 1.7 N 4 2.8 Lckoveberg . . . 435 ff- 3.5 — 1.9 8 4 4.4 Kister ..... 500 —— —— ^nnaderg .... 621 — — —- Altenberg .... 751 ff- 2.0 — 4.5 StA 6.5 lleitreokaio . . . 776 ff- 1.5 — 4.8 N 3 2.0 b'ioktelderg . . . 1213 - 7.0 — 8.5 80 2 3.8 Witternnesveriank in Laedsvo am 9. kedruar 1910 ^m 9. Rebruar teilte sieb eia Temp eraturrnekgang ein. lokolgeckessen selioeits es. Deickto Lekoeeäeeks Kutte sieb dis in 6is tieksten Tagen t-aekseos gobilcket. Oie Wiocks waren meist nvrckiicken Ursprunges, Das Barometer 'neigte am Kargen uoek stark unternoiwals Werts ckes Dukt- ckruekes, stieg: aber im baute 6es Tages so stark, ckass deute ckie Höbe 6es Duktckruekes cken normalen Wert weit Übersteigt. ^nssiedt kiir cken 11. kedrnar 1910. Deddaktv oör6Iicks Wincke; veränckerlieke Rewöikung; Temperatur wenig gväockert; ooed reitweise Uieckersekläse, meist Lcdnee. ösriokt äes Lsrliner^Vetterbureaus vom 10. kebruar Ltatiooeo K- PS ZZ ss R -2 «> pun Lunißam-PMää Wetter Z s- D Stationen ! -Z -v - u dl ».L -Z Wetter s »o p ^2 v L -O V Z llorkom 769 8 I deckeekt ff- 2 LeilE 767 8W 4 volkig ff- 7 768 kl 2 tvoikenl. — L ^.berckesn 759 58 W I deckeekt ff- 4 Hamburg 768 UW 3 beiter — 0 Lvvckisksarck 735 still volkig - 1 svivewüock. 766 SW 1 Sckovs ff- Y (IsiaoU) llügeorral- tdorsdavo 742 8 8 liegen ff- 8 ckermüocke 766 UW Z walkend ff- 1 tkarörs, Xeukakrw. 766 W8W 2 walkend 2 Odristiaos. 761 § 1 beckeekt — 0 Kemel 764 wuw 2 volkig beiter ff- > Rogeokag. 767 wuw 1 beiter — 1 äackeo 773 8 y — 1 Ltockkolm 761 w 2 walkend — 8 Hannover 768 W 3 8eknes ff-1 llsparancka 758 u deckeekt — 6 llerlin 767 w 2 beckeekt ff- 0 Petersburg 755 W8W 3 sekoes — 0 Dresckoo 770 w o ivolkie — 1 Wilna 764 still beckeekt — 3 llreslau 769 uw 2 beckeekt — 0 l'insk 763 U 1 Zeknes — 1 Lromderg 767 w 1 deckeekt — 1 Temberg 763 U 4 Pekoes ff- 0 Ketn 773 uo 3 voikevd — 2 Wien 767 MW 4 wolkig — 1 brankk.a.ll1. 772 8W 2 volkig — I lrivst 75- OUO 6 beckeekt ff- 5 Rarlsruko 772 UO I ivolkend — 3 Vlissingen 771 SW Z wolkig 4- 1 Kvoeken 772 UW 3 valkig — 4 Oderbonrg -— — —— Xüriek 771 uo 1 balbbeck. - 3 Taris —- — — — Lälltls^wow 559 uuo 2 Scknee —18 Uisra 757 UO 4 beiter ff- 6 Lenk 768 MO 8 Kalbdeck. — t l!om 752 UO 3 beckeekt ff- 7 Valencia 762 88W 5 beckeekt ff-u Lrinckisi — — Witterongsüdorsivdt: Luk 6em ^tiaotiscken Oreao ist wiecker eine sedr tieke uvck umkaogreieke Depression ersedienen, wäkrenck 6a; baro- metriseke lllarimum sied naek LUckkrankreiek versckoben uu6 sein Oebiet rugieiek weit nordostwärts ausgeckeknt dat. In Deutseklaoä Kat sick iokalge- 6essen im Spätesten, ebenso wie an cker östiieken Ostseekiists, ckns Weiter grösstenteils aufgeklärt. Dagegen dielten in Hauern uock Leklerien ckis Regen- uock 8oknevkäIIo gestern oock lange an. Im Rauke ckes Tages traten auek im Uorckwosten neue Lcdnee- uock Oraupelkälle ein, ckls sick in cker Uaokt nack cksm westliekon Ostseegsdiete kortgepüanLt kabeo unck morgens kortckauern. Die Temperaturen s nck ckaselbst wiecker ein wenig gestiegen, aber in Litck- uock lilittolckoutseklanck ooed erdedllck gesunken. Aünekeo Kai deute kriid 4, Larlsruke 3 Orack Lälte. VVetteraussiodteo: Wärmer, vorwisgeock trübe, Uisckersckläxs. starke Lückwestwiocko.
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