Ergebnisse der heimatkundlichen Bestandsaufnahme im Gebiet von Rosenthal (Teil I) : ergänzt durch Aufsätze zu Natur, Geschichte und Kultur der Sächsischen Schweiz (Teil II)
im Erdgeschoß des Wohnteils zuweilen noch Blockbauweise aufweist. Ober- A 1 geschoß und Giebelwand zeigen Fachwerkbau, die Giebel oft aus Sandstein ge meißeltes Zierwerk. Die Scheunen ruhen auf massivem Unterbau und besitzen dort, wo sie gegen den rückwärtigen Hang liegen, eine Hocheinfahrt für den Erntewagen (Fiedler 1949/51). Einige sehenswerte Gutshöfe stehen oberhalb des Volksgutes. Am Wohn gebäude des Gutes Nr. 42 springt der Fachwerkbau im Obergeschoß vor, so daß von der Haustür zum Stall ein Gang zum Schutz gegen die Unbilden des Wetters entstand. Der Unterbau des rechten Seitengebäudes ist aus Berggießhübler Schlackensteinen aufgeführt. Das nächstfolgende Gut Nr. 38, auf dessen Grund stück die Schmiede steht, ist ein geschlossener Vierseithof. Das Wohnstall gebäude trägt Sandsteinpokale als Giebelzierde, der Kuhstall zeigt Kreuz gewölbe, und die tiefen Keller, die bereits 1582 nachweisbar sind, sind sehr fest gemauert. Zwischen den Anwesen der Bauern stehen allenthalben die kleinen Wohngebäude der früheren Häusler, in denen heute Arbeiter, Handwerker und Gewerbe treibende leben. Vielfach finden wir in ihnen noch an Stelle der heute üblichen Rohrdecken alte Wickeldecken. Die Bretter der Decken wurden mit Stroh um wickelt, um sie verputzen zu können. Die zahlreichen Häuslerstellen verraten, daß Langenhennersdorf schon längst kein reines Bauerndorf mehr ist. Sehr alt ist die Sandsteinbrecherei, denn 1548 bereits ist vom „Muhlsteinbergk“ und von Steinbrecherei am „Naunbergk“ die Rede. Vorübergehend gab es im Orte sogar Eisenindustrie, nachdem der Kur fürst 1649 die Genehmigung zum Bau eines Hochofens erteilte. Bis an die Schwelle des 20. Jahrhunderts gewann man auf Langenhennersdorfer Flur auch Kalk. Westlich vom Ortsteil Kirchberg verzeichnet das Meßtischblatt noch einen alten Kalkofen. Die Folge dieser günstigen Erwerbsmöglichkeiten war frühzeitig ein starker Anteil der Arbeiterbevölkerung im Dorf, der sich immer mehr vergrößerte. 1939 waren 50% der arbeitenden Bevölkerung von Langen hennersdorf in der Industrie tätig. Heute finden zahlreiche Männer und Frauen in den Papierfabriken im Gottleubatal Beschäftigung, andere arbeiten in nahen Steinbrüchen oder in Fabriken des Industriebezirkes von Heidenau-Pirna. Ein berühmter Sohn von Langenhennersdorf ist Johann Gottlob Lehmann, der hier am 4. 7. 1719 geboren wurde. Nach dem Besuch der Fürstenschule Schulpforta studierte er in Leipzig Medizin und wirkte in Dresden als Arzt. Stark betrieb er hier auch geologische und mineralogische Studien. Nach seiner Über siedlung nach Berlin beschäftigte er sich in einem grundlegenden Werk mit der Schichtenfolge der Gesteine und einer damals neuartigen Erdgeschichte, wo durch er zum Mitbegründer der Stratigraphie wurde. 1734 wurde er zum Berg rat und Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften ernannt. Sieben Jahre später erhielt er eine Berufung als ordentliches Mitglied der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften nach St. Petersburg, wo er mit dem Chemiker Professor M. W. Lomonossow zusammenarbeitete. Am 17. 8. 1761 verstarb Professor Johann Gottlob Lehmann in St. Petersburg (H. Prescher, 1956).