ZUSAMMENBRUCH UND AUFBAU IN NOSSEN 1. Blutzoll zweier Weltkriege Die Ausrottungspolitik des faschistischen deutschen Imperialismus gegenüber den fortschrittlich gesinnten Menschen des eigenen Volkes und den Angehörigen anderer Rassen und Völker wandte sich schließlich gegen das gesamte deutsche Volk und die von ihm geschaffenen Kulturwerte, als er seinen eigenen Untergang herannahen sah. Das ganze deutsche Volk mit allem, was es in jahrtausendlanger Arbeit geschaffen hatte, sollte dem Untergang der Kriegsverbrecher das Geleit geben und ebenfalls mit zugrunde gehen. „Was nach dem Kriege übrigbleibt, werden nur noch die Minderwertigen sein. Die Guten sind gefallen.“ Diese Erkenntnis ist nach der Aus sage Speers im Nürnberger Prozeß schon längere Zeit vorher dem Größenwahn sinnigen gekommen, der durch seine Rassengesete alle „Minderwertigen“ ausrotten und das deutsche Volk zur Herrenrasse emporzüchten wollte. Das von ihm sooft angerufene „Schicksal" und die „Vorsehung“ haben ihm nicht geholfen, sein Zer störungswerk zu vollenden. Auch der Wunsch seines Propagandaministers, den dieser noch am Vorabend der Katastrophe in sein Tagebuch schrieb, ist nicht restlos in Erfüllung gegangen: „Dann wollen wir wenigstens unseren Nachfolgern eine Erbschaft hinterlassen, an der sie selbst zugrunde gehen sollen. Das Unglück muß so ungeheuerlich sein, daß die Verzweiflung, die Wehmut und der Notschrei der Massen trot aller Hinweise auf unsere Schuld sich gegen jene richten muß, die sich berufen fühlen, aus diesem Chaos ein neues Deutschland aufzubauen.“ Allerdings hat sich diese Goebbelshoffnung bei denjenigen erfüllt, die auch heute noch grund- sätlich verschweigen, daß der Hitlerfaschismus Leben und Freiheit, Besit und Ver mögen des gesamten deutschen Volkes verspielt hat und die allein die aufbauwilligen Parteien und die Sowjetunion dafür verantwortlich machen wollen, wenn nicht alles so ist, wie sie es gern haben möchten. Viele haben schon wieder vergessen, daß der Zusammenbruch des Hitlerfaschismus auch für sie gleichbedeutend war mit dem Zusammenbruch der eigenen Existenz und daß sie damals die bange Frage erhoben, ob das Leben überhaupt weitergehen könne. Auch in Nossen und seiner nächsten Umgebung hat der Hitlerkrieg viele Menschen leben vernichtet, die nicht wieder erseht werden können. Bis Ende 1945 waren den Angehörigen als Kriegsverluste gemeldet etwa 220 Wehrmachtsangehörige aus Nossen mit Zella und Augustusberg, 23 aus Rhäsa mit Gruna und Bodenbach, 13 aus Nieder- und Obereula. Ihre Zahl ist unvollständig, da über die Vermißten keine Meldungen eingegangen sind.