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Naunhofer Nachrichten : 24.01.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-01-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787848183-190901246
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787848183-19090124
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787848183-19090124
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungNaunhofer Nachrichten
- Jahr1909
- Monat1909-01
- Tag1909-01-24
- Monat1909-01
- Jahr1909
- Titel
- Naunhofer Nachrichten : 24.01.1909
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NaunhoferNachrichten Orts blatt für Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Großsteinberg, Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Staudnitz, Threna und Umgegend. BetugSpreis: Frei inS HauS durch Austräger Mk. 1.20 vierteljährlich Frei inS Haut! durch die Post Mk 1 30 vierteljährlich, s Mit einer vierseitigen Illustrierten Sonntagsbeilage Berlag «»d Druck: Günz är Eule, Naunhof. Redaktio«: Robert Sünz, Naunhof. Ankündigungen: Für Inserenten der AmtShauptmann- schäft Grimma 10 Pfg. die fünfge« spaltcne Zeile, an erster Stelle und für Auswärtige 12 Pfg. Bei Wiederholungen Rabatt. Die Naunhofer Nachrichten erscheinen jeden DienStag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag 5 Uhr mit dem Datum deS nachfolgenden TagcS. Schluß der Anzeigenannahme: Vormittags 11 Uhr am Tage deS Erscheinens. Nr. 11. Sonntag, den 24. Januar 1909. , 20. Jahrgang. Amtliches. Sitzungsbericht. In der gestrigen 2. diesjährigen Sitzung ist folgendes beraten und beschlossen worden. I. Auf ein Gesuch beschließt man, dem Kaiserin Auguste Viktoria-Haus in Berlin, das sich mit der Säuglingsfürsorge beschäftigt, noch eine einmalige Unterstützung von 5 Mk. zu bewilligen. Man sieht aber weiteren Aufklärungen über die bisherige Tätigkeit entgegen. 2. Die Rechnung über das aus der Leitung der Stadt Leipzig entnommene Wasser in Höhe von 5 781 Mk. 60 Pf. wurde zur Zahlung genehmigt. 3. Die Jahrmärkte sollen in der nunmehr genehmigten Weise stattfinden. Der erst« Markt würde demnach am 2. Sonntag nach Ostern abzuhalten sein. 4. Dem Beschluße des SparkassenauSschufseS, aus dem Vermögen der Sparkasse für 60 000 Mk. 3*/, prozentige sächsische Wertpapiere anzukaufen, wurde zugestimmt. 5. Ter anteilige Betrag der Sommerfrischlergebühren vom Jahre 1908 in Höh« von I89 Mk. 75 Pf. soll wieder an den Verschönerungsoerein abgeführt werden. Dabei soll der Verein ersucht werden, seine Jahresrechnungen von jetzt an vorzulegen, künftig das übliche Waldfest etwas zeitiger, nämlich zu Anfang der großen Ferien abzuhalten und außerdem darauf besorgt zu sein, daß der Staatswald für Fußgänger zugänglicher gemacht, daß nament lich auch für Personen das Fahren mit Geschirren auf den Wegen im Walde nicht mehr verboten wird. 6. Mit 6 gegen 5 Stimmen wurde der Ankauf eines Teiles des an den Turn- hallenplatz angrenzenden Flurstücks 637 einschließlich des künftigen Straßenlandes zum Preise von 6 Mk. je Km beschlossen. Der Kaufpreis soll vom Erlös der an die Schule verkauften Turnhallenplatzes gedeckt werden. 7. Der Wasserzins für das aus den Wasserständern entnommene Wasser wurde unter Anhalt an die bisherigen Betrag« für dar Jahr 1909 festgesetzt. 8. Ein Gesuch um Erlaß der Hundesteuer für die in dem Grundstücke Weststraße 49 0 gehaltenen Hunde mußte nach den Bestimmungen des Ort-gesetzes abgelehnt werden. 9. Die weitere Ausübung der Gemeindekrankenpflege durch die jetzige Schwester vom Diakoniffenhaus soll noch ungefähr einen Monat erfolgen. Inzwischen ist wegen der Ver gütung mit dem Diakonifsenhaus zu verhandeln. 10. Wegen der gesetzlich zu bestimmenden Ausnahmetage von dem künftigen Achtuhr ladenschluffe sollen die Antragsteller gehört werden, ob Ausnahmen bis 9 oder 10 Uhr abends gewünscht werden. 11. Von dem Ausgang der Strafprozesses gegen den früheren GaSmeister Härzcr nahm man Kenntnis. In geheimer Sitzung wurde über 2 Gemeindesteuer reklamationen, eine Anordnung des SchankstättenverbotS und 6 Armensachen beraten. Naunhof, am 23. Januar 1909. Der Ttadtgemeinderat. Willer. Also doch ein neues Wahlrecht! Ob irgend eine hilfreiche Weihnachtsfee der GesetzgebungSdeputation der Ersten Kammer beistand? Etwas märchenhaft klang ja die Kunde, die beim Wiedereinzug der Siündemit- glieder str«n g vertraulich von Mund zu Niuno ging. Nicht einen Vorschlag hatte die Deputation in Bereitschaft, nein, vier Vorschläge zur Aus- wähl legte sie den Fraktionen der Zweiten Kammer vor. Und das Erstaunen über diese reiche Bescherung steigerte sich noch, als man vernahm, daß der Regierung jeder dieser Vor schläge recht sei. Streite da einer noch über Zeichen und Wunder! Freilich, bei näherem Zusehen verlor sich der Reiz des UeberraschtseinS schnell. Um keine Legende aufkommen zu lasten, sei festgestellt, daß es sich bei diesen Vorschlägen nicht unr neu« Gedanken handelte. Die Herren der Ersten Kammer haben einfach aus dem ArbeitS- korb der Wahlrechtsvrputation das wieder her- ausgiholt, was ihnen des Aufgreifens wert schien. Das ist kein Vorwurf für sie, es zeigt aber, daß die Wahlrechtsdeputation so ziemlich alle Möglichkeiten erschöpft hatte. Nun kam er allerdings s«hr auf die Aufmachung an, auf das Gesicht, das man der Sache gab. Da muß zugestanven werben, daß unter diesen Vorschlägen das ehemalige Kompromiß im ganzen noch am glücklichsten auffrisiert worden war. Zwar konnte die nationallibrrale Fraktion dieser neuen Fassung nicht zustimm«n, aber ihre Bedenken, die sich hauptsächlich gegen die Einschränkung der Verhältniswahlen auf die großen Städte richteten, wurden durch die weiteren Verhandlungen beseitigt oder doch zurückgedrängt. So hatte man schließlich einen Entwurf vor sich, der den von der national- liberalen Partei von Anfang an vorgeschlagenen Grundsätzen entsprach: ein allgemeines einheit liches direktes Wahlrecht mit Zusatzstimmcie. Der Hauptvorwurf dieses neuen Entwurfs gegenüber dem Kompromißvorschlag liegt in der Vermeidung harter Grenzscheiden. Es gibt Wähler mit einer Stimme, Wähler mit zwei, drei, vier Stimmen. Trotzdem hat man es nicht mit einem vierklassigen Wahlrecht zu tun, denn die wichtigeren Vorbedingungen für die Zuteilung der Zusatzstimmeu sind nicht klassen- weise geschieden. Auch erfolgt die Abgabe der Stimmen nicht wie bei dem jetzigen Wahl recht nach Klaffen oder Abteilungen, sondern in einem Wahlakt. Maßgebend ist für die Zuteilung der Stimmen in erster Linie das Einkommen. Manchem mag das nicht ge fallen, es liegt aber auf der Hand, daß, wenn überhaupt eine Abstufung des Stimmenge wichts platzgreifen soll, das Einkommen als Grundlage nicht zu entbehren war. Von einem plutokratischen Charakter läßt sich indes kaum reden, denn man wird zugeben müssen, daß die Untergrenze von 1600 Mk. Einkom men, mit der dem Wähler bereits eine zweite Stimme zufällt, niedrig ist, und wenn ein Einkommen von 2800 Mk. zur Erteilung von drei Zusatzstimmen genügt, so ist das gewiß noch keine sonderliche Bevorzugung der Reichen. Jedenfalls ist damit das Uebermaß des Stim mengewichts, dar nach dem jetzigen Wahlrecht einem Wähler der ersten oder zweiten Klaffe zusteht, gar nicht zu vergleichen. Von einer „Entrechtung" wird zwar die sozialdemokra tische Presse nach wie vor reden, aber niemand wird entrechtet; es sei denn, daß die Wähler, die seither kraft Gesetz in der ersten und zweiten Abteilung das zwanzig» und mehrfache an Einfluß besaßen, über eine „Entrechtung" klagen wollten. Sehr viele Arbeiter werden jetzt zwei Stimmen abzugeben haben, ent weder weil sie ein Einkommen von 1600 Mk. oder 50 Jahre alt sind. Berücksichtigt sind ferner b«i der Zuteilung von Zusatzstimmen die Ansässigkeit, die feste Anstellung, die ' Bildung und wie schon angedeutet, das Alter. Dadurch, daß man bei der Berücksichtigung des Grundbesitzes ebenfalls Abstufungen vor nahm, wurde die ganze Einteilung recht kompliziert, wie denn überhaupt gesagt werde« muß, daß das Gesetz nur zu sehr die Müh seligkeiten seines Zustandekommens spiegelt. Der Gedanke, den mittelständischen Schichten und insbesondere der Beamtenschaft starkes Gewicht zu verschaffen, tritt besonders charak teristisch hervor. Die Altersstimme, gegen deren Einführung sich die Regierung, wie man weiß, so lange wehrte, ist nun doch durchge setzt worden und wird voraussichtlich günstig wirken. Verzichtet wurd« auf eine neue Wahl- kreiseinteilung. Sie wird «iner späteren Zeit vorbehalten und von der nationalliberalen Partei nach wie vor gefordert werden. Immer hin ist die Vermehrung der Wahlkreise, die man jetzt vornehmen will, nicht belanglos. Erleichtert wird der Verzicht auf eine neue Wahlkreiseinteilung durch die Einführung der Ganzerneuerung der Kammer anstelle der seitherigen Drittelerneuernng. Damit wird eine Forderung erfüllt, deren Folgen voraus sichtlich weit stärker abzuschätzen sein werden, als es zunächst scheinen mag. Der Wahl kampf, der sich seither vollständig zersplitterte, wird künftig mit breiten Fronten geführt werden. Leicht einbülgern wird sich das neue Wahlgesetz nicht. Aber was man auch da gegen einwenden mag: es beseitigt Mißstände, die das Wahlgesetz vom Jahre 1896 auf die Dauer unhaltbar machten. Dresden, 22. Jan. Die Zweite Kammer nahm soeben in n a m e n t l i ch e r A b st i m m- ung die Wahlrechtsvorlage mit 72 gegen 5 Stimmen an. Dagegen stimmten die Abgeordneten: Müller - Hirschfeld; Müller- Leipzig; Roch-Annaberg; Dr. Zoephel-Leipzig und Günther-Plauen. Es fehlten die Abge ordneten Kretzschmar-Zitzschewig; Bär-Zwickau; Goldstein-Zwickau und Dürr-Leipzig. Die Erdbebenkatastrophe in Italien. Die Hilfsaktion. Berlin. Tak unter dem Protektorat der Kaiserin stehende Deutsche Hilfskomitee für die in Süditalien durch Erdbeben Geschädigten teilt mit, daß dem Zentralkomitee vom Roten Kreuz aus SprakuS der erste Bericht vou Dr. Colmers, Chefarzt des dort seit 8 Tagen errichteten Lazaretts, zugegangen ist. Daraus geht her vor, daß das Hospital zurzeit mit ca. 60 Patienten belegt, und daß eine größere Anzahl angemeldet ist. Die Verletzten werden meist in einem vernachlässigten Zustande eingebracht, und fast alle Verletzungen sind sehr schwerer Natur und haben Komplikationen, wie Brand, Wundrose, Starrkrampf usw. im Gefolge. Unser Personal ist voll in Anspruch genommen. In Syrakus liegt ein Auswandererdampfer mit 800 Flüchtlingen an Bord, und auch dort ist Mangel an Kleidern und Wäsche. Unserer Abordnung ist man sehr freundlich entgegen gekommen und die gewährte Hilfe ist auf dankbaren Boden gefallen. Aus Neapel und Catania werden dringend weitere Unterstütz ungen erbeten. Das Neapeler Depot bittet telegraphisch um Kleidungsstücke und Wäsche für kleinere Figuren, ferner um Baracken ausrüstungen. Es fehlt auch an Lazarettein- richtung«n und Sanitätsmatenol. Konsul Jacob erbittet für Catania nameMch Wäsche, Kleidungsstücke und Geldmittel. * Im Erdbeben-Gebiet sind noch an 20 000 Mann Soldaten. Das Wetter bleibt schlecht. Die zum Teil angelegten Brände in den Ruinen von Messina sind nun endlich gelöscht worden. Das Fahrwasser in der Meerenge von Messina hat nach amtlichen Untersuchungen sich nicht geändert, sodaß keine Gefahr für die Schiffahrt besteht. Die sizili anischen Fremdenstädte haben große Sorge wegen der diesjährigen Winter- und Küh lings-Saison. Mag manchen Touristen di« Teilnahme reis«n laffen, viel« ander« hält doch die Furcht vor neuen Erdbeben zurück. Die Erdstöße dauern immer noch an. Im Auf trage des deutschen Zentral - Komitees find bereits 27 Hilfszüge nach de» Süden abge- gangon. Erdbeben in Kleinasien. Konstantinopel. Dar jüngst« Erd beben in Zentralasien war ungemein heftig und hat großen Schaden verursacht. D«r Ort Futscha, unweit der Stadt Aidin, wurde von dem Erdbeben vollständig vernichtet. 679 Häuser sind dort eingestürzt. Die Verluste an Menschenleben sind bisher noch unbekannt. Acht Verschüttete sind bis jetzt aufgefuudo« worden. Gestern haben sich die Erdbeben wiederholt. Die türkischen Behörden haben sofort Truppen und A«rzte von Smyrna aus in die betroffenen Gebiete entsandt. Rundschau. * Prinz Ernst von Sachsen-Weimar ist in einer Heilanstalt bei München an einem Gehirnleiden gestorben. Er ist 4S Jahre alt geworden. Am Donnerstag ist er zur Feuer bestattung nach Ulm überführt. Das ist insofern erwähnenswert, als diese Feuerbe stattung, die auf den ausdrücklichen Wunsch des Prinzen erfolgt, die erste eines Mitgliedes eines regierenden Hauses ist. * Die Wirksamkeit der Jugendgerichte hat durch ein« Entscheidung des Kammergerichtr ein« bemerkenswerte Förderung erfahren. In der Praxis der Jugendgerichte wird nicht selten dem Richter ein jugendlicher Straftäter vor geführt, der am Sitze des Gerichts ergriffen wurde, aber seinen Wohnsitz nicht im Gerichts bezirke hat. Wollte dann der Richter in seiner Eigenschaft als VormundfchaftSrichter eingr«ifen und etwa die sofortige vorläufige Unter bringung in Fürsorgeerziehung anordnen, so war er im Zweifel, ob er dazu örtlich zu ständig sei. Derselbe Zweifel entstand überall, wenn dec Jugendliche nicht im Gerichtsbezirk wohnte. Der Zivilsenat la des Kammergerichts hat jetzt in einer Entscheidung neben dem ordent lichen Vormundschaftsgericht jedes Gericht als zuständig bezeichnet, in dessen Bezirk die Not wendigkeit der Eingreifens hervortritt. Hier gelte der allgemeine Grundsatz, daß überall, wo das Einschreiten des ordentlichen Vormund schaftsgerichts zu spät komme« würde, jedes Gericht zu einem vorläufigen Einschreiten be rufen sein soll. Die Entscheidung ermöglicht den Jugendgerichten, überall sofort einzugreife«, während sie bisher untätig zusehen oder erst auf schriftlichem oder telephonischem Wege sich der Zustimmung des ordentlichen Gerichts »er- sichern mußten. Auch für die Waisenpflege ist der Fortschritt wichtig. * Gegen das Pilseuer Bier. Nachdem der Beweis erbracht worden ist, daß sämtliche Pilsener Brauereien namhafte Spenden für tschechische Zwecke geleistet habe«, erklärt der Alldeutsche Verband ek für nationale Pflicht, dem von tschechischer Seite ausge- prochenen Verruf (Boykott) deutscher Waren, deutschen Handels, deutscher Gewerbetreibender und Arbeiter mit der ganzen Kr«ft wirtschaft- ichen UebergewichtS zu begegnen. JnSbe- ondere ist es geboten, den VerbrauchSgegen- land, dessen Verruf auf deutschem Boden die wirtschaftliche Kraft des tschechische« Volke- anerkanntermaßen am empfindlichsten trifft, das Bier sämtlicher Pilsener Brauereien vom deutschen Verbrauch auSzufchalte«. Der Nach teil einer etwa daraus auch deutsch-böhmischen Beteiligten erwachsenden zeitweilige« Schädi-
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