Großenhainer Anterhaltungs- und Ameigeblatt — Gedruckt, verlegt und redigirt von Herrmann Starke. 78. Sonnabend, den 28. September 18o0 Tagesnachrichten. Sachsen. Nach einer Bekanntmachung des Pegauer Stadtrathes und Bezirksarztes hat die Cholera daselbst aufgehört. — Die zweite Kammer des Landtags hat ihre 21. Sitzung abgehalten und darin die geforderten Gelder für das Justizdepartc- ment zu bewilligen angefangen, welche Beschäfti gung sie in der 22. Sitzung fortsetzte, in welcher sie auch noch zum Schluß ihre nachträgliche Ge nehmigung zu einer Verordnung vom 15. Juni 1849, betreffend die Einberufung der Reserven, mit 47 gegen 6 Stimmen gab. Es kamen dabei wieder etliche fromme Wünsche um Verringerung der unverhältnißmäßig zahlreichen und kostspieligen Armee zu Tage. Preußen. Der Staatsanzeiger hat nun die Ab lehnungsschreiben sämmtlicher der Union anhangen den Staaten auf die österreichische Bundestags- Einladung veröffentlicht. Unterm 15. September ist auch das zur Unterzeichnung für die Union offen gelassene Protokoll über die Wiedereröffnung des Bundestages wieder heimgegangen, mit der Bei fügung, daß Preußen von der Offenlassung keinen Gebrauch machen könne. — Es ging die Rede von einer Zusammenkunft des russischen und preußischen Fürstenpaares in Warschau. — Preußen soll vor geschlagen haben, die kurhessischen Wirren durch ein Schiedsgericht aus drei Mitgliedern der hessischen Regierung und drei hessischen Landtagsabgeordneten regeln zu lassen. Baden. Die Volkskammer beantragte die Ver mittelung der Union in Kurhessen und Verhinderung unionsfeindlichen Einschreitens. — Die preußische Besatzung wird von 18,000 auf 10,000 Mann verringert werden. Großherzogthum Hessen. Die Haltung des Landtages wird immer mehr entschieden feindlich gegen die Regierung und es dürfte die Bewilligung des Budjets, welches theilweise sehr nachlässig ge wesen zu sein scheint, zu harten Kämpfen oder zur Auflösung des Landtages führen. Kurhessen. Wie Las kurfürstlich - hessische mi nisterielle Kleeblatt sich widerspricht, davon geben die Schreiben desselben den besten Beleg. Erst hieß- es in einem derselben an den Stadtrath zu Kassel, daß die Ruhe, Ordnung und Gesetzlichkeit Les Volkes wahrhaft rühmlich sei und nur die auf gelöste Ständeversammlung die Revolution mache; kurz darauf behauptete dasselbe Ministerium in Hülfcrufen nach München, Berlin, Hannover, Wien und Frankfurt, daß wegen Aufruhrs im Volke, das noch ebenso ruhig war als erst, die Sicherheit gefährdet, die Obrigkeit in Ohnmacht, das Militär in Meuterei sich befinde. In der Verordnung vom 17. September endlich sind es wieder die obern Staatsbehörden, die den Aufruhr machen sollen. Letztere haben einen Pro test gegen diese Beschuldigung beschlossen und sagen darin, daß sie kaum erwartet hätten, daß die Landesregierung noch einmal mit ihnen den Versuch machen würde, sie in ihrer Treue gegen die beschworne Verfassung wankend zu machen. Dieselben werden dem Kurfürsten eine Schrift über die Nothwendigkeit ihres Verfahrens gegen Las Mi nisterium Hassenpflug und die Verderblichkeit dieses Menschen für die Dynastie und das Land über reichen lassen. — Der Rath zu Hanau hat um Rückkehr der Negierung nach Kassel und Entfernung der Minister petitionirt. — Der preußische Gesandte hat dem Minister Baumbach eine Note überreicht, worin unter der Bemerkung, daß durch die kur- hessischen Vorgänge das monarchische Princip arg compromittirt werde, ein sofortiger Systemwechsel und der Rücktritt Hassenpflugs als nothwendig angerathen wird. — Der sogenannte Bundestag in Frankfurt hat seine erste Großthat verrichtet; er erklärte die offenbar verfassungsmäßige kurhessische Steuerverweigerung für bundeswidrig und fordert zur Herstellung gesetzlichen Zustandes durch geeig nete Mittel auf, behält sich auch die geeigneten Maßregeln vor. — Die Gemeindewahlen in Kassel sielen conservativ aus. Unter 48 Mitgliedern wurde kein einziger entschieden Radicaler gewählt. ZÄürtemberg. Die Majorität der Wahlen für die Kammer ist im demokratischen Sinne ausge fallen, wenn man demokratisch nicht mit republi kanisch für gleichbedeutend halt. Es wird dieß auch überall geschehen, wo es erlaubt ist, einen Landtag zu wählen, als eine natürliche Folge der jetzigen ultrareactionären Bestrebungen. Mecklenburg-Schwerin. Die Regierung hat die Wiederversammlung des aufgelösten Landtages als ungesetzlich verboten, sobald er sich als die ge setzliche Vertretung des Landes darstellen sollte. — Der Gutsbesitzer Mahnke hat alle Gutsbesitzer,