- ■—j 1796 August: Neutralitätsvertrag zwischen Sachsen und der Französischen Republik. 35 Bernhard Schawohl Hans Georg von Carlowitz und die Zeichen der Zeit Die Störung des innern Friedens ist in allen Ländern unvermeidlich, wo man Stillstehen zu dürfen glaubt, während die Zeit mit Riesenkraft vorwärtsschreitet und gebieterisch Folgsamkeit erheischt. Carlowitz Hans Georg von Carlowitz, oft mit seinem Bruder Carl Adolf (1771-1837) verwechselt, findet in jüngerer Literatur kaum Erwähnung. Die Gründe dafür sind verschiedener Art. Während sein Bruder, der dem verfolgten Initiator des sächsischen Bauernaufstandes von 1790, Christian Ben jamin Geißler, Asyl gewährte, auf seinem Liebstädter Schloß Kuckuckstein 1800 eine Freimau rerloge einrichtete und als Führer des „Banners freiwilliger Sachsen“ gegen Napoleon kämpfte, zur „Schar progressiver Deutscher“ 1 zählt, steht uns in Hans Georg eine schwerer einzuordnende Persönlichkeit gegenüber. Zu denen, die „Sachsens territorialstaatliche Existenz in Frage stellten und moderner republikanischer Staatlichkeit Bahn brachen“, daher stärker ins Licht zu rücken seien , gehört Carlowitz sicher nicht. Bezieht man jedoch die „Freiheit in der Gebundenheit“, die „List der Geschichte“ 3 , der auch Carlowitz ausgesetzt war, in die Betrachtung ein, entsteht ein Wesensbild, das schon Otto Eduard Schmidt zu den anziehendsten und schönsten zählt, die der obersächsische Adel hervorgebracht hat. 4 Hans Georg von Carlowitz ist der Einzige aus den Rei hen des progressiven Adels, der seinen Platz in Sachsen sieht und behauptet, während viele seiner Freunde, selbst der geliebte Bruder, die Möglichkeit fortschrittlichen Wirkens allein im Exil, in das sie zum Teil gedrängt wurden, zu finden glaubten. Mit seinem Eintreten in die sächsische Politik 1794 beginnt der Weg eines Staatsdieners, dessen Wirken in verschiedenster Weise mit Namen wie Friedrich August I. (1750-1827) oder Detlev Graf von Einsiedel (1773-1861) und Klemens Lothar Fürst von Metternich (1773-1859), aber auch mit denen des Reichsfreiherrn Heinrich Friedrich Karl von und zum Stein (1757-1831), Friedrich von Hardenberg (Novalis), (1772-1801), Fürsten Nikolai Grigorjewitsch Repnin-Wol- konski (1778-1845) und nicht zuletzt dem des liberalen Adligen Bernhard August von Lindenau (1779-1854) verbunden ist. Ähnlich differenziert wie seine politischen Kontakte sind die geistigen Einflüsse, denen Carlowitz unterlegen war. Seine Wertvorstellungen entspringen der Aufklärung, Romantik und dem Pietis mus. Tiefer „Haß auf die französischen Königsmörder“ führt ihn ais Militär in den Kampf gegen die Mainzer Republik, indes: „Die schmerzlich erlebte Zeitgeschichte paukte vielerorts Dialektik ein; es wurde erkannt, daß ... die nicht zuletzt von Frankreich ausgehende geistige Invasion ver- annchmen. Er wird konstruiert durch das Rechttun. Dieses ist das einzig mögliche Glaubensbekenntnis: fröh lich und unbefangen vollbringen, was jedesmal die Pflicht gebeut, ohne Zcifel und Klügeln über die Folgen. Da durch wird dieses Göttliche uns lebendig und wirklich ... Fichte