y.W MICHAEL ARLEN oder ES IST NICHT ALLES GOLD... Von BEVERLEY NICHOLS E s gab einmal eine berühmte Schriftstellerin, die, als man sie fragte, ob sie Michael Arien nicht brillant fände, antwortete: Brillantine. Dieser Ausspruch war nicht sehr freundlich, aber Schriftstellerinnen sind ihren männlichen Kollegen gegenüber selten nachsichtig, und offenbar müssen ihn diese Frauen hassen. In gewissem Sinne ist er eine Schriftstellerin, womit ich meine, daß sein Stil viel weiblicher ist, wie der der meisten Frauen. Das Urteil der Dame war wenig freundlich, und doch kann ich ungefähr verstehen, was sie mit Brillantine meinte. Meine Erinnerungen an Michael Arien haben einen kinohaften Glanz, selbst im hellen Sonnenschein der teueren Seite von Berkeley Square. Als ich ihm das erstemal begegnete, äußerst passend umgeben von düster aussehenden Aristokraten und müden Schauspielerinnen, verursachten den Glanz seine reizenden Amethyst-Hemdknöpfe, um die ich ihn, seit diesem Abend, beneide. Über diesen Hemdknöpfen sah ich helle, mokante, merkwürdig mißtrauische Augen eine Welt betrachten, die er nur zu leicht erobert hat. Und als ich ihn das letztemal sah, war er nicht so sehr Michael Arien, als vielmehr die Verkörperung seines Triumphes. Er saß in einem großen gelben Rolls-Royce, der mit seinem Stammbaum vor den bescheideneren Renaults und Citroens in der Rue de Rivoli protzte. Ich hatte die Vision der kleinen Prinzen in Oskar Wildes Märchen, starr, blaß und ermüdet von der glitzernden Prosa, mit der er sie umgab. Der Rolls war nämlich sehr groß und Michael Arien ist sehr klein. Das Auto war goldfarbig wie der Umschlag seines letzten Buches, das aussah, als ob es eine Zeitlang in der Tasche desMidas gelegen hätte. Nur der Inhalt entsprach nicht ganz dem Äußeren. Mit all dem will ich nur sagen, daß seine Position in keinem richtigen Verhältnis zu seinem Ruf steht, oder sollte ich sagen: zu seinem schlechten Ruf? Womit ich aber nicht sagen will, daß er gar keinen Ruf verdient. Er stieg aus seinem Auto und begab sich langsam zur Bar des Ritz-Hotels. Beobachten Sie, wie er geht: eine kleine elegante Figur, seine Kleidung kommt aus den besten Geschäften, seine Handschuhe sitzen gut, und er gestattet sich nur eine Erinnerung an die Boheme (oder soll ich Armenien sagen?), und dies ist sein weicher schwarzer Hut. Das Gewühl von Paris ist um ihn. Er hat einen pelzgefütterten Mantel und viel Geld zur Verfügung. Er braucht nur eine neu farbige Krawatte zu tragen, und schon schärfen gewisse Reporter ihre Bleistifte, wenn auch nicht ihren Geist, um dieses „Ereignis“ der Welt zu berichten. In der Nähe der Rue de Lille befindet sich eine Wohnung mit jedem modernen Komfort und voll antiker Schönheit. Und auf ihn warten herrliche Cocktails und ein raffiniert zubereitetes Frühstück. Dies, nehme ich an, ist Glück. Aber ist es dies? Michael Arien macht auf mich nicht den Eindruck eines besonders glücklichen Mannes. Er ist sich seiner 22