Wie benimmt man sich in schlechter Gesellschaft? v on Fürst Alb recht von Urach A W ! St rel n n u ^! n u Empfang im Buckln g ham Palace bedeutet das letzte 1 XWort gesellschaftlicher Qualifikation für New York und Chicago. Was das englische Gesetz nicht hindern würde, die gesamte gute Gesellschaft dieser Städte aus verschiedenerlei Gründen ins Gefängnis zu sperren, wenn es britische Untertanen waren. Doch gibt es nicht Zeiten und Umstände, zu denen ein ent lassener Sträfling ein volles Recht hat, seinen Platz in der guten Gesellschaft wieder einzunehmen? In der Praxis gibt es weder gute noch schlechte Gesellschaft, und wer sich zu benehmen weiß, wird sich in Gesellschaft zunächst überhaupt nicht benehmen bis er festgestellt hat, ob die Gesellschaft, in der er sich befindet, als gut ode^ schlecht anzusehen ist. Und es ist sehr schwer, das in Eile festzustellen da die endgültige und unparteiliche Scheidung der Böcke von den Schafen doch erst am jüngsten Tag vor sich gehen wird. Eine Gesellschaft ist augenscheinlich schlecht wenn der Umgang mit ihr auf schlechte Wege führt, doch sind schlechte Wege erlaubt, vorausgesetzt daß sie zum Erfolg führen. Erfolg ist ein allgemein anerkanntes Merkmal guter Gesellschaft. Wie könnte gute Gesellschaft ohne Ertolg das sein, was sie zweifellos heute ist? Jedermann weiß, daß jede gute Gesellschaft einen Club der Scheinheiligen darstellt. Doch wohin würden wir in dieser Welt gelangen ohne Clubregeln^ind Normalnormen? Es geht das dunkle Gerücht, man finde in schlechter Gesellschaft weit mehr Unterbaltungsmöglichkeiten, doch was hat Unterhaltung mit Gesellschaft zu tun? - Sollte jemand so tief gefallen sein, daß er mit schlechter Gesellschaft Umgang pflegt, so muß der Gefallene seine Manieren gründlich ändern. Er muß sich daran gewöhnen, aufmerksam auf das zu hören, was gesagt wird. Nur in guter Gesellschaft kann man es sich leisten, beim Zuhören zu schlafen. In schlechter Gesellschaft bedeuten die Worte wirklich das, was sie aussagen Überhaupt wird man gut daran tun, seine Höflichkeitsformen zusammenzu nehmen, wenn man mit analphabetischen, zerlumpten Vacqueros, mit knoblauch duftenden Sizilianern oder albanischen Banditen zusammenkommt. Denn wer weiß sich taktvoller zu benehmen, wer ist gleichzeitig empfindlicher als diese Leute? Der Anfänger, der an „gute“ Gesellschaft gewöhnt ist, wird umzulernen haben. Kommt jemand in eine Gesellschaft, von der er im Voraus weiß, daß sie aus Erpressern, Fälschern und entsprungenen Zuchthäuslern besteht, und glaubt dadurch Achtung gewinnen zu können, daß er in die Zimmerecke spukt, seine Schuhe auf die Tischdecke ausstreckt, auffällig mit dem Revolver in seiner Rocktasche fingert und mit seinen abgesessenen Zuchthausstrafen prahlt, so wird er nur eisiger Verachtung begegnen. Denn was ist für die menschliche Natur verächtlicher als ihresgleichen? Es klingt nicht immer harmonisch, wenn man kein Wolf ist und doch mitheulen zu müssen glaubt.