„SOS- UNFUG DER ZEITUNGSANZEIGEN Von ACHILLE CAMPANILE ~\\[T ie gerne möchte ich in jener Welt leben, die in den Reklamebildern des W Inseratenteils der Zeitungen dargestellt ist! Es ist unleugbar eine bessere Welt als unsere. Nehmt zum Beispiel den großen, mageren Mönch mit dem weißen Bart, der mit feierlicher Geste eine Flasche Abführlikör vorweist. Nun denn, ich werde doch wohl Mönche in meinem Leben gesehen haben, nicht wahr? Ich bin in Monte? cassino gewesen, in Casamari, in Calci, zu DrebBrunnen, in Camaldoli, in der Verna, ich habe die wichtigsten Abteien Italiens besucht, ich habe Brüder ge? sehen, Mönche, Novizen, Diener und Knechte Gottes aller Art und Kutten, aber einem solchen Übermönch, wie dem vom Abführmittel, einem heiligen Mann von so hieratischer Erscheinung und so ehrfurchtgebietendem Wesen, bin ich nie begegnet. Und außerdem hat mir noch nie ein Mönch eine Flasche gezeigt! Oh, es würde mir gar sehr gefallen, einem so ernsten und imponierenden Pater zu be? gegnen, der, weil er mich ein wenig blaß und mitgenommen aussehend findet, eine Flasche wie eine Monstranz zum Himmel erhebt, begierig, mich zu kurieren! In der gedruckten Welt gibt es Mönche im Überfluß. Eine Zeitlang grassierten die, die zum Inserat „Frohe Weihnachten“ oder „Frohe Ostern“ Lotterienummern bekanntgaben. Meistens lebten sie in Neapel. Aber gesehen hat sie niemand. Sie bewiesen ihr Dasein nur durch die vierte Seite der Zeitungen, die dem Sehn? süchtigen die Adresse lieferte, um den Haupttreffer in der Lotterie zu gewinnen. Aber als man dann jene Adressen aufsuchte, passierte es einem nie, dem Mönch zu begegnen. Vielleicht blieb er immer hübsch im Hause eingeschlossen, um über das Glück seiner Mitmenschen zu grübeln. Und wie oft habe ich schon davon geträumt, jener Jüngling vor dem Schreib? tisch zu sein, der die neue Zigarette raucht! Nicht so sehr wegen der Zigarette; die interessiert mich sogar recht wenig. Aber auf dem Tisch des Jünglings sind 3 227