Mitteilungen über die Verhandlungen des Ordentlichen Landtags im Königreiche Sachsen / 2. Kammer

aus jenen Vereinen gehört hätte. Ich weiß es aus eigner Er fahrung, — ich habe selbst sowohl Kreis- als auch Zweigver- einen angehört, — wie verschiedenartig sich namentlich im Gebirge die Ansichten der Zweigvereine im Vergleich zu den Ansichten der Kreisvereine herausgeftellt und Herausstellen mußten, zumal wenn man berücksichtigt, wie verschiedenartig die Gegenden und Bodenarten dort sind, und es wäre gewiß von großem Interesse gewesen, wenn die Gutachten der Zweig vereine unmittelbar an die höchste Behörde gelangt wären; so- aber hat man wahrnehmen müssen, daß die Kreisvereine daraus etwas entnahmen, was ihnen gutdünkte und was gerade nicht allemal von großem Werthe und Einflüsse gewesen ist. Die Gutachten der,Zweigvereine wurden nicht berücksichtigt, und die Mühe, welche sie sich gegeben hatten, war als verloren zu betrachten, es wäre aber gerade hier, die Berücksichtigung dieser Gutachten sehr wünschenswerth und von Interesse. Abg. Thiersch: Zwei der geehrten Redner haben das, was ich im Jahre 1848, wo ich als Mitglied der Finanz deputation bei Beratung der Petitionen über die Abminde rung der dem Gebirge zu hoch aufgelegten Grundsteuer mit dem,was beschlossen wurde,mich einverstanden erklärte, nachher aber, als dies geschehen war, in Erfahrung brachte, nämlich Den Antrag in der Kammer zu stellen, die Petitionen auf sich be ruhen und somit den Vorschlag im Bericht fallen zu lassen. Dies, meine Herren, veranlaßte mich, ein Sondergutachtcn abzugeben und die Geschäftsanweisungen hervorzusuchen und das herauszuziehen, was irrthümlich und das Gebirge den Niederungen gegenüber als benachtheiligend in dieselbe aus genommen worden ist; ich sage, meine Herren, irrthümlich, denn wer das nicht zugestehen will, der macht aus schwarz weiß und umgekehrt aus weiß schwarz. Daß der Boden im Gebirge ein solcher ist, dem im Allgemeinen nicht so viel ab zugewinnen, als nach der Abschätzung angenommen ist, das sind Thatsachen, und deshalb provocire ich den geehrten Abgeordneten Rittner, der als Commissar mit im Erzge birge war und die Dinge mit eigenen Augen gesehen hat, wie sie da sind. Er ist Landwirt und hat sich, wie er mirselbst zugestand, überzeugt, wie der Gebirger sich abmühen muß, um dem Boden einen geringen Ertrag abzugewinnen, und da bin ich auch überzeugt, daß dieser es öffentlich zugestehen wird, daß in der Geschäftsanweisung Dinge stehen, die in Be zug auf die gebirgischen Bodenerträge den Niederungen ge genüber gar sehr irrthümlich sich Herausstellen, wie er das auch bereits in seinem Reiseberichte anerkannte. Der damalige Herr Staatsminister Georgi erklärte sich nach vorher genom mener Rücksprache mit ihm auch damit einverstanden, daß den Petentenssinsofern Genugthuung geschehen solle, als Re- gierungscowmiffarien zu Erörterung der Beschwerden in die Gebirgsgegenden gesendet werden sollten, um eine Revision des Grundsteuersystems, wenn es nöthig erscheine, später vor zunehmen. Als die Beratung vorüber war, bekam ich bald darauf von der Post von hier aus ein großartiges, oder, wenn man will, klcinartiges Pasquill zugesandt, voll der niedrigsten Schimpfrcden, die mich deshalb trafen, weil ich den Gegenstand der Petitionen in derKawmer so ernstlich be fürwortet hatte. Das Pasquill kam angeblich von einer Zahl Oeconomen und Nichtöconomen, die mir dies zugedacht hatten. Ich komme dabei noch einmal auf das zurück, was ich in der 48. Sitzung von der Schrift des 0. Runde über die sen Gegenstand gesagt habe. Er stellt mich darin gleichsam an die Spitze der Wühler, die das Gebirge mit aufwühlen, und die alle vormarzlichen Institutionen haben untergraben wollen. Nun,-meine Herren, wer das Rechte so fordert, wie ich das dort in freiem Worte als Kammermitglied zu thun dem Lande schuldig zu sein glaubte, und von dem, was er fordert, überzeugt ist, daß er das Rechte will, der braucht sich wohl nicht zu scheuen, das Wort zu ergreifen. Ich habe selbst schon dämals erklärt, daß ich nicht von dem Kirchthurm mei nes Wohnorts aus die Sache betrachte, sondern daß ich wei ter hinaussehe. Ich glaube auch nicht, daß meine eigenen Grundstücke jetzt niedriger abgeschatzt werden würden, da diese sehr verbessert, und aus Waldboden -namhafte Flä chen Feld und Wiesen vorgerichtet worden sind. Ich spreche aber, wie gesagt, als Landcsvertreter für Diejenigen,, welche um Abhilfe gebeten haben. In Bezug auf das, was der Abg. v. d. Planitz sagte, daß die Waldgrundstücke im Ge birge zu niedrig abgcschätzt wären, habe ich zu bemerken, daß der geehrte Abgeordnete wohl mit seiner Ansicht etwas auf den Holzweg gcrathen sein dürfte; daß die Abschätzung hier nach der Ertragsfähigkeit des Bodens festgestellt worden ist, und man hier einen sicherem Maaßstab zu Grunde legen konnte, hat noch Niemand bestritten. Wenn man so einen Vergleich herbeizieht, wie es der Abg. Oehme soeben gethan hat, daß Wan den Abschätzungsausschuß nicht genug beachtet, so hat derselbe sehr wahr gesprochen. Ich war selbst auch zum Ausschüsse gezogen und kann das, was dieser sagte, nur bestätigen, ja es wurde Mancher herbekgezogcn, der die Sache nicht kannte , und auf diese Weise ist Vieles auch geschehen, was nachteilig wirkt. Um auf das Buch des 0. Runde zu rückzukommen, so sagt dieser, daß ich im Jahre 1837 im Archiv der deutschen Landwirtschaft den Ertrag der gebirgi schen Landwirtschaft hoch herausgehoben habe, und nun in gar kläglichem Tone über den geringen Ertrag des Gebirgs bodens spräche; ich habe das auch eben absichtlich gethan, wo das Jahr gerade ein günstiges war, und damit den Fleiß des Gebirges bezeichnet. Man braucht, meine Herren, auch,gar nicht ins Gebirge zu gehen, um geringere Wälder, die sich in Feld umwandeln lassen, kennen zu lernen, und dadurch dem Boden hohen Ertrag abzugcwinnen; sehen Sie nur z. B. nach Blasewitz hin, oder in die Gegend von Moritzburg, Sie finden da Boden, wie im Gebirge, an dem noch viel zu ver bessern ist. Der arme Gebirger ist in der Regel ein fleißiger, tüchtiger Arbeiter, und müht sich daher mehr ab, dem Boden einen Ertrag abzugewinnen, als der Niederländer, aber so wenig Berücksichtigung, daß man die Petition auf sich beru-