Mitteilungen über die Verhandlungen des Ordentlichen Landtags im Königreiche Sachsen / 2. Kammer

Marrn mit den Trümmern der Thüre zugleich auf dem Vor saale anksmmt. Geschlagen ist es auch nicht, wenn er ihn so am Ohre schüttelt, daß ein Stück davon losreißt; aber grausam und unwürdig ist diese Behandlung ebensowohl für den, der diese Mißhandlungen verübt, als unwürdig für den, welcher sie zu erleiden hat. Sehen Unteroffiziere und Wachtmeister, wie Gemeine von ihren Offizieren auf solche Weise behandelt wer den, und sind sie vielleicht selbst wahrend der Unterrichtstun den von den Offizieren den gröblichsten Schimpfreden ausge setzt, so kann es nicht fehlen, vaß die Unteroffiziere und Wacht meister dies nachahmen, weil Untergebene ohnehin geneigt find) ihren Vorgesetzten Alles nachzumachen. Für den wahren Men schen- und Vaterlandsfreund kann das nicht gleichgültig sein, und ich muß sehr wünschen, daß von Seiten der hohen Staats regierung auf diesen Gegenstand ein hauptsächliches Augen merk gerichtet werde. Ich gebe zu, daß es wenig Ausnahmen sein mögen, wo solche Fälle vorkommen, aber eben deshalb sollte ich meinen, daß es leicht möglich sei, diese wenigen Aus nahmen von der Truppe zu entfernen, da sie ihr auf solche Weise ohnehin nicht zur Ehre gereichen. Freilich wird man die Denunziationen von Seiten der Untergebenen nicht erst ab warten dürfen, die Behörden müssen selbst Aufsicht führen, denn von den Untern, welche wissen, daß sie den Chikanen ihrer Vorgesetzten nach wie vor ihre ganze Dienstzeit hindurch ausgesetzt sind, kann man nicht verlangen, daß sie mit Denun ziationen gegen ihre Obern hervortreten sollen. Referent v. Thiel au: Auf diese Aeußerungen des ge ehrten Abgeordneten habe ich Etwas zu sagen. Ich könnte den Vorwurf, welcher hier gemacht worden ist, auf keine Weise anerkennen und zugestehen. Spezielle Fälle, die Jemand in der Kammer anführt, würden des Beweises jedenfalls bedürfen; da der geehrte Abgeordnete selbst sagt, es seien Ausnahmen, so wäre es besser, er hätte die Ausnahme genannt, als daß er dem Dffiziercorps einen Vorwurf über die Behandlung der gemei nen Soldaten im Allgemeinen macht, der unbegründet ist. Ich würde im Gegentheil auch hundert Fälle anführen können, wo die Disziplin unendlich dadurch leidet, daß die Offiziere kein Mittel an der Hand haben, den gemeinen Mann zu seiner Schuldigkeit anzuhalten. Es ist unbedingtnothwendig, daß, wenn eine bewaffnete Macht im Lande vorhanden ist, welche jeden Augenblick von den Waffen, welche den übrigen Staats bürgern Zu führen nicht gestattet ist, Gebrauch machen kann, diese Macht unter einer angemessenen Disziplin und Autori tät steht, ohne welche eine Armee die fürchterlichste Geisel eines civilisirten Landes ist. Ich habe für meinen Theil von solchen Mißhandlungen Nichts gehört, wohl aber könnte ich aktenkun dige Falle anführen,' daß Gemeine in Gegenwart ihrer Com- mandanten sich, weil sie der Offizier, um sie ins Glied tretenzu lassen, am Lederwerk angegriffen, hingeworfen und erklärt haben, daß sie zu Schande gestoßen wären. Wenn es also zum Exzeß gekommen ist, so glaube ich, daß die Leute durch Widerspenstigkeit dazu Veranlassung gegeben haben. Nun können aber solche Falle, wie sie der Abgeordnete angeführt hat, wohl unter Hunderten nur als eine Ausnahme aufgeführt werden und gehören zur Berathung des Budjets ggr nicht. Staatsminister v. Zezschwitz: Jchbindeyr Hrn. Refe renten sehr dankbar,' daß er mich zum großen Theil einer unan genehmen Erwiederung überhoben hat. Wenn der Abgeord nete dergleichen Fälle weiß, so würde es zweckgemäß sein, er zeigte sie dem Kriegsministerium an; es würden dann gehö rige Erörterungen angestellt, und sie würden, wenn sie begrün det befunden werden, gewiß nicht unbestraft bleiben. Derglei chen allgemeine, auf keine bestimmte Thatsache sich gründende Beschuldigungen muß ich auf das bestimmteste zurückweisen. Ich halte sie für ungegründet, so lange nicht Fakta angezeigt und erörtert worden sind. Der gemeine Mann hat das Recht, sich zu beschweren, und ist eine Beschwerde vorgekommen, so ist sie gewiß auch untersucht worden, ohne daß dem Mann da durch irgend ein Nachtheil entsteht. In einzelnen Fällen ist eine Uebereilung sehr möglich, ja mitunter auch wohl verzeih lich, weil von dem gemeinen Manne oft verschiedene Mittel ge braucht werden, um sich seiner Pflicht zu entziehen. Die Aerzte können dies bezeugen; Soldaten haben sich halbe und ganze Jahre ins Hospital bringen lassen und die Verstellung so weit getrieben, daß sie entlassen worden sind. Waren sie nun entlassen, so sind sie oft bald wieder gesund gewesen. Ich glaube nicht, daß es eine Armee giebt, wo eine humanere Be handlung stattsindet, als in der Sächsischen. Ich muß den Abgeordneten auffordern, wenn er Lhatsachen, die dergleichen Beschuldigungen rechtfertigen, weiß, daß er die Güte habe, solche dem Kriegsministerium anzuzeigen, wo sie dann aufs strengste werden untersucht werden. Abg. I). Schröder: Dagegen muß ich bemerken, daß es nicht in meinem Sinne liegt, und ich nicht hier bin, um den Denunzianten zu machen, allein ich glaube, es liegt in der Pflicht eines jeden Abgeordneten, Uebelstände in der Verwal tung , wo er solche bemerkt, zu rügen. Ich bin übrigens be reit, die Wahrheit dessen, was ich gesagt habe, nachzu weisen. Referent v. Thielau: Man kann nicht sagen, daß man einen einzelnen speziellen, unter die Ausnahmen gehörenden Fall habe anführen wollen, wenn man von der Behandlung einer Klasse im Ganzen gesprochen hat. Abg. v. Schröder: Ich habe bei dem, was ich gesagt habe, mich eben so gehalten, als man sich bei den früheren Ver handlungen über Kreisdirektionen, die Gensdarmerie und Ab- lösungscommissarien gehalten hat. Jeder Abgeordnete hat da, wenn er sich Tadel dagegen auszusprechen erlaubte, nur e i n- zelne Fälle, nicht alle dort angestellten Personen im Auge gehabt, und dort ist Niemand genöthigt worden, die einzelnen Personen zu nennen. Präsident: Es könnte nun im Allgemeinen, und zu gleich zur Diskussion über die Anträge der Deputation über gegangen werden. ' Staatsminister v. Zezschwitz: Ueber diese Anträge