Mitteilungen über die Verhandlungen des Ordentlichen Landtags im Königreiche Sachsen / 2. Kammer

(Staatsminister »vr. Beck.) (4) Mcmc Herren! Die weiteren Bedenttn, daß bei der Aufnahme übermoderner Gemälde möglichste Vorsicht walten möge, darf ich mit folgendem beant worten. Es ist ja innerhalb der Kunst eine bekannte Tatsache, daß die Geschmacksrichtungen außerordent lich verschieden sind. (Sehr richtig!) So wird man auch bei Beurteilung von Gemälden darüber, ob sie zu den modernen oder übermodernen oder anderen Richtungen gehören, sehr verschiedener Meinung sein. Ich glaube aber, im großen und ganzen wird man der Generaldirektion und den ihr zur Seite stehenden sachverständigen Organen nicht den Einwand machen dürfen, daß sie zu stark dem Ankauf übermoder ner Gemälde zuneigten. Ich weiß nicht, ob etwa die in letzter Zeit erfolgte Erwerbung der 21 Slevogtschen Gemälde zu jenen Bemerkungen Anlaß gegeben haben könnte. Diese Gemälde sind modern, aber sie sind Werke eines bekannten Meisters von so hohem künst lerischen Werte, daß, wenn auch die einzelnen Ge mälde in ihrem Werte vielleicht verschieden zu bemessen sind, doch gerade die Gesamtheit der 21 das malerische Nilland darstellenden Gemälde den Wert jedes ein zelnen wieder erhöht. Es war bezeichnend, daß, nach- (L) dem dieser Ankauf abgeschlossen war — und zwar für drei Gemälde vom Dresdner Museumsverein und für 18 Gemälde aus der Pröll-Heuer-Stiftung durch den akademischen Rat — nicht nur die hiesige, sondern auch die auswärtige Presse die Generaldireltion der Samm lungen lebhaft dazu beglückwünschte, diese Kollektiv sammlung für Dresden erworben zu haben. Dann, meine Herren, wird für die Beurteilung der Frage auch der Gesichtspunkt mit beachtlich sein, daß die Museen ein möglichst vollständiges Bild von den Kunst leistungen aus einem bestimmten Zeitabschnitt geben und daß sie die Gemälde von allen hervorragenden und als solche anerkannten Meistern enthalten müssen, um für die Zukunft ausreichende Gelegen heiten zu umfassendem Studium zu geben. Meine Herren! Die Voraussetzung, an welche die Aufnahme von Gemälden in die Gemäldegalerie ge knüpft ist, ist ja bekanntlich vorheriges Gehör und Zu stimmung der aus hervorragenden Sachverständigen zusammengesetzten Galeriekommission, die unter dem Ehrenvorsitze Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Johann Georg steht, während der Ankauf aus der Pröll-Heuer-Stiftung durch den Akademischen Rat erfolgt. Ich habe Ihnen aber, glaube ich, fchon in einer früheren Sitzung hier auseinanderzusetzen Ge legenheit gehabt, daß, während früher die General-V direktion diese Gemälde ohne weiteres zu übernehmen hatte, seit einigen Jahren die Bestimmung getroffen ist, daß kein Gemälde ausgenommen werden darf, ohne daß die Generaldirektion — und zwar nach Gehör ihrer Sammlungsdirektoren — dazu ihre Zustimmung gegeben hat. Auf diese Weise ist ein sachverständiges Zusammenwirken aller beteiligten Organe gewähr leistet. Zum Schlüsse darf ich in diesem Zusammenhänge noch die gewiß auch von Ihnen freudig aufgenommene Mitteilung machen, daß von dem Dresdner Museums vereine , dem ich für feine erneuten hochherzigen Zu wendungen in den letzten Jahren namens der Regie rung wiederum den wärmsten Dank ausfpreche, uns in diesen Tagen das monumentale Bild des General feldmarschalls v. Hindenburg von Hugo Vogel in Berlin schenkungsweise überwiesen worden ist. (Bravo!) Ich habe heute Nachmittag eine die Schönheit des Bildes natürlich nicht vollständig wiedergebende far bige Ansichtskarte erhalten, die jedem der Herren, der hierfür Interesse hat, zur Verfügung steht. Des weiteren ist heute von der Galeriekommifsion beschlossen worden, den Ankauf eines hervorragenden neuen Liebermann, den Generalobersten v. Bülow darstellend, für die Galerie zu empfehlen, und ich habe die Absicht, namens der Generaldirektton diesen Ankauf auch zu vollziehen. Dies Bild stellt den hervorragenden großen Heerführer als Verkörperung deutscher Kraft und deutschen Wesens dar. (Sehr richtig!) Ich glaube, meine Herren, Sie werden freudig davon berührt sein, (Zuruf: Tirpitz!) daß unsere Galerie auch darauf hält, in ihren Gemäl den zugleich ein Ab- und Spiegelbild der großen vaterländischen Zeit zu sein, in der wir uns befinden. Dann darf ich noch mitteilen, daß von der Galerie kommission ein sehr reizvolles Bild von der Künstlerhand unseres Dresdner Altmeisters, des Herrn Geheimen Hofrats Kießling zum Ankauf empfohlen worden ist, das, glaube ich, die allgemeine Freude und das Ent zücken der Museumsbesucher Hervorrufen wird, und endlich noch ein Werk des Altmeisters Hans Thoma. Sie sehen, daß auch in der Kriegszeit von uns deutschen Barbaren in der Bereicherung des kostbaren Inhalts unserer Sammlungen fortgefahren wird. (Bravo!)